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Projekt: Wilayat ul-Faqih von A bis Z


Sayyid 'Aliy

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A’udhubillah as-Sami‘ al-Alim min ash-Sheytan ar-Rajim

Bismillah ar-Rahman ar-Rahim wa bihi nasta’in

Was-salatu was-salamu ‘ala Muhammad wa Aalihi at-Tayyibin at-Tahirin

As-salamu 'alaikum,

 

ein guter Bruder sagte mal: Wer Kritik üben oder die Wahrheit finden will, der fängt keine angreiferische Diskussion an, sondern der liest erstmal. Lesen, lesen, lesen, hinterfragt für sich selbst. Und wenn man meint, dass man an einer Stelle nicht weiterkommt, dann kann man in guter Art und Weise seine Geschwister fragen. In diesem Sinne möchte ich einen übersichtlichen Thread über das Thema Wilayat ul-Faqih und somit auch über Imam Khamenei (h.) selbst verfassen. Ich werde verschiedene Quellen nutzen, unter anderem das Buch „Wilayat ul-Faqih“ und diverse andere Gelehrte, die an der jeweiligen Stelle erwähnt werden. Möge Allah dies gelingen lassen und es als ein Geschenk für seinen Beweis auf Erden den Hüter der Zeit Imam Muhammad bin Hassan al-Mahdi (aj.) akzeptieren!

 

Sollten irgendwo Fehler gefunden werden, so bitte ich diese mir zu melden. Das Inhaltsverzeichnis kann noch verändert werden. Für Fragen, Kritik und Kommentare bitte einen separaten Thread nutzen. "Fragen, Kritik und Kommentare zu Wilayat ul-Faqih von A bis Z"

 

Wilayat ul-Faqih von A bis Z

 

khomeinikhamenei.jpg

 

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Nutzung des Verstandes – Oberstes Gebot!
  2. Vorwort und Vorgeschichte
  3. Wilayat ul-Faqih – Eine Erfindung von Imam Khomeini (r.)?
  4. Warum Regierung und Regieren?

    1. Befehlt das, was Recht ist und verbietet das, was Unrecht ist!
    2. Modalität der islamischen Gesetze
    3. Beispiele für Gesetze
      1. Steuer- und Finanzwesen betreffende Gebote
      2. Gebote zur nationalen Verteidigung
      3. Gebote zu Zivil- und Strafrecht

      [*]Politische Revolution - Eine Notwendigkeit

      [*]Vereinigte islamische Welt - eine Notwendigkeit

      [*]Befreiung der Unterdrückten

      [*]Islamisches Gouvernement - Laut Quran, Sunnah und Ahadith

      [*]Islamischer Regierungsstil

      1. Wie muss der Regierende sein?
      2. Kenntnis über Gesetz und Gerechtigkeit
      3. In der Zeit der großen Verborgenheit
      4. Wilayat ul-Faqih
      5. Wilayat I'tibari
      6. Wilayat Takwini
      7. Die Regierung - Ein Mittel zur Realisierung der Ziele
      8. Hohe Regierungsziele
      9. Was ist dazu notwendig?

      [*]Ahadith und Wilayat ul-Faqih

      [*]Gab es vor Imam Khomeini (r.) einen Faqih der die Wilayah besaß?

      [*]Beschränkt sich die Wilayah des Faqihs derzeit nur auf den Iran?

      [*]Was sagen andere Gelehrte über Wilayat ul-Faqih?

      [*]Islamisches Prinzip – Alles ist erlaubt bis dessen Verbot bewiesen ist

      [*]Imam Khamenei (q.) in den Worten der Gelehrten

      [*]Was ist mit euch? Wie urteilt ihr? [Al-Qalam:36]

      [*]Unsere Aufgabe - Öffentlichkeitsarbeit


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A’udhubillah as-Sami‘ al-Alim min ash-Sheytan ar-Rajim

Bismillah ar-Rahman ar-Rahim wa bihi nasta’in

Was-salatu was-salamu ‘ala Muhammad wa Aalihi at-Tayyibin at-Tahirin

As-salamu 'alaikum

 

Nutzung des Verstandes – Oberstes Gebot!

 

Über den Islam muss nachgedacht werden. Wir müssen über die Verse und Überlieferungen nachdenken, sonst kommen wir im Islam nicht mehr voran. So sagt Imam Ja’far as-Sadiq (a.): „Einen Hadith zu verstehen ist besser, als eintausend Ahadith zu überliefern.“ Auch über diesen Hadith müssen wir nachdenken. Gehen wir davon aus, dass alleine durch das Lesen einer Überlieferung ein Hadith verstanden wird, dann stellt sich einem die Frage, weshalb Überlieferer von Ahadith anscheinend die Ahadith die sie überliefern nicht verstehen? Sonst würde Imam Ja'far (a.) doch nicht sagen, es zu verstehen, ist besser als es zu überliefern? Die damaligen Überlieferer konnten die Ahadith sogar auswendig! Aber auch das Auswendiglernen eines Hadithes führt anscheinend nicht zum Verständnis!

 

Das heißt, einen Hadith zu lesen oder ihn sogar auswendig zu lernen bedeutet nicht, dass man einen Hadith auch verstanden hat! Vielmehr muss man über die Ahadith nachdenken und meditieren! So wie Allamah Tabataba'i (r.) in Al-Mizan fi Tafsir al-Quran das Nachdenken und Meditieren über die Verse als den richtigen Weg ansieht, um die Verse (die auch Überlieferungen sind) zu verstehen. So sprach der Prophet (s.): „Eine Stunde Denken ist besser als eintausend Stunden beten.“ Grenzte der Prophet (s.) das Denken auf etwas Bestimmtes ein, oder sprach er allgemein über das Denken? Wir sehen, er sprach allgemein über das Denken, also ist das Denken auch über die Offenbarung Gottes gemeint. Und wie viele Überlieferungen sagen uns, wir sollen darüber nachdenken? Wie oft sagt der Quran selbst, und wollen sie denn nicht nachdenken!? Wollt ihr denn nicht nachdenken?[6:50] So macht euch Allah die Zeichen klar, damit ihr nachdenken möget.[2:219]

 

Es gibt im Quran beispielsweise Verse die nicht eindeutig sind. Sicherlich habt ihr schon von zweideutigen Versen gehört. Wie will man diese wirklich verstehen, ohne über sie nachgedacht zu haben? Sind sie also keine Beweise über uns, nur weil sie nicht absolut eindeutig sind? Allamah Tabataba'i (r.) sagt aber, auch diese Verse sind an sich nicht zweideutig, sie haben eine Bedeutung. Aber unser beschränktes Verständnis erkennt das nicht sofort. Deshalb müssen wir darüber nachdenken!

 

Es werden auch Beispiele genutzt um einige Aspekte den Lesern näher zu bringen. Diese Beispiele sind also keine Analogieschlüsse und sollen den Lesern ein besseres Verständnis ermöglichen. So sagt Allah im Quran: Und Allah prägt Gleichnisse für die Menschen, auf daß sie nachdenken mögen.[14:25]

 

Wir müssen also über die Offenbarung nachdenken, sonst werden wir niemals recht geleitet werden. Lesen wir denn im Quran nicht: (Wir entsandten sie) mit den deutlichen Zeichen und mit den Büchern; und zu dir haben Wir die Ermahnung herabgesandt, auf daß du den Menschen erklärest, was ihnen herabgesandt wurde, und auf daß sie nachdenken mögen.[16:44] Wenn also die Offenbarung mit den deutlichen Zeichen und sogar die Erklärung dessen ausreichen würde, weshalb sagt Allah, auf dass sie nachdenken mögen?! In jedem Fall müssen wir nachdenken!

 

Sonst würden wir kaum mehr etwas von unserer Religion verstehen, wir müssten sogar Teile des Tauhids leugnen. Erst durch das Denken erkennen wir den Sinn und den Zusammenhang. Deshalb muss man mit einem offenen Herzen und einem offenen Verstand an diese Thematik herangehen. Wollen sie also nicht über den Qur'an nachdenken, oder ist es (so), daß ihre Herzen verschlossen sind?[47:24]

 

Als Sayyid Kamal al-Haydari (h.) unseren großen Meister Shahid Muhammad Baqir as-Sadr (r.) fragte, wie er zu diesem Mann wurde, so antwortete Shahid Sadr (r.): Durch 10% Nachlesen/Recherchieren und 90% Nachdenken!

 

Deshalb, liebe Geschwister: Sprich: „Ich mahne euch nur an eines: daß ihr euch ernsthaft mit Allahs Sache - zu zweit oder einzeln - befaßt und dann nachdenken sollt.“[34:46]

 

Was-salamu 'alaikum

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Bismillah ar-Rahman ar-Rahim wa bihi nasta’in

Was-salatu was-salamu ‘ala Muhammad wa Aalihi at-Tayyibin at-Tahirin

As-salamu 'alaikum

 

Vorwort und Vorgeschichte

 

Eigentlich ist Wilayat ul-Faqih leichtverständlich und bedarf keiner umfangreichen Erklärung. Das heißt, wer mit dem Islam einigermaßen vertraut ist, der wird Wilayat ul-Faqih zustimmen, wenn er ein wenig darüber nachdenkt. Das sein Sinn jedoch lang und breit erklärt und begründet werden muss, hat zum einen mit der Situation der Muslime allgemein und zum anderen mit der damaligen speziellen Situation der islamischen Theologieschulen (Hawzat) zutun.

 

Der Islam sah sich seit seiner Gründung mit sehr vielen Feinden konfrontiert. Bis dann vor mehr als 400 Jahren die Kolonialisten die islamischen Länder „entdeckten“. Sie haben schnell verstanden, dass das was sich ihren Zielen in den Weg stellte der Islam war. Somit sahen sie es als notwendig an Vorkehrungen zu treffen, um den Islam auszuschalten. Es wurden Propagandisten in unseren Theologieschulen ausgebildet, ihre Helfershelfer waren in Universitäten und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Sie arbeiteten Hand in Hand zusammen um den Islam zu verzerren und zu zersetzen. Dies geschah mit einer nachhaltigen Intensivität, sodass sogar akademisch Gebildete in der islamischen Welt ein falsches Bild vom Islam gewannen und abirrten.

 

Sie gründeten Schulen und ihre Einrichtungen wuchsen mit der Zeit immer mehr. Ihre Publizisten und Propagandisten gingen in die Dörfer um den Kindern den christlichen Glauben nahezubringen oder aber sie zu Atheisten zu machen. Ihr Bestreben war es uns „unterentwickelt“ zu halten, damit wir aus der misslichen Situation nicht mehr rauskommen konnten. Damit sie die Länder und ihre Ressourcen für ihre eigenen Vorteile frei nutzen konnten.

 

Sie propagierten, der Islam sei keine universale und vollständige Religion. Der Islam hätte nur Gebote die einen selbst betreffen würden. Gesetze die die Moral, die Reinlichkeit und die Seele betreffen würden, sonst jedoch hätte der Islam nichts anzubieten. Jedenfalls nichts, was das praktische Leben und die Verwaltung der Gesellschaft anbelange. Viele glaubten nun, dass der Islam keine akzeptable Ordnung bzw. Staatsforum anbiete. So verfügten viele nicht mehr über ein objektives Islambild. Der Islam war fremd und blieb ein Fremdling unter den Völkern. Selbst denjenigen, die den wahren Islam vorstellten, wurde nicht einfach so geglaubt.

 

Als Veranschaulichung der Verzerrung des wahren Islams, möchte ich an dieser Stelle ein paar Zahlen anführen. Das Verhältnis zwischen den Quranversen die rein gottesdienstlichen Inhaltes sind und den Versen die Soziales betreffen, ist eins zu einhundert (1:100). Von einer 50bändigen Ahadith-Reihe betreffen drei-vier Bände rein gottesdienstliche Themen, ein Band Ethik und Moral, der Rest jedoch betrifft Soziales, Wirtschaft, Recht, Politik und Verwaltung!

 

Als die westliche Welt in Barbarei dahinvegetierte, Amerika das Land der halbwilden Indianarstämme war und in den großen Reichen Persien und Rom Dikatur, Herrentum und Diskriminierung herrschten, sandte der Segensreiche und Erhabene Gott mittels seines Gesandten Gesetze hinab, angesichts deren Hervorragenheit man in Verwunderung gerät. Gott gab für den Menschen von seiner Geburt bis nach seinem Tod Gebote und Richtlinien! So wie Allah Bestimmungen für das gottesdienstliche Leben gab, so gab Allah auch den Staat und die Gesellschaft betreffende Bestimmungen und Weisungen!

 

Umfangreiche juristische Werke wurden verfasst, denn das islamische Recht ist ein progressives, es ist komplett und universal. Angefangen bei Hudud, Qisas, völkerrechtlichen Beziehungen, Frieden, Krieg bis hin zu privatem und internationalem Recht bietet der Islam an. Doch die Feinde des Islams redeten den Muslime ein, dass der Islam dies alles nicht anzubieten habe, sondern nur Seele und Reinlichkeit betreffende Gebote anbiete. Auch sind die Geistlichen mitschuld, die sich in die Irre führen liesen und ihnen nichts oder kaum etwas daran lag, dieses falsche Bild zu korrigieren.

 

Monarchien und Thronfolgen machten sich in den islamsichen Ländern breit. Wo diese doch anti-islamische Systeme sind, die der Islam seit Anbeginn bekämpft. Der Prophet (s.) schrieb an den oströmischen Imperator Heraklius und an den Perserkaiser und rief sie dazu auf die monarchistische Staatsform ad acta zu legen!

 

Nach und nach wurde die Schlinge um die Hälse der Gelehrten die über islamisches Regieren und Regierung sprechen wollten wieder enger und sie konnten es nur zwischen den Zeilen tun. In jedem Fall aber hat man mit der heftigen Opposition der Westhörigen zu rechnen. Als das Buch Wilayat ul-Faqih von Imam Khomeini (r.) gedruckt wurde, hat der damalige Unrechtstaat alle foltern und hinrichten lassen, die das Buch nur bei sich trugen.

 

Es kam sogar soweit, dass die Soldatenkleidung als unehrenhaft und im Widerspruch zu Murruwat und 'Adalah verstanden wurde. Wo doch unsere A’immah selbst Kämpfende und Soldaten waren! Wer kennt nicht die Überlieferungen über Amir al-Mu’minins (a.) Mut und Kraft? Aber einige vertraten die Ansicht, diese Kleidung sei mit der Gerechtigkeit nicht zu vereinbaren. Und wenn man schon eine islamische Regierung erreichen wollte, dann müsse dies in den üblichen Geistlichengewändern geschehen.

 

Diese Gedanken sind die Folge jener Missionsarbeit, die wir bis hierher spüren! Es hat uns soweit gebracht, dass wir uns nun anstrengen müssen um nachzuweisen, dass der Islam auch Anordnungen zu Regierung und Staatsführung gegeben hat. Glaubt nicht, die Geistlichen seien nur über einige Reinlichkeitsgebote informiert und würden sich um Politik nicht kümmern. Oder aber, dass die Religion und die Politik voneinander zu trennen seien.

 

Auch das ist was die kolonialistische Welt verkündet und in Umlauf gesetzt hat. War denn zu der Zeit des Propheten (s.) die Religion und die Politik voneinander getrennt? War es denn damals so, dass einige Geistliche und andere Politiker waren? War es denn zur Zeit Amir al-Mu’minins (a.) so, dass Religion und Politik zwei verschiedene, seperate Bereiche waren? Nein, derlei haben die Kolonialmächte und deren Handlager propagiert. Damit die Religion keinen Einfluss mehr auf das Weltliche ausüben kann und wir keine geordnete und geeinigte islamische Gesellschaft gründen können. Auf diese Weise gelang es ihnen unsere Länder in ihre Gewalt zu bekommen und ihre Ressourcen zu plündern.

 

Wenn wir Muslime nur mit dem Gottesdienst beschäftigt sind, dann werden uns die korrupten und kolonialistischen Regierungen nichts anhaben. Bete soviel du willst, faste soviel du willst aber lass sie nehmen und fortragen, was immer sie wollen. Gott wird schon selbst mit ihnen abrechnen. – Wenn wir so reagieren auf all das Unrecht und das unsere Logik ist, dann lasst uns nichts tun. Zu Zeiten des besetzen Iraks durch die Engländer sagte einer ihrer Befehlshaber, als er den Adhan hörte: „Schadet das, was der Mu’adhin da oben vom Minarett ruft der englischen Politik?“ Man antworte ihm: „Nein!“ So erwiderte er: „So lasst ihn rufen, was er will. Solange ihr unserer Kolonialpolitik nicht zu nahe kommt und ihr unter dem Islam das versteht, was ihr immer von ihm sagt, wenn ihr euch also daran haltet, so habt ihr nichts zu befürchten. Betet, soviel ihr wollt.“

 

Genauso ist es. Man will euer Öl. Euer Gebet wollen sie nicht. Sie wollen eure Länder als Absatzmarkt für ihre Waren, deshalb verhinderten ihre Regierungen unsere Industrialisierung. Oder aber sie gestanden uns eine Industrie zu, welche voll und ganz abhängig ist und auf Montage beruht. Sie wollen nicht, dass wir vorankommen und zu „Menschen“ werden. Vor wirklichen „Menschen“ fürchten sie sich. Wenn sie jemanden sehen, der was kann und leistet, geraten sie ins Schleudern. Darum, weil er abfärbt, sich vermehrt und ein Beispiel für andere ist. Weil er beeindruckt, Einfluss gewinnt und das Fundament für Kolonialismus, Despotismus und abhängige Regime gefährdet.

 

Diese Leute werden eingesperrt, verbannt oder aber getötet. Oder zumindest versucht man sie mundtot zu machen und zu diffamieren. Diesen Leuten wird vorgeworfen „politisch“ zu sein. Ein „politischer“ Geistlicher. Ja, auch der Prophet (s.) war politisch. In dieser Weise agieren und propagieren die politischen Handlanger des Kolonialismus, damit wir aus der Politik verdrängt werden und unser Weg zum sozialen Umfeld blockiert wird. Um euch daran zu hindern korrupten Regierungen und bevölkerungsfeindlichen und anti-islamischen Politikern die Stirn zu bieten. Damit sie tun und lassen können, wonach ihnen der Sinn steht und niemand da sei, der es ihnen verwehre.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

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As-salamu 'alaikum

 

Wilayat ul-Faqih – Eine Erfindung von Imam Khomeini (r.)?

 

Bevor wir überhaupt mit dem eigentlichen Thema anfangen, sollten wir doch zuvor klären, wo dieses Prinzip eigentlich verwurzelt ist. Leider wird oft die falsche Behauptung aufgestellt, Wilayat ul-Faqih wäre eine Erfindung von Imam Khomeini (r.) und zuvor gab es sowas nicht. Aber ganz im Gegenteil! Im Laufe dieser Abhandlung wird man sehen, dass dieses Thema, wie alle anderen islamischen Themen, in der islamischen Offenbarung verwurzelt ist. Und schon bekannte Größen wie Sheykh al-Mufid (r.) befassten sich mit dieser Thematik und schrieben ihre Ansichten darüber nieder.

 

Leider konnten die damaligen Gelehrten dieses Thema nicht in der Ausführlichkeit behandeln, die es eigentlich verdient hätte. Das hatte verschiedene zeitliche Gründe, zum einen mussten sie ein Leben unter Despoten führen und zum anderen waren die Menschen nicht bereit dafür. Dennoch schrieben die Gelehrten immer im Zusammenhang mit anderen Themen ebenfalls zu diesem Thema.

 

Bis Ayatullah Moula Ahmad Naraqi (r.) sich in der Qadscharenzeit mit dem Thema eingehender auseinandergesetzt hatte, wenn auch nicht frei von anderen Themen. Er argumentierte unter Hinzuziehung etlicher Ahadith, dass der Faqih in der Zeit der großen Verborgenheit hinsichtlich zweier Punkte Anspruch auf die Wilayah habe:

  1. Zum einen im Zusammenhang mit allen Angelegenheiten, für die der Prophet (s.) und die A’immah (a.) Verantwortung trugen. Es sei denn, aus religionsrechtlichen Gründen würden Verpflichtung bzw. Anspruch entfallen.
  2. Zum anderen bezüglich aller Aspekte und Aufgaben, die mit Glauben und Erdenleben des Menschen zutun haben.

Anschließend widmete er sich, ebenfalls auf Verse und Überlieferungen stützend, zehn Punkten aus dem zum Wilayat ul-Faqih gehörenden Kompetenzbereich zu: Durchführung der von Gott festgesetzten Hudud, Schutz des Eigentums der Waisen, Geistigminderbemittelten, Unmündigen und Abwesenden, Verwendung des Anteils des Imam Ma’sums (aj.) und so weiter.[1]

 

Nach Ayatullah Naraqi (r.) befasste sich dann Imam Khomeini (r.) mit diesem Thema. Doch dieses Mal wurde es nicht im Zusammenhang mit anderen Themen erörtert, sondern direkt mit dem Thema Regierung und Regieren. Dies tat er eingehend, detailliert und zum ersten Mal in aller Deutlichkeit. Unter anderem im Rahmen seiner 13 Vorlesungen in Najaf al-Ashraf. Noch genauer beleuchtete er das Thema und vor allem die sich daraus ergebenden politischen Aspekte in seinem Buch „Wilayat ul-Faqih“.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

 


1. Kitab ul-Bey‘, B. 2, S. 459-501
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As-salamu 'alaikum

 

Warum Regierung und Regieren?

 

Bevor wir uns mit dem Thema auseinandersetzen und über dessen Beweise sprechen, sollten wir uns erst einmal fragen, warum wir überhaupt eine Regierung brauchen? Wer sagt überhaupt, dass wir eine Regierung und einen Regierenden brauchen?

 

Nun, Gesetze alleine reichen für das Erblühen einer Gesellschaft nicht aus. Sie können keine Sicherheit, keinen Fortschritt gewährleisten. Eine Legislative ohne Exekutive wäre das Gleiche, wie wenn ich einen Lehrplan hätte aber keinen Lehrer. Damit die Gesetze also wirklich der Gesellschaft dienlich und zum Wohle sind, bedarf es einer Exekutive, die Gesellschaft braucht durchführende Organe. Deshalb hat Allah, neben der Offenbarung selbst, auch für eine Regierung, mit ihren exekutiven Aufgaben und Kompetenzen, gesorgt.

 

Der Prophet (s.) selbst stand an der Spitze dieser Regierung. Neben der Offenbarung und Aufklärung hatte er für die Durchführung der göttlichen Weisungen und für die Schaffung einer islamischen Ordnung zu sorgen. Mit anderen Worten, er musste eine islamische Regierung ins Leben rufen. Er offenbarte also nicht nur, beispielsweise das Strafrecht, sondern achtete auch auf dessen Durchführung.

 

Nach dem Propheten (s.) hatte der Kalif, sein Statthalter und Nachfolger, diese Aufgabe. Es ist offensichtlich, dass es dabei nicht um die Offenbarung ging. Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet.[5:3] Der Prophet (s.) offenbarte den gesamten Quran und die gesamte Offenbarung noch zu seinen Lebzeiten. Ein Statthalter jedoch war notwendig, damit er die Führung in die Hand nahm und für die korrekte Durchführung der Gesetze sorgte. Denn zu jeder Zeit und an jedem Ort war und ist eine Exekutive nötig, die auf die Realisierung der Gesetze achtet. Die Legislative allein vermag es nicht des Menschen Wohl zu gewährleisten. Die Dringlichkeit einer Exekutive wird deutlich, als Allah den Propheten (s.) warnte, dass es ohne die Exekutive so wäre, als ob er die Offenbarung nicht verkündet hätte. O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn herab gesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du deine Botschaft nicht verkündet.[5:67]

 

Schließlich bedurften die Muslime auch nach ihm eine Exekutive, die auf die Durchführung der Gebote Gottes achtete und darauf, dass die Gesellschaft im Rahmen einer islamischen Ordnung regiert wurde. Die Exekutive ist also dringend notwendig. Sie ist es, die für die Durchführung der Gesetze, Regelungen und richterlichen Anordnungen Sorge trägt. Und sie lässt die Bevölkerung in den Nutzen von Gesetz und einer gerechten Rechtsordnung kommen. Daher hat der Islam nicht allein für Gesetze und Legislative gesorgt, sondern auch für Exekutive.

 

Ein Argument dafür, dass eine Regierung sein oder geschaffen werden muss, ist also das Vorgehen des Propheten (s.) selbst. Denn er selbst etablierte eine Regierung und übernahm die Aufgaben der Exekutive. Er entsandte seine Beauftragten in die nähere und weitere Umgebung, sorgte für Rechtsprechung und ernannte Richter. Er schloss Abkommen und Verträge ab und befehligte bei militärischen Auseinandersetzungen sein Heer. Er achtete genau darauf, dass Staat und Gesellschaft betreffende Anordnungen und Regelungen respektiert und befolgt wurden. Zudem bestimmte er, nach göttlichem Auftrag, jenen, der nach ihm zu regieren hatte. Das ist ein Hinweis darauf, dass auch nach ihm die Gesellschaft weiterhin eine Exekutive brauchte und das Regierung und Regierender eine unerlässliche Notwendigkeit darstellten.

 

Da also das Praktizieren der islamischen Gesetze und Gebote, weswegen Regierung und Regieren des heiligen Propheten (s.) notwendig waren, zu jeder Zeit notwendig ist, brauchen wir auch heute noch eine Regierung und einen Regierenden. Der Gedanke, die Gesetze seien nur auf einen Ort und eine Zeit beschränkt, widerspricht dem Quran. Er spricht nicht zu einer Gruppe von Menschen zu einer bestimmten Zeit, sondern vielmehr zu allen Menschen. Auf dass er jeden warne, der am Leben ist und auf dass das Wort gegen die Ungläubigen in Erfüllung gehe.[36:70]

 

Und andere Verse, die das bezeugen. Beispielsweise [ibrahim:52], [Yunus:2], [Al-Hajj:49] und [Al-Ahzab:40]. Es widerspricht also dem Islam, dass die Gesetze nur für die Zeit des Propheten (s.) oder nur bis zur kleinen Verborgenheit galten. Es muss also zu jeder Zeit eine Regierung und einen Regierenden geben, denn ohne dieses würde es zu einem Chaos kommen. Es würde uns zu Korruption und gesellschaftlichem, moralischem und ideologischen Verderb führen. Damit das nicht passiert, bleibt kein anderer Weg, als für die Schaffung und Wahrung einer dementsprechenden Regierung und Ordnung zu sorgen.

 

Das was laut Gesetz und Verstand zu Zeiten des Propheten (s.) und Amir al-Mu'mins (a.) notwendig war, stellt auch zu unserer Zeit eine Notwendigkeit dar. Oder soll seit der kleinen Verborgenheit jeder tun und lassen können was er will? Sollen also all diese Gesetze und Gebote zwar vorhanden sein, aber bis zur Rückkehr des Hüters der Zeit (aj.) unter den Tisch gekehrt werden? Hat Allah seine Offenbarung nur für einen Zeitraum von 200 Jahren herab gesandt? Waren all die Mühen des Propheten (s.) nur für diesen Zeitraum und danach soll alles wieder aus der Hand gegeben werden?

 

Solche Ansichten zu vertreten oder zu übernehmen ist schlimmer, als den Islam selbst abzuschaffen. Niemand kann allen ernstes sagen, dass der islamisch-ideologische Rahmen nicht mehr notwendig sei und die territoriale Integrität des islamischen Landes nicht mehr verteidigt zu werden bräuchten. Dass heute also Jiz'iyyah, Kharaj, Khums und Zakat überflüssig seien und ebenfalls das islamische Strafrecht und so weiter.

 

Wer also behauptet, eine islamische Regierung sei nicht erforderlich, leugnet damit zugleich die Notwendigkeit der Durchführung der islamischen Gebote, deren Vollständigkeit und schlechthin die immerwährende Gültigkeit des Islams. Dieser klaren, logischen und erhellenden Religion.

 

Auch nach dem Dahinscheiden des Gesandten Gottes zweifelte niemand von den Muslimen daran, dass auch weiterhin eine islamische Regierung notwendig sei. Niemand sagte, dass sie sich nun erübrige, dass man darauf verzichten könne. Derlei Reden wurden von niemandem gehört. Über die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer islamischen Regierung waren sich alle einig. Worüber sie sich nicht einig waren, war die Frage der Person.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

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As-salamu 'alaikum

 

Befehlt das, was Recht ist und verbietet das, was Unrecht ist!

 

Eines der größten Pflichten des einzelnen Muslims und der islamischen Gesellschaft ist das Recht zu gebieten und das Unrecht zu verbieten. Leider ist es so, dass wenn man über dieses Thema spricht, nur die Aspekte sieht, die den einzelnen Muslim betreffen und nicht die gesamte Gesellschaft. Doch der Quran sagt: Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum Guten einlädt und das gebietet, was Rechtens ist, und das Unrecht verbietet; und diese sind die Erfolgreichen.[3:104] Wir sollen also eine Gemeinde sein, eine Gesellschaft die das gebietet, was Rechtens ist, und das Unrecht verbietet.

 

Allah sagt: Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer: Sie gebieten das, was Rechtens ist, und verbieten das Unrecht und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist Erhaben, Allweise.[9:71] Hier wird das Gebet und die Zakah nach dem Gebieten des Rechts und dem Verbieten des Unrechts erwähnt, da es erst dadurch in der Gesellschaft gefördert und praktiziert wird. So wie die Gehorsamkeit Gottes erst durch das Gebet gefördert und praktiziert wird. Wir sehen also, dass das ein Grundpfeiler der Gehorsamkeit Gott gegenüber ist.

 

Doch wie können wir dieser Pflicht wirklich nachkommen? Der Gesandte Gottes (s) sprach: "Wer Schlechtes sieht, der verwehre es durch seine Hand (durch sein Eingreifen), wenn er dazu imstande ist. Wenn er dazu nicht imstande ist, dann durch sein Wort. Ist er dazu auch nicht imstande, dann soll er es in seinem Herzen verwehren (ablehnen)."[1] Es gibt also drei Stufen der Verwirklichung dieser Pflicht, wir beginnen mit der Kleinsten/Einfachsten:

  1. Gebieten und Verbieten mit dem Herzen
  2. Gebieten und Verbieten mit der Zunge
  3. Gebieten und Verbieten mit der Hand

Die letzte Stufe, das Gebieten und Verbieten mit der Hand können nur diejenigen praktizieren, die eine Autorität über andere haben. Beispielsweise Eltern, Lehrer oder aber die islamische Regierung. Dieses Gebieten und Verbieten ist auf dieser Stufe: Und wenn zwei Parteien der Gläubigen einander bekämpfen, dann stiftet Frieden zwischen ihnen; wenn jedoch eine von ihnen sich gegen die andere vergeht, so bekämpft diejenige, die im Unrecht ist, bis sie sich Allahs Befehl fügt. Fügt sie sich, so stiftet in Gerechtigkeit Frieden zwischen ihnen und seid gerecht. Wahrlich, Allah liebt die Gerechten.[49:9]

 

Nun, wenn wir uns die Verse über das Gebieten und Verbieten ansehen, so wird unter anderem dieser Wortlaut verwendet: ويأمرون بالمعروف وينهون عن المنكر Wenn wir uns diese Worte nun genauer ansehen, so spricht Allah von أمر (Amr). Dieses Wort kann als Befehl, Gebot, Anweisung, Anordnung, Weisung, Vorschrift, Auftrag und so weiter übersetzt werden. Nun stellt sich einem die Frage, wie kann ich jemandem etwas befehlen oder verbieten? Wer soll die Anordnungen, die Vorschriften, die Befehle, die Gebote durchführen, durchsetzen und das mit der Hand? Also durch aktives Eingreifen. Wer wäre überhaupt dazu berechtigt?

 

Können wir beispielsweise in Deutschland durch aktives Eingreifen jemanden daran hindern Alkohol zu trinken? Oder wird diese gerechte Tat hier vielmehr als Straftat wahrgenommen? Vor allem, man hat ja wirklich keine Autorität und kein Recht dies zu tun! Doch wie können wir also dieser Pflicht tatsächlich nachkommen? Der aufmerksame Leser sollte sich nun bewusst sein, dass diese Pflicht ein Argument ist für die absolute Notwendigkeit einer Regierung. Ohne die Exekutive, die dafür zuständig ist, müssten wir dieses Gebot beiseite schieben und hätten kaum eine Möglichkeit Gottes Gebot nachzukommen.

 

Imām as-Sādiq (a.s.) zitierte den Gesandten Allāhs (s.a.a.s.) folgendermaßen: „Wie wird es euch ergehen, wenn eure Frauen verderben und eure Kinder sündig, und ihr euch nicht am Guten beteiligt noch das Böse verbietet?" Die Leute fragten: „Wird dies geschehen, o Gesandter Gottes?" Er antwortete: „Ja, und noch schlimmeres. Wie wird es euch ergehen, wenn ihr euch am Bösen beteiligt und das Gute verbietet?" Die Leute sagten: „O Gesandter Gottes, wird denn das geschehen?" Er sagte: Ja, und sogar schlimmeres als das. Wie wird es euch ergehen, wenn ihr das Gute für schlecht haltet, und das Böse für gut?"[2]

 

Wir sind alle Zeugen dieser Prophezeiung. Doch damit eben jenes abgewendet wird und aus uns eine Gemeinde wird, die das Recht gebietet und das Unrecht verbietet, müssen wir uns um eine Regierung kümmern. Wir benötigen Regierung und Regieren zu allen Zeiten, auch hier hat der Quran keine Einschränkung gemacht, auch hier spricht er zu allen Menschen in allen Zeiten. Die Notwendigkeit einer Regierung leitet sich also auch durch die Verse ab, die uns zum Gebieten des Rechts und zum Verbieten des Unrechts aufrufen. Die Gesellschaft benötigt dafür eine Exekutive!

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt...

 

1. Wasa'il-usch-Schi'ah, B. 16, S. 135

2. al-Hurr al-´āmilī, wasā'il-usch-Schī´ah, Band 16, S. 122

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As-salamu 'alaikum

 

Modalität der islamischen Gesetze

 

Ein weiteres Argument für die Notwendigkeit der islamischen Gesetze ist deren Modalität, Qualität und Bedeutung. Dies gibt uns Aufschluss darüber, dass die islamischen Gebote im Sinne eines intakten Gouvernements, einer intakten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verwaltung und Regelungen der Belange des Landes und der Gesellschaft gegeben wurden.

 

Zum einen umfasst das Religionsgesetz eine Vielzahl verschiedenartiger Bestimmungen und Weisungen und gibt eine komplette Gesellschaftsordnung an die Hand. In dieser Rechtsordnung ist alles vorhanden, was der Mensch zu einem intakten individuellen und sozialen Leben braucht. Von seinem Umgang mit Nachbarn, Kindern, Familienangehörigen, Stammes- und Landsleuten, seinem privaten und Eheleben angefangen bis hin zu Krieg, Frieden und internationalen Beziehungen. Vom Strafrecht bis hin zum Handelsrecht. Von Handwerk, Gewerbe und Industrie betreffenden Belangen bis hin zur Landwirtschaft. Sie beinhaltet Weisungen, die die Zeit vor der Ehe und Vermählung anbelangen als auch Vermählung und Zeugung.

 

Und sie rät, wie diese erfolgen sollten. Was der Mensch beispielsweise in dieser Zeit essen und zu sich nehmen möge und was in der Stillzeit. Welche Aufgaben eigentlich Vater und Mutter obliegen, wie das Kind zu erziehen ist, wie die ehelichen Beziehungen und das Verhalten der Ehepartner untereinander oder aber mit ihren Kindern zu sein haben. Für all dies gibt es Weisungen und Empfehlungen, die zum Wohle des Menschen sind, seiner Entwicklung und Vervollkommnung dienen und ihn zu einem kultivierten Menschen erziehen. Zu einem Menschen, der sozusagen wandelndes oder verkörpertes Gottesgesetz ist, da er diesem gern und gewissenhaft nachkommt.

 

Aus all dem wird klar, welch hohe Bedeutung der Islam Regierung und politischen als auch wirtschaftlichen Belangen der Gesellschaft beimisst. Darum nämlich, um dem Menschen, als Individuum und als Gesellschaft, Entwicklung und Vervollkommnung zu ermöglichen. Der heilige Quran als auch die Sunnah des Propheten (s.) beinhalten sämtliche Weisungen und Regelungen, derer der Mensch zu Wohlergehen und Entwicklung bedarf. In "Al-Kafi fil-Hadith" von Sheykh Muhammad bin al-Ya'qub al-Kuleini (r.) gibt es ein Kapitel unter dem Titel: "Alles, was für den Menschen notwendig ist, ist in Buch und Sunnah erwähnt".[1]

 

Das Buch, also der Quran, sagt dazu: Und Wir haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge herab gesandt, und als Führung und Barmherzigkeit und frohe Botschaft für die Gottergebenen.[16:89] Mit anderen Worten, er erhellt alles und klärt über alles auf. Imam Sadiq (a.) bezeugt, dass alles, dessen das Volk bedarf, in Quran und Sunnah enthalten ist. So sprach Er (a.): "Der Segensreiche und Erhabene Gott hat alle Aufklärung mit dem Quran hinab gesandt. Soweit, dass - bei Gott! - nichts, dessen der Mensch bedarf, unerwähnt geblieben wäre. So dass er nicht sagen kann: 'Wäre doch dies und jenes im Quran gebracht worden...' Alles, auch das, hat Gott im Quran zur Sprache gebracht."[2] Und dass es so ist, steht außer Frage.

 

Zum anderen wird beim aufmerksamen Studium der islamischen Gebote, deren Modalität und Qualität deutlich, dass zu ihrer Gewährleistung ein entsprechendes Gouvernement notwendig ist. Denn ohne dieses, ohne dass eine intakte, funktionstüchtige Regie und Exekutive vorhanden sind, gibt es für das Praktizieren der göttlichen Gebote keine Garantie. Auf einige Gesetze werden wir in diesem Zusammenhang im Folgenden eingehen.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

 

1. Usul al-Kafi, B. 1, S. 76-80 - Kitab Fadhl ul-'Ilm, Bab: Radilal Kitab wa Sunnah

2. Usul al-Kafi, B. 1, S. 76-77 - Kitab Fadhl ul-'Ilm, Hadith 1, Bab: Radilal Kitab wa Sunnah

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As-salamu 'alaikum

 

Beispiele für Gesetze

 

Steuer- und Finanzwesen betreffende Gebote

 

Die vom Islam festgesetzten Steuern und das von ihm vorgesehene Budget geben Aufschluss darüber, dass sie nicht nur zum Wohle der Armen und bedürftigen Sadat[1], sondern auch im Sinne der Regierung und Absicherung der notwendigen Staatsausgaben gedacht sind. Khums beispielsweise stellt eine recht beachtliche Einnahmequelle dar, die der Staatskasse, dem öffentlichen Guthaben (Beyt ul-Mal) zugute kommt und zu den Säulen des Staatsbudgets zählt. Gemäß den Bestimmungen unserer Religion ist von sämtlichen Gewinnen in allen Bereichen von Landwirtschaft bis hin zu Handel, die gemacht werden, die Khums zu leisten, und zwar entsprechen gerechter Regelungen. Das heißt vom Gemüsehändler um die Ecke bis zum Professor an der Universität sind alle dazu verpflichtet.

 

Jedermann hat von dem Zugewinn, der ihm nach Abzug seiner Ausgaben bleibt, die Khums zu zahlen bzw. dem "Hakim ul-Islami" auszuhändigen, sodass sie dem Beyt ul-Mal hinzugefügt wird. Es ist offenkundig, dass Einkünfte dieser Höhe zur Verwaltung des islamischen Staates und zur Deckung dessen Ausgaben und Notwendigkeiten gedacht sind. Zweifellos sind die Khums-Einnahmen der islamischen Länder oder auch der gesamten Welt, falls sie eines Tages durch eine islamische Regierung geführt werden sollte, nicht allein für die Beseitigung der Bedürfnisse der Sadat und Geistlichkeit gedacht sind.

 

Es geht um viel mehr, um Bedeutenderes - nämlich um die Verwaltung, um die Beantwortung bzw. Beseitigung der Notwendigkeiten eines gewaltigen Staatsapparates. Wenn ein islamisches Gouvernement ins Leben gerufen wird, muss es mit diesen Steuereinnahmen, wie Kharajat, Jiz'iyyah, Khums und Zakat verwaltet werden. Seit wann bedürfen die Sadat eines solch hohen Budgets? Zum Beispiel reichten damals die Khums-Abgaben, die sich damals alleine aus den Bagdader Bazars ergaben, für sie, für sämtliche theologisch-wissenschaftlichen Bildungszentren und für alle bedürftigen Muslime. Ganz zu schweigen von den Bazaren Teherans, Istanbuls, Kairos oder anderswo.

 

Die Möglichkeit und Bereitstellung einer solch gewaltigen Gesamteinnahme ist ebenfalls Hinweis auf einen islamischen Staat und dessen Verwaltung und Versorgung. Damit sind das Wohl der Allgemeinheit, die Infrastruktur, die Verteidigung des Landes, dessen Aufbau und Fortschritt, die Regelung der staatlichen und gesellschaftlichen Belange, einschließlich Schul-, Gesundheits- und Bildungswesens und so weiter gemeint. Und das alles im Rahmen jener Regelung, die der Islam im Zusammenhang mit der Bereitstellung, Wahrung und Nutzung dieser Beyt ul-Mal-Einkünfte vorsah. Nämlich, dass sie in keinster Weise und unter keinen Umständen missbraucht und vergeudet, sondern getreulich im Sinne des Allgemeinwohles genutzt werden.

 

Also, dass sich Regierungschef, Regierungsmitglieder und sonstige Verantwortliche des Landes bzw. des öffentlichen Dienstes nicht an diesen Einnahmen bereichern, keinerlei privilegiertes Anspruchsrecht erhalten, sondern gleicherweise wie alle der Gesellschaft am öffentlichen Guthaben teilhaben. An dieser Stelle wird der vorsichtige Umgang Imam 'Aliys (a.) mit dem Beyt ul-Mal nun verständlicher und klarer, sein vorsichtiger Umgang wiederum unterstreicht die Gewichtigkeit des Beyt ul-Mals. Das wiederum zeigt uns die Größe des Verbrechens von 'Uthman.

 

Sollte das Volksvermögen vergraben werden, bis Sahib az-Zaman (aj.) erscheint? Oder aber, dass es an jenem Tag, sagen wir fünfzig Sadat zugutekommt? Oder aber, das es jetzt vielleicht 500.000 Sayyids gegeben wird, die nicht einmal wissen, was sie mit all dem anfangen sollen?! Derweil wir doch wissen, dass ihnen als auch den Armen davon nur soviel zusteht, dass sie ihren Unterhalt damit bestreiten können. Was ist also mit dem Rest? Der Islam plant und teilt das Budget so ein, dass jedem Einkommens-Fond sein eigenes Ressort vorbehalten ist. Da gibt es beispielsweise den Zakat-Fond mit entsprechendem Ressort, einen Spenden-Fond (Sadaqat und Tabbaru'at) und einen Fond für die Khums. Die Sadat werden durch letzteren abgesichert.

 

Und wie aus Ahadith zu entnehmen ist, müssen die Sadat wiederum das, was sie bis zum Jahresende nicht verbraucht haben, dem Hakim ul-Islam zurückerstatten. Falls sie jedoch nicht damit auskommen, hat dieser ihnen mehr zu geben.

 

So sprach Imam Musa bin Ja'far al-Kadhim (a.): "Die Hälfte des Khums gehört dem Imam. Die andere Hälfte wird unter seinen Angehörigen verteilt. Ein Teil davon an die Waisen unter ihnen, ein Teil an die Bedürftigen, ein Teil an die bedürftigen Reisenden. Auf dass ihnen, gemäß Quran und Sunnah, das, was sie zu ihrem Lebensunterhalt während eines Jahres benötigen, zuteil wird. Und wenn sie bis Jahresende nicht alles verbraucht haben, geben sie das was übrig blieb dem Hakim zurück. Erhalten sie jedoch weniger als ihren Teil oder das, was sie brauchen, ist es dem Hakim vorbehalten, ihnen von dem, was noch in seinen Händen ist, zu geben und ihre Bedürftigkeit zu lindern. Der Hakim ist beauftragt worden, ihren Lebensunterhalt abzusichern und das, was sie von dem, was er ihnen gab, nicht benötigen, dem "Sahm Imam" hinzuzufügen."[2]

 

Zudem können die Jiz'iyyah, die seitens der Ahl udh-Dhimmah zu entrichten als auch die Kharaj-Abgabe, die für große Ländereien zu leisten ist, recht ansehnliche Einnahmequellen darstellen. Derlei Steuern sind ebenfalls Hinweise auf das erforderliche islamische Gouvernement. Es ist die Aufgabe des Hakims bzw. Walis, Ahl udh-Dhimma - entsprechend ihres Einkommens und materiellen Könnens - eine jährliche Steuer aufzuerlegen bzw. sie zu einer gerechtfertigten Abgabe von ihren landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu veranlassen. Oder aber von ihnen eine Steuer für den von ihnen erworbenen bzw. gepachteten landwirtschaftlichen Grund und Boden, der zu dem islamischen Territorium gehört und "Mal-ullah" (Eigentum Gottes) ist, zu fordern.

 

Dies alles erfordert eine intakte, korrekte Verwaltung, Ordnung, Übersicht und Planung. Ein wirres, chaotisches System ist ganz gewiss nicht in der Lage, diese Angelegenheit ordnungsgemäß und gerecht zu regeln. Wie gesagt, eine Aufgabe, die den Verantwortlichen des islamischen Staates obliegt und die dafür zu sorgen haben, dass gerechtfertigte Steuern in erschwinglicher und angepasster Höhe angesetzt, eingezogen und zum Wohle der Muslime verwendet werden.

 

Dass auch die Finanz- und Steuerwesen betreffenden islamischen Gebote Hinweis auf die Notwendigkeit der Existenz einer intakten islamischen Regierung und Verwaltung sind und ohne diese deren Durchführung nicht zu gewährleisten ist, dürfte wohl jedermann einleuchten. Oder wer könnte Steuern einziehen und hätte die Autorität dafür und das Recht dazu?

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

 


1. Sadat = Mehrzahl von Sayyid (Nachkommen des Propheten (s.))

2. Usul al-Kafi, B. 2, S. 491-492 / Kitab ul-Hujjah, Bab ul-Fay wal-Anfal, Hadith 4 / at-Tahdhib, B. 4, S. 127 und 281 / Kitab az-Zakah, Kap. 37, Hadith 2 und B. 36, Hadith 5

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Gebote zur Nationalen Verteidigung

 

Die Gebote, die den Schutz der islamischen Gesellschaft, Ordnung und des islamischen Territoriums gebieten, sind ebenfalls ein Argument für ein islamisches Gouvernement. Allah sagt dazu unter anderem im Quran: Und rüstet gegen sie auf, soviel ihr an Macht und Schlachtrossen aufbieten könnt, ...[8:60] Ein allgemeiner Aufruf dazu, für ausreichend bewaffnete Kräfte zur Verteidigung zu sorgen und dazu, auch in Friedenszeiten immer bereit zu sein, Land und Leute verteidigen zu können. Wann immer die Muslime gemäß diesem Gebot handelten und zur Verteidigung ihres islamischen Staates und Landes Vorsorge getroffen hatten, waren sie gerüstet und allzeit bereit, sich zu schützen und zu wehren.

 

Zu diesen Zeiten hätte sich die Handvoll Zionisten nicht erdreistet, Gebiete der Muslime zu besetzen und die Al-Aqsa-Moschee in Brand zu setzen. Die islamische Bevölkerung wäre nicht so unvorbereitet gewesen, sodass sie sich nicht sofort dagegen hätte wehren können. Die bedauerliche Lage der Muslime heutzutage ist darauf zurückzuführen, dass sie sich nicht mehr um die Gebote Gottes kümmerten, sich nicht mehr um des Wortes Gottes erhoben und für eine intakte und geeignete islamische Regierung sorgten.

 

Würden die Regierenden der islamischen Länder wirkliche das Volk vertreten, wären sie gläubig und würden sie die göttlichen Weisungen befolgen, so würden sie ihre Differenzen untereinander beiseite schieben. Sie würden sich nicht zu Komplott, Intrigen und Spaltung hergeben. Stattdessen wären sie miteinander verbündet und eine einige Gemeinschaft. Dies ist was uns der Prophet (s.) empfohlen hat, so sagte er: "...und die Muslime sind eine Hand gegen die Anderen."[1] Sodann hätten nämlich ein paar Zionisten, diese Lakaien Amerikas und Englands, nicht so vorgehen können. Auch wenn sie seitens der Amerikaner und Engländer noch so kräftig unterstützt worden wären.

 

Dass sie es jedoch vermochten, ist alles eine Folge der Untauglichkeit jener, die über die Muslime das Zepter schwingen. Der Quranvers (Und rüstet gegen sie auf, soviel ihr an Macht und Schlachtrossen aufbieten könnt, ...[8:60] ) gebietet: Mobilisiert euch soweit wie möglich, damit euch der Feind nichts anhaben und euch kein Unrecht zufügen kann. Wir jedoch waren nicht vorbereitet und gerüstet, sodass wir fremden Mächten zum Opfer fielen...

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

 

1. Bihar ul-Anwar, B. 28, S.104 - Kitab ul-Fitan wal-Mihan, Kap. 3, Hadith 3 u. B, 37, S. 114

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Gebote zu Zivil- und Strafrecht

 

Die Einhaltung vieler Gebote, wie die Sühnegesetze (Diyat), denen der Schuldige zugunsten des Geschädigten Folge zu leisten hat oder die Regelungen zu Hudud und Qisas, die allesamt unter Aufsicht des Hakim ul-Islami durchzuführen sind, können ebenfalls nur durch ein entsprechendes staatliches Amt und Organ gewährleistet werden. All diese Gebote und deren korrekte Durchführung bedürfen der Überwachung seitens eines intakten Regierungsorgans, und nur die Staatsgewalt ist es, die dieser wichtigen Angelegenheit gewachsen ist.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

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Politische Revolution - Eine Notwendigkeit

 

Die Gegner von 'Aliy bin Abi Talib (a.) verhinderten nach dem Dahinscheiden des Propheten (s.) seine Führung, seine Wilayah. Insbesondere die Bani Umayyah (Omayyaden) sorgten dafür, dass Regierungsstil und Ordnung, die der göttlichen Weisung und dem Vorbild des Gesandten Gottes (s.) entsprachen, dahinschwanden. Mehr und mehr wurden die islamischen Regierungsgrundsätze umgestoßen. Das neue Regierungsprogramm widersprach in vielerlei Hinsicht dem islamischen. Regierungsstil, Politik und Regie der Bani Umayyah und ebenso der Bani Abbas waren geradezu anti-islamisch. Ihr Kalifat und ihre Herrschaftsordnung war in keinster Weise mehr islamisch und war zu einem monarchistischen System geworden.

 

Sie herrschten im Stil der iranischen Kaiser, der oströmischen Imperatoren und der ägyptischen Pharaonen. Bis vor kurzem wurde dieser kontra-islamische Stil im Iran festgehalten und in einigen Ländern wird es dies immer noch. Religionsgesetz und Vernunft gebieten uns jedoch, nicht weiterhin derlei kontra-islamische Regierungssysteme in der islamischen Welt zuzulassen. Die Gründe dafür sind offenkundig. Denn eine nicht-islamische politische Ordnung würde bedeuten, dass man die politische Ordnung des Islams nicht verwirklicht hat. Zudem aber auch deswegen, weil jede nicht-islamische politische Ordnung eine "götzendienstliche" ist. Darum, weil ihr Oberhaupt ein Taghut ist. Es ist aber unsere Pflicht, jegliche Form von Shirk aus der islamischen Welt und Gesellschaft zu beseitigen.

 

Wir sind angewiesen, geeignete Bedingungen zur Heranbildung einer gläubigen, gesunden Gesellschaft zu schaffen. Diese Bedingungen widersprechen aber ganz und gar denen eines Taghut-Regimes und korrupter Mächte. Gesellschaftliche Bedingungen, die aus einer Taghut-Herrschaft hervorgehen und charakteristisch für eine "Götzen-Ordnung" sind, führen unweigerlich zu all dem weit verbreiteten Unheil und Verderb. Zu dem oft zitierten "Fassad fi-l-Ardh" (Verderbnis/Unheil auf Erden), der auszumerzen ist. Er und jene, die ihn hervorrufen und verbreiten. Jenes Unheil, das schon Pharao in Ägypten schuf. Wahrlich, er war einer der Unheilstifter![28:4] Unter solch unheilvollen und krankmachenden gesellschaftlichen Bedingungen wird nur schwerlich ein gesundes, gutes Leben möglich sein.

 

Die Gefahr der "Infizierung" bzw. dass selbst ein gläubiger, tugendsamer und gerechtigkeitsliebender Mensch nach und nach an Gläubigkeit, Tugend und Edelsinn einbüßt, besteht unentwegt. Zwei Wege sind es, die ihm bleiben: Entweder gibt er sich ebenfalls Dingen hin, die unrecht sind oder aber er bleibt ferst, unterwirft sich nicht den Anordnungen und Wünschen des Taghut, widersetzt sich ihm und bekämpft ihn. Auf dass Unheil und Verderbnis wichen. Uns bleibt nichts anderes, als den korrupten und verderblichen Herrschaftsapparat zum Sturz zu bringen und mit ihm seine gewalttätigen, skrupellosen und verlogenen Führern und Verantwortlichen. Dies ist eine Aufgabe, die allen Muslimen in allen islamischen Ländern obliegt und im Rahmen einer islamisch-politischen Revolution mit Erfolg durchzuführen ist.

 

Deshalb sind die Revolutionen in der islamischen Welt auch von hier aus zu unterstützen. Wir müssen uns von überall aus für die Revolutionen einsetzen und für eine bessere Zukunft kämpfen. Wir dürfen nicht blind gegenüber den Ländern wie Bahrain und Palästina werden. Und ein effizienter Kampf ist nur durch eine vereinte Ummah möglich.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

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Vereinte islamische Welt - Eine Notwendigkeit

 

Leider wurde die islamische Welt von Kolonialmächten und despotischen und kapitalistischen Oberhäuptern zersplittert. Die islamische Gesellschaft wurde gespalten, sie wurde in mehrere Nationen aufgeteilt. Auch das große osmanische Reich wurde damals von den Kolonialmächten auseinander gerissen. Russland, England, Österreich und andere Kolonialstaaten verbündeten sich, führten gegen es Krieg und heimsten sich, ein jeder für sich, einen Teil von ihm ein.

 

Wenngleich die meisten der osmanischen Herrscher unfähig und ungeeignet waren und etliche von ihnen korrupt und verderbt und ihre Staatsform eine monarchistische, so bestand für die Kolonialisten dennoch die drohende Gefahr, dass sich jene Aufrechten im Volke erhoben, die Regie im Lande übernahmen und dem Kolonialismus in ihrer Region den Garaus machten. Genau aus diesem Grunde geschah es dann, dass das osmanische Reich nach zahlreichen Gefechten im Ersten Weltkrieg zergliedert wurde. In zehn, fünfzehn kleine Staaten. Und jedes Stück Boden wurde einem oder mehreren ihrer Beauftragten übergeben. Allerdings vermochten sich einige dieser kleinen Länder späterhin des Zugriffs dieser Beauftragten und kolonialistischen Lakaien zu entledigen.

 

Damit wir zu Einheit in der islamischen Gesellschaft finden und die islamische Welt aus dem Zugriff der Kolonialmächte und der diesen hörigen Regierungen befreien können, bleibt uns kein anderer Weg, als für ein islamisches Gouvernement zu sorgen. Damit Einheit und Freiheit der islamischen Völker jedoch möglich werden können, müssen zunächst deren korrupten und Auslands-hörigen Regierungen gestürzt werden, um sich dann einem gerechten islamischen Gouvernement, das nur im Dienste der Bevölkerungen steht, zu unterstellen.

 

Denn wie gesagt, zum Schutze der islamischen Ordnung in der islamischen Gesellschaft ist eine islamische Regierung notwendig. Wie auch Sayyida Zahra (a.) schon sagte: "Und unsere Befolgung ist Ordnung für die Gemeinschaft und unsere Imamah ist nicht für Trennung." Das heißt, dass das Imamat dem Schutze der Ordnung dient und dazu, der islamischen Gesellschaft Einheit und Einigkeit zu geben.[1] Sieht man etwa eine andere Alternative? Ist der arabische Frühling also eine Fehlentwicklung und die Menschen sollten in "Taqiyyah" unter den Despoten leben?

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

 


1. Kaschf ul-Ghuma, B. 1, S. 483 (و طاعتنا نظاما للملة و إمامتنا لما للفرق )
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As-salamu 'alaikum

 

Befreiung der Unterdrückten

 

Die Kolonialmächte hatten eine ungerechte, korrupte Wirtschaftsordnung bewirkt und es den Bevölkerungen aufgezwungen. Das Resultat war, dass sich zwei Flügel bildeten, auf der einen Seite die Unterdrückter und auf der anderen die Unterdrückten. Auf einer Seite Millionen hungernder und entrechteter Muslime, für deren Wohlergehen, Bildung und Gesundheit nicht das geringste getan wird und ihnen derlei versagt ist. Aber auf der anderen Seite jene Minderheit Reicher und Mächtiger, die in Überfluss, Seichtigkeiten und Verderbtheit geradezu untergegangen sind.

 

Die hungernde und entrechtete Bevölkerung bemüht sich, sich der Tyrannei der räuberischen Herrscher zu entwinden und ein besseres Leben zu erreichen. Das verwehren und verhindern die herrschende Minderheit und der korrupte Staatsapparat jedoch. Wir sind verpflichtet, die unterdrückte und entbehrende Bevölkerung von ihrem Joch zu erlösen. Wir sind verpflichtet, den Entrechteten zur Seite zu stehen und ihren Unterdrückern die Stirn zu bieten. Das ist die gleiche Verpflichtung die Imam 'Aliy (a.) seinen Söhnen auftrug: "Und stellt euch dem Unterdrücker entgegen und seid dem Unterdrückten eine Hilfe."[1]

 

Alle Muslime haben die Pflicht, gegen das monopolistische, ungerechte, kapitalistische und illegitime Vorgehen der Tyrannen zu Felde zu ziehen und nicht länger zuzulassen, dass eine Anzahl Hungriger und Unterdrückter dahinvegetieren, dieweil gleich nebenan korrupte Diktatoren ein Leben in Luxus und Überfluss führen. Amir ul-Mu'minin 'Aliy (a.) erklärte: "Bei Dem, Der das Saatkorn aufspaltete und das Leben erschurf, wenn es nicht wegen der Anwesenheit des Anwesenden wäre und der Notwendigkeit des Beweises durch die Existenz des Helfers und wenn Allah den Gelehrten nicht aufgetragen hätte, dass sie die Übersättigung der Ungerechten und den Hunger der Unterdrückten nicht hinnehmen sollen, würde ich die Zügle (des Kalifats) auf dessen Widerrist herab werfen und ich würde den letzten davon mit dem Gefäß seines Ersten tränken. Dann würdet ihr sehen, dass diese eure Welt in meinen Augen dürftiger ist als jener feuchte Hauch, der durch das Niesen einer Ziege hervor geblasen wird."[2]

 

Deswegen hat Imam 'Aliy (a.) das Regierungsamt angenommen. Weil der Segensreiche und Erhabene Gott die Geistlichkeit verpflichtete und sich von ihr versprechen ließ, angesichts der Räuberei und Völlerei der Tyrannen und des Hungers und Elends der Tyrannisierten nicht zu schweigen. Wie könnten wir heute schweigen und zusehen, wie eine Anzahl Verräter und Korrupte gewaltsam und mit Hilfe des Auslands die Mühen von Millionen Muslimen für sich ausschlachten, sich deren Eigentum und Reichtümer bemächtigen und ihnen auch nicht den geringsten Anteil an den guten Gaben dieser Welt gönnen.

 

Es ist daher die Aufgabe aller Muslime und insbesondere der Geistlichkeit, diesen Ungerechtigkeiten ein Ende zu setzen und auf diesem Wege, der Millionen Menschen zu ihrem Wohl verhilft, tyrannische Regime zu entmachten und eine islamische Regierung erstehen zu lassen.

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt ...

 


1. Nahdsch ul-Balagha, Brief 47

2. Nahdsch ul-Balagha, Predigt 3

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  • 2 Wochen später...

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Islamisches Gouvernement - Laut Quran, Sunnah und Ahadith

 

Gemäß der Vernunft, dem Vorgehen des Propheten (s.) und Amir al-Mu'minins (a.), als auch gemäß des Qurans und der Ahadith ist es also geboten für eine islamische Regierung Sorge zu tragen. An dieser Stelle soll noch einmal ein deutlicher und klarer Hadith als Bestätigung eingesetzt werden.

 

'Abd ul-Wahid bin Muhammad bin 'Abdus an-Nisaburi al-'Adtar sagte: "Mir überlieferte Abu al-Hassan 'Aliy bin Muhammad bin Qutaybah an-Nisaburi, er sagte, dass Abu Muhammad Al-Fadhl bin Shadhan an-Nisaburi sagte: 'Wenn ein Fragender fragt und sagt: 'Berichte mir, ist es erlaubt den Weisen zu beauftragen...

 

Wenn ein Sagender sagt: 'Wieso wurden diejenigen eingesetzt, die Befehlsgewalt besitzen (Ulil Amr) und wieso wurde befohlen ihnen gegenüber loyal zu sein?' Imam Ridha (a.) antwortete: 'Aus vielerlei Gründen. Einer von ihnen ist, dass als man die Schöpfung auf einer begrenzten Grenze stehen lies, ihnen befohlen wurde diese Grenzen nicht zu überschreiten, - weil in der Überschreitung Verderben liegt -. Dies wäre nicht stabil/beständig und würde nicht feststehen, außer wenn ein Zuverlässiger über sie eingesetzt werden würde.

 

Er hält sie bei den Angelegenheiten an, die ihnen frei gewährt wurden und verbietet ihnen die Überschreitung der Verbote. Denn wenn es nicht so wäre, würde niemand von seinen Genüssen und seinen Vorteilen ablassen, nur weil es Verderben für einen anderen bedeutet. Sodann hat Er über sie einen Verantwortungsbewussten eingesetzt, der ihnen vor der Verderbnis Einhalt gebietet und die Grenzen und Gebote durchsetzt.

 

Und von den Gründen ist es, dass wir keine Gruppe unter den Gruppen und keine Gemeinschaft von den Gemeinschaften finden, die geblieben ist oder gelebt hat , außer sie haben einen Verantwortungsbewussten und Führer. Der Notwendig für sie ist, in ihren weltlichen Angelegenheiten und in ihren religiösen Angelegenheiten. Und es ist nicht erlaubt in der Weisheit des Weisen (Gott), dass Er die Geschöpfe alleine lassen soll, obwohl er weiß, dass sie etwas benötigen und ohne dieses keinen Unterbau hätten.

 

Und damit bekämpfen sie ihre Feinde, teilen ihre Beute, gründen ihre Gesellschaften und Gemeinschaften und gebieten ihren Unterdrückern vor den Unterdrückten Einhalt.

 

Und von den Gründen ist es, wenn Er für sie keinen Imam, Verantwortungsbewussten, Zuverlässigen, Beschützer und Betreuer eingesetzt hätte, würde diese Gemeinschaft ausgelöscht werden, die Religion würde vergehen, die Traditionen und Gesetze würden umgeändert werden, die Erneuerer würden Hinzufügungen anstellen, die Atheisten würden Dezimierungen anstellen und würden sie für die Muslime mehrdeutig machen.

 

Wir fanden die Menschheit unvollkommen und bedürftig vor, sie sind sich untereinander nicht einig und ihr Verlangen ist nicht eins und ihre Zustände sind unterschiedlich, wenn Er also keinen Verantwortungsbewussten und Beschützer über das eingesetzt hätte, womit der erste Gesandte kam, so würden sie wie gesagt verderben und die Sharai', Traditionen, Gebote und Überzeugungen würden verändert werden. Und in diesem wäre Verderbnis für die gesamte Schöpfung.'"[1]

 

Der Anfang des Hadithes wurde ausgelassen, da es da um die Prophetie geht und mit unseren Thema nichts zutun hat und diesen Abschnitt in die Länge ziehen würde.

 

Nun, wie aus den Worten des Imams (a.) klar und ersichtlich wird, gibt es so einige Gründe dafür, Gründe die nicht beschränkt sind auf eine Gemeinschaft, einen Ort oder einen Zeitpunkt. Diese Notwendigkeit besteht also permanent und wird nicht vorübergehen. Es wird beispielsweise immer jene geben, die gewissenlos und gewaltsam gegen die Rechte anderer verstoßen.

 

Man kann nicht sagen, dass es solche Menschen nur zu einer bestimmten Zeit gab und heutzutage alle Menschen die reinsten Engel sind. Der Schöpfer jedoch möchte in Seiner Weisheit, dass der Mensch gerecht und innerhalb der von Ihm gegebenen Grenzen lebt. So will Er es in Seiner ewigen Weisheit, das ist Seine unabänderliche Tradition.

 

Ein Waly ul-Amr ist also zu jeder Zeit notwendig. Jener, der die Regie in den Händen hält, der Überschreitungen, Aggressionen, Gewalttätigkeiten und Verstöße gegen die Rechte anderer verwehrt. Der aufrichtig und zuverlässig ist und den Menschen zur Seite steht. Der sie betreut, der ihnen Orientierung ist und sie über die Religion aufklärt und sie bewahrt. Wurde Amir ul-Mu'minin (a.) denn etwa nicht aus dem gleichen Grunde zu Führung und Khalifat bestimmt? Dieselben Gründe, die seine Imamah erforderlich machten, sind heute gegeben.

 

Mit einem Unterschied, für die heutige Zeit wurde eine Person nicht namentlich für dieses Amt genannt. Wohl aber ganz allgemein das Amt und die Aufgabe der Imamah als ständiges Erfordernis. Zwar wurde für unsere Zeit also niemand namentlich ernannt, doch uns wurde gesagt, dass dieses Amt erforderlich ist und uns wurde erklärt, wer dazu befugt und fähig ist.

 

Wenn also Weisungen und Gebote des Islams gewahrt bleiben und der Übergriff der Gewalttätigen verhindert werden sollen, wenn eine islamische Ordnung gegeben und alle gemäß der islamischen Gerechtigkeit handeln sollen, wenn die Entstellungen und anti-islamischen Gesetze nicht zugelassen werden und ausländischen Mächten Zugriff und Zugang zu den islamischen Ländern verwehrt werden sollen, sodann ist zweifellos für ein islamisches Gouvernement Sorge zu tragen.

 

Da man sich seinerzeit nicht einig und vereint um eine gesunde Regierung und um die Entmachtung korrupter und unfähiger Herrscher bemühte, einige darüber gleichgültig oder furchtsam hinweg sahen, etliche sogar Gespräch und Aufklärung über islamische Bestimmungen und Weisungen vermieden und stattdessen gar Diktaturen huldigten, konnte geschehen, was geschah. Einfluss und Wertigkeit des Islams verblassen immer mehr in der Gesellschaft, die islamische Welt zersplitterte und verlor an Kraft und Wirkung.

 

Die islamischen Gebote wurden nicht mehr beachtet und zudem entstellt und abgeändert. Die Kolonialmächte brachten unter den Muslimen nicht-islamische, ausländische Gesetze in Umlauf, exportierten ihre eigene Kultur in die islamische Welt und machten sie "west-hörig". Alles deswegen, damit wir nicht auf den Gedanken eigener Führung und Regie kämen.

 

Aber wir wollen und brauchen ein eigenes, intaktes und gesundes Gouvernement. Das sollte nun völlig klar sein. ...

 

Was-salamu 'alaikum - Fortsetzung folgt insha'Allah...

 


1. 'Ilal ush-Sharai', B. 1, S. 152, Bab 182, Hadith 9
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