Wo gehöre ich hin und wieso komm ich nicht an?

[mahdi_mohajjer]

Salam aleikom geehrte Geschwister,

 

sicherlich erinnert sich der Eine oder Andere noch an diesen Thread- länger ist es her dass hier zum etzten Mal etwas gepostet wurde, und garnicht so anders ist die Situation heute. Dabei frage ich mich was ich denn alles leisten muss um endlich anzukommen. Genauso wie am ersten Tag fühle ich mich einfach nicht zuhause- nun ist es schon bald ein Jahr dass ich wieder in Deutschland bin, doch anstatt das alles besser wird, wird es eher schlechter.

 

Geschweigen dessen dass es meiner Frau hier nicht ansatzweise gefällt, sie alleine ist und ihre Familie vermisst, empfinde ich die Situation hier als überaus künstlich. Der eine oder andere wird sich fragen was ich damit meine aber es geht schon morgens los wenn man in der Bahn sitzt, nicht einen Menschen ohne Handy in der Hand und Knopf im Ohr erkennt- okay, "velesh" sagen wir auf Farsi- soll mir egal sein was andere Menschen machen, ich kann mich ja nicht über die Köpfe anderer hinweg setzen, aber indirekt betrifft es mich schon.

 

Wie soll man sich in einem System wohlfühlen welches auf Leid basiert, in welchem die Menschen außer Alkoholkonsum und Materiellem nichts Anderes kennen und wollen? Die Welt zu verändern ist sicherlich ein gutes Ziel, aber das schafft man als einzelner nicht- und es geht auch garnicht darum jedem etwas aufzuzwingen was man selber als richtig erkennt.

 

Kennt ihr es wenn ein Baby müde ist und die Mutter versucht es gegen seinen Willen wach zu halten, indem es mit ihm spielt, rumalbert, es küsst oder füttert? Es lässt sich nicht verhindern dass dieses Baby einschläft, weil es ein natürliches Bedürfnis des Körpers ist zu schlafen. Ich fühle mich gerade genauso wie dieses Baby: müde- müde von Äußerem und von der Oberflächlichkeit und der unheimlich starken Ignoranz dieser Geselschaft- den kalten Gesichtern und den Meinungsverschiedenheiten auf jeder Hinsicht, mit Jedem.

 

Ich vermisse Iran noch mehr als ich es Anfangs tat, und ich sehne mich zurück an die Hawzah, wünsche es mir jeden Tag mehr wieder unter dem Schutz Sayyida Mahsoomah (SA) unter ihrem wunderschönen Gombat zu liegen und zu lernen, weinend am Zarih zu stehen und für Stunden einfach nur in den Zarih zu schauen- ich vermisse es die Menschen hinter mir laut Salawats rufen zu hören und den Adhan zu hören, ich vermisse es im Sommer vollgeschwitzt in praller Sonne nachhause zu laufen, dabei noch einen Pack Mast Musir und Nun sangak zu kaufen und zuhause unter der Klimaanlage zu sitzen und meiner Frau beim Spülen zu helfen.

 

Das größte Übel im Diesseits ist Kufr, das spüre ich derzeit am eigenen Körper und an meiner eigenen Seele, umgeben von Kufr, umgeben von Islamophobie, umgeben von Faqr, Umgeben von Fasad und dem was genau in die andere Richtung geht als das was wir uns so sehr wünschen.

 

Kennt ihr es wenn man in einer Erinnerung lebt, und dann versucht weil es so schön war dannach diese zu fabrizieren, indem man die situation versucht wieder zu erschaffen, weil man denkt dass man dadurch die selbe Situation noch einmal erleben wird? Doch wenn man dann alle Umstände zu schaffen vermeint, merkt man dass sich die Faktoren geändert haben, und alles total anders wird als man es sich ausgemalt hat oder es in Erinnerung hat?

 

Niemand in meiner Umgebung versteht was ich versuche zu sagen, vielleicht wei niemand die selbe Erfahrung wie ich gemacht hat, aber ich fühle mich gerade in einer Kluft zwischen zwei riesigen Bergen- einem hässlichem braunen Berg, voll mit Gestank und Faulheit und einem Berg der weiß strahlt, über dem die Sonne scheint, und von dem es duftet und die Shohada einem zulächeln- egal welchen Fuß man wegnimmt, man fällt in den Abgrund, weil die Füße nicht stark genug sind den anderen herüberzuziehen, weil die Distanz zu groß ist.

 

Vielleicht versteht jemand was ich fühle?

 

Wsalam,Mahdi

[Fatima Özoguz]

 

schade, ich dachte, du hättest deine Situation angenommen. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten aus meiner Sicht. Entweder, du versuchst im Iran eine Arbeit zu bekommen, so dass du deine Familie und dich selber dort über Wasser halten kannst.

Wenn das nicht möglich ist, dann sieh es als Prüfung, dass Allah wohl möchte, dass du hierbleibst, und versuche das Beste daraus zu machen. Versuche herauszubekommen, welche Aufgabe Allah hier für dich vorgesehen hat. Auch wenn das etwas abgedroschen klingt, aber frage dich nicht, was die Gesellschaft für dich tun kann, sondern frage dich, was du tun kannst, dass diese Gesellschaft ein Stück weit gerechter und lebenswerter ist.

Wie du in deinem letzten Beitrag von 27.12. 2013 geschrieben hast, die ideale Gesellschaft, wo überall Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, gibt es nicht. Wir können aber auf verschiedene Weise dazu beitragen, uns dahingehend zu entwickeln. Da muss man bei sich selber anfangen, und es hilft weder dir noch deinem Umfeld, wenn du dich ständig beklagst, wie viel Kufr , Fasad usw. um dich herum ist.

Entschuldige wenn ich das so direkt sage, aber aus deinen Zeilen kann man eine Menge Selbstmitleid herauslesen, und das ist eigentlich angesichts des Elends in anderen Teilen der Welt nicht angebracht (momentane Flut auf dem Balkan, Hungersnot im Südsudan, usw usf).

 

Kennt ihr es wenn man in einer Erinnerung lebt, und dann versucht weil es so schön war dannach diese zu fabrizieren, indem man die situation versucht wieder zu erschaffen, weil man denkt dass man dadurch die selbe Situation noch einmal erleben wird? Doch wenn man dann alle Umstände zu schaffen vermeint, merkt man dass sich die Faktoren geändert haben, und alles total anders wird als man es sich ausgemalt hat oder es in Erinnerung hat?

 

 

Genauso könnte es ein, wenn du wieder in den Iran zurückkehrst. Es hat sich seitdem eine Menge verändert, und vielleicht wird es auch dort nie wieder so sein wie in deiner Erinnerung. Möglicherweise wirst du auch dort enttäuscht und nicht glücklich werden, denn das Glück ist nicht vom Ort abhängig, sondern von einem selber.

 

[TaHa]

 

Lieber Bruder Mahdi,

 

das "Deutschland ist so schlimm" gehört leider zu einem der typischen muslimischen Einstellungen, die einem das Leben hier zur Hölle machen können. Diese Einstellung ist kritisch und Deutschland ist sicherlich nicht ansatzweise so schlimm, wie es von einigen Muslimen (warum auch immer) empfunden wird. Vielleicht ist es so, dass man sich selbst wie eine Art Krebsgeschwür im Lande empfindet und dementsprechend das Gefühl hat, entfernt werden zu müssen bzw. sich zu entfernen.

 

Um nur ein Beispiel zu nehmen: Das mit den Handys in der Bahn. Im Iran dominieren solche oberflächlichen Themen auch oft die Gespräche der Menschen. Sie sprechen stundenlang über ihr neuestes Auto, das neuste Handy usw.. Und das unabhängig von der Religiösität der Menschen (Ausnahme: Gelehrte). Ja, in Deutschland hocken die Menschen stundenlang vor ihren Handys. Wenn morgen im Iran die Flatrates für das Internet verbreiteter sind, wirst du sowas auch dort erleben.

 

Auf der anderen Seite muss man ehrlich sagen, dass du wenigstens die möglicherweise richtige Konsequenz ziehst. Anders als viele andere Muslime, die nur meckern aber trotzdem gerne vom Sozialstaat und der Infrastruktur profitieren. Wenn du eine Sehnsucht nach Iran hast, dann solltest du vielleicht überlegen, ob du nicht dorthin zurückkehren möchtest, wenn die Möglichkeit besteht. Sollte die Möglichkeit nicht bestehen, möchte ich dir Folgendes raten:

 

Allah hat die ganze Welt erschaffen, nicht nur die Länder, mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung. Schaut, wie ihr vielleicht euch doch für dieses Land einbringen könnt und wie beispielsweise auch deine Frau sich integrieren kann. Ja, hier ist das Wetter anders und das Essen schmeckt nicht genauso wie im Iran, aber man muss sich öffnen, damit man die Welt umarmen kann.

 

Entschuldige wenn ich das so direkt sage, aber aus deinen Zeilen kann man eine Menge Selbstmitleid herauslesen, und das ist eigentlich angesichts des Elends in anderen Teilen der Welt nicht angebracht (momentane Flut auf dem Balkan, Hungersnot im Südsudan, usw usf).

 

 

Natürlich gibt es größeres Leid und auch das genannte große Leid kann immer von einem anderen übertroffen werden. Wichtig ist aber, dass der Mensch eben seine Probleme in diesem Moment als schwierig empfindet. Man kann so einem Bruder/so einer Schwester sagen: Schau, so schlimm ist es gar nicht, wie du empfindest. Aber wir sollten die Gefühle durchaus ernst nehmen, unabhängig davon, ob sie objektiv richtig oder falsch sind.

 

Das, was da über das Leid auf anderen Orten in der Welt gesagt wird, sollte nicht als Vorwurf sondern als Trost formuliert werden.

 

[farzad]

Salam aleykum,

 

Bruder Taha hat schon eigentlich alles geschrieben, ich möchte dennoch etwas schreiben.

 

Bruder Mahdi , Es wäre schade wenn du oder menschen wie du Deutschland verlassen denn solche Muslimen wie euch braucht Deutschland und es wäre schade wenn du gehen würdest. Nun dass hier nicht alles Perfekt ist , ist klar aber in Iran ist es auch nicht. Hier hat auch seine Vorteilen und Iran auch natürlich. Dass deine Frau ihre Eltern vermisst , das ist völlig normal und du musst versuchen sinngemäß diese Gefühl was es Ihr fehlt also diese Lücke zu füllen , denn wenn es dir schlecht geht und du selbst unsicher bist dann kannst du Ihr nicht helfen, du musst stark bleiben damit die Frau sich auf dich verlassen kann und durch dich ihre Sorgen weniger wird.

 

Bruder ich weiß dass du bestimmt diese sachen bescheid weißt aber dies zu erwähnen habe ich für nötig gehalten.

 

Fatima Masoume (sa) wird dich auch hier schützen.

 

Wenn die Finanzielle lage etwas besser wird dann Könnt ihr inshallah Urlaub nach Iran fahren und somit würde euch besser gehen und deine Frau würde ihre Eltern sehen und ist so eine Art frische Luft und neue Kraft und dann mit neue Energie kommt ihr hier und macht eure leben weiter.

 

Bruder ja das stimmt in Deutschland gibt es viele Kufar und Kufr aber diese geben sich zumindest nicht als Muslim und ich weiß nicht ob du es weißt aber in Islamische Läner , sind nicht jetzt alle menschen natürlich gemeint aber dort wo alle oder viele sich als Muslim angeben sind sogar genauso oder sogar Schlimmer als Kuffar und sind Heuchler und davon sind es reichlich.

 

Was ich sagen will ist gute und schlechte gibt es überall nun hier ist Offensichtlich dass jemand z.b nicht Muslim ist oder Kufr begeht und da (iran) ist dies versteckt und selbst wenn du in Groß Städte gehst wird es sichtbar sein.

 

Wir sollen nicht wegen diese menschen unsere leben zu Hölle machen , und außerdem du hast Vorteil und zwar dass du nicht ganz allein bist und deine frau hast und soweit ich weiß hast du Sogar Arbeit gefunden und hast somit arbeit.

 

Bruder es ist schöner wenn wir aus Schlechten Situationen , gutes machen können.

 

Sorry für Schreibfehler hab es gerade gemerkt aber egal

 

 

Wassalam