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Essay: Dawa Yourself


Hassan Mohsen

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Dawa Yourself

(iz). Viele Muslime, die Dawa betreiben, richten manchmal mehr Schaden an als sie sich vorstellen können. Vor allem fügen sich die Betreiber der Dawa bei falscher Herangehensweise selbst den größten Schaden zu. Die Dawa, im Deutschen „Aufruf“ oder „Einladung“ ist im Islam, wie das arabische Wort es genau beschreibt, eine „Einladung“ eines Muslim gegenüber einem Nichtmuslim, sich der Wahrheit anzunähern. Diese Einladung kann in mündlicher, schriftlicher oder anderen Formen erfolgen. Im Heiligen Qur’an heißt es hierzu: „Lade ein zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und disputiere mit ihnen auf die beste Art“ (Sura An-Nahl, 125).

Die Dawa, Einladung, soll auf die beste Art und Weise erfolgen. Die beste Art und Weise kann je nach Gesellschaft und der vorherrschenden (Diskussions-)Kultur unterschiedlich aussehen und soll auf die Umgebung angepasst sein. Auch wenn die „Dawa“ auf die beste Art und Weise gemacht wird, gilt das persönliche Vorbild eines Muslim, seine lautere Lebensweise, ein barmherziger Charakter und eine schöne vorgelebte Moral als beste Methode.

Außerdem kann, gemäß dem Selbstverständnis des Islam, kein Mensch einen anderen zum Islam „bringen“ in dem Sinne, dass er es bewirkt. Einzig Allah bringt die Menschen zur Wahrheit, die aufrichtig danach streben. So steht es niemanden zu, zu behaupten, er wäre in der Kette einer Konvertierungskausalität involviert. So kann der Mensch nicht rechtleiten, er kann nur predigen.

Aber auch das Predigen wird bei einigen dadurch motiviert, eine Konvertierung zum Islam zu „erwirken“. Der Betreiber möchte bei einem Nichtmuslim Neugier wecken und Interesse erzeugen, sodass sich dieser mehr mit dem Islam beschäftigt, um schließlich zum Islam zu konvertieren. Und wenn sich der Nichtmuslim „wehrt“ und hartnäckig Widerstand leistet, wird er mit „Beweisen“ und „Argumenten“ bombardiert, bis dieser überzeugt wird. Hat das „Bombardement“ keinen Effekt, so gilt der Nichtmuslim als verloren und mit dicken Schleiern durch Allah bestraft. Mahatma Ghandi sagte: „Sei du die Veränderung, die du dir für die Welt wünschst.“

Ein Muslim der sich wünscht, dass ein Nichtmuslim Interesse und Neugier an seiner Religion entwickelt, sollte zu aller erst selbst die größte Neugier gegenüber der Religion (Überzeugung) des anderen entwickeln. Die Überzeugung solcher „Einladenden zum Islam“ wird dadurch bestärkt, in dem sie (ständig) versuchen, andere zu überzeugen. Ihre Überzeugung ist von Überzeugungen anderer abhängig, um eine Überzeugung zu bleiben. Es wäre tödlich für ihre Überzeugung, wenn es niemanden mehr zum Überzeugen gäbe. Es sollte nicht das Ziel sein, den Nichtmuslim zum Konvertieren zu bringen, oder sein Interesse am Islam zu wecken, vielmehr sollte die Neugier des Muslims den Muslim dazu bringen, den anderen und seine Überzeugungen näher kennenzulernen. Die Neugier sollte den Muslim motivieren, eine Unterhaltung zu führen und nicht der Drang, den anderen zu einem Übertritt zu motivieren. Es ist genau diese Neugier der Muslime, die den Islam in der Welt so bekannt gemacht hat. Und nachdem die Muslime sich als die Allwissenden wähnten, wurde ihr Einfluss und Ansehen in der Welt kleiner.

Ich finde, dass diese Missionierungshaltung und Herangehensweise sich nicht für einen überzeugten Muslim schickt. Dem überzeugten Muslim würde es nicht schaden, wenn er der einzige Muslim auf dieser Welt wäre, denn er empfindet es als größte Glückseligkeit, an Gott zu glauben und entsprechend zu leben. Außerdem ist es äußerst interessant, die Meinungen und Überzeugungen anderer zu hören, anstatt sich ständig selbst zu präsentieren. Mit einer neugierigen Haltung zum Leben lebt es sich ohnehin schöner. Ein jüdisches Sprichwort besagt: „Der Mensch soll schon der Neugierde wegen leben.“ Und von Nietzsche soll der Ausspruch stammen: „Die Glücklichen sind neugierig.“ Neugierige Muslime treten auch selbstbewusster auf und stellen Fragen, auch kritische, denn sie wollen alles wissen. Sie profitieren von jedem und erlangen durch das Fragen neue Erkenntnisse, so wie Ali ibn Abi Talib sagt: „Die Weisheit ist das verlorene Kamel des Überzeugten.“

Klassische „Dawa“-Betreiber scheinen ihr Kamel bereits gefunden zu haben und suchen Leute, die ihr Kamel mieten. Ein Paradigmenwechsel in der Dawa-Arbeit würde uns Muslime voranbringen – weil wir uns dann nicht mehr als „die“ Rechtleitenden begreifen, sondern als Suchende nach der Rechtleitung. Weil wir den blinden Fanatismus (bei Muslimen sowie Nichtmuslimen) nur durch eine gesunde Neugier überwinden können. Weil wir Muslime eine Lebenshaltung vorleben würden, die zukunftsfähig ist.

Muslime brauchen den Appetit der Neugier, um in den Genuss neuer Entdeckungen zu kommen. Sie würden dann jedem mit Respekt begegnen und als offenes Buch voller Lebensweisheiten und Erfahrungen betrachten. Muslime würden zu den gebildetsten Personen, mit der größten Allgemein- und Menschenkenntnis dieser Gesellschaft werden, so Gott will.

Und dies wäre die beste Dawa. Oder wie es in einer Überlieferung heißt: „Seid Vorbilder, ohne eure Zungen zu benutzen.“ Denn ein vorgelebtes Vorbild (be-)wirkt eh effektiver als ein vorgesagtes. Deswegen Dawa Yourself und lebe das Vorbild vor, so wird Dein Leben eine Dawa.

 

 

Quelle: http://islamische-zeitung.de/?id=17843

 

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#bismillah#

As Salamu aleikum,

 

das hast du mashaAllah sehr gut auf den Punkt gebracht.

Eine Ideologie oder Idee, die auf Gegenspieler, Feinde oder potenzielle Überzeugte angewiesen ist, um als Idee bestehen zu können, baut auf nichts und ihr Fundament ist schwach, es ist Luftspiegelung in der Wüste, wie es im Quran heißt. Die Extremisten brauchen die Ungläubigen, um ihre Ideologie am Leben zu halten, die Nazis brauchten die Juden.

Wir Muslime sollten das wirklich mal bedenken, wenn wir andere beleidigen, mit irgendwelchen Namen betiteln, oder auf "Teufel komm raus" zu bekehren.

 

wassalam

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