Ich bin NICHT Charlie Hebdo

[Muhsina]

Seit dem Anschlag in Paris sehe ich vermehrt Bilder in den sozialen Netzwerken mit dem Slogan “Je suis Charlie Hebdo” bzw. “Ich bin Charlie Hebdo” quer durch verschiedene Sprachen. Auch unter den Muslimen selbst ist dieser Slogan verbreitet. Unter anderem soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass man sich dem Wert der Pressefreiheit verbunden fühlt, für den die Satirezeitschrift augenscheinlich büßen musste. In den Reihen der Muslime soll damit primär Mitgefühl bekundet werden. Doch was heißt es wirklich, Charlie Hebdo zu sein?

 

Wer war die Zeitschrift “Charlie Hebdo”?

 

Das Attentat an die Redakteure wird als Reaktion auf die beleidigenden Karikaturen verstanden, die die Zeitschrift Charlie Hebdo immer wieder rausgebracht hatte. Unter anderem wurde der Prophet Mohammed, im Islam der Siegel der Propheten und das beste Geschöpf auf Erden, in unwürdiger und für die Muslime zutiefst beleidigender Form dargestellt: Der Prophet hat Sex mit einem Schweinekopf oder nackig von hinten, wie er einen Stern gebärt.
Der Anschlag ist infam und wird zu Recht verurteilt. Allerdings sollte man trotz aller Emotionalität, die selbstverständlich im Rahmen solcher Taten entsteht, das Auge für das Ganze nicht verlieren und sich auch fragen, bevor man blindlings solchen Slogans aus Modegründen folgt: Wofür setzt sich eigentlich die Zeitschrift Charlie Hebdo genau ein?

 

Freiheit als Blankoscheck?

 

Die Frage nach der Freiheit ist eine der größten Fragen, die sich ein Mensch im Leben zu stellen hat und mit denen sich Gesellschaften auseinanderzusetzen haben, weil sie schlichtweg unabdinglich für das eigene Leben und das Zusammenleben mit anderen ist. Und trotz der Tatsache, dass uns Menschen in dieser Frage eine allgemeine gemeinsame Vorstellung inne ist, kommt es dann zu Meinungsverschiedenheiten, wenn es um eine Grenzziehung geht oder wenn mehrere Werte miteinander kollidieren.

 

“Die Freiheit eines Menschen hört dort auf, wo die Freiheit eines anderen beginnt.” Freiheit im Zusammenleben mit anderen bedeutet nicht tun zu können, was man will. Diese Freiheit hebt sich praktisch selbst auf. Freiheit nach diesem Verständnis kommt einem “Krieg aller gegen alle” gleich. Doch in diesem Punkt wird es kaum Gegenstimmen geben. Wir haben in allen möglichen gesellschaftlichen Formen Regelungen, Gesetze, Ge- und Verbote, die unser Zusammenleben regeln und von denen selbst Regierende nicht ausgeschlossen sind (in aller Regel). Neben dieser allgemeinen Form der Freiheit, gibt es verschiedene Unterkategorien der Freiheit. So haben wir u.a. die Glaubensfreiheit, die Bekenntnisfreiheit, die Wissenschafts- und Kunstfreiheit und die Pressefreiheit.

 

Pressefreiheit versus Würde des Menschen

 

Mit den beleidigenden Karikaturen beabsichtigte die Satirezeitschrift Charlie Hebdo den Wert der Pressefreiheit zu verteidigen. Man wollte den Muslimen zeigen, dass dieser Wert grundlegend ist für ein demokratisches Verständnis und der Islam keine Sonderstellung genießt, sondern auch Gegenstand öffentlicher Kritik sein darf und muss. Die Pressefreiheit beugt sich schließlich keiner Religionsgemeinschaft, richtig? Aber so einfach ist das nicht. Im deutschen Grundgesetz findet sich an erster Stelle die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, “sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt” (Art. 1 Abs. 2) und diese Würde wird auch auf internationaler Ebene anerkannt und geschützt. Und es die Grenzziehung zwischen diesen beiden Werten – der Pressefreiheit und der Würde-, die es zu klären gilt.

 

Es ist eine Sache, eine Person, eine Handlung oder eine Religionsgemeinschaft zu kritisieren. Eine Gemeinschaft, die Kritik nicht zulässt und ein restriktives Klima schafft, schränkt das freie Denken ein und macht aus seinen Bürgern blinde und ignorante Befolger und Unterdrückte. In diesem Sinne sollte eine jede Gemeinschaft die Pressefreiheit schützen, öffentliche Meinungsaustausche erlauben und gar fördern. Doch eine andere Frage ist das “Wie”, die Art und Weise, wie eine öffentliche Kritikäußerung vonstatten geht und eine Diskussion geführt wird und dies gerade dann, wenn dabei die Würde von Menschen eindeutig angetastet wird.

 

Charlie Hebdos fragwürdiges Verständnis der Pressefreiheit

 

Die veröffentlichen Karikaturen über den Propheten Muhammed sind unverkennbar ein direkter und schamloser Angriff auf die Würde aller Muslime. Wer auf diese Weise die Pressefreiheit schützen will, der hat schlichtweg vergessen, was das Ziel der Pressefreiheit ist und vertauscht Mittel und Zweck. Die Pressefreiheit ist kein Selbstzweck, sondern dient in einer Gemeinschaft und v.a. in einer globalisierten Welt der Völkerverständigung, der Aufklärung und des öffentlichen Dialogs auf menschlich vertretbarer und konstruktiver Weise. Unverhohlene niedrige Angriffe auf die Würde einer Religionsgemeinschaft, decken sich nicht mehr mit diesem Ziel und gehen über eine harmlose Provokation hinaus. In diesem Sinne sage ich auch, ja, ich verurteile das Attentat, aber nein, ich bin NICHT Charlie Hebdo, weil ich nicht mit diesem Verständnis von Pressefreiheit übereinstimme.

 

Wenn wir nicht allgemein definieren, was das Ziel der Pressefreiheit ist, dann können wir auch nicht die Mittel bestimmen. Und darin liegt der Fehler in unserem heutigen westlichen Verständnis dieser Freiheit. Wir reden viel über die Mittel und vergessen dabei, dass es zuvorderst darum geht, das Ziel zu bestimmen. Dann auch ist es um einiges einfacher, die Mittel festzulegen.

Quelle: http://sapere-aude.eu/ich-bin-nicht-charlie-hebdo-je-suis-pas-charlie-hebdo-i-am-not-charlie-hebdo/

[Zaynab82]

 

Leider wird Charlie weiter mit seinen Beleidigungen weitermachen.Spätestens seit gestern,wo alle Konfessionen Hand in Hand durch Paris marschiert sind,sollte sich doch die Gesinnung geändert haben. Damit beleidigen sie wiederum die Muslime,die mit dem Spruch"Je suis Charlie" mit gelaufen sind.

Einfach weiter Öl ins Feuer gießen. " Je ne suis pas Charlie" wenn Charlie mich beleidigt.

Möge Allah swt alle Terroristen dieser Welt,vorallem die ISIS und ihre Unterstützer bestrafen.

 

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/charlie-hebdo-neue-mohammed-karikaturen-angekuendigt-a-1012535.html#js-article-comments-box-pager

 

Die beste Art um diesen Hass der Muslime gegenüber entgegenzutreten,ist, dass wir den wahren Islam zeigen.Ich arbeite gerade an Übersetzungen von arabischen Ahlulbeit-Sprüchen.Die werden später als Powerpointpräsentation veröffentlicht.Über Hilfe würde ich mich sehr freuen. Meldet euch bei Interesse bei mir.Es bringt nichts,wenn wir uns die ganze Zeit über Islamophobie ärgern.Lässt uns zusammen arbeiten.

Möge Allah euch segnen.

 

wasalam

[Syeda-N.]

Schöner Artikel, der mal das zentrale Thema anspricht- was ist Pressefreiheit? Gefühle von Muslimen werden missachtet und ignoriert, aber man soll bloß nicht Israel und was weiß ich wen beleidigen! Was in Frankreich passiert ist, ist schrecklich - aber sorry Leute, Charlie ist nicht das Symbol von "Freiheit", sondern von Ignoranz, Intoleranz und Religionsfeindlichkeit. Und das merke ich auch bei allen, die "Je suis Charlie" schreiben.

 

@Zaynab82: Du hast natürlich vollkommen Recht und ich würde das gerne auch selbst tun, nur leider kann ich (noch) kein Arabisch. Aber ich schreibe sehr gerne, tue das bereits seit Jahren und möchte in Zukunft z.B. Historien-Romane (natürlich unseren Islam betreffend) veröffentlichen. Vielleicht sogar Biographien von Reverts, wie sie ihren Weg zum Islam gefunden haben. Mal schauen, ich habe momentan sehr viel Zeit zur Hand.

 

Des Weiteren wollte meine alte Ethik-Lehrerin sich mit mir treffen und sich über Glauben unterhalten, eben wegen der neuesten Entwicklungen - damit sie das Thema in der Schule 'echter' angehen kann. Da muss ich noch sehen, ob sich was machen lässt und wie sich das ganze entwickelt.

 

Möge Allah swt uns allen Geduld und Kraft geben.

 

Wa salam.

[belkis]

Salam

"As mocking young Mr Sarkozy converted to Judaism for money, Sine was accused of being Anti-Semitic and faced many preassures leading him to be fired from the weekly magazine"

 

Soviel zur Meinungsfreiheit für die Charlie steht...http://www.worldbulletin.net/europe/152585/charlie-hebdo-fired-cartoonist-for-anti-semitism-in-2009

[Syeda-N.]

@belkis: Ja, das habe ich auch gesehen. So viel zur 'Pressefreiheit' - wenigstens vertuschen die betroffen das nicht. Es ist aber leider die bittere Wahrheit: aufgrund des Antisemitismus und dem Holocaust genießen Juden heute einen Sonderstatus- der inzwischen auch gerne missbraucht wird.

 

Was ich immer wieder interessant finde, ist, wie westliche Medien die Vorfälle in Frankreich zeigen und wie es andere Medien darstellen- man merkt den Unterschied ziemlich deutlich. Für mich ist es nur ein Beweis dafür, dass mand Medien kritisch hinterfragen muss.

 

Wa salam.

[belkis]

Salam

Ganz gelungener Artikel,wie ich finde.

"Vergewaltiger und Mörder aller Welt berufen sich gerade auf den Namen des Propheten. Verstecken sie damit ihre Gewaltgelüste hinter dessen Lehre?"

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-01/islamische-etikette

[YuSur_33]

Salam Alaykum werte Geschwister!

 

Menschen die sich unter dem Deckmantel der Freiheit die Frechheit erlauben jedem jede jedes zu denunzieren.

Doch mit dem Sturm kommt nicht die Ruhe, sondern einer viel heftiger Orkanwind nämlich eine Frage, die mir den Margen verdreht...Hier ein Scheibchen aus meiner Gedankenwelt, welche ich mit DIR teilen will inschaAllah.

 

"Hast du dich eigentlich schon von dem Attentat XYZ distanziert?" -Fragt mich die Stimme des massenmedialen Sprachohres...

 

Moment mal!

sich von etwas zu distanzieren, bedeutet konsequenterweise, dass man dazu gehört(e)

 

Eine Forderung an dich. Doch eigentlich (über)fordert sich mich. Dich auch?

 

Denn ich frage mich: Wem oder was gegenüber?

 

Gegenüber dem Attentat gegen die Menschlichkeit?

Gegenüber dem Attentat gegen das Recht auf Leben?

Gegenüber dem Attentat im Namen einer Weltreligion?

 

Eine Forderung an mich. Doch eigentlich fordert sie mich heraus. Sie schmeißt mich in einem Topf mit allem was mir fremd ist. Dem zerstückelten Terrorist X, dem geriebenen Terrorist Z und eine Prise des Terristen W . Et voilà : C'est servi!

Ich werde zusammen mit all diesen Un-Menschen zu einer Delikatesse des medialen Bauches, dessen Margen nach einem solchen WIR nur knurrrrrrrrt...

 

Welche Funktion haben solle Äußerungen die auf jeder Stirn eines jenen steht, der denkt: noch ein "fundamentalistischer extremistischer islamistischer Djihadist" ( ist fast ein Zungenbrecher für lispelndeMenschen! )

 

Was denkt ihr werte Geschwister?