Selam
Dass man heute weniger das Ziel einer Ehe anstrebt, beziehungsweise das dieses Zeil scheinbar schwerer zu erreichen geworden ist, ist denke ich an viele Faktoren gebunden.
In Deutschland findet man eine starke Wegwerfmentalität vor. Das gesamte gesellschaftliche Leben ist so stark auf Konsum ausgerichtet, dass man sich dabei verlieren kann, wenn man nicht aufpasst. Leider bezieht dieses übertriebene Konsumverhalten heute auch zwischenmenschliche Beziehungen mit ein.
Auch habe ich das Gefühl, dass man mittlerweile ein völlig falsches Verständnis von Liebe entwickelt hat. Verliebtsein scheint für viele schon Liebe zu sein, aber das Verliebtsein verfliegt so schnell, sodass angenommen wird, die Liebe wäre verschwunden. Es wird sich getrennt, der nächste Kick des Verliebtseins wird gesucht und so entsteht ein ungesunder Kreislauf. Davon sind Muslime leider nicht ausgenommen.
Was heute als Liebe verstanden wird, ist das kurze Zusammenspiel von Glückshormonen und Endorphinen in der Verliebtheitsphase. Ist diese Phase erst einmal vorbei, befindet man sich nicht mehr in einem Gefühlsrausch, der einem alles perfekt erscheinen lässt. Plötzlich geht es um so viel mehr, nämlich was man selbst bereit ist zu geben. Liebe ist ein Djihad. Kein anderes Gefühl stellt das eigene Ego so hart auf die Probe. Plötzlich lebt man nicht mehr nur für sich. Aus zwei Menschen wird Eins, man muss lernen zwei Seelen in Harmonie miteinander zu vereinen. Diese Bemühungen sind anstrengend und widersprechen dem Bild von Liebe, welches uns durch heutige Filme, Serien und Werbung übermittelt wird.
Und ich glaube vor allem daran liegt es heute oft, wenn Ehen nicht mehr zustande kommen oder scheitern. Es fehlt zunehmend mehr die Mentalität der Wertschätzung einem Menschen gegenüber, welche eben auch mit Bemühungen einher geht. Liebe ist wie eine Pflanze, die gepflegt werden muss, damit sie wächst und lebt.
Dieses Bewusstsein geht uns in dieser Gesellschaft abhanden.