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Keiner hilft Gaza


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Keiner hilft Gaza

 

Angesichts der anhaltenden israelischen Blockade wird das Leben für die rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen wird immer schwieriger. Zehntausende protestierten am Freitag an den nördlichen und südlichen Grenzen Gazas und forderten ein Ende der Abriegelung. Vergeblich warteten sie auf internationale Solidaritätsbekundungen. Tags zuvor hatte die UNO ihre Hilfeleistungen einstellen müssen. Es fehlte den Helfern schlicht das Benzin, um Waren zu verteilen. Entgegen israelischen Zusagen lieferten die Besatzer auch am Freitag keinen Treibstoff in den abgeriegelten Gazastreifen. Die UN-Fahrzeuge mußten in ihren Depots bleiben. 700000 Menschen warten auf Nahrungsmittelhilfe. Am Freitag warnten die Helfer der Vereinten Nationen vor einer weiteren Zuspitzung der Versorgungslage – und damit auch vor Konsequenzen für die Friedensbemühungen in der Region. UNRWA-Sprecher Chris Gunness: »Wenn die Menschen hungrig sind und wütend, dann dient das weder den Interessen des Friedens noch israelischen Sicherheitsinteressen.«

 

Auch die Hilfsorganisation »Ärzte ohne Grenzen« schlug am Freitag Alarm. Wegen des Treibstoffmangels werde ihre Hilfe im Gazastreifen »schwer behindert«. Die Ärzteteams müßten ihre Krankenbesuche daher »auf die schwersten Fälle beschränken«. Gleichzeitig gelang es in dieser Woche nur der Hälfte der Patienten, die Einrichtungen der Organisation aufzusuchen. Dem Leiter der Mission im Gazastreifen, Duncan McLean, zufolge, reichen die Vorräte der Hilfsorganisation nur noch für zehn Tage. Die Lage der anderen Gesundheitseinrichtungen in Gaza sei ebenfalls besorgniserregend. Die Einsätze der Rettungswagen müssen laut »Ärzte ohne Grenzen« auf äußerste Notfälle beschränkt werden, Krankenhäuser verfügen nur über einen limitierten Treibstoffvorrat für ihre Generatoren.

 

Die israelische Regierung weist jede Verantwortung für die desaströse Lage im Gazastreifen zurück. Schuld daran sei die Hamas. Am Freitag wies die israelische Führung zudem ein Angebot der Hamas für einen Waffenstillstand zurück. Mit einer entsprechenden Erklärung wolle die Organisation lediglich Zeit gewinnen, um sich neu zu formieren und Waffen zu verschaffen, behauptete Regierungssprecher David Baker. Israel werde mit der Hamas nicht verhandeln. Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dan Gillerman, wurde gegenüber dem Überbringer des Hamas-Angebots, den früheren US-Präsidenten James Carter, denn auch ausfällig. Der Friedensnobelpreisträger hatte sich am vergangenen Wochenende mit Hamas-Spitzenpolitikern im Nahen Osten getroffen. Dies sei eine »sehr traurige Episode in der amerikanischen Geschichte«, sagte Gillerman am Donnerstag vor Journalisten in New York. Carter habe als Präsident Gutes geleistet, sich nun aber zu einem Fanatiker entwickelt, der »Blut an seinen Händen« habe.

 

Im UN-Sicherheitrat verhindern die USA und Vertreter von EU-Staaten mittlerweile fast routinemäßig eine Verurteilung der israelischen Blockadepolitik. Angesichts der zugespitzten Situation mußten in dieser Woche – tatsächlich unsinnige – Ausführungen des libyschen UN-Botschafters geradezu gelegen gekommen sein. Nachdem Giasalla Ettalhi die Situation im Gazastreifen mit der in den faschistischen KZ verglichen hatte, verließen Botschafter westlicher Länder den Sitzungssaal in New York. Eine von Costa Rica gewünschte Stellungnahme zur Lage im Gazastreifen kam – wieder einmal – nicht zustande.

 

http://www.jungewelt.de/2008/04-26/009.php

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