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Spielberg verdreht die Fakten - "München"


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Eine Analyse von Uri Avnery

 

Beim Verlassen des Kinos wollte mein deutscher Gastgeber wissen, was ich darüber denke. Spontan, ohne nachzudenken, sagte ich, was ich die ganze Zeit empfunden hatte: "Ekelhaft!"

 

Erst später hatte ich Zeit, meine Eindrücke zu sortieren, die sich bei mir beim Ansehen dieses sehr langen Filmes angesammelt hatten. Was hatte mich so angewidert?

 

Zunächst der Spielberg-Stil, eine Kombination der höchsten Filmtechnik und niedrigstem kulturellem Inhalt. Er gibt Tiefe vor mit neuen und enthüllenden Einsichten, aber im Grunde ist er nichts anderes als ein weiterer amerikanischer Western, wo die guten Jungs die bösen Jungs umbringen und das Blut wie Wasser fließt.

 

Einige jüdische Politiker protestierten gegen den Film, weil er die "Terroristen" und die "Rächer" auf dieselbe Stufe stelle. Und tatsächlich erlaubte der Film den "Terroristen" einige Sätze zu ihrer Verteidigung zu sagen, über die Ungerechtigkeit, die ihnen von den Juden angetan wurde, und von ihrem Recht auf ein Heimatland. Aber das ist nur ein Lippenbekenntnis, ein Vorwand, um den Eindruck von Ausgewogenheit zu erwecken. Aber bei der Beschreibung des Münchner Attentates – von dem Fragmente über den ganzen Film verteilt sind – erschienen die Araber als jämmerliche, häßliche, ungepflegte, feige Kreaturen, das genaue Gegenteil von Avner, dem israelischen Rächer, der hübsch und anständig, tapfer und wohl gepflegt ist - kurz gesagt, der jüngere Bruder von Ari Ben Cenaan, der Supermann aus "Exodus".

 

Die Araber haben keine Gewissensbisse, aber die Israelis haben in jeder Zeitspanne zwischen den Morden Skrupel. Sie zögern jedes Mal, wenn sie eines ihrer "Ziele" in die Luft sprengen / erschießen / niedermähen – was sie natürlich erst tun, nachdem sie Frau und Kinder des Opfers in Sicherheit gebracht haben. Sie sind nicht nur Killer, es sind jüdische Killer. Entsprechend einem israelisch satirischen Spruch: "Schießen und weinen!"

 

Die Darstellung der Affäre selbst ist in höchstem Maße manipulierend. Dem Zuschauer werden einige sehr wichtige Fakten vorenthalten. Zum Beispiel:

 

--- Daß die Obduktionen zeigten, daß neun der 11 israelischen Sportler von Kugeln der bejammernswert unausgebildeten deutschen Polizisten getötet wurden. (Die Obduktionsberichte werden bis zum heutigen Tag geheimgehalten, sowohl in Israel als auch in Deutschland. Aber eine mächtige Person wie Spielberg sollte von ihnen wissen.)

 

--- Daß es Golda Meir und ihre deutschen Kollegen waren – große Helden, alle von ihnen – die das Schicksal der Geiseln besiegelten, als sie die Forderung der Entführer zurückwiesen, sie in ein arabisches Land zu bringen, wo sie sicherlich gegen palästinensische Gefangene in Israel ausgetauscht worden wären.

 

--- Daß die Palästinenser, die aus Rache für München getötet wurden, nichts mit der Angelegenheit zu tun hatten. Der Mossad schaute nach leichten Zielen und wählte PLO-Diplomaten in europäischen Hauptstädten, die ziemlich ungeschützt waren.

 

Aber am meisten war ich von der Spielberg'schen Vulgarität abgestoßen, die sich durch den ganzen Film zieht, einschließlich eindeutiger Sexszenen, die unnötig und insbesondere unästhetisch sind.

 

Der Film trägt nichts zum Verständnis des Konfliktes bei. Er ist im Grunde ein Routine-Gangsterfilm, den Spielberg um den israelisch-palästinensischen Konflikt gedreht hat, um die seit langem erwarteten Oscars zu gewinnen, die ihm bis jetzt entgangen sind.

 

http://www.freace.de/artikel/200602/060206a.html

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