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Ein Lehrsatz des Spinoza


Muhsin ibn Batul

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Muhsin ibn Batul

#bismillah#

#salam#

 

Was haltet ihr von folgendem Lehrsatz des Spinoza?:

"Die Glückseligkeit ist nicht der Lohn der Tugend, sondern die Tugend selbst, und wir erfreuen uns ihrer nicht, weil wir die Lüste einschränken, sondern umgekehrt, weil wir uns ihrer erfreuen, können wir die Lüste einschränken."

 

Der Satz ist ein wenig kompliziert ausgedrückt, in seiner Bedeutung aber leicht zu verstehen. Stimmt dieser Satz mit dem islamischen Glauben überein? Wenn nicht, welche Wörter müsste man mit anderen ersetzen, um diesen Satz an den islamischen Glauben anzupassen?

 

Ich spiel jetzt ein wenig Sokrates, hehe. :)

 

#salam#

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#bismillah#

#salam#

 

 

Aus diesem Satz habe ich das verstanden:

 

Der Lohn einer positiven Eigenschaft (Tugend) ist nicht die Glückseligkeit, diese Eigenschaft selbst ist es.

Wir freuen uns nicht, weil wir unsere Lüste, also das was wir wollen, nicht tun, sondern umgekehrt,

wir freuen uns auf so eine positive Eigenschaft und aus diesem Grund können wir unsere Lüste einschränken.

 

Ich denke dieser Satz hat zwar was islamisches aber wir schränken unsere Lüste auch ein, weil Allah swt es will.

Allah swt möchte es weil es besser für uns ist und Er möchte sehen ob wir ihm gehorchen.

Beispielsweise wenn wir Musik hören, vergessen wir Allah swt und außerdem gibt es negative Folgen wenn man Musik hört.

 

#salam#

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#bismillah#

 

Salam Bruder

 

"Die Glückseligkeit ist nicht der Lohn der Tugend, sondern die Tugend selbst, und wir erfreuen uns ihrer nicht, weil wir die Lüste einschränken, sondern umgekehrt, weil wir uns ihrer erfreuen, können wir die Lüste einschränken."

 

Ich denke das ist wirklich ein sehr komlizierter Satz.

 

Wenn man jetzt die Glückseligkeit als die Liebe zu Allah(swt) vergleicht dann wirkt der Satz auch etwas anders.

 

Die Tugend ohne Religion ist für uns als Moslems das niedrigste was es gibt und in dem Zusammenhang ist die Tugend nichts als die Eigenliebe.

 

Der Satz klingt inhaltlich für mich wie der folgende:

 

Imam Ali(as) sagte:

 

" Unser erhabener Gott hat den Engeln Verstand gegeben, aber keine Tiebhaftigkeit. Den Tieren gab er Triebhaftigkeit, aber keinen Verstand. Uns Menschen gab er beides. Wenn du also deinen Verstand über deine Triebe siegen lässt, bist du besser als ein Engel. Lässt du aber deine Triebe Triebe über deinen Verstand siegen bist du niedriger als ein Tier."

 

Salam

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  • 2 Monate später...
  • 4 Wochen später...
#bismillah#

#salam#

 

Was haltet ihr von folgendem Lehrsatz des Spinoza?:

"Die Glückseligkeit ist nicht der Lohn der Tugend, sondern die Tugend selbst, und wir erfreuen uns ihrer nicht, weil wir die Lüste einschränken, sondern umgekehrt, weil wir uns ihrer erfreuen, können wir die Lüste einschränken."

 

Der Satz ist ein wenig kompliziert ausgedrückt, in seiner Bedeutung aber leicht zu verstehen. Stimmt dieser Satz mit dem islamischen Glauben überein? Wenn nicht, welche Wörter müsste man mit anderen ersetzen, um diesen Satz an den islamischen Glauben anzupassen?

 

Ich spiel jetzt ein wenig Sokrates, hehe. #rose#

 

#salam#

 

Assalamu alejkum!

Laut Spinoza ist es falsch die Glückseligkeit als ersehnte Belohnung für ein tugendhaftes Leben anzusehen, da sie für sich selbst steht, ausserhalb dieses Denkmusters. Sie ist somit selbst die Erfüllung schlechthin und oberstes Gut in einem. Wir erreichen sie nicht indem wir unsere Nafs bezwingen, sondern sie ist es, die uns erst befähigt diese zu überwinden.

In diesem Bild ist kein Platz für einen Schuld/Sühne Komplex.

Wenn Glückseligkeit nun die Nähe Allahs beschreiben würde, so würde dies wiederrum bedeuten, dass dieses Erfüllt-Sein nicht die Konsequenz für ein tugendhaftes Leben wäre, sondern uberhaupt erst der Grund dafür weshalb wir gut handeln.

Ein Muslim also, der seine Tugenden pflegt und als Ziel hat irgendwann deswegen von der Nähe Allahs überflutet zu werden, würde ganz am Anfang stehen, da er dazu die Nähe Allahs erst einmal spüren müsste. Vorrausgesetzt er macht sich den Satz Spinoza`s zur goldenen Regel.

Wie wir wissen ist Allah überall und ebenso sind es seine Zeichen. Wenn wir diese Tatsache ständig bewusst betrachten und uns vor Augen halten, dass alles, was wir benötigen bereits da ist, Wirklichkeit ist, dann werden wir gelassener handeln.

Doch Allah weiß es besser.

Wa salam.

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#salam#

ich denke wir sollten uns erst einmal fragen, was meint Spinoza überhaupt mit Glückseligkeit. Und da helfen Vermutungen nicht weiter und wir sollten ihn da selbst befragen.

 

In seiner „Ethik" heißt es im 24. Lehrsatz:

 

Absolut aus Tugend handeln ist nichts anderes in uns, als nach, der Leitung der Vernunft handeln, leben, sein Sein erhalten (diese drei Ausdrücke bezeichnen dasselbe) aus dem Grunde, dass man den eigenen Nutzen sucht.

 

Damit dürfte erst einmal klar sein, dass Tugend an Vernunft gebunden ist und damit nach Meinung Spinozas an den Eigennutz.

 

Also dürfte die höchste Glückseligkeit nach Spinoza im Handeln aus Vernunft und aus Eigennutz liegen.

 

Sehr ernüchternd noch einmal darauf gestoßen zu werden, dass Menschen nur ihren persönlichen Nutzen verfolgen?!

 

Ich frage mich allerdings, ob aus Tugend handeln nach der Lehre des Islam auch das Ziel im Eigennutz hat und wenn, inwieweit. Tun wir das Gute, weil wir dann besser leben, im Hier und Jetzt und im Jenseits? Oder was ist eigentlich unser Antrieb, das Gute zu tun?

 

Handeln wir aus Angst vor Strafe oder aus Liebe zu Gott oder nur aus Liebe zu uns selbst tugendhaft?

 

Spinoza spricht von der höchsten Tugend des Geistes im 28. Lehrsatz der „Ethik"

 

Das höchste Gut des Geistes ist die Erkenntnis Gottes, und die höchste Tugend des Geistes ist, Gott erkennen.

 

Die Erkenntnis Gottes basiert nach Spinoza offenbar auf Erkenntnis, mithin auf Vernunft.

 

Also wäre Glückseligkeit, Gott zu erkennen und aufgrund dessen die negativen Triebe zu unterdrücken.

 

Das scheint auf den ersten Blick mit dem Islam vereinbar, ist es doch besser gut zu handeln aus Liebe zu Gott als aus Furcht vor Strafe.

 

Ich frage mich hier dennoch, kann man Spinozas Auffassung so ohne weiteres mit der Lehre des Islam, dass Gott die Menschen erschuf, damit sie ihn erkennen, gleichsetzen? Ist dieses Erkennen nach der Lehre des Islam aus der Vernunft geboren oder eine mystische Erkenntnis?

 

Vor allem, wenn man sich darüber ihm Klaren sein muss, dass das Gottesbild Spinozas so angelegt ist, dass er Urgrund alles Seienden ist und sich in allem Seienden manifestiert, Es gibt keinen übergeordneten Schöpfer der Welten, der sich durch Propheten offenbart.

 

Wassalam

 

 

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Assalamu alejkum!

 

Zugegebenermaßen muss man eine ernorme Toleranzzone einräumen bei dem Versuch Spinoza mit der Lehre des Islam in Einklang zu bringen. Doch wenn wir nun tatsächlich die Eudaimonie mit der Erkenntnis Gottes gleichsetzen, dürfen wir nicht vergessen, dass der Islam den Verstand und die Vernunft mit der wir die Wahrheit, also Gott, begreifen sollen, als wichtiges Werkzeug betrachtet,- ebenso wie Spinoza es beschreibt im Hinblick auf die Eudaimonie. Eine andere Sache, die sicher schwerer zu vereinbaren wäre, ist der Pantheismus Spinoza`s. Hier sehe ich eher Gemeinsamkeiten mit dem Zen-Buddhismus. Doch auch wenn man bedenkt, dass jemand der in seinem eigenen guten Handeln, und nur um dieses guten Handeln willens, die Erfüllung sieht, wäre es mit dem Argument des Pantheismus erklärbar und nicht falsch. Lediglich bei der Gegenüberstellung mit orthodoxen Islamprinzipien, würde der Versuch scheitern diese Meinung als eine dem Islam nicht widersprechende darzustellen. Wobei es mit ibn Arabi oder Mullah Sadra durch das Prinzip des wahdat al wujud mehr Berührungspunkte gäbe.

Wa salam!

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Wobei es mit ibn Arabi oder Mullah Sadra durch das Prinzip des wahdat al wujud mehr Berührungspunkte gäbe

 

#bismillah#

 

ich beglückwünsche alle Geschwister, die wissen, was man unter wadat al wujut versteht. Im Gegensatz dazu bin ich durch einige Recherchen im Internet erst dazu fähig, mir eine ungefähre Vorstellung zu machen, wobei ich nicht sicher bin, ob diese auch stimmt.

 

Ich bitte alle Wissenden um Hilfe!

 

Bei der Einheit der Existenz (wadat al wujut) scheint es sich nicht um Pantheismus im eigentlichen Sinne zu handeln. Wenn ich diesen Gedanken Ibn Arabis richtig verstanden habe, gibt es keine wahre Existenz außer Gott, da alles Existierende durch ihn ist oder nicht ist. Gott kann ohne das Existierende existieren, er ist ewig, während das Existierende nicht ohne ihn bestehen kann, es ist vergänglich. Das Seiende kann Gott nicht enthalten, er ist transzendent; er umfasst aber alles Seiende, während das Seiende ihn nicht umfassen kann.

 

Ich hoffe jemand kann mir sagen, ob das so richtig verstanden wurde.

 

Rumi nennt Gott den „Einen in Allem".

 

Ich denke einmal, niemand kann Gottes wahre Realität in der Natur, im Universum allein erkennen, denn ,wie es Paulus von Tharsos im Korintherbrief 13.2 so schön formuliert hat, sehen wir „nur durch einen Spiegel in einem dunklen Wort".

 

Rumi formuliert die Einheit der Existenz so:

 

„Alle Seelen sind eins.

 

Alle Existenz ist nichts anderes als die Widerspiegelung des Sultans."

 

Das Existierende, hier alle Existenz genannt, kann Gott, hier Sultan genannt, widerspiegeln, Aber das Spiegelbild ist nicht die wahre Existenz oder?

 

Wassalam

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Assalamu alejkum, Schwester!

 

Du musst dir das ungefähr so vorstellen: Ein goldener Ring, ist nicht der Goldklumpen selbst, und dennoch erhalten wir eine Ahnung vom Goldklumpen, in den er jederzeit wieder eingeschmolzen werden kann. Das wäre sein Vergehen, bei ibn `Arabi "fana" genannt. Beim Wahdat al wujud werden mehrere Ebenen beschrieben, wobei die nächst höhere jeweils die unteren,- alle unteren,-umfasst.

 

In orthodoxen Kreisen wird dies oft als Andeutung auf Pantheismus interpretiert. Was jedoch nicht richtig wäre, da im Pantheismus eben alles Gott enthält, während bei ibn `Arabi alles ausser Gott Nichts ist und nur ihn selbst reflektiert. Prophet Muhammad (s.) war in diesem Allah reflektierenden Kosmos (... wir erinnern uns, die Zeichen Allah`s sind überall), das Auge, ja, Auge pur, welches durch seine Klarheit Allah, den einzig existierenden, erkennen konnte.

 

Aber denk doch nicht soviel darüber nach. Letztenendes sind es nur Worte für etwas unbeschreibliches.

 

wa salam!

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