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Pir Sultan Abdal Gedichte


Hasan2

Empfohlene Beiträge

Pir Sultan Abdal gedichte

Er hat sein Gefühle in Gedichte verfasst,

viel Spaß beim lesen #winken#

 

Was sagst du dann?

Wenn ich ein Sprosser wär und käm

Und fing vor Gott zu singen an -

Wenn ich ein roter Apfel würd,

Dir, Zweig, entsprosst was sagst du dann?

Wenn du ein roter Apfel wärst,

Aus meinem Zweig zu wachsen kämst -

Wenn ich ein Silberhaken würd,

Dich niederholt - was sagst du dann?

Wenn du ein Silberhaken wärst

Und mich herabzuholen kämst -

Würd eine Handvoll Hirse ich,

Weit ausgestreut - was sagst du dann?

Wenn du ein‘ Handvoll Hirse wärst

Zu Boden dich zu streuen kämst

Wenn ich ein schönes Rebhuhn würd

Und pickt sie auf - was sagst du dann?

Wenn du ein schönes Rebhuhn wärst,

Sie einzeln aufzupicken kämst

Wenn ich ein junger Falke würd

Und raubte dich - was sagst du dann?

Wenn du ein junger Falke wärst,

Zu greifen und zu rauben kämst -

Wenn ich ein Wolkenbruch dann würd,

Der dich versehrt - was sagst du dann?

Wenn du ein Wolkenbruch dann wärst,

Die Flügel mir zu brechen kämst -

Wenn ich ein toller Nordwind würd

Und dich vertrieb - was sagst du dann?

Wenn du ein toller Nordwind wärst,

Wenn du mich zu zerstreuen kämst -

Wenn ich ein Kranker würd und läg

Auf deinem Weg - was sagst du dann?

Wenn du ein sehr schwer Kranker wärst,

Auf meinem Weg zu liegen kämst -

Wenn ich der Todsengel würd,

Das Herz dir nähm - was sagst du dann?

Wenn du der Todesengel wärst,

Das Leben mir, zu nehmen kämst:

Wär ich bestimmt fürs Paradies

Und trät dort ein - was sagst du dann?

Wenn du fürs Paradies bestimmt,

Und dorthin einzutreten kämst -

Wenn ich den Meister fänd und wir

Zusammengehn - was sagst du dann?

 

………………………………………………………………………

 

Dein Leid

entflammt in mir

 

Schweig Nachtigall, im Garten herrscht Trauer

Weil du, mein Freund, hier bist und ich fern von dir.

Mein Docht verbrannt, mein Wachs ist weggeschmolzen.

Freund dein Leid entflammt in mir.

Ich als Fluss, der sich im Meer verloren hat.

Ich als Rose, vor der Zeit erblüht und verwelkt.

Ich als kalte Asche - das Feuer ist lange erloschen.

Freund dein Leid entflammt in mir.

Was sie mir angetan haben, du wirst es erfahren,

Durch die Vergegenwärtigung der Märtyrer verschließt du meine Wunden

Leidvolle vierzig Jahre der Einsamkeit

Bei Hirschen in der Einöde der Berge

Freund dein Leid entflammt in mir.

Einmal bin ich der ganze Pir Sultan Abdal

Und ein andermal nur noch sein Schatten

Hunger und Durst bedeuten mir nicht mehr.

Mein Leben wurde mir genommen, weil ich mein Volk über alles liebte

Freund dein Leid entflammt in mir.

……………………………………………………………………………………………………………………………………………….

Habt Ali ihr nicht gesehen?

Als ihr vom fernen Lande Jemen reistet,

Habt, Kraniche, ihr Ali nicht gesehen?

Als in der Luft im Reigentanz ihr kreistet,

Habt, Kraniche, ihr Ali nicht gesehen?

 

Wer kann im Meer die Spur der Fische Wissen?

Ich neigte mich, um Kambers Aug zu küssen.

Den Kranichschrei vernahm ich, herzzerrissen -

Habt, Kraniche, ihr Ali nicht gesehen?

 

Als Ali einnahm Chaibar wohlverwahrt

Da starb manch Leugner, der auf ihn gestarrt.

Bei Muhammad und Alis Himmelfahrt -

Habt, Kraniche, ihr Ah - nicht gesehen?

 

Sitzt ihr, dann lasst den Schritt uns weiterlenken,

Kommt her, uns soll des Kauthars Quellwein tränken

Um Alis willen wir das Haupt verschenken -

Habt, Kraniche, ihr Ali nicht gesehen?

……………………………………………………………………………………………………………………………………………..

Des Herzens Wunden

Ach Herz, warum kennst du nicht meine Lage -

Des Herzens Wunden sind gar viele, viele.

Du nimmst‘s nicht an, was ich für Rat auch sage -

Des Herzens Wunden sind gar viele, viele.

Weht, Locken, nicht den Winden . gegenüber

Der Sprosser klagt den Rosen gegenüber,

Lass mich nicht weinen Fremden gegenüber -

Des Herzens Wunden sind gar viele, viele.

Es steht der Tod vor mir was soll ich machen,

Der Tod genannte Fürst mit blutgem Rachen!

Mir ist‘s zum Weinen nicht und nicht zum Lachen -

Des Herzens - Wunden sind‘ gar viele, viele.

Bin Pir Abdal Sultan, so bin ich nun,

Befehl von Gott kam - was kann ich da tun?

Mein -Schmerz ist viel - doch welchen sag ich nun?

Des Herzens Wunden sind gar viele, viele!

……………………………………………………………………………………………………………………………………………….

Ich ward

Dem, der ein anvertrautes Kleid getragen,

Glich ich, seit ich in diese Welt geboren.

Nun kam sein Herr und nahm mir‘s aus den Händen -

Ward wie ein Schaf, am dürren Ort verloren.

Der Freund kam, ging vorbei, kehrt mir den Rücken.

Grub Gräben ich - kein Wasser zu erblicken;

Bewacht manch Nest, doch schlüpften keine Küken.

Ward, leeres Nest bewachend, gleich dem Toren.

Vergänglich ist ja dieser Welten Ort,

Der Zeiten Lauf, wer treibt ihn fort und. fort?

Es ließ mich frösteln meines Freundes Wort -

Ich ward wie einer, hoch am Berg erfroren.

………………………………………………………………………………………………………………………………………………

Dein Nebel

Da ich gekommen,. möcht ich etwas fragen:

Warum weicht nicht, ach Yildizdag, dein Nebel?

Ich will mein Herz zu Gottesmännern tragen -

Warum weicht nicht, ach Yildizdag, dein Nebel?

An seinem Fuße heller, roter Stein

Hoch Tibet ihm der Kranichzüge Schrein -

ich weiß nicht, welch ein Unglückshaupt ist sein:

Warum weicht nicht, ach Yildizdag, dein Nebel?

 

Der Falken und der Kraniche Entzücken,

Zum Sommer geht‘s, es grünt der Berge Rücken.

Die Mädchen sollen sich mit Krokus schmücken -

Warum weicht nicht, ach Yildizdag, dein Nebel?

 

Im Hag des Fürsten Rosenknospenschimmer,

Dort singen fremde Nachtigallen immer,

Doch hier ist Trennung, als der Tod noch schlimmer -

Warum weicht nicht, ach Yildizdag, dein Nebel?

(Türkisch)Yildizdag =Sternenberg

………………………………………………………………………………………………………………………………………….

Das Leid

Ihr schlafenden Heiligen, oben und unten

Eilt mir zu Hilfe, das Leid hält mich fest

An welche Orte, soll ich denn ziehen

Dort wo ich war, das Leid fand mich

Es saß mit mir, und verrichtete das Gebet

Log mich an, und lachte mir ins Gesicht

Wurde zum Säbel, und kam über mich

Zerriss mich in Teile, das Leid teilte mich

Wie ein frostiger Wind, der über uns kam

Wie ein Vogel, in den Pranken des Falken

Wie ein Alptraum, in der Morgendämmerung

Schreiend, nahm mich das Leid ein

Ich bin Pir Sultan Abdal, mein Herz ist verwundet

Ich kann es keinem sagen, mein Herz ist trauernd

Ich weiß nicht, ob verrückt oder meisternd

In so eine Leidenschaft, ließ mich das Leid

……………………………………………………………………………………………………………………………………………………..

Kurzgedichte:

 

Ich, Pir Sultan, wenn ich die Berge wäre,

Voll blauer Hyazinthen Garten wäre.

Die Welt ganz Blume und ich Biene wäre

Fänd‘ süßern Honig nicht als Liebchens Zunge!

 

Ich ward zu Bächen die im Strom versprühten,

Zu Rosen ward ich, die zur Unzeit glühten

Zu Asche ich, drin kerne Funken glühten

O Freund, verbrannt, verbrannt von deiner Liebe!

 

Die Taten des blutdürstigen Tyrannen, -

Sie lassen schluchzen mich wie Nachtigallen -

Wenn Steine regengleich auch auf mich fallen -

Ein Daumenschnelln des Freundes schlägt mir Wunden.

 

Am Galgentag sind Freunde rar geworden,

Zehn Schmerzen sind nun fünfzig gar geworden,

Das Todesurteil ist nun klar geworden -

Erschlagen werd ich und werd aufgebunden.

Nicht steigt die Seele in die Himmelshöh -

Befiehlt Gott nicht, fällt milder Regen je?

Die Steine dieses Lands tun mir nicht weh -

Des Freundes Rose konnte mich verwunden.

 

 

Warte nur Hizir Pascha,

Auch deine Pläne werden durchkreuzt.

Dein Sultan, auf den Du Dich verläßt,

Auch er wird eines Tages gestürzt.

Sollten die Richter und Mufti mich verurteilen,

Sollten sie mich erhängen,

Sollten sie mich köpfen,

Ich werde von meinem Weg nicht kehren.

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Pir Sultan Abdal ist wohl der meistbekannte Dichter unter den Aleviten und Bektaschiten. Über sein Leben ist nicht allzu sehr bekannt. Laut einigen Gedichten, welche ihm zugeschrieben werden, soll er Koca Haydar heissen, in Banaz bei der Provinz von Sivas geboren, und aus Jemen abstammen.

İbrahim Arslanoğlu schreibt in seinem Buch "Pir Sultan Abdallar", dass es in der Geschichte nach der Exekution Pir Sultan weitere Alevi-Bektashi Dichter oder Derwische aus verschiedenen Regionen Anatoliens mit dem Synonym "Pir Sultan Abdal, Abdal Pir Sultan, Pir Sultan..." ihn in deren Gedichten weiter leben liessen.

Von den Osmanen wurde er letztendlich erhängt (ca. 1560), weil man ihm verbotene Beziehungen zu dem schiitischem Safawiden Reich nachsagte.

 

Das kurioseste an Pir Sultan's Leben ist wohl, dass sein eigener Schüler (Talip) namens Hınzır ihn später erhängen sollte. Dieser Hınzır kommt aus einer armen Familie, welcher unter der Verfolgungen der Osmanen gelitten hat. Er legt ein Gelübde vor Pir Sultan ab, und leistete seinen Dienst im Khaniqah (Ordenshaus) Pir Sultan's ab. Eines Tages bittet Hınzır seinen Meister um Erlaubnis, nach Istanbul auszuwandern zwecks Bildung und Rang, damit dieser später seinem Volk behilflich sein kann. Pir Sultan gibt seinem Schüler zwar die Erlaubnis, meidet aber auch nicht klar und deutlich auszusprechen, dass Hınzır ein grosser Mann sein wird, aber ihn selbst erhängen wird. Auch wenn Hınzır wesentlich schockiert dies abstreitet, kommt es tatsächlich dazu, dass Pir Sultan Jahre später wegen angeblichen geheimen Beziehungen zum Erzfeind der Osmanen, nämlich dem Safawiden, auf einen Befehl Hınzır Pascha's (!) erhängt wird (um ca. 1560). Pir Sultan wurde vorher aber ein Ultimatum gestellt, dass dieser drei Gedichte aufsagen soll, wo das Wort „Şah" nicht ein einziges mal vorkommt. Pir Sultan Abdal, der drei verschiedene Gedichte vor Anwesenheit zahlreicher Helfer und Bediensteter Hınzır Pascha's mit dem Namen ŞAH aussprach, wurde danach des Hochverrats(!) beschuldigt, da die Osmanen unter dem Synonym „Şah" eine Anspielung auf die Safawiden Herrscher assozierten.

Pir Sultan Abdal jedoch meinte mit „Şah" jemand ganz anderes, nämlich Hz. Imam 'Ali (a.s.)….

 

„Ehe Hizir Pascha die Schlinge zuzieht,

Öffne die Tore, wir gehen zum Schah!

Eher als Strafgericht und Todesakt,

Öffne die Tore, wir gehen zum Schah!

 

Drängt doch das Herz schon zum Haus des Schahs,

Will das Leben sich wandeln in den Moschusduft Ali's,

Ali mein Pir, erster der Zwölf Imame, denen wir folgen,

Öffne die Tore, wir gehen zum Schah!

 

Wohin ich noch komme, mein Weg ist verhangen,

Die uns das antun, weh über sie.

Wie lange das schon zerquetscht die Kette meinen Hals,

Öffne die Tore, wir gehen zum Schah!

 

Künden nicht sanfte Winde die Morgenröte,

Ihr Landsleute, begrüsst den Geliebten.

Sendet der Herr nicht die Nachtigallboten,

Öffne die Tore, wir gehen zum Schah!

 

Schon sorgt sich mein Herr, wo bist du PIR SULTAN,

Die Wunde heilt nicht, der Schmerz macht mich taub,

Mein Schreie bauen zu seinem Thron eine Leiter,

Öffne die Tore, wir gehen zum Schah!"

 

Wenn man Pir Sultan's Gedichte mit die der anderen Bektashi Derwischen vergleicht, so ist Koca Haydar wohl der zurückhaltentste. Seine Gedichte sind vom inhaltlichem her ziemlich mannigfaltig. Besondere Merkmale ist seine Liebe und Gebundenheit zu den 12 Imamen, in vielen Gelegenheiten er die Ankunft des 12. Imam al-Mahdi ankündigt. Ausserdem ist er sehr Naturverbunden. Viele male erzählt er über Blumen, Landschaften und fragt sogar einen Kranich, ob er 'Ali (a.s.) dem ersten Imam der 12 Imame gesehen hat.

 

„Als ihr vom fernem Lande Jemen reistet,

Habt, ihr Kraniche, ihr Ali nicht gesehen?

Als in der Luft im Reigentanz ihr kreistet,

Habt, Kraniche, ihr Ali nicht gesehen?..."

 

Pir Sultan fühlte sich, wie wohl jeder andere Bektashi bzw. Alevi Dichter, in der Tradition des Mansur al-Hallaj:

 

„Hühott, jag nur zu, Hınzır Pascha,

Bis Dir die Räder vom Wagen springen,

Dein Padischah dessen Scherge Du bist,

Stürzt auch eines Tages vom Thron.

 

Was war mit Anka, mit Nimrud, vergiss nicht,

Ihn brachte zu Fall eine Fliege,

Nun, unser Fall kommt vors Jüngste Gericht,

Schon Morgen bist Du an der Reihe.

 

Der Herr der Herren könnte mir's verübeln,

Hier stehe ich, aus dem Stamme Mohammed's,

Erstich auch meinen Hussain, Yazid.

Ich bin Mansur, schlepp mich zum Galgen.

 

Die Liebe zum Şah (Ali) sei mein Verbrechen,

Hast mich ganz schön bei Hofe angeschwärzt,

Doch flehe ich nicht bei Dir um Gnade,

Mein Tod schenkt diesem Lande Ruhe.

 

So wie ich Moses, bist Du Pharao,

Ein Teufel ohne Sprache, ohne Glauben,

Was soll's, ich sterbe ja nicht,

PIR SULTAN lebt, wenn er stirbt!"

 

Es ist unter verschiedenen Sufi Orden bekannt, dass Mansur tief seufzte, als sein Freund Shibli ihm eine Rose zuwarf, während andere ihn steinigten, als al-Hallaj zum Galgen ging.

 

„Die Steine dieses Landes tun mir nicht weh –

Des Freundes Rose konnte mich verwunden."

 

Die Untreue vieler Freunde Pir Sultan's traf ihn mehr, als der im wahrsten Sinne des Wortes „steinige Weg" zum Galgen. Denn Pir Sultan ging alleine zum Galgen. Jedoch ist dies wiederum eine klassische Gegebenheit, da der Weg der Ahl ul-Bait der Weg der Einsamen ist.

 

„Wenn Kadis und Muftis Urteile schreiben,

Da ist das Seil, da ist mein Hals, wenn ihr mich aufhängt,

Da ist der Dolch, da ist mein Kopf, wenn ihr mich schlachtet;

Wer will, soll zurückkehren, ich gehe meinen Weg…"

 

Quellen: Annemarie Schimmel „Gärten der Erkenntnis", „Mystische Dimensionen des Islam",

Ali Duran Gülcicek „Der Weg der Aleviten (Bektaschiten)"

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