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Thematische Qur'anexegese aus dem Jahr 2004


Rehad

Empfohlene Beiträge

Qur’anexegese

 

 

 

Der Qur’an unterteilt das Dasein der Menschen in fünf Welten ein:

 

1. Die Welt des Staubes

2. Die Welt der Lenden

3. Das irdische Leben

4. Die Zwischenwelt

5. Das Jenseits

 

 

 

• Die Welt des Staubes

 

Was unter der Welt des Staubes zu verstehen ist, und ob sie letztlich eine Welt im eigentlichen Sinne ist, ist unter den Gelehrten umstritten. Im Qur’an Sure Al-Araf Vers 172 heißt es: „Und als dein Herr aus den Kindern Adams, aus ihren Rücken, ihre Nachkommenschaft nahm und sie gegen sich selbst zeugen ließ: ,Bin Ich nicht euer Herr?’ Sie sagten: ,Doch wir bezeugen es.’ Damit ihr nicht am Tag der Auferstehung sagt: ‚Wir waren unwissend.’“

Eine Reihe von Gelehrten sind der Meinung, dass vor dem irdischen Dasein des Menschen, die Menschen als eine universelle Existenz in einer früheren Existenz lebten und Gott als ihren einzigen Herrschern bezeugten.

Dagegen gibt eine gegenüberstellende Ansicht von Gelehrten. Sie besagen, dass von einer universellen Existenz nicht die Rede sein kann, weil in dem Vers „aus den Kindern Adams, aus ihren Lenden, ihre Nachkommenschaft nahm“ vorkommt. Der Vers bezieht sich auf die Nachkommenschaft Adams, welche aus den Lenden ihrer Vorfahren abstammen. Es wird nicht von einer singulären universellen Existenz der Menschheit gesprochen. Vielmehr spricht dieser Vers in der Sprache der Schöpfung. „Hierauf wandte Er sich zum Himmel, welcher noch aus Rauch war, und sprach zu ihm und zu der Erde: "Kommt ihr beide, willig oder widerwillig!" Sie sprachen: „Wir kommen willig“. (41/11) D.h. Himmel und Erde hatten nicht die Möglichkeit sich gegen Gottes Willen zu stellen. Analogie dazu können die Menschen am Jüngsten Gericht nicht einwerfen, dass sie ihren Schöpfer nicht kannten, weil Fitra und Vernunft schon in der Erzeugung gelegt worden ist und sie Gott später nicht verleugnen können. In diesem Sinne hat kein Dialog statt gefunden, sondern die Tatsache wurde in einem Dialog der Wirklichkeit wiedergegeben. Der zeitgenössische Mufasir Ayatollah Makaram-e-Shirazi erwähnt in seinem Tafsir „Nemouneh“, dass es zu diesem Vers mehrere Überlieferungen gibt, die auf beiden Annahmen hindeuten.

Abschließend soll erwähnt werden, dass viele Gelehrten eine Vor-Welt verneint haben, dazu gehören Sayyid Murtada, Shaykh Mufid and Abul Ali Tabrasi.

 

 

 

• Die Welt der Lenden

 

In der Welt der Lenden nimmt der Mensch allmählich eine Gestalt an, welche auf sein zukünftiges Leben einen enormen Einfluss hat. Nach islamischen Traditionen haben Eltern und Umgebung einen großen Einfluss auf die Gestaltung des werdenden Menschen. Es gibt islamische Anweisungen, wie Eltern sich verhalten sollen, wo sie sich aufhalten sollen, wie sie das Kind erzeugen sollen und vieles mehr.

Die Vervollkommnung des Menschen beginnt nach dieser Logik schon vor der Erzeugung. Näheres dazu ist in dem zweibändigen Werk von Ayatullah Amini „Erziehen und Veredeln“ enthalten.

 

 

 

• Das irdische Leben

 

Das irdische Leben beginnt mit der Geburt und hört mit dem Tod auf. Sie ist der Schauplatz, wo der Mensch es selbst in der Hand hat sich zu einem vollkommenen Menschen zu erziehen oder sich zu einem Wurm zu machen.

 

 

 

• Die Zwischenwelt

 

Die Zwischenwelt, genannt im Arabischen Al-Barsach, beginnt mit dem Tod und hört mit dem Jenseits auf.

Das Barsach ist wie ein Schlaf, je nach dem wie die Handlungen im Diesseits waren, ist sie ein guter Schlaf oder ein schlechter. Im Qur’an wird erwähnt, dass bei der Einberufung zum Jüngsten Gericht, die Menschen aufwachen und meinen sie verblieben lediglich 1 Stunde im Grab.

Die Konsequenzen der Handlungen in der irdischen Welt und ihre Auswirkungen haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Zwischenwelt. Beispielsweise ist die Errichtung einer Schule eine segenreiche Tat, die eine langzeitige Auswirkung auf die Gesellschaft haben wird, diese Auswirkungen werden das Dasein in der Zwischenwelt angenehmer formen.

Näheres über die Zwischenwelt gibt es in dem deutschsprachigen Buch „Bis in alle Ewigkeit“ von dem Theologen Seyyid Mousavi-Lari.

 

 

 

• Das Jenseits

 

In der schiitischen Glaubensvorstellung ist die Existenz des Jenseits eine rationale Notwendigkeit und bedarf keine Erwähnung von Seiten der Offenbarung.

Da die Welt relativ ist und somit nichts in Absolutheit herrschen kann, kann es auch keine absolute Gerechtigkeit in der Welt verwirklicht werden. Aus dieser Feststellung heraus, ist eine Welt, wo das Recht zu seinem Recht gelangt und das Unrecht zur Gerechtigkeit geführt wird zwingend erforderlich. Ansonsten ist die Erschaffung der Welt sinnlos und somit ihr Urheber unweise, was aber unmöglich ist. Die Argumentation, dass das Unrecht und die Gerechtigkeit als Ganzes in der Welt sich ausgleichen ist nicht akzeptabel, da jedes Individuum zu seinem Recht gelangen muss. Sein einbußen an Recht wird nicht da durch aufgehoben, dass Jemand anderer eine Zeit lang in Gerechtigkeit lebte, so das Recht mit jenen Unrecht mitzieht.

Demzufolge wird es im Jenseits Menschen geben, die ins Paradies einziehen und andere die aus Gerechtigkeitsgründen in die Hölle leben werden. Andere wiederum verweilen eine Zeitlang in der Hölle, um dann gereinigt ins Paradies ziehen zu können. Sie werden gereinigt in dem Sinne, dass wenn sie wieder die Gelegenheit hätten im Diesseits leben zu können, Gott nicht ewig ungehorsam sein werden, im Gegensatz zu den ewigen Höllenbewohner, die, wie es im Qur’an erwähnt wird, nach dem sie beteuern, dass sie diesmal auf Erden Ihn dienen werden, sich nicht verbessern werden und sie nur leere Worte von sich geben.

Das Jenseits wird ewig sein, da dass bloße Auslöschung einer Existenz nach ihrer Existenz sinnlos ist. Die Bewohner der Hölle und Paradieses leben deshalb ewig. Ihre Belohungen dauern ewig an. Imam Jafar as-Sadiq (a.s.): „Die Leute der Hölle verbleiben allein deshalb in der Hölle, weil es im Diesseits ihre Absichten waren, wenn sie ewig in ihm verweilten, Gott ewig ungehorsam zu sein. Und die Leute des Paradieses verbleiben allein deshalb im Paradies, weil es im Diesseits ihre Absichten waren, wenn sie ewig in ihm verblieben, Gott ewig gehorsam zu sein. Folglich verweilen jene und jene durch ihre Vorsätze.“ [al-Bihar, B. 15, S. 74]

 

Im Zusammenhang mit Jenseits ist die Eigenschaft des Geistes von großer Bedeutung. Ist sie körperlich, geistig und getrennt von Körper oder vermischt mit ihm?

Erstere ist ausgeschlossen, da nach dem Tod, durch die Verwesung des Körpers ein Leben in der Zwischenwelt nicht möglich ist. Letztere ist möglich, da auch nach eine chemische Vermischung eine Trennung vollzogen werden kann und Gott ist Allmächtig. Jedenfalls ist der Geist geistig und ewig, da nach eindeutigen qur’anischen Texten und Überlieferungen der Unfehlbaren die Menschen im Jenseits geistige Freude und Schmerzen erleiden werden. Ohne das Vorhandensein des Geistes sind solche Empfindungen nicht spürbar.

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