Shia-Media Geschrieben 25. Oktober 2009 Melden Teilen Geschrieben 25. Oktober 2009 Die Zukunft des islamischen Staates I Die soziale Gerechtigkeit -Frei übersetzt aus einem Artikel von Scheikh Schahid Murtadha Mutahhari mit Erweiterungen und kleinen Änderungen die den Inhalt kaum verändern- Übersichtsverzeichnis Einleitung Der Kommunismus Der Kapitalismus Der ethische Sozialismus Die soziale Gerechtigkeit im Islam Einleitung: Die soziale Gerechtigkeit, ist eine der wichtigsten Themen, die die Zukunft der islamischen Revolution direkt betreffen und hier stellt sich die wesentliche Frage: Was meinen wir denn, wenn wir zur sozialen Gerechtigkeit aufrufen? Denn es gibt große Unterschiede in den verschiedenen Definitionen dieses sehr wichtigen Begriffes und jede Partei ist mit dem, was sie besitzt zufrieden und ruft auch dazu auf. Was ist die soziale Gerechtigkeit, wozu der Islam aufruft? Der Kommunismus (Die vermeintliche Gleichberechtigung): Einige denken, dass die soziale Gerechtigkeit einfach bedeutet, dass alle Menschen gleich leben, egal in welchem Zustand sie sich befinden, egal was sie an Taten verrichten und an Dienste in der Gesellschaft leisten und egal welche Gaben sie besitzen und was für Potential sie haben. Die soziale Gerechtigkeit für diese Gruppe bedeutet, dass alle Menschen sich in etwa gleich anziehen. Zum Beispiel, wenn du ein Kleidungsstück aus Baumwolle trägst, dann muss ich das ebenfalls tun und wenn du Kleidungsstücke aus Wolle trägst, dann muss ich das ebenfalls tun und so weiter... Nach ihrer Ansicht, soll jeder so viel arbeiten, wie er vermag und nehmen, wie er benötigt. So beträgt meine Produktion vielleicht die Hälfte deiner Produktion, aber meine Familienmitglieder sind doppelt so viel wie deine Familienmitglieder, deswegen muss mein Lohn doppelt so hoch sein, wie dein Lohn. Wenn man auf diese Art auf die soziale Gerechtigkeit schließt und sie so definiert, dann ist das ein rein sozialer Weg, d.h diese Gruppe berücksichtigt ausschließlich die soziale Seite und betrachtet nur die Gesellschaft und gibt ihr den höchsten Wert. Diese Sichtweise interessiert sich nicht für das Individuum. Ja, das Individuum hat nach diesem Prinzip sogar gar keine Existenz. Die Gesellschaft arbeitet und diese gibt das Geld so aus, wie sie will. Der Kapitalismus (Die vermeintliche Freiheit): Es gibt aber eine andere Sichtweise, was die soziale Gerechtigkeit betrifft. Diese besagt, dass man die Gesellschaft dadurch aufbaut, dass man sich voll und ganz auf das Individuum stützt und auch auf seinen eigenen Wert und auf seine Unabhängigkeit. Die Vertreter dieser Meinung sagen: Es ist notwendig den Individuen die Chance zu geben, und es ist notwendig ihnen die soziale und politische Freiheit zu geben. Jeder Mensch soll danach streben mehr Geld zu verdienen, und sich selbst ein größeres Einkommen beschaffen und ihm soll es gleichgültig sein, was der andere verdient, ob mehr oder weniger, und die Gesellschaft soll letzten Endes eine Art Steuersystem festlegen, um den Bedürftigen und den Armen durch das Geld der Reichen zu versorgen. An dieser Stelle beginnt der Widerspruch zwischen zwei wichtigen Dingen und das sind: die soziale Gerechtigkeit einerseits und die Freiheit des Individuums andererseits. Natürlich, ist mit Freiheit hier die wirtschaftliche Beweglichkeit gemeint und auch die Freiheit der politischen Tätigkeit. Entscheidet man sich dafür die soziale Gerechtigkeit nur aus der Sicht der ganzen Gemeinschaft zu betrachten, wird die individuelle Freiheit zu einem großen Teil begraben. Wenn man sich aber dafür entscheidet, die absolute wirtschaftliche Freiheit zu bewahren, dann gibt es keine soziale Gerechtigkeit mehr, nicht im Sinne der ersten Gruppe. Der ethische Sozialismus: Es gibt aber auch eine weitere Gruppe, die versucht eine Art Mittelmaß zwischen dem Kommunismus und dem Kapitalismus zu erzeugen. Das ist der Sozialismus, mit seinen vielen Formen. Das soziale System strebt danach, die individuelle Freiheit zu bewahren, so dass er der Besitz von Eigentümern zu einem gewissen vernünftigen Maß nicht ablehnt und nicht jeden Besitz als Ausnutzung und Investition verurteilt, und behauptet auch, dass die soziale Gerechtigkeit in ihrer ersten Form ungerecht sei, denn wenn ich jemandem etwas nehme, was er sich verdient hat, so ist das Unrecht, auch wenn das Geld woanders gebraucht wird. Diese Gruppe sagt: Ausnutzung ist immer falsch. Wenn ich dich irgendwo einstelle und einen Anteil deines verdienten Geldes für mich nehme, dann habe ich in Wirklichkeit ausgenutzt und das ist ungerecht, doch wenn du aus dem freien Willen heraus einen Anteil deines Geldes jemandem anderen gibst, und wenn du dies mit Überzeugung und Zufriedenheit verrichtest, so ist das die wahre Menschlichkeit und die vollkommene Tat. Diese Gruppe sagt auch, dass einer der Makel des Kapitalismus nichts anderes ist, als dass die Ausnutzung ein echter Bestandteil seines Wesens ist, denn alle Gewinne gehören dem Kapital und dies lässt viele soziale Schichten entstehen. Eine solche Logik besagt also: Lasst uns einen Weg finden, durch den wir in der Lage sind die Ausnutzung vollkommen zu vernichten ohne dass wir die Persönlichkeit, die Freiheit und den Willen der Individuen mitvernichten. Lasst uns danach streben, dass die Individuen sich, durch das Fördern der Menschlichkeit, der Moral, der Ethik, der geistigen Erhabenheit und der Solidarität und des Mitgefühls mit den anderen, von sich aus dafür entscheiden, das Geld was sie nicht brauchen an andere Bedürftige zu spenden, ohne dass wir das Geld durch Zwangsmaßnahmen nehmen. Die soziale Gerechtigkeit im Islam: Diese letzte Sichtweise war, im Prinzip und grob gesehen, stets das Ziel des Islams, denn der Islam wollte schon immer eine solche Art der Gerechtigkeit verwirklichen, doch im Gegensatz zu den westlichen Schulen, hat der Islam mit großer Genauigkeit festgelegt, was die richtigen Wege sind, um dieses große Ziel zu erreichen und es hat auch noch dazu, die Art festgelegt, wie das Ziel, nachdem es in der Gesellschaft verwirklicht wurde, auch befestigt und stabilisert wird. Wir überliefern hier den Inhalt eines Hadiths über Imam Mussa Ibn Jaafar(a.s). Der Imam fragte einmal einen Mann: Wie schaut es mit der (islamischen) Brüderlichkeit unter euch aus? Der Mann antwortete: Es ist im besten Zustand. Der Imam sagte: Ist es so, dass wenn Jemand zum Geschäft seines Bruders kommt und aus seiner Kasse für sich das nimmt, was er braucht, der Besitzer des Geldes Erleichterung empfindet? der Mann sagte: Nein. Der Imam sagte alsdann: Wieso sagtest du dann, dass die Brüderlichkeit im besten Zustand sei? Die Brüderlichkeit erreicht ihren höchsten Zustand, wenn die Tasche eines jeden von euch für seinen Bruder wie seine zweite Tasche für sich selbst ist und umgekehrt genau so. Wenn so ein Ziel erreicht wird, dann ist das die höchste Stufe der islamischen Brüderlichkeit, zu der der Islam auffordert. Der Islam will, dass das Leben brüderlich ist, und nicht dass das Individuum gezwungen wird, etwas nicht zu tun und ihm gesagt wird: Das Gesetz verbietet es dir, oder dass man ihm sagt: Alle müssen von der Regierung versorgt werden, d.h. so wie die Lage einiger kommunistischen Ländern, wo alle Menschen für die Regierung arbeiten und von ihr ihren Lohn erhalten. Der Islam sagt: Der Kommunismus auf der materiellen Ebene, kann nur aus dem Kommunismus auf der geistigen Ebene resultieren. Die Seelen müssen sich vereinen und dann vereinen sich die Taschen automatisch und es darf nicht so sein, dass alle Seelen in verschiedene Richtungen blicken, während die Taschen aus dem Zwang heraus vereint werden, oder dass man die Taschen der Menschen entleert und die Taschen der Regierung füllt, damit sie das Geld auf die Individuen verteilt. Wie wir gesehen haben, gibt es viele Verständnisse der sozialen Gerechtigkeit und viele Instanzen dieses abstrakten Begriffs, doch was uns interessiert, ist die genaue Meinung des Islams dazu. Was sagt der Islam zum Thema "soziale Gerechtigkeit"? Akzeptiert der Islam den Kommunismus oder den Kapitalismus oder unterscheidet er sich von diesen essentiell? Der Punkt, den ich betonen möchte ist, dass der Islam, die Geistlichkeit und die Ethik als einen unzertrennbaren Teil seines Wesens betrachtet. Der Hauptunterschied zwischen der islamischen Sichtweise und den anderen Sichtweisen ist, dass der Islam alles auf einen Ursprung zurückführt, nämlich auf das Innere, auf den Geist und auf den Inhalt des Menschen, der ihn als Mensch ausmacht. Und wenn du willst, so kannst du sagen, dass der Islam alles auf dem Glauben aufbaut. Und die Geschichte ist der beste Zeuge, da sie uns viele Beispiele in dieser Hinsicht liefert, auf die wir, als Muslime, nur stolz sein können. Die Wichtigkeit, die der Islam der sozialen Gerechtigkeit verleiht und die Notwendigkeit des Vorhandenseins der islamischen Glaubensbasis und der islamischen Moralvorstellung und Wertvostellungen ist beispiellos unter allen anderen Systemen, die heutezutage vorhanden sind. Gerechtigkeit des Propheten(s.a.a.s): Im Jahr der Befreiung und des Betretens von Makka, hat eine Frau ein Verbrechen begangen und es war religionsrechtlich unausweichlich sie zu bestrafen. Zufällig war die Diebin aber Mitglied einer großen und bekannten Familie, d.h. sie gehörte zu den edlen Familien von Quraisch. Nachdem entschieden wurde sie zu bestrafen und ihre Hand abzuhacken, konnte man dem Schreien und dem Weinen ihrer Familie keinen Halt gebieten und sie konnten die Schande nicht ertragen, die sie treffen wird, wenn sowas mit einem ihrer Familienmitglieder passiert. Sie versammelten sich und gingen zum edlen Propheten (s.a.a.s) und verlangten von ihm von der Bestrafung der Frau abzusehen. Der Prophet (s.a.a.s) antwortete: Dies kann unmöglich passieren. Und dann versuchten sie mehrmals Fürsprecher und Mittel zu finden, um ihn zu überzeugen, doch der Prophet (s.a.a.s) ignorierte dies und später hat er die Menschen versammelt und sprach sie an und erklärte in der Predigt, den Grund der Vernichtung der früheren Nationen. Der Grund war, dass sie den Verbrecher bestrafen, wenn er zu einer armen oder unbekannten Schicht der Gesellschaft gehört. Wenn er aber einer reichen, edlen und großen Familie angehört, und er Fürsprecher besitzt, so wird das Gesetz in diesem Fall nicht umgesetzt und deswegen hatte Allah solche Nationen zum Fall geführt. Der Prophet hat dann betont und versichert, dass alle vor dem Gesetz gleichberechtigt sind und dass er keine Unterschiede unter den Menschen macht. Die Gerechtigkeit von Imam Ali (a.s): Eine andere Geschichte wird überliefert über Imam Ali (a.s). Er sah eine Kette um den Nacken seiner Tochter und wusste dass sie nicht ihr gehört, daraufhin sagte er ihr: "Woher hast du denn diese Kette geholt?" Sie sagte: Ich habe dies von Ali Ibnu Abi Rafi', der Wache der islamische Gemeinwohlkasse(Bait-ul-Mal), damit ich mich damit für das Fest schmücke und dann werde ich sie zurückgeben. Der Imam bestellte dann Ibnu Abi Rafi' zu sich ein und fragte ihn: "Verratest du die Muslime o Ibnu Abi Rafi'?" Er sagte: "Ich suche Zuflucht bei Allah davor, die Muslime zu verraten". Er sagte ihm: "Wie hast du dann der Tochter des Fürsten der Gläubigen die Kette, die der islamischen Gemeinwohlkasse gehört ausgeliehen, ohne mich um Erlaubnis zu bitte und ihr Einverständnis einzuholen?" Er sagte: "O Fürst der Gläubigen, das ist deine Tochter, und sie bittete mich drum ihr die Kette auszuleihen, damit sie sich damit schmückt und so habe ich sie ihr ausgeliehen, indem ich aus meiner eigener Tasche den Pfand in die islamischen Gemeinwohlkasse legte und es ist dann meine Pflicht die Kette zurückzugeben." Der Imam sagte dann: "Bring ihn sofort zurück und wehe du wiederholst so was, denn dann wird meine Strafe dich treffen und wehe meiner Tochter, hätte die Kette ohne diesen Pfand genommen, so wäre sie die erste Haschimitin, deren Hand abgehackt wird". Weitere Geschichten kann man aus den Reden von Imam Ali (a.s) entnehmen. Imam Ali (a.s) sagte: "Bei Allah, ich sah Aqil(Sein Bruder) einst, wo er bedürftig wurde und er mich um einen Saa aus eurem Weizen bat. Ich sah die schmutzigen ungepflegten Haare seiner jungen Söhne und ihre aus Armut verstaubten Farben, sowie ihre Gesichter, die so aussahen, als ob sie schwarz bemalt worden wären. Er kam dann mehrmals und betonte seine Bitte und dann wiederholte er seine Worte immer wieder. Ich hörte ihm zu und so dachte er ich würde ihm meine Religion verkaufen und seinen Seilen folgen und mich von meinem (geraden) Weg trennen, doch dann habe ich ein Stück Eisen erhitzt und dieses in die Nähe seines Körpers gebracht, damit er daraus eine Lehre zieht. Er tobte und brüllte wie ein Schwerkranker wegen den starken Schmerzen und hätte sich beinah verbrannt wegen ihrer starken Hitze, woraufhin ich ihm sagte: Mögen die Weinenden um dich weinen, o Aqil! Du stöhnst wegen einem Stück Eisen, das ein Mensch spielend erhitzte, während du mich (durch deine Bitte) zu einem Feuer führst, das der Allmächtige mit Seinem Zorn zum Glühen brachte?! Du stöhnst wegen kleinen Schmerzen und ich soll in den Flammen (der Hölle) nicht stöhnen?!!" Das ist der Wert, den unsere Führer und Imame, die den wahrhaftigen und ursprünglichen Islam verkörperten und lehrten, der sozialen Gerechtigkeit geben. Sie hatten so einen sehr grossen Sinn für Gerechtigkeit, dass Imam Ali (a.s) einmal sagte: "Bei Allah würde ich die Sieben Himmel und alles, was unter ihren Himmelskörpern ist, bekommen, dafür, dass ich Allah dabei ungehorsam bin, dass ich einer Ameise die Schale einer Gerste wegnehme, so würde ich es nicht tun und eure Welt, diese ist für mich unwichtiger als ein Blatt im Munde einer Heuschrecke, an dem sie knabbert. ". Wenn also die islamische Revolution diesen Weg fortsetzen soll, dann muss sie den Islam so genau und gerecht anwenden und die Taten verrichten und die Methoden anwenden, die zur Implementierung der Gerechtigkeit und des Rechts aufrufen. Fortsetzung in Teil II mit dem Begriff der Unabhängigkeit. Abdulhamid reagierte darauf 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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