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Gedächtnisschwund/Demenz


Bint_Al_Shia

Empfohlene Beiträge

#salam#

 

#salam#

 

ich wusste nicht so genau,wo ich das Thema hinpacken soll,aber ich eröffne es einfach im off-topic bereich.

also wie ihr lesen könnt habe ich eine frage bezüglich gedächtnisschwund bzw. wie es in der fachsprache heißt demenz.

wenn jetzt z.b. jemand in der familie demenz hat wie soll man damit umgehen islamisch gesehen?also die person kann sich z.b. an nichts mehr erinnern.soll man die person dann wie ein kleines kind behandeln.z.b. der person nachdem sie gegessen hat "alhamduellah" sagen lassen?oder z.b. was das beten betrifft soll man mit der person beten oder wie behandelt allah swt. solche menschen?

 

tut mir leid,wenn es schon so einen thread gab,aber das würde mich sehr interessieren was man in so einem fall machen müsste,wenn das zutreffen sollte.

vielen dank schon für eure antworten liebe geschwister.

 

wa salam

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#salam#

#salam#

Mir kommen dazu folgende Ideen:

Demenz bedeutet ja nicht, daß der betreffende Mensch einen Schaden an seiner Seele erleidet. Es heißt auch nicht, daß die Reife seiner Seele, die er im Laufe seines Lebens erworben hat, wieder verloren geht.

Demenz ist ein organisches Hirnproblem, durch das die Seele - die etwas vollkommen anderes und Selbständiges gegenüber dem Gehirn ist - über das Gehirn und damit über den Körper nicht mehr so verfügen kann wie im gesund-normalen Zustand. Wenn auch viele Gedächtnisfunktionen dadurch nicht mehr greifbar sind und im Extremfall diese Menschen scheinbar "verblöden", wissen sie im Innersten ihrer Seele ganz genau, was mit ihnen los ist, und sie leiden darunter!

Ich habe das selbst bei meiner Großmutter erlebt, die 99 Jahre alt geworden ist, von diesen aber mehr als 20 Jahre dement war. Es gab klare Momente, in denen sie mit ergreifender Ehrlichkeit und tiefer Trauer über ihren Zustand sprechen konnte.

Daher finde ich es außerordentlich wichtig, alte Menschen im vollsten Umfang gemäß ihrer Würde zu behandeln und immer daran zu denken, daß die Seele, das Unterbewußtsein dieses Menschen immer mithört und alles versteht, auch die Zwischentöne und Hintergedanken, die sich in seiner Umgebung einschleichen. - Daß man dessen ungeachtet im praktischen Bereich ihnen manches wie bei Kindern abnehmen und erleichtern oder erklären muß, das steht auf einem anderen Blatt!

Der Islam fordert von uns den ehrlichen Respekt vor der älteren Generation, und dieses Gesetz kann von Demenz oder Alzheimer und wie diese Krankheiten alle heißen, nicht aufgehoben werden.

In der Therapie zeigt sich oft, daß Demenz durchaus umkehrbar ist, wenn die älteren Menschen wieder wesentlich mehr gezielte Aufmerksamkeit und körperliche Berührung bekommen. Das heißt, daß Faktoren wie soziale Isolation (was ja die islamischen Familien meistens weniger betrifft) eine mindestens genauso große Rolle bei der Demenz spielen wie hirnorganische Degenerationen.

 

Auf der anderen Seite nimmt Allah ta'ala die Menschen nur in dem Grad in seine Verantwortung, wie sie dieser Verantwortung in ihrem physischen Bewußtsein auch entsprechen können. So wie Kinder und sogenannte "Geisteskranke" von den religionsrechtlichen Vorschriften befreit sind, sind meines Erachtens auch hochgradig Demenzerkrankte von ihren religiösen Pflichten befreit. Allerdings wird der Übergang oft fließend sein. Wenn möglich, kann man natürlich mit ihnen zusammen oder in ihrer Anwesenheit beten. Das muß in der Situation entschieden werden. Wenn irgendwann der Punkt kommt, wo der Betreffende eben auch das Gebet als solches (Worte und Abläufe) komplett vergessen hat, erlischt auch seine Verpflichtung dazu - was natürlich voraussetzt, daß er dies nicht willkürlich vergessen hat, sondern aus physischen Gründen.

Eine Fatwa ist mir diesbezüglich nicht bekannt.

Inshaalah haben andere Geschwister weitere Ideen dazu!

#salam#

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salam

 

Ich denke man sollte sie nicht als demente Menschen behandeln,sondern als ganz normale,die einfach schnell was vergessen.ich sage mit meinen Kindern immer das Bismilläh oder so.Ich würde ein dementen Menschen auch immer errinnern,zuerst nur neben ihm sagen und dan später errinnern.

 

Mir kommt gerade da in den sinn,von diesem Wachkomapatienten.Alle dachten er würde nichts verstehen oder begreifen,nein dem war nicht so,bei vollem Bewustsein hatte er 25 Jahre gefangen im eigenen Körper gelebt,erst mit modernen Hielfsmittel,gelang es den ärzten festzustellen wie weit sein Gehirn beeinträchtigt war.Er war voll da und nach monatelanger Therapie konnte er entlich sich verständigen.

Egal wie behindert man ist,geistig oder körperlich,nie sllte diese person das gefühl bekommen,man sei eine Last.Man sollte ihn so behandeln wie jeder andere auch.

 

salam

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#bismillah#

 

#wasalam#

 

erst einmal barak allah fikum...für die antworten.liebe schwester karima es gibt auch leider demenzkranke menschen,die NICHTS mehr wissen.sie wissen nicht wer die eigenen kinder sind.meine oma ist leider an dieser krankheit erkankt und sie denkt immer ich wäre ihre schwester.

wir gehen alhamduellah ganz normal mit ihr um.wir sagen ihr auch immer sag"bismillah" oder "alhamdulellah",aber sie weiß nur noch wie sie heißt sonst nichts.

wie geht man mit solchen menschen sonst um?

 

wa salam

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#bismillah#

 

#wasalam#

 

erst einmal barak allah fikum...für die antworten.liebe schwester karima es gibt auch leider demenzkranke menschen,die NICHTS mehr wissen.sie wissen nicht wer die eigenen kinder sind.meine oma ist leider an dieser krankheit erkankt und sie denkt immer ich wäre ihre schwester.

wir gehen alhamduellah ganz normal mit ihr um.wir sagen ihr auch immer sag"bismillah" oder "alhamdulellah",aber sie weiß nur noch wie sie heißt sonst nichts.

wie geht man mit solchen menschen sonst um?

 

wa salam

 

 

Salamu alaikum,

 

ich arbeite derzeit viel mit demenzkranken Menschen, bin aber nicht ausgebildet in diesem Bereich.

Man spricht bei dieser Krankheit davon, ob ein Mensch "orientiert" ist,

also

-zeitlich (wie viel Uhr ist es, welches Jahr)

-örtlich (wo befindet sich jemand)

-situativ (erkennt er die Situation)

-weiß jemand, wer er ist

 

Demenz hat viele Stufen und Formen. Es gibt Menschen, die kenne ihren Namen, aber sie wissen nicht, wo sie sich befinden, in welcher Zeit sie leben etc. Nicht alle Orientierungsverluste müssen zeitgleich auftreten.

Man geht mit diesen Menschen aber nicht wie mit Kindern um, da diese Menschen ein langes Leben hinter sich haben, tief in sich drin sehr viel Lebenswissen haben, auch wenn dieses nicht abrufbar ist. Demenz bedeutet auch nicht, dass Menschen Stimmungen nicht mehr wahrnehmen könnten und nicht spüren könnten, wie ihnen jemand begegnet, also mit welchen Gefühlen.

 

Bei meiner Arbeit geht es darum, diesen Menschen noch Lebensqualität zu ermöglichen, indem man sie möglichst gut aktiviert. Zum Beispiel kann eine Frau, die sehr gerne ihren Tisch sauber wischt, aber nicht mehr weiß, wie das geht, also dass man dafür einen Lappen nimmt, einen sauberen Lappen gereicht bekommen, damit sie damit "arbeiten" kann, wir machen das so, das macht manche Damen sehr zufrieden. Oder wenn eine Dame zum Beispiel sagt, ihr Mann würde abc heißen, das aber in Wirklichkeit ihr Sohn ist, sagen wir nicht: Nein, ihr Sohn heißt doch xyz, sondern wir versuchen so zu tun, als hätten wir gerade den Namen vergessen, und sagen so ungefähr: Ach, ihr Mann hatte doch so einen schönen Namen, wie war der doch gleich; und wir versuchen, dass sie selbst darauf kommt, dass der nicht xyz sondern abc heißt, damit sie sich nicht blöde fühlt.

So haben wir das gelernt und das finde ich richtig.

Wir sollen auch nicht wie mit Kindern reden, sondern immer bedenken, dass diese Menschen Jahrzehnte hinter sich haben, das finde ich auch.

Viele Menschen mit Demenz erinnern sich durchaus noch an ihr mitunter hartes, anstrengendes Leben, aber sie erzählen verschlüsselt. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass eine Dame, die früher auf einem Bauernhof gearbeitet hat, plötzlich meint, dass die Tiere jetzt aber Stroh brauchen etc.

Bei eigenen Verwandten kennt man ja die Lebensgeschichte.

 

Ich persönlich mache es so, dass ich zum Beispiel sage, wenn ich merke, dass jemand das Besteck verwechselt: Also ich würde jetzt den großen Löffel nehmen, das ist praktischer!

Nicht: Für die Suppe nimmt man aber den Löffel. Das wäre ja dann wie mit einem Kind.

 

Ich finde das Thema sehr interessant. Es kann einen ja auch mal mit den eigenen Eltern so gehen. Die brauchen einen dann sehr, weil in der Regel nur die Kinder die Eltern so richtig gut kennen.

 

K.

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Salamu alaikum,

 

ich arbeite derzeit viel mit demenzkranken Menschen, bin aber nicht ausgebildet in diesem Bereich.

Man spricht bei dieser Krankheit davon, ob ein Mensch "orientiert" ist,

also

-zeitlich (wie viel Uhr ist es, welches Jahr)

-örtlich (wo befindet sich jemand)

-situativ (erkennt er die Situation)

-weiß jemand, wer er ist

 

Demenz hat viele Stufen und Formen. Es gibt Menschen, die kenne ihren Namen, aber sie wissen nicht, wo sie sich befinden, in welcher Zeit sie leben etc. Nicht alle Orientierungsverluste müssen zeitgleich auftreten.

Man geht mit diesen Menschen aber nicht wie mit Kindern um, da diese Menschen ein langes Leben hinter sich haben, tief in sich drin sehr viel Lebenswissen haben, auch wenn dieses nicht abrufbar ist. Demenz bedeutet auch nicht, dass Menschen Stimmungen nicht mehr wahrnehmen könnten und nicht spüren könnten, wie ihnen jemand begegnet, also mit welchen Gefühlen.

 

Bei meiner Arbeit geht es darum, diesen Menschen noch Lebensqualität zu ermöglichen, indem man sie möglichst gut aktiviert. Zum Beispiel kann eine Frau, die sehr gerne ihren Tisch sauber wischt, aber nicht mehr weiß, wie das geht, also dass man dafür einen Lappen nimmt, einen sauberen Lappen gereicht bekommen, damit sie damit "arbeiten" kann, wir machen das so, das macht manche Damen sehr zufrieden. Oder wenn eine Dame zum Beispiel sagt, ihr Mann würde abc heißen, das aber in Wirklichkeit ihr Sohn ist, sagen wir nicht: Nein, ihr Sohn heißt doch xyz, sondern wir versuchen so zu tun, als hätten wir gerade den Namen vergessen, und sagen so ungefähr: Ach, ihr Mann hatte doch so einen schönen Namen, wie war der doch gleich; und wir versuchen, dass sie selbst darauf kommt, dass der nicht xyz sondern abc heißt, damit sie sich nicht blöde fühlt.

So haben wir das gelernt und das finde ich richtig.

Wir sollen auch nicht wie mit Kindern reden, sondern immer bedenken, dass diese Menschen Jahrzehnte hinter sich haben, das finde ich auch.

Viele Menschen mit Demenz erinnern sich durchaus noch an ihr mitunter hartes, anstrengendes Leben, aber sie erzählen verschlüsselt. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass eine Dame, die früher auf einem Bauernhof gearbeitet hat, plötzlich meint, dass die Tiere jetzt aber Stroh brauchen etc.

Bei eigenen Verwandten kennt man ja die Lebensgeschichte.

 

Ich persönlich mache es so, dass ich zum Beispiel sage, wenn ich merke, dass jemand das Besteck verwechselt: Also ich würde jetzt den großen Löffel nehmen, das ist praktischer!

Nicht: Für die Suppe nimmt man aber den Löffel. Das wäre ja dann wie mit einem Kind.

 

Ich finde das Thema sehr interessant. Es kann einen ja auch mal mit den eigenen Eltern so gehen. Die brauchen einen dann sehr, weil in der Regel nur die Kinder die Eltern so richtig gut kennen.

 

K.

 

 

Salam,

 

ich bin Betreuungskraft für Demenz-Alzheimer-Erkrankte in einem Pflege- und Seniorenheim.

 

Katharine, das hast du gut erklärt masha allah.

 

Grundsätzlich ist Demenz nicht heilbar oder umkehrbar. Mit Medikamenten kann die Erkrankung jedoch aufgehalten und das Fortschreiten verlangsamt werden.

 

Validation (was Wertschätzung bedeutet) ist im Umgang sehr wichtig. Ich begebe mich auf die Erlebnis- und Gefühlsebene des Erkrankten und nehme ernst was er sagt. Beispiel. sagt er die Sonne ist blau, dann ist sie eben blau.

 

Ein Dementerkrankter erkennt plötzlich die Ehefrau, die Kinder nicht mehr. Warum nur? In seiner Erlebnisebene befindet er sich in der Zeit seiner Jugend.. damals war er noch nicht verheiratet, woher soll er also diese Frau kennen. Es kommt auch oft vor, das Dementerkrankte Mama oder Papa rufen... aktuelle Erlebnisebene ist die Kindheit.

 

Wenn irgendwann der Punkt kommt, wo der Betreffende eben auch das Gebet als solches (Worte und Abläufe) komplett vergessen hat, erlischt auch seine Verpflichtung dazu - was natürlich voraussetzt, daß er dies nicht willkürlich vergessen hat, sondern aus physischen Gründen.

 

ich denke, daß dauert sehr lange, denn die Gebete werden ja schon meist als Kind gelernt und steckt im Langzeitgedächtnis. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß selbst bereits fortgeschrittene Erkrankte, immer noch die Gebete beim Gottesdienst mitsprechen, sogar wenn sie sonst kaum reden.

 

Ich betreue eine Damen, die kaum mehr sprechen.. antwortet meist nur mit ja oder nein, aber wenn ich sie zum Singkreis bringe, dann singt sie die alten Lieder mit, aber eine Unterhaltung ist nicht mehr möglich. Auch Sprichwörter kann sie teilweise noch ergänzen.

 

Wa salam

mariam

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  • 6 Jahre später...

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