Erläuterung einer Überlieferung über 'Ujb

[Muhsin ibn Batul]

Die Selbstbewunderung ('Ujb)

Muhammad ibn Ya'qub (al-Kulayni) von 'Ali ibn Ibrahim, von seinem Vater, von 'Ali ibn Asbat, von Ahmad ibn 'Umar al-Hallal, von 'Ali ibn Suwayd, von Abu al-Hasan (Imam al-Rida (a.)), (dass) 'Ali ibn Suwayd sagte, dass er Abu al-Hasan (a.) über 'Ujb (Selbstbewunderung) befragte, welche die Qualität der menschlichen Taten verdirbt. Und so sagte der Imam (a.):

 

"Es gibt verschiedene Stufen der Selbstbewunderung ('Ujb). Eine davon ist, wenn einem seine schlechten Eigenschaften als gut erscheinen; er hält sie für gute (Eigenschaften) und beglückwünscht sich selbst im Glauben eine Tugend zu verrichten. Eine andere Stufe der Selbstbewunderung erscheint in einer Person, welche an Gott glaubt und denkt, sie habe Gott einen Gefallen getan; wobei Gott der Allmächtige ihm einen Gefallen getan hat (indem er ihn mit dem Glauben austtatete)." [usul al-Kafi, Band II, Seite 313]

 

Was ist die Selbstbewunderung ('Ujb)?

 

Gemäß der Meinung der 'Ulama' – möge Gott mit ihnen zufrieden sein – ist die Selbstbewunderung eine Überbewertung der eigenen Tugenden und guten Taten, sowie damit zufrieden zu sein, verbunden mit dem Gefühl der Überlegenheit auf ihre Kosten, während man sich selbst von allen Fehlern und Mängeln freispricht. Jedoch sich zufrieden zu fühlen und erfreut zu sein aufgrund der Verrichtung rechtschaffener Taten verbunden mit einem Gefühl der Demut und Bescheidenheit vor Gott und der Dankbarkeit gegenüber Gott für Seine Gnaden und Ihn darum zu bitten diese zu vermehren, ist keine Selbstbewunderung, sondern es ist eine lobenswerte (mamduh) Eigenschaft.

 

Der großartige Überbringer von Überlieferungen, Allamah al-Majlisi – möge sein Grab gefüllt werden mit (schönen) Düften – zitiert den großartigen Gelehrten und Denker Sheikh Baha' al-Din al-'Amili, dass er gesagt haben soll:

 

"Es ist nicht zu leugnen, dass wer gute Werke vollbringt, wie das Fasten am Tag und das Wachen in der Nacht etc., ein Gefühl der Freude und Zufriedenheit mit sich selbst verspürt. Diese Zufriedenheit und Freude, wenn sie mit dem Gefühl verspürt wird, dass Gott der Allmächtige einem seine Gnade und Gunst erwiesen hat, welche dazu geführt hat, dass man solche Taten der Frömmigkeit verrichtet hat, während er sich vor ihrem Verlust fürchtet und beängstigt ist über ihre Verschollenheit und Gott den Allmächtigen um ihr Fortbestehen und ihren Überfluss fleht, so ist diese Art des Jubels und der Freude keine Selbstbewunderung ('Ujb).

 

Aber wenn der Jubel und der Stolz deswegen existiert, weil man denkt, dass man selbst der Ausführer solcher Taten ist und das man selbst es ist, der all diese guten Eigenschaften aufweist und wenn man seine eigenen guten Taten mit Bewunderung seiner Tugenden preist, und (er) sich selbst frei von Fehlern und Mängeln sieht, dann erreicht es solch einen Punkt, dass man glaubt, dass er Gott einen Gefallen tut, durch die Verrichtung dieser Taten. Dieses Gefühl des Jubels und des Stolzes ist 'Ujb."

 

Meiner Meinung nach ist diese Definition von 'Ujb korrekt, jedoch sollten die Taten und Handlungen auf die verwiesen wird, die äußerlichen genau so wie die innerlichen Taten beinhalten, und sich zur gleichen Zeit auf beide, auf die guten sowie die schlechten Taten beziehen.

 

Denn während die körperlichen oder äußerlichen Handlungen befallen werden, befällt 'Ujb ebenso die innerlichen (mental und spirituell) Handlungen und verdirbt sie. Auf die gleiche Art und Weise in der ein rechtschaffener Mensch eingebildet werden kann aufgrund seiner guten Taten, kann der Ausführer verruchter Taten ebenfalls gut über seine Eigenschaften denken und stolz auf sich selbst sein aufgrund dessen. Die Überlieferung erwähnt explizit beides, auch wenn sie meistens von der Mehrheit nicht beachtet wird. Wir werden sie (inshaAllah) im Verlaufe unserer Abhandlung (genauer) ansprechen.

 

'Ujb hat verschiedene Stufen, wie in der Überlieferung ebenfalls angedeutet wird; die folgenden sind einige von denen:

 

Erste Stufe: 'Ujb in Bezug auf die Überzeugung und den Glauben an wahre Glaubenslehren; dessen Gegensatz ist 'Ujb im Kuffr (Unglauben), Shirk (Polytheismus) und irrigen Überzeugungen.

 

Zweite Stufe: 'Ujb bei guten Charaktereigenschaften, und der Gegensatz dazu ist 'Ujb bei moralischen Lasterhaftigkeiten und schlechten Eigenschaften.

 

Dritte Stufe: 'Ujb bei frommen Taten und guten Handlungen, im Gegensatz zu 'Ujb bei abscheulichen Taten und verabscheuungswürdigen Handlungen.

 

Es gibt gewiss noch andere Stufen, allerdings sind sie nicht so bedeutend, dass sie in eine eigene Stufe eingeteilt werden müssten; wir werden (nun), mit Hilfe des Allmächtigen diese drei Stufen des 'Ujb, ihre Ursachen und die Wege zur Heilung (davon) ansprechen.