Tunesien - Eine kleine Zusammenfassung

[3aliy]

Assalamu Alaikum,

 

Berichten zu Folge war der Auslöser der Demonstrationen ein Mann, der sich selbst in Brand setzte, weil ihm sein Verkaufswagen genannt Karro genommen wurde, da es angeblich unrechtmäßig ist, diesen Wagen zum Verkauf zu verwenden. Er, ein Akademiker mit universitärem Abschluss der keinen Job in seinem Bereich finden konnte und somit als ein Musterbeispiel der steigenden Arbeitslosigkeit in diesem Land anzusehen ist, hatte keine andere Wahl, als sich bei der der Polizei zu beschweren. Dort wurde er von einer Polizistin geschlagen und bespuckt, was ihn dazu bewegt hat, diesen Akt als Protest oder aus Verzweiflung durchzuführen. Der Hintergrund ist nicht sehr ersichtlich. Viele Zeugen waren berührt und seine Bilder kursierten dann im Internet. Viele Tunesier waren dann zornig. Die Demonstrationen brachen aus und verbreiteten sich langsam über ganz Tunesien.

 

Die Demonstrationen in Tunesien finden nun seit einem Monat statt aber erst als die Macht von Ben Ali wackelte, wurden die Stimmen im Westen leise hörbar und erst nachdem er gestern floh oder klar wurde, dass er fliehen muss, begrüßte Obama endlich das tunesische Volk für seine Ehrenhaftigkeit und seinen Mut. Sarkuzi hat ihm den Eintritt in Frankreich verweigert, damit er dadurch die tunesische Gemeinschaft in Frankreich nicht provoziert. Noch vor paar Tagen hatte Frankreich Berichten zu Folge angeboten ihre Erfahrung zu Dienste der tunesischen Sicherheitskräfte einzusetzen.

 

Ben Ali hat anfangs die Demonstranten als Terroristen bezeichnet und versprach, dass er 300 000 tausend Stellen sicher wird. Sie Demos setzten sich fort, weitere Tote sind gefallen. Tage danach versprach er, dass es keine lebenslange Präsidentschaft geben wird und dass er nicht bis nach 2014 Präsident bleiben wird. Es stellte sich aber heraus, dass er nicht mal Paar Tage Präsident bleiben wird. Vielleicht versuchte er auch abzulenken, um sicher fliehen zu können. Und wer nimmt ihn auf, gewährt ihm Asyl und heißt ihn Willkommen? Kein anderer als der saudische Staat. Wie es im Koran so schön heißt: Schlechte Frauen gehören zu schlechten Männern, und schlechte Männer zu schlechten Frauen. Und das kann man auf diesen Fall auch übertragen.

 

Die Tunesier haben es also geschafft diesen korrupten Diktator zu stürzen. Es stellt sich aber die Frage, was sie als nächstes tun werden. Werden sie sich täuschen lassen und einen oberflächlichen Wechsel akzeptieren? Gibt es Führungskräfte, die in der Lage sind, die Tunesier aufzuklären und ihnen den Weg zu weisen? Gibt es also eine Alternative, für die man kämpfen kann? Das wird das tunesische Volk selbst beantworten. Dieses Volk muss zeigen, dass es das Leben will und nicht nur den Tod meidet. Dieser Zwischenzustand müssen die unterdrückten Völker endlich verlassen.

 

Im arabischen Raum sind zwei Verse eines berühmten tunesischen Dichters (Abu Al-Qassim Asch-Schabi) sehr bekannt. In diesen zwei Versen heißt es:

Wenn das Volk eines Tages lebenswillig wird, dann hat das Schiksal keine Wahl außer zu erhören,

dann hat die Kette keine Wahl außer zu zerbrechen und dann hat die Nacht keine Wahl außer zu verschwinden.

 

Das Volk von Abul-Qassim Asch-Schabi hat die Möglichkeit dies einmal mehr zu beweisen.

 

Wassalam

Bearbeitet 16. Januar 2011 von 3aliy
Infos wurden korrigiert.

[Sayyid 'Aliy]

 

Vielen Dank für diese Berichterstattung und Zusammenfassung.

 

Ich hörte ebenfalls, dass es durch den Jungen anfing, der sich selbst in Brand setzte, weil man ihm seinen einzigen Lebensunterhalt nahm. Es ist gut das der Diktator nun in Saudi-Arabien ist, er ist nicht der Erste. Auch vor ihm wurden andere aufgenommen, z. B. aus Pakistan oder Uganda. Jetzt gab es auch Demonstrationen in Jordanien und Jemen. Insha'Allah wird dieses Chaos behoben und statt dieser temporären Anarchie wird ein Gerechter über sie regieren.

[TaHa]

 

 

Liebe Geschwister,

 

nach längeren Überlegungen bin ich zu einer differenzierteren Ansicht gekommen, die ich hier darlegen möchte.

 

Zunächst einmal soll gesagt sein, dass die Konsequenzen natürlich gut sind: Ein brutaler, totalitärer Diktator westlichen Gnadens wird gestürzt. Dies ist eine erfreuliche Nachricht und dem tunesischen Volk soll gratuliert sein.

 

Aber was waren die Ursachen, die zu diesem Umsturz geführt haben? Haben die Tunesier demonstriert, als der Islam auf heftigste Weise mit Füßen getreten wurde? Haben sie demonstriert, als Tunesier auf nimmerwiedersehen verschwunden sind und nie wieder auftauchten? War Bourgiba viel anders als Ben Ali?

 

Was war also die Motivation, die zu dieser Handlung geführt hat?Was war die Ursache und die Situation, dieses Umsturzes? Wenn man die Nachrichten genau analyisert, sieht man, dass die derzeitige "Jasminrevolution" ausgelöst wurde durch "Hunger", Arbeitslosigkeit und aus existenziellen Gründen. Natürlich ist es das Recht der Menschen gegen All dies zu demonstrieren. Die Frage ist aber: Was wäre, wenn die Regierung wahrhaftig gewesen wäre? Hätten sie auch eine gerechte Regierung gestürzt, die aus bestimmten Gründen die existenziellen Grundlagen nicht gewährleisten könnte? Hätten sie eine Regierung gestürzt, die den Islam und die Wahrheit befolgt hätte, aber durch den Druck ausländischer Staaten nicht den besten Lebensstandard gewährleisten könnte?

 

Hierzu muss gesagt werden, dass Tunesien der reichste afrikanische Staat ist und das dort nicht einmal ansatzweise die Armut herrscht, wie man sie beispielsweise in Ägypten vorfinden kann. Das ist auch durch Statistiken belegt.

 

Werden also die Völker in den Golfstaaten niemals ihre Diktatoren stürzen, weil sie ihre Bäuche mit verschiedensten Nahrungsmitteln füllen können? Ist also jede Unterdrückung möglich, solange man dem Volk Gold und Geld zur Verfügung stellt? Und was ist, wenn die Wahrheit mit Füßen getreten wird? Was ist, wenn die Machthaber und ihre Kinder in europäischen Bordellen ein und aus gehen und dem Volk aber einen Steinzeitislam auferzwingen? Wenn sie das Geld, das der Weltgemeinschaft der Muslimen gehört, verschwenden und in anderen Teilen der islamischen Welt Menschen hungern, ist das in Ordnung, solange sie selber Falkenspiele und Wüstenrennen mit den neusten Jeeps veranstalten können? Ist es so leicht, die Menschen in der Welt gefangen zu nehmen und sie daran zu ketten?

 

Was für einen Wandel soll eine solche "Hungerrevolution" hervorrufen, wenn die Motivation nicht die Wahrheit ist? Was für ein neuer Herrscher soll die politische Bühne betreten, wenn das Volk nur Wohlstand im Auge hat?

 

Ist jetzt nicht die Zeit des Westens gekommen, einen neuen Diktator einzusetzen, der sie vielleicht mit seinem Lächeln verführt?

 

Möge Allah dem Volk jede weitere Unterdrückung ersparen. Doch die Vernachlässigung des Islams und der Wahrheit, diese Vernachlässigung hatte die Unterdrückung zur Folge und nicht der Hunger und die Arbeitslosigkeit.

 

[3aliy]

Assalamu Alaikum,

 

Danke Bruder für diese differenzierte Sichtweise. Ich denke die Differenzierung sollte zudem 4 Dimensionen umfassen: die Ursachen, die Führung, die Ziele und die Konsequenzen. Ich denke als Basis zum Vergleich kann man die vorbildliche islamische Revolution in Iran nehmen. Natürlich niemand kann objektiv meinen, dass der tunesische Aufstand und die islamische Revolution in Iran gleichwertig sind. In allen 4 Dimensionen ist die islamische Revolution dem tunesischen Austand überlegen. Und vielleicht auch in der Tatsache, dass sie eine Revolution ist und nicht nur ein Aufstand. Es ist aber interessant, wenn man diesen Vergleich zieht, damit man die Unterschiede verinnerlicht und die Erwartungen scharf formulieren kann.

 

Ich persönlich würde die Erwartungsgrenze nicht zu hoch setzen. Ich denke die tunesische Intifada ist für den arabischen Raum in zwei Aspekten wichtig. Sie zeigt den arabischen Völkern, dass sie in der Lage sind eine Änderung herbeizurufen und die Freiheit zu erlangen (abgesehen davon, was sie mit dieser Freiheit machen) und sie zeigt den Unterdrückern, was ihr Ende sein wird und wie sie von ihren Meistern ignoriert werden, wenn sie sie am meisten brauchen. Sie zeigt also, dass der Wille der Völker unbesiegbar ist. Sie ist ein greifbares Musterbeispiel, was diesen Völkern den Beweis vollbringt. Es kommt aber auf die Tunesier an, was sie aus ihrem Aufstand noch machen und in welcher Richtung sie ihn bewegen.

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass auch zur Zeit von Imam Khomeini in den Anfängen der Revolution Versuche unternommen wurden, die Revolution in eine andere Richtung zu lenken. Wäre nicht die Weisheit Imam Khomeinis und die Opferung vieler Führungskräfte und vieler Gelehrten, die zu Märtyrer gefallen sind, damit sie der Revolution schützen, dann hätten Agenten wie Bani Sadr Iran ein völlig anderes Gesicht verliehen. Das obwohl die Ursprünge der Revolution islamisch waren, wie wenn die Ursprünge nicht islamisch sind. Dann ist es wesentlich schwieriger.

 

Wassalam

[TaHa]

 

 

 

Auch in Jemen demonstrieren nun die Menschen:

 

http://www.stern.de/news2/aktuell/demonstranten-im-jemen-rufen-zu-revolution-wie-in-tunesien-auf-1643801.html

 

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass auch zur Zeit von Imam Khomeini in den Anfängen der Revolution Versuche unternommen wurden, die Revolution in eine andere Richtung zu lenken. Wäre nicht die Weisheit Imam Khomeinis und die Opferung vieler Führungskräfte und vieler Gelehrten, die zu Märtyrer gefallen sind, damit sie der Revolution schützen, dann hätten Agenten wie Bani Sadr Iran ein völlig anderes Gesicht verliehen. Das obwohl die Ursprünge der Revolution islamisch waren, wie wenn die Ursprünge nicht islamisch sind. Dann ist es wesentlich schwieriger.

 

Und genau das scheint das Problem zu sein. Der Aufstand ist zu spontan und ohne wirkliche Führungsfigur. Jeder Verbrecher könnte sich nun mit guter Rhetorik die Führung an sich reissen und sogar ein schlimmeres Tunesien einläuten. Natürlich haben die derzeitigen Alternativen (die in Wirklichkeit Gefolgsleute von Ben Ali sind) keine Chance, da sie weder das notwendige Charisma haben und zudem vom Volk wegen der Nähe zu Ben Ali nicht akzeptiert werden werden.

 

Aber der Teil, das die arabischen Völker nun sehen, dass sie fähig dazu sind, ihre Machthaber zu stürzen, das ist korrekt. Sie erkennen nun, dass die Macht bei ihnen liegt. Allah sagt im Quran, dass er die Lage eines VOlkes so lange nicht ändert, bis sie das ändern, was in ihren Herzen ist. Wenn die Herzen also müde werden von der Unterdrückung und die Herzen wirklich Veränderung wünschen, dann ist alles möglich.

 

Übrigen scheinen wir Zeugen einer weiteren sehr interessanten Entwicklung in der Weltgeschichte zu werden. Mögen wir aus der Vergangenheit Lehren ziehen.

 

[JabalAmel]

,

 

ich befürchte auch, dass diese Revolution nicht zu gunsten unserer Religion gehen wird, sondern in eine andere Richtung. Die Menschen in Tunesien sind nach meiner Erfahrung viel zu säkular.

Was es nicht Ben Ali, der das tragen von Kopftüchern in einem Gebäude verboten hat? Wieso gab es damals keinen Aufschrei? Aber selbst wenn es eine "islamische Revolution" wäre, so würden denke ich die falschen Muslime an die Macht kommen. Ein gutes Beispiel ist Ägypten: Meiner Ansicht nach ging es denn Menschen unter der Führung der Muslimbruderschaft genauso schlecht wie unter Mubarrak.

Seht euch das mal an:

http://www.youtube.com/watch?v=BoTC-RWA2c0

Latour stellte hier vor Jahren eine Prognose. Er behauptete das es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis alle arabischen-sunnitischen Herrscher durch einen Volksaufstand, oder einem Militärsputsch gestürzt werden. Subhanallah, genau dies ist nun passiert.

Ich wage wirklich nicht zu behaupten wer in Tunesien nun an die Macht kommt.....was denkt ihr?

 

[3aliy]

Assalamu Alaikum,

 

Man sollte, denke ich, nicht übertreiben und meinen, dass Mubarak besser ist als stark islamisch geprägten Parteien ist, solange diese sich mit dem wahhabitischen Modell nicht identifizieren und gegenüber allen islamischen Richtungen offen sind. Ich bin mir sicher, dass die Muslimbruderschaft die Palästinenser nicht einsperren würde und nicht mit Israel kooperieren und planen würde, wie das palästinensische Volk, am Schnellsten zum Verhungern gebracht werden kann. Außerdem die Verhältnisse in Ägypten sind nicht so einfach. Es gibt durchaus offene Muslime, die politisch noch unbekannt sind und ins Gewicht fallen können, wenn ein Systemwechsel stattfindet und es gibt auch die islamisch geprägten, islamisch leicht geprägten und nicht islamisch geprägten Bewegungen. Man sollte nicht sofort Verhältnisse verlangen, die denen ähneln, die in Iran herrschen. Das wäre unrealistisch. Was das islamische Volk in Iran gemacht hat, ist in mancher Hinsicht grundlegend anders und einzigartig, auch wenn in anderer Hinsicht ähnlich.

 

Es ist schwierig einen ungerechten Staat zu stürzen, wenn man keinen Mut und keine Geduld besitzt. Einen gerechten Staat im wahrsten Sinne des Wortes zu errichten, ist aber das Schwierigste, denn dazu braucht man zusätzlich ein klares und wahres Ziel, eine starke Führung, viel Wissen, eine richtige Überzeugung und noch wesentlich mehr Geduld. Man sollte daher seine Erwartung nicht in diese Richtung bewegen sondern diese "absolute" (Mir fällt kein anderes Wort ein) Sichtweise relativieren und seine Erwartung in die Richtung bewegen, dass es ein Index und ein Zeichen für eine kommende Wechselwelle ist, die den Menschen dort nocht mehr Freiheit bietet, damit sie ihre Ziele und ihre Vorstellungen überhaupt neu definieren können. Denn solche unterdrückende Regime sind der Grund dafür, warum die Menschen die Wahrheit nicht erkennen. Würden aber zumindest Staaten errichtet, in denen man freien Zugang zur Wahrheit hat, dann wird es ein leichtes sein, dass Bewegungen entstehen, die dafür stehen. Solche Aufstände sind also erst der Anfang bzw. könnten der Anfang sein, wenn es nicht wieder nach Geburt durch die List einiger Staaten und ihrer Geheimdienste begraben wird.

 

Dass die arabischen Völker irgendwann gegen die regierenden Tyranne aufstehen werden, war von jedem prognostiziert, denn mit jedem Tropfen Ungerechtigkeit wird das Faß der Unterdrückung immer voller, bis es zum Überlaufen kommen.

Wassalam

[KARIMA2]

salam

 

wies wohl weitergeht?:

 

http://www.20min.ch/news/dossier/tunesien/story/Arabische-Misere-und-westliche-Doppelmoral-20739352

 

danke bruder für diesen beitrag.

 

wasalam