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Erziehungswissenschaft vs. Soziale Arbeit


Yare Rahbar

Empfohlene Beiträge

#bismillah#

Salam,

 

Kennt sich jemand in den Bereichen Erziehungswissenschaft und soziale Arbeit aus? Welches würdet ihr bevorzugen? Ich habe sehr oft gehört, dass die Erziehungswissenschaft sehr trocken sein soll, viel Theorie gemacht wird, anders als bei der sozialen Arbeit. Insha Allah können mir einige Geschwister was darüber erzählen. #rose#

 

wa salam

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#salam#

 

Ob es trocken ist, hängt von der Uni und der gewählten Spezialisierung ab ;) Um Theorie kommt man auch bei Sozialpädagogik/Soziale Arbeit nicht drum rum.

 

In Hamburg ist Sozialpädagogik zumindest in den alten Studiengängen (Diplom, Magister und Co.) schlicht ein Teilbereich der Erziehungswissenschaft. Es ist dann meist so gewesen, dass man Erziehungswissenschaft studiert, einen Teil der Leistungen im Bereich der Allgemeinen Erziehungswissenschaft (AEW) absolviert, und den anderen Teil in anderen Teilgebieten (idealerweise ein Teilgebiet, nicht mehr als zwei). Da könnte man sich z.B. im Rahmen der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung auf Sozialpädagogik spezialisieren.

Wie es bei den neuen Abschlüssen BA/MA ist, weiß ich nicht, abgesehen davon, dass ich von dieser Umstellung eh nicht viel halte :P (früher war eben doch manches besser!), ich kenne aber Sozialpädagogik/Soziale Arbeit als einzelnes Fach eher von Fachhochschulen - und die sind manchmal eben auch ein wenig praxisorientierter als die Uni.

 

Andererseits ist man durch ein Erziehungswissenschaftsstudium beruflich am Ende flexibler, was nicht zuletzt auch an der fundierten Ausbildung in theoretischen Grundlagen liegt. Man hat bessere Chancen, nach dem Studium in Wissenschaft, Forschung und Lehre arbeiten zu können, kann sich innerhalb der Erziehungswissenschaft recht frei bewegen (außer Lehramt natürlich) und hat meist dadurch, dass man inzwischen fast alles als AEW anrechnen lassen kann :P Erfahrungen und Kenntnisse in zig Bereichen (pädagogische Psychologie, Medienpädagogik, wichtige wissenschaftliche Theorien etc). Soooo kurz kommt die Praxis an sich nicht - jedoch ist da Eigeninitiative gefragt. In manchen Seminaren werden Hospitationsangebote gemacht, aber ansonsten muss man sich selbst drum kümmern, in der einen oder anderen Einrichtung mal ein Praktikum über die Semesterferien zu machen oder vielleicht irgendwo nebenbei zu jobben. Das war früher eigentlich auch der Kern des Studiums: Man eignet sich die theoretischen Kenntnisse an und wird durch das Universitätsstudium eben damit versorgt - für praktische Erfahrung und damit auch in gewissem Umfang zusätzliche Berufsqualifizierung ist man selbst verantwortlich.

 

Das kann sich mit dem neuen BA/MA-System und dem "Studieren nach Stundenplan", sprich festen Vorgaben, geändert haben. Ich glaub Studenten der neuen Abschlüsse haben auch gar keine Zeit mehr, wirklich wissenschaftlich frei zu sein in dem Sinne, dass sie selbst filtern können, was sie wann machen und wann sie mal in der Uni kürzer treten, um "draußen" aktiver zu sein. Aber gut, die Zucht neuer Akademiker in Massenstudentenhaltung soll ja hier nicht Thema sein.

 

Ich kann diese Angaben jetzt nur für Hamburg machen, wies an anderen Unis ist, weiß ich nicht. Aber hier kann ich ein Erziehungswissenschaftsstudium nur empfehlen, zumal wir derzeit die Koryphäen im Bereich Interkulturelle Bildung unser Eigen nennen dürfen #shifty# Jaaa, es ist alles recht theoretisch, aber dennoch extrem spannend :)

 

 

 

Wassalam

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#bismillah#

Salam,

 

Vielen lieben Dank, für deinen so ausführlichen Beitrag, liebe Schwester. #rose# Ich frage mich nur, ob ein jemand, der sich im Bereich Jugendarbeit, Migration usw. usf. aktiv einstellen möchte, Erziehungswissenschaft oder soziale Arbeit studieren soll. Eben das ein Muslim oder eine Muslima die Brücke zwischen den muslimischen Jugendlichen, Frauen usw. und dem Staat sein möchte, ob dann die Erziehungswissenschaft das optimale Studium dafür ist.

 

Du meinst also, dass nach einem Studium im Bereich Erziehungswissenschaft man in den Arbeitsbereichen der sozialen Arbeit arbeiten könnte aber andersrum nicht?

 

Nochmals vielen Dank. #rose#

 

w salam

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#salam#

 

Mit Geduld und Spucke geht sowieso alles. ;)

 

Also ich selbst studiere eigentlich Turkologie, aber Erziehungswissenschaft ist mein zweites Hauptfach. Ich hab mir da den Schwerpunkt außerschulische Bildungsarbeit und Interkulturelle Bildung gesetzt, und gerade auch durch mein erstes Hauptfach bin ich eigentlich ganz gut dran für die Arbeit mit Migranten, insbesondere mit türkischem Hintergrund (wobei ich mich auch schon mit anderen Hintergründen befasst habe). Ich will eventuell auch in den von dir genannten Bereich gehen, falls es mit nem Job an der Uni nicht klappen sollte. Und ich denke, dass da Erziehungswissenschaft an sich eigentlich die bessere Wahl ist, da die Hintergründe, Zusammenhänge verschiedener Faktoren, psychologische Aspekte etc pp etwas eingehender beleuchtet werden. Aber grundsätzlich gibt es natürlich viele Überschneidungen, und auch mit dem Fach Soziale Arbeit könnte man in den Bereich gehen. Wichtig ist eben, was man berufsqualifizierend nebenbei macht.

 

Ich arbeite z.B. als studentische Hilfskraft in einem Förderprojekt für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Zentral ist da in Hamburg momentan die Begleitung des Übergangs von der Kita in die Grundschule (auch viel mit Elternarbeit etc), aber in Berlin hat das Projekt wieder andere Schwerpunkte, in Sachsen noch mal anders usw. Nebenbei lasse ich mich auch im Bereich Gewaltprävention ausbilden. Wenn man solche Sachen nebenbei macht, hat man nach dem Studium gute Karten.

 

 

Was ich dir aber auf jeden Fall empfehlen würde, ist - sofern an deiner Uni möglich - viel im Bereich Interkulturelle Bildung zu machen, das würde dich da am weitesten bringen, denke ich. In Hamburg bekommt dieser Bereich im nächsten Wintersemester sogar nen eigenen Masterstudiengang #pfeifen# Da nimmt man echt viel mit und ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Initiativen zur Förderung von gerade Jugendlichen mit Migrationshintergrund es gibt, um ihnen Möglickeiten für hohe Bildungsabschlüsse und unter Umständen auch Universitätsstudien zu geben... Ich schweife ab - sorry...

 

 

Also ich denke, zunächst solltest du überlegen, an welcher Uni du studieren möchtest. Abhängig davon, wie die jeweiligen Studiengänge da ausgerichtet sind, solltest du dann deine Fachwahl entscheiden...

 

 

Wassalam

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