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Audienz bei Mardja Ayatollah al-Uzma Seyyed al-Hakim


Mohamad A.

Empfohlene Beiträge

Najaf, 18. Februar 2011

Unbedingt durchlesen, sehr informativ.

Audienz bei Mardja Ayatollah al-Uzma Seyyed al-Hakim

(Mitgeschrieben von Ali-Reza und Narges Sahabi)

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Die Reisegruppe bestand aus 16 Frauen und 8 Männern. Die meisten waren im Alter von 20-30 Jahren. Wir wurden sehr gastfreundlich empfangen und hatten eine ca. 60-90 minütige Audienz bei Ayatollah Seyyed al-Hakim. Mit ihm war ein weiterer unserer Gastgeber anwesend, ebenfalls ein hochrangiger Gelehrter. Zunächst hat Ayatollah Seyyed al-Hakim mehrere wichtige Punkte erwähnt und uns als Geschenk mit auf den Weg gegeben. Anschließend konnten wir Fragen stellen. Übersetzt hat Bruder Sheikh Hassanein, der Organisator der Reise und Reiseleiter aus dem Irak. Nach der Audienz hatten wir die Ehre, das Gemeinschaftsgebet mit Ayatollah Seyyed al-Hakim zu verrichten.

 

Diese Zusammenfassung entstand durch die Mitschriebe von Ali-Reza Sahabi und wurde ergänzt durch Narges Sahabi. Folgende Punkte hat Ayatollah Seyyed al-Hakim angesprochen:

 

  • Wir Muslime müssen eine Verbesserung für die Gesellschaft sein, in der wir leben.
  • Den Menschen müssen wir freundlich begegnen, wenn diese uns freundlich begegnen. Dabei dürfen wir jedoch unsere Integrität/ Persönlichkeit nicht verlieren.
  • Beispiel: Obwohl die Mekkaner Muhammad s.a.s. bekämpft haben, vertrauten sie ihm dennoch weiterhin ihre Wertgegenstände an. Immer noch – trotz aller Widerstände und Ungerechtigkeiten, die ihm und der jungen islamischen Umma entgegengebracht wurden – behandelte er auch die Ungläubigen weiterhin gerecht. Kamen sie ihn besuchen, empfing er sie dennoch gastfreundlich.
  • Beispiel: Während des Kalifats von Imam Ali a.s. forderte der Polizeichef von Kufa härtere Gewalt gegenüber den Ungläubigen. Imam Ali a.s. ermahnte diesen jedoch und erklärte, dass der Koran nicht zu gewalttätigem Verhalten aufruft. Der Koran erlaubt nicht, dass wir uns gewalttätig gegen die Ungläubigen stellen. Wir sollen uns nach Allahs Worten richten.
  • Koranvers (ungefähre Bedeutung): Allah befiehlt gerecht zu sein und vom Schlechten abzuhalten, damit man sich erinnert…
  • Die Imame a.s. befahlen ihren Anhängern, (sich) an die Ungerechtigkeit, die den Ahl al-Bayt widerfahren ist, zu erinnern. Die Erinnerung soll jedoch nicht mit der Zunge, sondern mit guten Taten geweckt werden. Imam Jafar Sadiq a.s. sagte, dass man sich so gut verhalten muss, dass die Menschen sagen: „Allah segne die Ahl al-Bayt, weil sie ihre Anhänger so gut erzogen/ ausgebildet haben".
  • In unseren Ländern gibt es nur wenige Muslime und man betrachtet sie oft als Fremdkörper. Manche Nichtmuslime/ Muslime sind gegen Islam/ Schia. Man kann diesen Menschen nur begegnen, indem man sich gut verhält und zeigt/ beweist, dass man ein guter Mensch/ Muslim ist.
  • Wir sollen den Menschen durch ein gutes Beispiel begegnen. Nur auf diese Weise können wir unsere Religion anderen offenbaren. Ayatollah Seyyed al-Hakim empfiehlt, dass sich die Gläubigen gegenseitig besuchen und unterstützen, z.B. bei Problemen. So erkennt die Gesellschaft, dass wir keine Gefahr für sie sind.
  • Leider existieren zwei Gründe, warum der Islam schlecht angesehen wird:
    • Die Medien, die den Islam in ein falsches Licht rücken
    • Die Muslime, die mit ihren bösartigen Taten dem Islam schaden

Wir müssen zeigen, dass das Muslime sind, die sich schlecht verhalten und gleichzeitig Muslime mit einem guten Verhalten zeigen. Dies ermöglicht den Nichtmuslimen, dass sie die Muslime besser einordnen können. Wenn wir uns richtig verhalten, wird dies gesehen und hervor gebracht und so können wir das Bild der Menschen gegenüber dem Islam verbessern.

 

  • Viele der Imame a.s. und ihrer Anhänger mussten sterben, weil sie für Wahrheit und Gerechtigkeit standen. Sie mussten sich mit ihrem Leben für den Islam einsetzen. Ayatollah Seyyed al-Hakim sagt: „Alhamdulillah, dass ihr nicht in einer Gesellschaft lebt, in der ihr mit solchen Problemen/ Schwierigkeiten konfrontiert werdet." Wir müssen uns nur an Allahs Gebote halten und nach denen richten, die ihr Leben für uns eingesetzt haben. Wir müssen uns für die Gerechtigkeit einsetzen und gute Taten vollbringen. Denn wir sind nicht einer solchen Gefahr ausgesetzt wie diejenigen, die sich zuvor mit ihrem Leben für die Gerechtigkeit eingesetzt haben. Wir sind zudem nicht mit den Problemen konfrontiert, die einen im Irak erwarten. Beispielsweise mit den Schwierigkeiten und der Gefahr, denen die Gelehrten im Irak täglich begegnen müssen. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen und können das auch, da wir nicht dieselben Probleme haben.
  • Eine Gruppe aus Holland richtete sich an Ayatollah Seyyed al-Hakim. Diese vermitteln eher der Jugend moralische Werte, da sich die Jugend eher in Reibung mit der Gesellschaft befindet und da sie gleichzeitig eher die Kraft hat, diese Werte weiterzuvermitteln. Ayatollah Seyyed al-Hakim sagt, dass es unsere Pflicht ist, sich wie Botschafter für den Glauben zu verhalten.
  • Ayatollah Seyyed al-Hakim heißt uns noch einmal herzlich willkommen. Normalerweise sind er und seine Unterstützer auch dazu da, uns zu helfen auf unserer Reise. Er hätte uns auch gerne früher empfangen, wollte jedoch dass wir bereits vor diesem Gespräch einen Eindruck von der Reise bekommen.

 

 

Nach diesen Empfehlungen hatten wir die Gelegenheit Fragen zu stellen:

 

  • Frage (Bruder aus D):
    Inwieweit müssen wir uns in die Gesellschaft einbringen (Vereine, Sport, Politik, …). Und inwieweit müssen wir uns „verstellen", z.B. beim Handgeben.
  • Antwort (Seyyed):
    Er weiß, dass es Schwierigkeiten im Westen geben kann, z.B. mit dem Handgeben. Es gibt verschiedene Arten diesen zu begegnen. Zum Beispiel können wir uns in dieser Situation negativ und abwertend verhalten, was wir nicht tun sollten, oder aber so positiv und verständlich, dass die Menschen unsere Überzeugungen verstehen und tolerieren. Es kommt also stark darauf an, wie wir den Menschen begegnen. Im Grunde ist es kein Problem, sich in die Gesellschaft einzubringen, aber man sollte zunächst seine eigenen Geschwister im Islam nutzen. Weiterhin darf der eigene Einsatz nicht dazu führen, dass man ungerecht anderen gegenüber wird. Das heißt, die Schia dürfen nicht andere Menschen unterdrücken, um ihre eigene Stellung zu halten.

 

 

  • Frage (Schwester aus Ö):
    Häufig gibt es bei Versammlungen das Problem, dass auf diesen Alkohol getrunken wird. Wie müssen wir uns diesbezüglich verhalten?
  • Antwort (Seyyed):
    Es hängt nicht am Einzelbild, sondern am Gesamtbild, das man als Muslim vermittelt. Man braucht Geduld und Ausdauer und muss trotz aller Schwierigkeiten am guten Verhalten festhalten, damit man Stück für Stück die Gesellschaft ändern/ bessern kann. Manche Dinge brauchen Zeit, daher brauchen wir Geduld und Ausdauer. Eigentlich ist es eher nicht erlaubt sich an einen Tisch zu setzen, an dem Alkohol getrunken wird. Wenn man sich davon etwas distanziert (z.B. am Nachbartisch sitzen), ist das nicht so schlimm.
    Anmerkung: Vor einem Jahr wurde eine ähnliche Frage gestellt. Selbst sich vom Tisch etwas wegdrehen kann schon als Distanzierung gewertet werden.

 

 

  • Frage (Schwester aus Ö):
    In Österreich gibt es radikale Tendenzen, die einen nur zur Arbeit der „Verteidigung" zwingen. Das heißt man wird ständig genötigt, sich zu rechtfertigen. Dies wird bekräftigt durch die Medien und die Rechtsradikalen. Wie etabliert man nun eine Gegenkraft? Geht das z.B. durch Bekanntmachung der Geschichte von Aschura (z.B. durch Einladung zu Trauerveranstaltungen zu Aschura)? Wird diese Bekanntmachung als gut angesehen oder nicht? Schließlich gibt es in Österreich innerhalb unserer Gemeinde manche die sagen, dass Aschura nicht für Christen ist, sondern nur für die Schia. Das heißt diese meinen, dass man andere aus den Trauerveranstaltungen raushalten sollte.
  • Antwort (Seyyed):
    Es ist nicht wahr, da Muhammad s.a.s. alle Propheten repräsentiert hat. Er steht für alle Propheten und für deren Reinheit, nicht nur für sich. In einem Hadith über die Ahl al-Bayt heißt es (sinngemäß): Muhammad s.a.s. dankt Allah, dass Allah seinem Haus eine ähnliche Stellung gegeben hat wie Hazrat Mariam a.s. Imam Hussain a.s. verteidigte den Glauben aller Propheten und ihre Reinheit. Das heißt Imam Hussein a.s. ist für alle Menschen, auch für verschiedene Glaubensrichtungen.

 

 

  • Frage (Bruder aus D):
    Der Bruder hat eine Frage über die Nähe zu Imam Mahdi a.s. gestellt…
  • Antwort (Seyyed):
    Wir sollen immer an Imam Mahdi a.s. denken und ihn erwähnen. Die Schia haben nur einen geringen Anteil; den größten Nutzen/ die größte Hilfe für die Welt hat Imam Mahdi a.s. Wir selbst haben nur einen geringen Anteil. „Sein Nutzen ist wie die Sonne, die von Wolken bedeckt ist." Wir nutzen sie, so sehr sie auch verdeckt ist.

 

 

  • Frage (Bruder aus D/Tunesien):
    Die Schiiten in Tunesien waren lange Zeit nicht sichtbar und brauchen jetzt jemanden, der sie unterstützt. (Nach der Revolution in Tunesien und dem Sturz von Zine al Abidine werden die Schia heute nicht mehr so stark unterdrückt.)
  • Antwort (Seyyed):
    Noch wissen die Gelehrten im Irak nicht genau, was passiert ist. Es wurden bereits mehrere Versuche unternommen. Ein Bekannter des Ayatollah Seyyed al-Hakim wurde vom Geheimdienst gezwungen zu unterschreiben, dass er sich nicht für die Verbreitung der Schia einsetzt in Tunesien. Ayatollah Seyyed al-Hakim meinte, dass es Zeit braucht, um sich ein besseres Bild von der Situation zu machen und dass man abwarten muss. Ein Gelehrter ist vor neun Monaten eingereist, aber von ihm ist keine Nachricht mehr gekommen. Wir dürfen diese Menschen auch nicht in Gefahr bringen.

 

 

  • Frage (Bruder aus D):
    Wie muss unser Verhalten gegenüber den drei Kalifen vor Imam Ali a.s. sein, bzw. bzgl. der Leute, die diese verfluchen.
  • Antwort (Seyyed):
    Wen Allah verflucht, verflucht Allah. (Das ist seine Sache und nicht unsere.) (Es gibt zwei Arten von Recht: 1. von Allah: Wer seine Gesetze missachtet kommt ins Höllenfeuer und ist verflucht. 2. Wie wir uns zu verhalten haben und wie wir uns geben). Wir haben in jedem Falle die Pflicht uns so zu verhalten, dass der Frieden gewahrt bleibt. Wir dürfen keinen Streitpunkt erzeugen. Das bedeutet, dass die öffentlichen Verfluchungen verboten sind. Als Beispiel wurde erzählt von einer Gruppe aus dem Iran, in deren Umgebung zahlreiche Yazidis und Teufelsanbeter leben. Selbst dieser Gruppe wurde untersagt, Yazid vor den Yazidis zu verfluchen, damit es nicht zu Konflikten kommt, ausgelöst durch diese Provokationen. Die Schia dürfen nicht provozieren und damit dem Frieden schaden.
  • Anschlussfrage (Schwester aus D):
    Dürfen die Schia unter sich die drei Kalifen verfluchen?
  • Antwort (Seyyed):
    Es ist erlaubt es so zu machen, wenn es nicht öffentlich ist, z.B. im Inneren. Man darf niemanden damit provozieren. Das heißt, für sich ist jeder Mensch vor Allah selbst verantwortlich.

 

 

  • Frage (Bruder aus D):
    Wie erkennt man übertriebene/ Falsche Hadith, z.B. Hadith, die einem übertriebenen Maße die Ahl al-Bayt loben? Als Beispiel sei ein Hadith erwähnt, der sinngemäß ausdrückt, dass Allah die Welt nur für Hazrat Fatima Zahra a.s. erschaffen hat.
  • Antwort (Seyyed):
    Wir müssen uns an unsere Glaubensfundamente richten und unsere Pflichten erfüllen. Damit haben wir bereits genug zu tun. Wir dürfen keine Zeit verlieren mit Diskussionen, die zu keinem Ziel führen und uns von unseren Pflichten fernhalten. Muhammad s.a.s. ist der Beste aller Menschen und damit sind alle einig. Also weiß man, dass dieser Hadith entweder falsch ist, oder falsch verstanden wurde.

 

 

Die letzte Empfehlung des Seyyed wurde mit einem Lächeln ausgesprochen. Er empfiehlt uns allen, Arabisch zu lernen.

 

Quelle: http://shiat-mohamad.blogspot.com/

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