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Könnte es einen islamischen Staat ohne Todesstrafe und verstümmelnde Leibstrafen geben?


Aurora borealis

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Hallo es geht mir bei der Frage nicht darum zusagen die bösen islamischen Staaten. Weil die USA als in der Gründung evangelikaler und Japan als Shintoistischer Staat haben sie auch, sondern ob man mit dem Koran auch einen Verzicht im Hinblick auf diese Strafen argumentieren könnte.

Ehe jetzt die Frage kommt ich kann mit der Bibel auch die Todesstrafe ohne Probleme begründen. Mir ist es aber auch möglich das Gegenteil zu begründen und ich bin sicher kein Pazifist.

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#bismillah#

As Salamu aleikum,

 

im Quran steht, dass im Leben für uns Vergeltung liegt. Aber nach dem berühmten Vers, der in allen Heiligen Büchern steht, um die Vergeltung von Auge um Auge, Zahn um Zahn, usw. sagt der Quran: "Wer auf sein Vergeltungsrecht verzichtet und dem Täter großzügig verzeiht, sühnt damit manches begangene Vergehen." Das impliziert, dass auf die Vergeltung verzichtet werden kann, und es manchmal sogar besser ist. Es ist das Recht eines Opfers (bzw. der Familie des toten Opfers), aber wenn man davon ablässt, so kann das reinigend für das Opfer sein. Denn auch im Islam ist die Verzeihung sehr ehrbar und hoch angesehen.

Aber es bedingt auch eine Reue des Täters. Ein Serienmörder wird keine Reue zeigen und wird vom Morden niemals abkommen. Ob es für den Mörder würdiger ist, in einem "Loch" zu verelenden, das wage ich wirklich zu bezweifeln.

Aber die religiösen Befürworter der Todesstrafe betrachten den Tod nicht als das absolute Ende oder als das aller Schlimmste, was es gibt. Sie haben einen anderen Bezug zum Leben und glauben daran, dass mit der Todesstrafe das wahre Urteile an Gott abgegeben wird, aber auch dass diese Täter nicht mehr ihr Unwesen auf Erden bzw. im Diesseits treiben, weil er gesellschaftliche Ideale und Moral herunterzieht. Aber daran glauben die Leute heutzutage nicht mehr, für sie hat alles eine andere Bedeutung usw.

 

Jedenfalls verfolgt der Islam mit seinen Strafen eine Art Prävention und Warnung. Für ihn ist es auch schlimm, umso schlimmer ist es ja, dass die Menschen es trotzdem herausfordern und die schlechte Tat begehen.

 

wassalam

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@ Jasmina ja wenn man die Todesstrafe als Läuterung sieht, so ist deine Argumentationslinie richtig und auch im Christentum wird identisch argumentiert, dass ich mit der Todesstrafe ja nur den Leib richte und nicht die Seele und das selbst der Unschuldig gerichtete vor Gott Gnade und der Schuldige Vergebung findet. Andererseits heißt es bei 5. Mose 32.35 "Die Rache ist mein; ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu." bzw. Römer 12.19 "Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: "Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR." oder die Hebräer 10.30 "Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: "Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR."

Diese Zitate implizieren im Christentum eigentlich ohne die Feindesliebe das die Vergeltung Gottessache ist und ihm allein das Gericht über Leib und Leben obliegt. Das dies mit den Romern 13.2 - 4 " Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.

3. Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken, sondern den bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben.

4. Denn sie ist Gottes Dienerin dir zu gut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut."

Von daher wie gesagt ist die Situation ambivalent im Christentum. Nur wird selbst von den klerikalen Gegners der Todesstrafe diese mit dem Verweis auf die Rache und Vergeltung Gottes abgelehnt. Da man sagt Gott allein obliegt das Gericht. Die andere Seite argumentiert mit dem 1 Moses 9.6

"Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht."

2. Moses 21.12 - 14

12 "Wer einen Menschen schlägt, daß er stirbt, der soll des Todes sterben.

13 Hat er ihm aber nicht nachgestellt, sondern Gott hat ihn lassen ungefähr in seine Hände fallen, so will ich dir einen Ort bestimmen, dahin er fliehen soll. (

14.Wo aber jemand seinem Nächsten frevelt und ihn mit List erwürgt, so sollst du denselben von meinem Altar nehmen, daß man ihn töte."

und weitere Stellen.

In Deutschland war auch am Ende der Todesstrafe außer unter dem "böhmischen Gefreiten" der Tod von gemeinsamer Hand üblich im Besonderen beim Militär. Da man der Meinung war, dass auch das Blut eines Verurteilten seinen Scharfrichter besudelt und daher erfolgte die Erschießung in Deutschland durch 10 Mann unter der Führung des dienstältesten Unteroffiziers, wobei einer eine Platzpatrone hatte.

Dies beruht darauf das jeder vor seinem Schöpfer sagen kann ich dachte ich hätte die Platzpatrone. Die Letzten Hinrichtungen auf deutschem Boden erfolgten aber durch absoluten Nahschuss durch einen Scharfrichter im Zivilverfahren 1972 und im Hoch und Staatsverratsverfahren 1981.

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Salam,

 

Quran

 

Warum Quran und nicht Koran?

 

Jedenfalls verfolgt der Islam mit seinen Strafen eine Art Prävention und Warnung. Für ihn ist es auch schlimm, umso schlimmer ist es ja, dass die Menschen es trotzdem herausfordern und die schlechte Tat begehen.

 

Es müsste in islamischen Gesellschaften erst ein Veränderungsprozess stattfinden, dass Strafe keine "Rache" oder "Warnung" mehr sein - sondern rehabilitieren soll. Dieser Prozess ist aber auch in vielen "westlichen" Gesellschaften noch nicht beendet.

 

Somit können Islamische Theokratien auch auf die Bestrafung gemäss der Scharia nicht verzichten, weil der Rückhalt in der Bevölkerung vermutlich nicht gegeben wäre.

 

Grüsse,

Kai

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Auch den westlichen Rechtssystemen liegt die General und die Spezialprävention zugrunde und somit das Prinzip der "Warnung". Das es einige gibt, welche der Resozialisierung einen Platz vor dem Schutz der Allgemeinheit einräumen ist eine andere Geschichte.

Nur ist es mit Verbechern wie mit Kindern, wenn ihnen keine Grenzen gezeigt werden eskaliert es und Grenzübertritte müssen auch Sanktionen nach sich ziehen. Oder anders Härte ohne Gerechtigkeit ist Despotie. Doch Gerechtigkeit ohne Härte ist Anarchie und wehrend in ersten man sicher leben kann, wird es im zweiten schwierig.

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As salamu aleikum,

 

Zu der Sache, dass die Vergeltung eine göttliche Angelegenheit ist bzw. in Gottes Hand liegt: Soweit ich weiß, betrachten die Christen ebenfalls den Menschen als den Stellvertreter Gottes auf Erden. Dies ist er nur, wenn er nach dem göttlichen Gesetz handelt. Sogesehen könnte man ja argumentieren, dass, wenn wir jemanden zum Tode verurteilen, das göttliche Gesetz anwenden und dies somit Gottes Wille ist. Man könnte hier nun gegenargumentieren, dass der Mensch viel zu fehlerbehaftet ist, als dass er Gottes Wille gemäß handelt. Der Islam, die Shia zumindest, hat aber die Vorstellung der Fehlerlosigkeit. So hatten der Prophet (sas) und die Imame (as) (und natürlich auch die vorherigen Propheten) so hohes Bewusstsein über Gott und die Welt, und natürlich ihr Handeln, sodass dieses Handeln und ihre Gedanken einzig Gott ergeben waren und somit fehlerfrei.

 

Strafe als Rehabilitation kann man nicht allgemein sagen. Wenn ein 15-Jähriger eine Packung Zigaretten klaut, so kann man ihn sicherlich rehabilitieren, indem man ihn bestraft. Aber ein pädophiler Serienmörder wird durch nichts rehabilitiert, schon gar nicht, wenn er mit anderen Schwerverbrechern in ein Gefängnis "wohnen" muss.

Und dass ein Opfer nach Gerechtigkeit strebt, ist menschlich und zu bewahren. Natürlich soll man nicht auf das gleiche Niveau absinken wie der Täter, so wie es bei der Rache ist, aber es gibt eine Überlieferung von Imam Ali (as), in der es heißt, dass der Brutale nur durch Strafe Rechtleitung findet, und der Verständige durch die Worte.

 

Warum Quran und nicht Koran?

 

Quran kommt dem arabischen Wort näher (eigentlich sogar "Qur'an"). Im Arabischen gibt es kein "o". Es gibt "k" wie das deutsche "k", es gibt aber auch einen ähnlichen Buchstaben, der fängt in der Aussprache tiefer an und wird dann wie das k ausgesprochen, was mit "Q" dargestellt werden soll.

 

wassalam

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Nun was von dir angesprochen wurde, dass der Mensch als Vertreter Gottes auf Erden handelt kann man aus dem zitierten Teil der Römerbriefe (Römer Kapitel 13 ) herauslesen.

Die Fehlerhaftigkeit des Menschen als Richter wird bei Matthäus Kapitel 7 Vers 1 - 6 angesprochen:

"1. Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.

2. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.

3. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

4 Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge?

5. Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!"

Bzw. bei den Korinther Kapitel 4 Vers 5

"Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der HERR komme, welcher auch wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren; alsdann wird einem jeglichen von Gott Lob widerfahren."

Wie gesagt mit solcherlei Zitaten kann ich die Ablehung der Todesstrafe begünden mit dem Römerbrief kann ich es rechtfertigen und bei Mose wird es noch einfacher zu rechtfertigen. Nun gut es gibt derzeit keine christlichen Staaten, sondern nur Staaten auf christlichem Fundament. Nur geht es derzeit tendenziell eher gegen die Todesstrafe.

Ansonsten wird ja gerade immer herausgehoben, dass in islamischen Staaten verstümmelnde Strafe bei "Bagatelldelikten" angewendet werden, wie Diebstahl von Lebensmitteln usw. Gut da wären die Staaten bei den USA in Guter Gesellschaft, aber dies ist ein anderer Aspekt. Könnte der Staat jemanden den Vollzug der Rache verbieten? Nehmen wir ein 13 jähriger stiehlt Essen, damit seine kleinen Geschwister etwas zu Essen haben und der Händler besteht auf einer verstümmelnden Leibstrafe.

Das sich da eher der Staat angeklagt sehen muss ist eine andere Geschichte und in christlichen Staaten gibt es so etwas auch, nur da wandert er dann meist nur in den Knast.

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As Salamu aleikum,

 

also für Diebstahl, der aus Gründen des Überlebens oder Hunger gemacht wurde, darf keine Strafe verhängt werden. Vielmehr wird sogar der Staat dafür getadelt, dass er die Existenzbedürfnisse seiner Bürger nicht decken kann. So ist also der Staat dafür verantwortlich und wird dazu angehalten, seine Bürger ausreichend zu versorgen. Es müssen 18 Bedingungen erfüllt sein, damit von Diebstahl mit der Leibstrafe gesprochen werden kann.

Im Islam ist Selbstjustiz ebenfalls verboten. Wenn also jemand einen aus meiner Familie ermordet hat, so darf ich ihn nicht einfach auch töten. Das muss vor einem Gericht gebracht werden. So gesehen könnte der Staat jemanden von einem Racheakt abhalten. Vergeltung ist aber nicht unbedingt mit Rache gleichzusetzen. Die Vergeltungsstrafe geschieht meist bzw. eigentlich immer in einer abgeschwächten Weise, nicht gleich der Straftat.

 

wassalam

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#bismillah#

As Salamu aleikum,

 

einige Bedingungen sind tatsächlich eigentlich kaum möglich zu erfüllen. Bei Ehebruch müssen vier gerechte Zeugen gesehen haben, wie es zum tatsächlichen Geschlechtsverkehr gekommen ist. Also auch wenn diese zwei Menschen bloß im Bett liegen, so ist das kein Beweis für Ehebruch. Zudem müssen es auch vier Leute gesehen haben, es reichen nicht zwei oder drei, sondern es müssen vier sein.

 

Bis diese Bedingungen erfüllt sind, muss man so eine Ignoranz aufgebracht und so niedrige Hemmschwelle und Schamgefühl haben, dass die Tat ersichtlich wird. Ansonsten könnte ich mir nicht vorstellen, wie "blöd" man sein kann und es zu dieser Straftat kommen lassen kann.

Der Islam erfreut sich also keineswegs daran, die Leute zu quälen. Er setzt den Maßstab für den Eintritt der Strafe so hoch, dass man den Täter in den aller wenigsten Fällen anklagen kann. Man kann nun denken, dass sich somit einige Kriminelle sicher fühlen, aber es gibt einen Gott, der alles sieht, und der die Falschheit offenbar machen wird.

Und wenn der Kriminelle erwischt wird, dann sind seine Chancen abgelaufen. Das ist also eine sehr risikoreiche Sache.

 

wassalam

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Nun ja das heißt ein "gehörnter" Ehemann kann auf die Vollstreckung der Strafe verzichten, wenn man beim Ehebruch bliebe. Wobei wie gesagt 4 glaubwürdige Zeugen, welche die Tat gesehen haben schon mehr als unmöglich sind.

Außer wenn es die Frau nicht freiwillig macht. Nur dann werden die 4 Zeugen und der Täter ein Problem mit mir bekommen.

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Salam,

 

ich glaube nicht, dass die Scharia und ihre verstümmelnden Strafen das "Hauptproblem" ist - sondern die Verdorbenheit und Korruption - die Scharia in den Händen von verantwortungsvollen und weisen Richtern (Kadi?) - könnte es durchaus mit einigen "westlichen" Rechtssystemen aufnehmen.

 

Leider fallen alle islamischen Staaten (ohne Oman und Katar) nicht gerade durch Korruptionsabwesenheit auf. Daher ist die Anwendung des islamischen Rechts gerade in islamischen Staaten problematisch.

 

Grüsse,

Kai

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