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Seltsame Fastenpraktiken


Fatima Özoguz

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Fatima Özoguz

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allen Muslimen wünsche ich einen gesegneten Monat Ramadan, und allen Nichtmuslimen, dass auch sie die Segnungen des Monats Ramadan wahrnehmen können, so Interesse besteht.

 

In letzter Zeit häufen sich die Berichte in den Medien, dass zunehmend versucht wird, den Charakter des Fastens auszuhebeln. Sicher, bei den langen Zeiten hier in Nordeuropa mag es für viele eine Herausforderung sein, vor allem für Jugendliche, die erst neu mit dem Fasten beginnen, und körperlich schwer Arbeitende.

 

Jedes Jahr ist es das Gleiche. Es wird in den Mainstreammedien wiederholt gewarnt, wie gefährlich und schädlich das Fasten doch sei. Aber die Konzentration mit allzu vollem Magen, vielleicht noch mit dem (für leider viele) obligatorischen Glas Wein oder Bier , ist dann wohl kaum besser. Oder kann z.B. ein Bauarbeiter konzentrierter arbeiten, wenn er sich eine Flasche Bier nach der anderen reinkippt? Ich bezweifle das sehr. Von der Fahrtüchtigkeit gar nicht zu reden. Aber darüber regt sich kaum jemand auf. Nur fastenden Muslimen wird bei jeder Gelegenheit aufs Brot geschmiert, wie gefährlich und gesundheitsschädlich das doch sei. So langsam nervt das, ihr Hofschreiber!

Es ist natürlich unbestritten, dass es viele Muslime gibt, die tagsüber den Tag mit Schlafen "abzukürzen" versuchen, und nachts dann schlemmen ohne Ende. Dass das nicht der Sinn des Fastens ist, ist klar, und auch wenn es schon Artikel und Verlautbarungen darüber gibt, da ist der Aufklärungsbedarf in dieser Hinsicht noch groß. Allerdings fasst der Magen nach so einem langen Fastentag nicht mehr so viel, weil er sich verkleinert, und viel Zeit zum Essen hat man auch nicht, wenn man etwa noch Terawih-Gebete in der Moschee verrichten will, wie es unsere sunnitischen Geschwister tun. Also ist der Vorwurf haltlos, dass wir tagsüber hungern und zu nichts fähig sind, nachts dafür uns vollfressen, in dieser Zeit wenigstens. Es fehlt schlicht die Zeit.

Aber manche Muslime sind leider kaum besser. So haben jetzt angeblich ägyptische Gelehrte eine Fatwa herausgebracht, dass man in den Sommermonaten in Nordeuropa sich an die Zeiten von Mekka halten könne.

Dabei steht im Qur´an ganz klar:

 

Und esst und trinkt, bis der weiße Faden von dem schwarzen Faden der Morgendämmerung für euch erkennbar wird. Danach vollendet das Fasten bis zur Nacht. (2:287)

 

Wie verrichtet man so eigentlich das Abendgebet? Nach dem "Fastenbrechen"? Oder auch nach Mekka-Zeit, wenn hier die Sonne noch scheint?

Noch "besser" eine bekannte muslimische taz-Kolumnistin, die behauptet "Ramadan funktioniert auch mit Halbtagsfasten". Sicher mag es Personen geben, die aufgrund schwacher körperlichen Konstitution oder schwerer Arbeit nicht in der Lage sind zu fasten, und wer krank ist und dessen Krankheit sich durch das Fasten verschlimmert, dem ist das Fasten sogar verboten, und er muss das Fasten entweder nachholen, oder wenn das bis zum nächsten Ramadan nicht möglich ist, eine Ersatzleistung (Fidya) erbringen. Mit dem Halbtagsfasten werden Kinder ans Fasten herangeführt, damit sie sich daran gewöhnen. Wer nicht fasten kann, für den ist es natürlich sehr gut, wenn er sich trotzdem etwsa einschränkt und nicht "business as usual" macht. Aber man darf dieses "beschnittene" Fasten eben nicht als gültiges Fasten darstellen, und das ist der Punkt, den ich bei solchen Veröffentlichungen kritisiere. Ich will keinesfalls dafür plädieren, dsss die Leute sich jetzt quälen oder Schaden nehmen, denn "Allah belastet niemanden über sein Vermögen".

Nur müssen solche Muslime dann eben nicht fasten, statt dessen das Fasten in den Wintermonaten nachholen, wenn es leicht ist, oder Fidya zahlen, wenn das auch nicht möglich ist. Aber ein "Fasten light" als gültiges Fasten auszugeben, das geht nun mal nicht.

 

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mahdi_mohajjer

Salam aleikom,

 

einen der dümmsten Berichte brachte jedoch die Tagesschau- auf ihrer Webseite. Wie immer wieder versucht wird alles was wir Muslime tun ins Lächerliche zu ziehen- anstatt es einfach mal auszuprobieren und zu sehen was denn besser ist und wonach man sich dann besser fühlt? Fühlt man sich besser wenn man 30 Tage lang jeden Tag satt zu Bett geht, oder wenn man 30 Tage lang fastet und sich etwas darauf beschränkt gesünder zu essen? Wer richtig fastet der wird sicherlich feststellen dass er nach einem Monat sogar abgenommen hat, und sich das algemeine Wohlbefinden viel besser entwickelt als wenn man sich immer nur überfrisst.

 

Ich weiss dass keiner derjenigen die über uns meckern auch nur einmal versucht haben zu fasten- ich war früher Nichtmuslim, und ich kenne den Vergleich und ich kann jedem versichern, dass das Fasten wirlich die beste ERfahrung ist, die ich je gemacht habe.

 

Wsalam,Mahdi

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Ich verstehe euch total, ich in einer nichtmuslimischen Familie werde auch eher belächelt was mein Fasten betrifft bzw. wollte meine Mutter vorgestern unbedingt, das ich was trinke, weil ich ihrer Ansicht nach ganz weiß im Gesicht gewesen bin (hab mich aber Kreislaufmäßig top fit gefühlt!). Natürlich weiß ich, dass ich aufgrund einer Autoimmunerkrankung vorsichtig sein muss aber auch hier, wenn ich merke es geht eben nicht, dann hör ich damit auf. Aber es läuft derzeit ohne Probleme und ich fühle mich gut. Was ich allerdings schon irgendwie kritisiere ist, z.b die Art und Weise wie meine Freundin fastet oder sagen wir nicht kritisieren sondern es macht mich nachdenklich. Ich sehe im fasten nämlich schon auch den gesundheitlichen Aspekt und so koche ich sehr leicht und sehr gesund. Klar habe ich heute Halwa gemacht und das ist ziemlich fettig aber dann isst man eben nur ein kleines Stück und frisches Obst dazu und hebt den Rest für den nächsten Tag auf. Meine Freundin die handhabt das anders, da wird ab halb zehn im wahrsten Sinne des Wortes gefuttert was das Zeug geht bis der Magen rund ist und man Bauchweh hat. Ich halte von sowas rein gar nichts, weil auch bekannt ist, man sollen eben gerade beim fasten nicht über seinen Hunger essen, davon ist man während des fastens dann auch nicht weniger hungrig (im Gegenteil), deswegen esse ich ganz normal und nicht übertrieben. Ich habe auch in letzter Zeit aufgrund von Stress sehr ungesund gegessen und ziemlich zugenommen und da hilft mir jetzt der Ramadan wieder meine Essensgewohnheiten zu ändern und mir durch das fasten auch wieder das ständigen "zwischendurchessen" abzugewöhnen, was ich nach Ramadan dann auch beibehalten will.

 

Ich finde es aber schade, dass es doch viele Geschwister gibt, die das anders betrachten und halten, weil so werde ich dann auch immer mit dem nervigen Argument konfrontiert: Jaja fasten ist das nicht, denn wenns dunkel wird haut ihr euch die ganze Nacht den Bauch voll... hmpf

 

wasalam,

 

Lilaa

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Salam,

 

in Katar haben es offensichtlich nicht wenige geschafft ins Hospital zu kommen

weil sie sich beim Nachtmahl überfressen sorry überessen haben briggin.gif :

 

http://www.huffingtonpost.com/2013/07/11/ramadan-overeating_n_3581029.html

 

Die o.g. Fatwa aus Ägypten halte ich auch nicht für das gelbe vom Ei,

doch eine theroretische Überlegung habe ich doch:

Auf dem Nordpol und Südpol gibt es jeweils einen Polartag und eine Polarnacht im ganzen

Jahr. Gut, da leben nicht dauerhaft Menschen.

Aber es würde reichen z.B. etwas nördlich des Polarkreises zu wohnen.

Da geht die Sonne dann je nach Lage einige Wochen oder Monate im Sommer

nicht unter. Da müßte schon eine Lösung gefunden werden.

Das Wahre an der o.g. Fatwa ist vielleicht daß der Koran zwar an alle Menschen gerichtet ist

aber zunächst in Mekka und Medina verkündet wurde.

Selbst Ayatollah Beheshti sprach davon Schale und Kern des Islams zu trennen zu müssen.

Der Kern des Fastens muß ja sein sich selbst zu beherrschen, sich selbst zu verändern,

Hunger (und Durst) zu spüren und auszuhalten. Vielleicht ist der Kern bei ca. 14 h schon

erfüllt und es müssen nicht unbedingt 20 h sein oder eben sogar 24 h Fasten die schon

nach Tagen wenn nichteinmal was getrunken wird zum Tode führen würden (was ja auch nicht verlangt

werden würde, dann tritt § Gesundheit in Kraft) ...

 

Und eine weitere Anmerkung erlaube ich mir: Es gibt harte körperliche Arbeiten

wo man nach 8-10 Stunden gerade im Sommer einige Liter Flüssigkeitsverlust hat.

Da wäre es definitiv gesundheitsschädlich gar nichts zu trinken.

 

Wasalam

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Bismillah

Salamu alaykum

 

Subhanallah, im Sommer haben sehr viele (oder die meisten) Firmen Betriebsurlaub. Wer es nicht aushält im Sommer zu arbeiten, sollte dieses Urlaubsangebot nutzen.

ich glaube die Muslime in den Gebieten wo es nicht dunkel wird, richten sich nach der nächsten Stadt.

ich sollte mir diese Zwischenmahlzeiten auch abgewöhnen.

Ramadan Karim wa Salamu alaykum

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Fatima Özoguz

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Wer es nicht aushält im Sommer zu arbeiten, sollte dieses Urlaubsangebot nutzen.

 

entweder das, oder er fastet eben nicht und holt später nach. Weil viele das nicht wollen verständlicherweise, versuchen sie sich das dann irgendwie zurechtzubiegen.

 

ich glaube die Muslime in den Gebieten wo es nicht dunkel wird, richten sich nach der nächsten Stadt.

 

Genau. nach der nächsten Stadt, in der die Sonne wieder untergeht. Es wäre auch zu überlegen, ob man in solchen Regionen überhaupt leben sollte. Wenn ich allein an den langen Polarwinter denke....viele bekommen Depressionen wegen Lichtmangel.

 

wasalam.gif

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As Salamu aleikum,

 

das ist das Problem, wenn man den Menschen zu wenig zutraut. Ich kenne ein muslimisches Ehepaar, die ziemlich einfach leben, sind in Europa rumgereist mit einem klapprigen Auto, wohnten in Zelten, Wohnwagen, in Keller usw. Und sie mögen dieses Leben, ohne sich an etwas zu binden. Als der Mann einen Schlaganfall erlitten hat, waren sie gerade in Deutschland, und mussten hier bleiben. Sie erzählen uns jedes Mal, wie beschränkt und begrenzt hier alles durch Sicherheitsregeln, Gesetze, Regeln, Fristen, Bürokratie gemacht wird. Und dieses starre Regeln (was ich in bestimmten Hinsichten befürworte) begrenzen auch den Verstand, und man traut den Menschen immer weniger zu. Er wird nicht mehr dazu erzogen, aus sich selbst heraus, sich etwas aufzuerlegen.

Deswegen wird auch alles geglaubt, was manche "hohen" Menschen oder Medien sagen. Hier ist alles auf Einfach und Unbesorgtheit ausgerichtet. Es wird auch Körper und Geist auseinander gerissen, was im Islam gar nicht geht.

Fasten ist nämlich nicht nur das Enthalten von Essen und Trinken, wie es in den Berichten immer heißt. Sie missachten völlig den geistigen, spirituellen Charakter und Macht. Einfach die Tatsache, dass wir fasten und uns dabei ein göttliches Wesen beobachtet, dessen Befehl wir dabei ausführen, reicht, einen 20-Stunden-Fastentag zu überstehen. Denn wir nehmen eine ganz andere Haltung zum Hunger ein, und unser Gehirn weiß das.

 

Bevor der Monat Ramadan war, habe ich einige Kreislaufprobleme gehabt, und musste manchmal stehen bleiben, damit ich nicht zusammenklappe, wenn ich wieder lange gegangen bin. Beim Fasten gehe ich den 1,5 Km Berg von der Uni runter, und genauso viel gehe ich wieder hoch, und mir geht es dabei richtig gut. Und das ist göttliche Kraft, das ist von Gott, dass wir das so gut aushalten können. Aber wie soll das jemand verstehen, der Gott zu wenig zutraut und den Menschen schon gar nichts, dessen Weltanschauung auf immerwährende Einfachheit gestützt ist?

Im Islam ist das aber so, dass wir mal lernen sollen, Härten zu ertragen, dass wir mal den Ernst des Lebens erkennen, dass wir einfach mal weg von diesem oberflächlichen einfachen Leben kommen, das uns in trügerische Schwebe versetzt. Klar wird es beim Fasten manchmal echt hart, aber wir müssen lernen, zu kämpfen. Was bedeutet dieses Wort heute noch?

 

Im Fasten habe ich auch meine Abschlussarbeit geschrieben, und ich war nicht unkonzentriert oder sonstiges. Denn im Fasten werden die Gedanken in Zaum gehalten, man bewahrt sich selbst davor, auszuschweifen. Dieser Monat bringt dich dazu eine andere Haltung zu den Dingen einzunehmen, eine respektvolle und aufrichtige, und wir sollten lernen, das zu kontrollieren, damit wir später, wenn wir nicht mehr fasten, das auch so anwenden können.

 

 

wassalam

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Bismillah

Salamu alaykum

 

Mashaallah sehr schön Schwester Jasmina..

Man muss lernen aufrichtig zu sich selbst zu sein und unabhängig zu werden. "Sei Herr über deine Triebe", das kann man sehr gut im heiligen Monat Ramadan trainieren.

Salamu alaykum

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