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Jürgen Todenhöfer - Muslime aller Länder vereinigt Euch!


Sirat

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Nehmt euch bitte einen Moment, und lest euch durch was Jürgen Todenhöfer, zusagen hat.

 

„Muslime aller Länder vereinigt Euch!“

Heute schreibe ich ausnahmsweise nur an meine muslimischen Freunde. Die muslimische Welt ist zurzeit Opfer einer gefährlichen Strategie einiger Politiker des Westens. Sie lautet: „Divide et impera“ – „Teile und herrsche!“ Sie funktioniert, weil einige Muslime törichterweise begeistert mitmachen. Saudi-Arabien macht mobil gegen Iran (und umgekehrt), und Sunniten und Alawiten bekämpfen sich in Syrien bis aufs Blut. Auch in anderen muslimischen Ländern kracht es zunehmend zwischen den einzelnen Glaubensrichtungen. Die Feinde der Muslime im Westen freuen sich diebisch, dass sich die Muslime jetzt gegenseitig umbringen. Das erspart ihnen viel Mühe und Arbeit.

Das augenblickliche Schauspiel erinnert erschreckend an die Zeit des „Dreißigjährigen Krieges“, als sich Deutschland im Kampf des Protestantismus gegen den Katholizismus selbst zerstörte. Deutschlands Nachbarn mischten dabei kräftig mit. Unser Land brauchte hundert Jahre, um sich von den unvorstellbaren Verwüstungen wieder zu erholen.

Wenn ich in ein muslimisches Land reise, gibt es für mich keine Sunniten, Schiiten, Alawiten, Ismaeliten, Wahabiten oder Salafisten. Für mich sind sie alle Angehörige einer großen Religion, die ich respektiere und in vielem bewundere: Für die großen kulturellen Leistungen ihrer Geschichte, die auch die westliche Zivilisation jahrhundertelang bereichert haben. Und für ihre wunderbare Gastfreundschaft und Herzlichkeit, mit der sie friedliche Fremde auch in schweren Zeiten empfangen. Dass sie sich auf westliches Kommando zunehmend bekriegen, macht mich todtraurig.

Die Zukunft der muslimischen und der arabischen Welt liegt nicht im Streit, sondern in der Einigkeit. In einem neuen Verständnis panislamischer und panarabischer Ideen. Die USA sind stark, weil sie die "Vereinigten" Staaten von Amerika sind. Und Europa, weil es endlich eine "Union" ist. Nachdem es sich in zwei Weltkriegen gegenseitig so zertrümmert hatte, dass die USA Europas Führungsrolle in der Welt übernehmen konnten.

In der Welt der Zukunft werden die arabischen und islamischen Länder nur dann eine angemessene Rolle spielen, wenn sie sich nicht länger auseinander dividieren lassen. Wenn sie enger zusammenarbeiten. Wirtschaftlich, kulturell, politisch und religiös. Wenn sie sich als Freunde, als Verbündete betrachten und nicht als Feinde. Wenn sie wieder das Gemeinsame ihrer Religion betonen und nicht das Trennende. Wenn alle muslimischen Glaubensrichtungen tolerant zueinander sind. "Kämpferisch tolerant", engagiert, aber gewaltlos. Das gilt selbstverständlich auch für die Muslime der westlichen Welt.

Ich glaube, dass Prophet Mohammed ähnlich gedacht hat. Und dass er erwartet hätte, dass die unterschiedlichen islamischen Glaubensrichtungen unserer Zeit enger zusammenarbeiten. Er hätte das wahrscheinlich viel drastischer formuliert als ich.

Das gilt auch für den Konflikt Saudi-Arabien mit Iran. Wenn einer amerikanisch-iranischen Aussöhnung jetzt eine strategische Partnerschaft zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran folgen würde, wäre dies ein historischer Durchbruch für die gesamte islamische Welt. Der Streit zwischen diesen beiden Regionalmächten ist völlig kontraproduktiv.

Das Erfolgsrezept des Islam, der am schnellsten wachsenden Religion unserer Zeit, heißt nicht: „Muslime aller Länder bringt Euch gegenseitig um“, sondern: „Muslime aller Länder vereinigt Euch.“

Euer
Jürgen Todenhöfer

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Salam,

es lohnt sich ebenfalls seinen neuen Beitrag zu lesen:

Liebe Freunde! In diesen Tagen denke ich oft an Falludscha. Im Jahr 2004 hatten US-Marines die sunnitische Stadt in der Provinz Anbar in zwei mörderischen Schlachten unter Einsatz von weißem Phosphor fast völlig zerstört. Die Bevölkerung wurde während der Kämpfe mit dröhnender Rockmusik beschallt. Man wollte ihre Moral brechen. Tausende Iraker wurden ermordet. Die Schlacht um Falludscha gilt als die brutalste Schlacht seit dem Häuserkampf im vietnamesischen Hué Jahrzehnte zuvor.

Ich habe viele Stunden auf den Friedhöfen der Stadt mit trauernden Irakern verbracht. Eine Woche lang lebte ich mit Kämpfern des irakischen Widerstands im Untergrund der Nachbarstadt Ramadi. Ich teilte ihre tägliche Not und Verzweiflung.

Die Bewohner Falludschas und Ramadis haben die Massaker jener Zeit bis heute nicht verarbeitet. Bis heute kommt es wegen der damals verwendeten verbrecherischen Munition zu grauenvollen Fehlgeburten. Ausserdem werden die Sunniten Falludschads und Ramadis von der schiitischen Zentralregierung seit jenen Tagen wie Aussätzige behandelt.

Westliche Beobachter pflegen verständnislos den Kopf zu schütteln, wenn sie hören, dass Menschen aus Falludscha und Ramadi jetzt erneut Al Qaida die Tore geöffnet haben. Doch sie vergessen das unvorstellbare Leid der Menschen von Anbar. Und dass es derselbe völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen den Irak war, der in jener Zeit auch Al Qaida hoch gepeitscht hat. Die Bevölkerung von Anbar und Al Qaida hatten damals die gleichen Feinde.

Das ist keine Entschuldigung für den Terrorismus von Al Qaida. Es ist vielmehr eine leidenschaftliche Anklage gegen all jene westlichen Politiker, die diese Kriege angezettelt haben. Und die die einst friedlich zusammen lebenden Religionsgruppen des Irak systematisch aufeinander gehetzt haben. Nach der bewährten Methode "divide et impera!". Ein zerstrittener Islam ist der im Westen beliebteste Islam.

Daher noch einmal und immer wieder mein Appell vor allem an die junge muslimische Generation : Hört auf euch zu bekämpfen, euch aufeinander hetzen zu lassen! Haltet zusammen! Muslime aller Länder vereinigt euch! Seid nicht so dumm wie wir Europäer, die wir Jahrhunderte lang Europa in Schutt und Asche gelegt haben - im grotesken Kampf um die Frage, ob Protestanten oder Katholiken die besseren Christen sind.

An die Adresse von Al Qaida aber sage ich: Ich weiß, dass niemand als Terrorist auf die Welt kommt. Aber euer hemmungslos brutaler Kampf schadet dem Islam noch mehr als alle Kriege des Westens. Ihr präsentiert den Islam als mörderische Religion. In Wahrheit ist der Islam jedoch eine Religion der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit. Die Kriegstreiber des Westens benützen euch als "nützliche Idioten" im Kampf gegen den Islam. Spielt dieses erbärmliche Spiel nicht mit, indem Ihr dem Westen die blutigen Argumente liefert, die er braucht! Terrorismus ist Mord. Und Mord ist eine Sünde gegen den Islam. Hört auf, dem Islam zu schaden!

Ich denke oft an Falludscha und Ramadi. An all die Fußballplätze, die zu Friedhöfen umgewandelt werden mussten, um die Kinder des Irak zu begraben. An dem Krieg beteiligten sich auch arabische Staaten. Nie würde der Westen es wagen, eine eng zusammen haltende, vereinigte muslimische Welt anzugreifen.

Euer Jürgen Todenhöfer

 

Das ist ein Mann mit Stil, den man respektieren und achten muss. Meiner Meinung nach eine Bereicherung für die deutsche Gesellschaft.

 

Wa-Salam

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Salam.

 

Hm..... ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich von ihm halten soll. Er ist gegen den Krieg in Irak, Afghanistan und jetzt in Syrien. Alles gut und schön. Doch was einfach nicht ins Gesamtbild passt, ist die Tatsache dass er im Krieg gegen Libyen, eine aktive Rolle in der Medien-Propaganda der kriebstreiberischen Imperialisten gespielt hat. Er hat damals geholfen die Verwüstung Libyens durch die NATO-Bomber als "Revolution des Volkes" zu präsentieren. Ca. 100.000 Menschen sind damals gestorben. Manche Städte wurden vollständig zerstört. Aufgrund der Verblendung durch die Medien hat die Mehrheit der Bevölkerung hierzulande diesen Krieg gar nicht Krieg wahrgenomnen, sondern als "Flugverbotszone" als Hilfe für die "Revolution des Lybischen Volkes".

An dieser Verblendung ist der Herr Todenhöfer auch mitschuldig.

 

 

Wassalam

Khodahafez

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