Viktoria Huda Geschrieben 28. März 2014 Melden Teilen Geschrieben 28. März 2014 Determinismus oder Wahlfreiheit? - In der Theologie gibt es drei Sichtweisen zu dieser Frage. Die erste geht vom absoluten Determinismus aus, d.h. davon, dass bestimmte Bedingungen zukünftige Ereignisse festlegen. Dabei nimmt diese Ansicht dem Menschen den Willen fort und stellt ihn mit einem Tier gleich, das gemäß seinen Instinkten handelt. Überdies wären hier jegliche Bestrebungen des Menschen sinnlos, und es würde keinen Unterschied zwischen einem rechtschaffenen Menschen und einem Frevler geben, weil die Willensfreiheit wegfällt und der Mensch zu bösen oder guten Taten gedrängt wird. Dementsprechend wären Belohnung und Bestrafung also überflüssig. Eine andere Ansicht ist die der Handlungsübertragung. Deren Anhänger leugnen angesichts der menschlichen Freiheit und göttlichen Gerechtigkeit, dass Allah (t.) eine Bedeutung bei den Handlungen der Menschen hat. Ibn Sina (Avicenna) und Allamah Hilli sagten: „Sie zögern nicht zu sagen, dass die Welt weiter existieren und funktionieren würde, selbst wenn es keinen Gott gäbe, weil die Welt nur im Zustandekommen den Gott benötigt und diese Notwendigkeit danach aufgehoben wird und sie im Fortbestehen Ihn nicht mehr braucht. Diese stellen Allah (t.) mit einem Ingenieur gleich. So wie ein Gebäude nur bei seinem Bau einen Ingenieur erfordert und nicht bei seinem Fortbestehen, weil die natürlichen Kräfte in ihm dafür genügen, desgleichen sind die Erschaffung und das Fortbestehen der Welt und des Menschen.“ (Ibn Sina, Scharhe Ischarat, 1375, B.3, S.68; Hassan Hilli, Kaschf al-Murad, Mas'ala 29 und 44, S.77 und 117) Jedoch wird Allah (t.) dadurch ein Partner beigesellt (Schirk), da die Ordnung nach der Erschaffung zu einer bedingunglosen Existenz wird und keiner Ursache bedarf. Hierbei wird das Wesen und die Macht Allahs (t.) beschränkt, da Sein Wissen und Seine Macht hinsichtlich der Taten des Menschen nicht allumfassend wären. Der dritte Standpunkt, der von uns (Schiiten) vertreten wird, liegt zwischen den beiden vorangegangenen Auffassungen. Die Taten des Menschen sind weder vollständig durch ihn entstanden, sodass Allahs (t.) Rang dabei herabgesetzt wird, noch von Allah (t.) erschaffen, sodass die Willensfreiheit des Menschen nicht vorhanden ist. Die Bestimmung stammt von dem Urwissen Allahs (t.) und dieses richtet sich nach der Wahl und dem Willen des Menschen. Allah (t.) weiß, welchen Willen eine bestimmte Person in einer bestimmten Situation hat, so gestaltet der Mensch selbst sein Schicksal, während Allah (t.) es möglich macht. Imam Jafar as-Sadiq sagte: „[...] Da Allah wusste, dass eine bestimmte Tat von ihnen verwirklicht werden wird, gab er ihnen das Mittel zu der Tat. Deswegen sind sie während der Realisierung jener Tat dazu fähig.“ (Bihar al-Anwar, B.5, S.42) Es lässt sich festhalten, dass es in Bezug auf Determinismus und Wahlfreiheit drei Meinungen gibt. Der absolute Determinismus besagt, dass alles bereits schon feststeht, während der Grundgedanke der Handlungsübertragung das Gegenteil zum Inhalt hat. Wir (Schiiten) sind dahingegen der Überzeugung, dass Allah (t.) uns das Mittel zu einer bestimmten Tat gibt, weil Er weiß, dass wir sie ausführen werden. Dies ist sowohl mit Allah (t.) als Ursache allen Seins und mit der Wahlfreiheit des Menschen vereinbar.Erstellt auf Grundlage des Buches „Erleuchtung der Forschung - Antworten auf religiöse Fragen“ der Forschungsabteilung der Hohen Rechtswissenschaftlichen Fakultät Naynawa reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mika'il Geschrieben 30. März 2014 Melden Teilen Geschrieben 30. März 2014 ich verstehe den obigen Text noch nicht ganz, heißt das, dass Allah (t.) nur über bestimmte Taten von uns im Voraus Bescheid weiß und über die anderen nicht? Oder wie ist das zu verstehen? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Viktoria Huda Geschrieben 4. August 2014 Autor Melden Teilen Geschrieben 4. August 2014 Salam Alaykum, könntest du dein Anliegen genauer definieren bzw. die Textstelle zitieren, die du nicht verstehst?Allah (t.) weiß über alle vergangenen sowie zukünftigen Taten von uns Bescheid und durch dieses Wissen gibt er uns das Mittel eine bestimmte Tat zu realisieren - Das ist die Hauptaussage des Artikels. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MahdiM Geschrieben 5. August 2014 Melden Teilen Geschrieben 5. August 2014 Salam Alaikum, Also gibt er uns mal das Mittel zur Realisierung und mal nicht? Das wäre doch wieder totale Bestimmung. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Viktoria Huda Geschrieben 20. August 2014 Autor Melden Teilen Geschrieben 20. August 2014 Wa Alaykum Salam,Allah (t.) gibt uns das Mittel für jede Tat, weil Er die Ursache von allem ist.Falls die Wortwahl "bestimmte Tat" verwirrt - Sie bezieht sich auf folgenden Satz:"[...] Allah (t.) weiß, welchen Willen eine bestimmte Person in einer bestimmten Situation hat, so gestaltet der Mensch selbst sein Schicksal, während Allah (t.) es möglich macht. [...]" Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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