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Der heilige Monat bricht an: Fasten ist nicht gleich Fasten!


Gem. der Mitte

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Bismillah

 

Der heilige Monat bricht an: Fasten ist nicht gleich Fasten!

 

Das traditionelle Fasten:

Der Monat Ramadan ist für viele Muslime definitionsgemäß ein Monat, in dem tagsüber Trinken, Essen und Geschlechtsverkehr untersagt sind. Dann kommen noch ein Paar weitere fastenbrechende Taten, die man meiden muss, verschiedene Bedingungen, die man einhalten oder erfüllen muss und die Frage nach dem Eintritt des Monats dazu. Ein Themenkomplex, das auch noch weitere Themen beinhaltet und das trockene religionrechtliche Verständnis des Fasten abrundet. Mehr muss man nicht wissen, um in den Fastenmonat einzusteigen. Ich hab sogar manchmal Fragen lesen und beantworten müssen von der Sorte: Bricht Gheeba das Fasten? Darf ich während des Fastensmonats den ganzen Tag über schlafen? Darf ich reisen, um dem Fasten zu enfliehen? Das sind Fragen, die einerseits manchmal berechtigt sind aber auch andererseits oft in ihrem Kontext bestätigen, dass viele Geschwister im Fasten lediglich das reine leibliche Fasten sehen.

 

Natürlich philosophieren wir gerne bei Gelegenheit über den Sinn des Fasten. Das bringt uns aber oft keinen Schritt weiter, weil es nicht im Vordergrund steht. Dass die Vorbereitung zum Fastenmonat im Monat Rajab beginnen soll, lassen wir leider außer Acht. Dass das Fasten und seine Wirkung nur dem Zustand unserer Seele entsprechen kann, was wiederum von unserem Handeln abhängig ist, vergessen wir ganz. Manchmal ist es so als würden wir alles wissen und dennoch nicht vorankommen. Warum ist es so?

 

Ein nicht zu unterschätzender Teil der Muslime können aber selbst beim Philosophieren nicht mithalten. Wenn es hochkommt, geben sie an, dass wir im heiligen Monat durch unser Fasten mit den Hungrigen mitfühlen. Verkehrt ist das gewiss nicht aber vielleicht manchmal einseitig und manchmal nur ein Floskel? Andere fasten, weil eine Fastenkur gesund ist und wiederum andere sehen darin die beste traditionelle Gelegenheit, um abzunehmen! Diese beiden Gruppen wissen nicht, dass ihr Fasten mit einer solchen Absicht religionsrechtlich ungültig ist!

 

Und was ist mit dem Großteil der Muslime, die im Fastenmonat nur das Abendprogramm sehen und am Liebsten auch nur das mitbekommen würden? Mit dem Abendprogramm meine ich nicht das Verlesen des Korans, die Gebete, die Bittegebete, die Anrufung Gottes, das Weinen im Herzen der Nacht etc. Weit gefehlt! Mit dem Abendprogramm sind die nicht islamischen Ramadhan-Serien, die Schischa-Bars, die übertrieben fettigen und vielen Speisen und die leckersten Getränke und Süßigkeiten gemeint und vieles mehr.

 

Aber auf der anderen Seite, sollten wir auch das Schöne im Hässlichen sehen können. Was mich bspw. persönlich fasziniert, ist diese Kraft, die die Menschen im Monat Ramadhan zum Fasten in Scharen bringt, selbst wenn sie sonst nicht besonders religiös sind. Es ist einfach schön, trotz allem, die familiäre Atmosphäre im Monat Ramadan zu sehen und zu erleben. Man spürt, wie dieser heilige Monat zu einer Stärkung der Familienbande wesentlich beiträgt. Der Fastenmonat ist eine wichtige Haltestelle, die selbst den gottfernen Menschen den islamischen Halt liefert. Vielleicht sind einige nicht oder nicht ausreichend praktizierend, vielleicht beten sie nicht, vielleicht sind sie keineswegs vorbildliche Muslime aber trotzdem fasten sie im Fastenmonat und sind zumindest in dieser Zeit ein Stück näher zu Allah und ein Stück entfernter vom Satan.

 

Und außerdem was ist schlimm daran, wenn sich eine Kultur der gesunden Lebensweise im Monat Ramadan etabliert und dass die Fastenkur dabei hilft? Im Gegenteil, das ist sogar, mehr denn je, notwendig. Sagte der Prophet (s.a.a.s) nicht: "Fastet, dann werdet ihr gesund!". Heutzutage ist es gar beachtenswert, wenn einige Muslime im Monat Ramadhan trotz der kollektiven Esserei und des Gruppenzwangs nicht zunehmen! Nehmen sie also ab, dann ist das unter den genannten Umständen eine Meisterleistung.

 

Doch hier möchte ich die Herangehensweise, die Einstellung und die Absicht, die man in diesem heiligen Monat hat, betonen. Denn genau das entscheidet darüber, ob das Fasten für uns eine vollkommene "'Ibada" (Gottesdienst) ist, eine "Tradition" oder eine Mischung der beiden ist. Wir dürfen das Wesentliche in diesem Monat nicht in den Hintergrund rücken lassen. Wir müssen den Fastenmonat an erster Stelle als eine Trainingseinheit für die Seele auffassen, mit der uns Allah die Tore der Erkenntnisse öffnen will.

 

(Lasst mich das bitte genauer erläutern, denn das ist wichtig, damit wir vorankommen.)

 

Das anzustrebende Fasten:

Ein jeder von uns sollte daran arbeiten, dass er nicht an erster Stelle an das Leibliche Fasten denkt, wenn er an das Fasten denkt. Wir sollten bereits in unserem Grundverständnis des Fasten über den Tellerrand hinaus schauen können, unseren Horizont erweitern und über den Sinn und Zweck dieses Gottesdienstes nachdenken. Nicht um dies in Kenntnis zu nehmen, sondern damit wir den Fastenmonat so gestalten und erleben, wie Allah von uns erwartet. Dann erst können wir die Früchte sehen und genießen, die Allah uns vorgesehen hat.

 

Allah sagt in seinem heiligen Buch, dass er uns das Fasten vorgeschrieben hat, damit wir die Gottesfurcht (Taqwa) erlangen. Und die Gottesfurcht ist laut Imam Sadiq (a.s), dass Allah dich dort sieht, wo er dich erwartet zu sein und dich dort nicht sieht, wo er dir verboten hat, zu sein. Das ist die praktische Ausprägung der Gottesfurcht. Wenn wir nicht mit dieser Einstellung mit dem Fasten beginnen, dann blüht der Samen des Fasten in uns nicht auf und wird nicht zu einer Pflanze der Gottesfurcht heranwachsen.

 

Indem wir auf das leibliche Wohl verzichten, fasten wir im Monat Ramadhan. Unser eigentliches Ziel ist jedoch zu lernen, wie wir ein ganzes Leben fasten können, indem wir stets Gottesfurcht walten lassen und keine Sünden mehr begehen. Wir ziehen also im Monat Ramadhan in einer ersten Stufe das leibliche Fasten durch, damit wir in der zweiten Stufe ebenso das seelische Fasten, d.h. die Gottesfurcht, schaffen. Und dies wiederum öffnet uns das Tor damit wir in unseren Gedanken und Gefühlen stets bei Allah und dem Jenseits sind. Dies wäre dann die dritte Stufe des Fastens.

 

Warum achten wir also nicht darauf, dass das Fasten diese drei Stufen hat? Beschäftigen wir uns ausreichend mit dem Fasten unserer Glieder und dem Verzicht auf jegliche Sünden? Beschäftigen wir uns mit der Gottesfurcht? Tanken wir im Monat Ramadhan so viel Glaube, Reinheit und Selbstbewusstsein, dass wir das ganze Jahr hindurch im Zustand der Gottgefälligkeit ausharren können?

 

Es scheint so, als ob Allah uns sagen würde: Ich habe euch das Fasten im Monat Ramadhan vorgeschrieben, damit ihr meine Anwesenheit spürt, den Zustand der Gottesfurcht einfacher erreichen könnt, um mich dann letzten Endes zu erkennen. Daher betont Allah darauf, dass er den Koran, das göttliche Licht, die letzte Botschaft und die größte Wahrheit in diesem Monat herab gesandt hat. Viele Hüllen und Schleier werden in diesem Monat entfernt. Satane werden in Ketten gelegt. Du bist allein vor Gott mit deiner Seele, die dich vielleicht zum Schlechten aufruft aber du schwächst sie mit deinem Hunger und gedenkst des Tages der Auferstehung, der Versammlung in der jenseitigen Wüste vor dem göttlichen Gericht, wo Allah die Fragen stellen wird und die Menschen die Antworten liefern müssen. Am Tage, wo wir ein Buch lesen werden, in dem jede Kleinigkeit und jede gewichtige Angelegenheit geschrieben steht.

 

Wenn wir also über den Monat Ramadhan sprechen, wenn wir über die Nächte der Bestimmung sprechen, dann müssen wir auch über die Wahrheit, die in diesem Monat herab gesandt wurde sprechen. Aber mehr noch müssen wir zuhören, was die Wahrheit uns sagt. Und das dürfte einer der wichtigsten Gründe sein, warum das Verlesen eines Verses in diesem Monat so viel Wert wie das Verlesen des gesamten Koran in anderen Monaten ist. Durch dein Fasten erster Stufe, kommst du zum Fasten zweiter Stufe und von da aus zur dritten Stufe, wo du nah bist zu Allah und dann verstehst und erlebst du, was Er sagt.

 

Viele machen sich Sorgen wegen den großen Fastenzeiten hier in Deutschland in dieser Jahreszeit. Zugegebenermaßen sind die Fastenzeiten sehr lang und gehen wahrscheinlich an die Substanz eines jeden von uns. Doch wir sollten auch lernen die Chancen in den schwierigen Momenten zu ergreifen. Villeicht ist uns manchmal etwas verhasst, in dem Allah aber eine Fülle des Guten eingelegt hat. Haben wir nun also eine Zeit vor uns, in der unsere Gelenke uns weniger als sonst ablenken, dann lasst uns doch diese Gelegenheit nutzen.

 

Denn wahrlich in einer Zeit, in der das Leib schwach ist, kann die Seele besser gezähmt werden und der Geist blühen. Und wenn der Geist blüht, dann kann ihn auch ein starkes Leib nicht mehr bezwingen. Lasst uns das Wesentliche erkennen. Lasst uns eine besondere Verbindung zu Allah (s.t) aufbauen. Lasst uns die besten Bedingungen schaffen, damit wir zu Dauerfastenden werden, die sich niederwerfen und näherkommen...

 

Wassalam wa Rahmatullah

Ali Taleb

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mahdi_mohajjer

Salam aleikom

 

Masha Allah ein sehr lehrreicher Text. Mein Marjah Ayatollah Makarem Shirazi sagte einmal sinngemäß wer nach all den guten Taten im Heiligen Monat nicht zu einem neuem Menschen geworden ist oder der die Nähe die er in diesem heiligen Monat zu seinem Schöpfer gefunden hat, dann verwift, dessen Fasten wird nicht angenommen.

 

Am schönsten wäre es wenn wir die Möglichkeit hätten den heiligen Monat in einer islamischen Athmospäre zu verbringen- leider haben viele Geschwister nicht die Möglichkeit dazu- möge Allah SWT diesen Geschwistern helfen und dessen Duas auf dem Streben nach Gottesnähe annehmen

 

Wasalam Mahdi

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Fatima Özoguz

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das ist der Vorteil an den langen Fastentagen und kurzen Nächten: Man hat weder für exzessive Völlerei den Platz im Magen, noch die Zeit für die komischen Serien, wenn man zusätzliche Gebete verrichten will.

 

wasalam.gif

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