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Als Anwalt tätig sein


SaifDhulfiqar

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#salam#

Liebe Geschwister,

ich bin durch Zufall über ein Thema gestolpert, dass mich nicht mehr loslässt. Ich bin Jura Student und würde gern eines Tages als Anwalt tätig sein. Fraglich ist nun, ob dies halal oder haram ist.

Folgendes hab ich dazu bisher gefunden:

1. Richter und Strafverteidiger werden ist haram. Absolut nachvollziehbar, ist auch garnicht meine Berufswahl.

2. In einem anderen Beitrag in diesem Forum wurde von einem Bruder gesagt, dass Khamenei (dem ich folge) sagt, dass es haram sei in einem nichtsmuslimischen Land Anwalt zu sein, bezog sich dabei aber auf die strafverteidigung - wie sieht es für die anderen Fälle aus?

Ein Anwalt berät ja nicht nur, ich denke das beraten allein ist nicht haram, aber ein Anwalt führt ja auch aus, in Form von Schriftsätzen und im Prozess vor Gericht.

Als Anwalt kann ich mir zwar meine Fälle selber aussuchen und nur diejenigen vertreten die im Recht sind, dazu stellen sich mir aber 2 Fragen:

 - 1. Wie wird "im recht sein" definiert, denn es wird sicher häufig Fälle geben, in denen eine Person nach deutschem Recht "im Recht" ist, aber nach islamischen Recht nicht. Z.b. in Scheidungsfällen oder auch in vielen anderen Bereichen.

 - 2. Wie soll sich der Beruf rentieren, denn ehrlich gesagt bezweifle ich, dass man davon leben kann, wenn man nur diejenigen Mandanten berät und vertritt die "im Recht" sind (vor allem, wenn ich es islamisch auslegen muss)

Ich persönlich würde gerne im Ausländer- & Asylrechtlichen Bereich tätig werden. Weiß jemand spezifisch wie es mit diesem Rechtsbereich aussieht? 

Ich würde mich über eine rege Diskussion und über jede Fatwa oder sonstige Meinung freuen. Ich hoffe ihr könnt mir dabei helfen. 

#wasalam#

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Salamu3aleikum, 

auch ich habe mich damit beschäftigt, da meine Freundin und ich auch insha'Allah Jura studieren und als RAinnen arbeiten möchten. Mein Marja3 ist Sayyed Sistani und laut ihm ist es halal, sofern es keine Haramtaten mit sich bringt. Wie Du so schön sagst, kannst Du Dir Deine Mandanten selber aussuchen. Es gibt einige muslimische Anwälte und die begehen sicherlich nicht alle haram... und ich denke vor allem im Ausländer- und Asylrecht, wirst Du beruflich keine Probleme haben. Du selber hast es in der Hand, was und wie Du Deinen Klienten berätst, bedeutet automatisch, Du kannst entscheiden, ob es islamisch korrekt oder unkorrekt abläuft - sowohl die Beratung als auch das Verfahren.
Des Weiteren, ist ja nicht jeder der einen Rechtsbeistand benötigt, kriminell. Es ist ja nicht so, dass die deutsche Rechtslage überhaupt nicht mit dem Islam vereinbar ist. 
Was tatsächlich problematisch ist: Scheidungs- und Sorgerechtsregelungen. Aber Du musst ja kein Familienrecht anbieten. 

Ich denke nicht dass es problematisch ist, auch nicht mit der finanziellen Absicherung. Es gibt doch so unzählige Fälle, wo man einen Rechtsbeistand benötigt. Bei Sachen die Mietrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, Sozialrecht etc.pp. betreffen, wirst Du jetzt einfach schätzungsweise in 95% der Fälle, keine Probleme haben. 

wasalam
 

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#salam#

Das habe ich auch gelesen und ich kann es nachvollziehen, aber ich bin nicht sicher ob es auch mit dem übereinstimmt, was Sayyid Khamenei sagt.

"Ich denke nicht dass es problematisch ist, auch nicht mit der finanziellen Absicherung. Es gibt doch so unzählige Fälle, wo man einen Rechtsbeistand benötigt. Bei Sachen die Mietrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, Sozialrecht etc.pp. betreffen, wirst Du jetzt einfach schätzungsweise in 95% der Fälle, keine Probleme haben. "

InshaAllah erreichen du und deine Freundin eure Ziele, aber so einfach wie du dir das mit der finanziellen Absicherung vorstellst ist es leider nicht. Wählen welche Fälle man annimmt kann man ja zunächst lediglich wenn man selbstständig ist, somit fällt jegliche Art von Angestelltenverhältnis raus (wo es je nach Note gute Gehälter und einen festen Arbeitsplatz gibt). Als selbstständiger Anwalt hat man es mittlerweile sehr schwer. Man muss eine Niesche finden um davon leben zu können. Von allen denjenigen die in die Anwaltskammer eingetragen sind sind die meisten Angestellt, das fällt für uns ja raus, da wir dann gezwungen wären auch Fälle zu bearbeiten, in denen Menschen zu Unrecht Ansprüche geltend machen. Von denjenigen die sich selbstständig machen geben 15% freiwillig ihre Anwaltszulassung zurück, weil sie nicht davon leben können. Ich hab früher auch wie du gedacht, dass es nicht so schwer sein kann, aber mittlerweile hab ich nach ein paar jahren Studium etwas mehr erfahren. Wenn ich 4 1/2 Jahre studiere und 2 Jahre Referendariat mache würde ich gern davon leben können, vor allem wenn man irgendwann alle Hürden gemeistert hat - das erste Staatsexamen mit Durchfallquoten von 40-60% (je nach Bundesland), wenn man eventuell das Prädikatsexamen geschafft hat, später 2 Jahre für wenig Geld als Referendar gearbeitet und dann das zweite Staatsexamen bestanden hat. 

Natürlich hast du Recht, wenn du sagst, dass das deutsche Recht in einigen Punkten mit dem Islam vereinbar ist, die Frage ist allerdings ob der Aufwand den man betreiben muss tragbar ist, ich müsste immer schauen, ob die Lösung die ich meinem Mandanten nach deutschem Recht vorschlage und evtl. umsetze auch mit dem Islam vereinbar ist.

Insha'Allah weiß jemand mehr als ich und kann helfen.

#wasalam#

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  • 2 Wochen später...
Am 30.3.2018 um 22:14 schrieb SaifDhulfiqar:

Als Anwalt kann ich mir zwar meine Fälle selber aussuchen und nur diejenigen vertreten die im Recht sind, dazu stellen sich mir aber 2 Fragen:

 - 1. Wie wird "im recht sein" definiert, denn es wird sicher häufig Fälle geben, in denen eine Person nach deutschem Recht "im Recht" ist, aber nach islamischen Recht nicht. Z.b. in Scheidungsfällen oder auch in vielen anderen Bereichen.

Salam alaikum, 

dürfte ich, ohne es böse zu meinen, fragen, wieso du als Jurastudent des deutschen Rechts und zugleich als Moslem diese Frage stellst? Denn diese zwei Dinge sind klar voneinander zu trennen. Das deutsche Recht und der Islam sind zwei verschiedene Welten. Zumal sich die Gesetzeslage auch von Jahr zu Jahr immer mal wieder ein Stück ändert und zum Teil neue Paragraphen hinzugefügt werden, während der Islam unverändert bleibt. Kein Gesetz, welches von einem Staat erschaffen wurde, kann den Gesetzen Gottes würdig werden. Und deshalb sollten wir uns auch nicht fragen wie „im Recht sein“ definiert werden sollte. Das deutsche Rechtssystem stammt von Menschen, der Islam von unserem Schöpfer. Wie du sicherlich weißt, wird der Täter zbsp im Strafrecht nicht einfach bloß nach dem Tatbestand bestraft, sondern es wird ebenso unter Berücksichtigung oder Gesamtbetrachtung der anderen deutschen Gesetze, welche auch von Menschen stammen(wie zbsp GG, BtMG, BGB usw), ein Urteil gefällt und demnach wird der Täter dann bestraft. Der Islam sagt uns andere Dinge als die deutschen Gesetzesbücher, sowie viele Andersgläubige und Atheisten manchmal auch das deutsche Gesetz mit ihren eigenen Wertvorstellungen nicht vereinbaren können. Es ist eben kein Maßstab für das richtige und perfekte Recht, wo selbst die kleinste Ameise gewürdigt wird. 

Wenn man im Wege des deutschen Rechts tätig werden möchte, muss man, sobald man als Anwalt vor einem Mandanten oder Richter steht, alles weitere von sich ablegen, wenn du über die Runden kommen willst. Denn du vertrittst nicht deine Wertvorstellungen bei dem Job, sondern die des deutschen Staates. Und wenn du in deine Kanzlei, ins Gericht oder sonst wo hingehst, bist du nicht XY mit folgender Religion, sondern du widmest dich voll und ganz den Richtlinien, die dir vorgeschrieben worden sind (aus diesem Grund dürfen Frauen mit Kopftuch auch nicht Richterin werden oder man darf kein Kreuz während der Arbeit hängen haben). Man soll als komplett neutrale Person gelten, die während der Arbeit an nichts anderes gebunden ist. All diese Bemühungen nimmt man eben leider in Kauf, wenn man sich dafür entscheidet Jura zu studieren. Und es ist vor allem unheimlich schwierig in dieser Berufswelt dann auch noch wählerisch zu sein und sich die Fälle selbst aussuchen zu wollen, wenn du über die Runden kommen willst. Da ist dann das Studium leider echt nicht das richtige, es sei denn du schaffst es dir einen Namen zu machen und dann kannst du dir die Fälle auch selbst aussuchen. Aber bis dahin muss man es auch erstmal schaffen. Oder man wird einfach in einem islamischen Land als Anwalt usw tätig. Das würde dann mehr Erfolg mit sich bringen, finde ich. 

Wassalam

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