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Homosexualität im Islam


AllahsBesitztum

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Salam,

Das Thema Homosexualität ist ein heute sehr verbreitetes Thema, welches wir als Muslime nicht genügend aufklären. Unten folgt eine islamwissenschaftlich erarbeitete und mit Quellenangaben belegte Ausarbeitung zum Thema Homosexualität im Islam. Die Ausarbeitung ist auf den ersten Blick sehr umfassend, jedoch sind auch die Informationen, die zunächst irrelevant erscheinen, für das eigentliche Verständnis dieses Themas von großer Bedeutung. Deshalb ist ein vollständiges Durchlesen zur vollständigen Kenntnis sehr wichtig.

 

Homosexualität aus der Sicht des Islam

 

Um das Thema Homosexualität aus der Sicht des Islam besser verstehen zu können, ist als Einstieg ein Blick auf die Natur der Schöpfung und die menschlichen Seele notwendig.

Die Natur der Schöpfung

Die Schöpfung alles Lebendigen und Unlebendigen unterteilt sich in drei Aspekte. Der erste Aspekt ist die Tabiah (طبيعة, dt. Natur). Darunter versteht man alle materiellen Besonderheiten eines lebendigen oder unlebendigen Geschöpfes, beispielsweise die Härte eines Steins, die Nässe von Wasser oder das Fleisch und die Knochen eines Tieres.
Dem Aspekt Tabiah ist der Aspekt Gariza (
غريزة, dt. Instinkte und natürliche Impulse) untergeordnet. Dieser Begriff umfasst die immateriellen Besonderheiten der Tiere und der Menschen, die Folge seiner materiellen Besonderheiten (Tabiah) sind. Gemeint sind damit alle Instinkte und natürlichen Impulse. Dazu gehören die Begierden (Sexualität, Durst, Hunger, …), die Emotionen und Gefühle sowie der Zorn.
Der dritte Aspekt ist die Fitra (
فطرة, dt. geistige Natur o. Veranlagung). Unter der Fitra versteht man die lediglich beim Menschen vorhandenen angeborenen geistigen Veranlagungen. [1]

Eine Eigenschaft gilt beim Menschen als eine natürliche Veranlagung, wenn Folgendes erfüllt ist:
die Eigenschaft muss eine solche sein, dass sie

1.       vom Menschen bereits ohne Aneignung besessen wird,

2.       weder mit Zwang noch Druck vollständig entfernt werden kann, also beständig ist, allerdings abgeschwächt oder überdeckt werden kann,

3.       universell ist, also bei jedem Menschen vorhanden ist und das bereits seit Anbeginn der Menschheit

4.       und den Menschen in Richtung Vollkommenheit führt. [2]

Sind die vier oben genannten Bedingungen erfüllt, spricht man von einer Eigenschaft, die in der Tabiah, Gariza oder Fitra verwurzelt ist. [3] Beispiel einer solchen Eigenschaft im Hinblick auf die menschliche Fitra ist der Glaube an einen einzigen Gott. Über atheistisch geprägte Menschen sagt Gott in diesem Zusammenhang im Noblen Quran:

‚‚Er ist es, der euch auf dem Festland und auf dem Meer reisen lässt. Wenn ihr dann auf den Schiffen seid und diese mit ihnen [den Reisenden] mit einem guten Wind fahren und sie [die Reisenden] sich darüber freuen, kommt ein stürmischer Wind auf und die Wellen kommen über sie von überallher, und sie meinen, dass es um sie geschehen ist, da beten sie zu Gott, indem sie sich in ihrem Glauben ganz auf ihn einstellen [mit den Worten]: ‚Wenn du uns aus diesem [Ungemach] errettest, werden wir bestimmt dankbar sein.‘.‘‘ [4]

‚‚Aber nachdem wir sie dann gerettet haben, haben sie nichts Eiligeres zu tun, als im Land in unberechtigter Weise Gewalttaten zu verüben. […]‘‘ [5]

Die in diesen Versen angesprochenen ungläubigen Menschen berufen sich also intuitiv, wenn ihnen jegliche Möglichkeit zur Selbsthilfe fehlt, auf eine höhere Macht – unabhängig davon, ob sie an diese höhere Macht im Normalzustand glauben oder nicht. Tief in ihrer natürlichen Veranlagung ist der Glaube an eine einzige Gottesmacht demnach dauerhaft existent, auch wenn in solchem Maße abgeschwächt und verhüllt, dass dieser Glaube nicht mehr im direkten Bewusstsein vorhanden ist.

 

Die menschliche Seele

‚‚[…] und bei einer Seele und bei Dem, Der sie geformt hat‘‘ [8]
‚‚und ihr ihre Sündhaftigkeit und ihre Gottesfurcht eingegeben hat!‘‘ [9]

Den aufgeführten Quranversen ist zu entnehmen, dass der menschlichen Seele bei ihrer Formung zweierlei eingegeben worden ist: einerseits die Sündhaftigkeit und andererseits die Gottesfurcht. Das bedeutet, dass eine jede menschliche Seele zwei mögliche Zustandsform besitzt: sündhaft und gottesfürchtig.

Welcher der beiden Seelenzustände vorliegt, wird über die vorherrschenden Charaktereigenschaften innerhalb der Seele bestimmt. Sind es göttliche Eigenschaften (z.B. Barmherzigkeit, Großzügigkeit, …), handelt es sich um die Gottesfurcht. Sind es dagegen teuflische und egoistische Eigenschaften (z.B. Selbstsucht, Gier, ...), spricht man vom Zustand der Sündhaftigkeit.

 

Die Statthalter Gottes im Islam und hochrangige islamische Gelehrte der Philosophie und Ethik schreiben der menschlichen Seele drei besondere Kräfte zu [6]:

1. die Kraft des Zornes [الغضبية القوة, al-quwwah al-ghadabiyyah]
2. die Erfindungsgabe bzw. die Vorstellungskraft [الوهمية القوة, al-quwwah al-wahmiyyah]
3. die Kraft der Begierde und Sexualität [الشهوية القوة, al-quwwah al-schahwiyyah]

Der Weg, den diese drei seelischen Kräfte einschlagen, entscheidet darüber, ob die Seele sündhaft oder gottesfürchtig wird. Diese Kräfte fungieren also als Werkzeuge bei der individuellen Gestaltung der Seele. Der Dirigent dieser Werkzeuge ist einerseits der Satan, der sich das menschliche Potential zur Sündhaftigkeit zunutze macht, indem er den drei seelischen Kräften alle Schranken zu erlassen versucht. Andererseits ist der Dirigent als Gegenspieler zum Satan der menschliche Verstand, der danach bestrebt ist, diese drei Kräfte unter seine Kontrolle zu bringen, ihnen dadurch absolute Freiheit verwehrt und die Seele auf diese Weise Richtung Gottesfurcht führen möchte. [10]

Es besteht ein ständiger Kampf zwischen teuflisch gesteuertem Ego und dem Verstand. Ein Kampf, der großer Dschihad oder Dschihad-un-Nafs (dt. Anstrengung der Seele) genannt wird.

 

Die menschliche Vollkommenheit

‚‚Und (damals) als dein Herr zu den Engeln sagte: ‚‚Ich werde auf der Erde einen Kalifen einsetzen (erschaffen)!‘‘ […].‘‘ [11]

Dem aufgeführten Quranvers ist zu entnehmen, dass der Mensch mit dem Ziel erschaffen worden ist, im diesseitigen Leben den Rang eines Kalifen (خاليفة, dt. Statthalter Gottes) zu erlangen. Dabei bezeichnet der Rang des Kalifen bzw. Statthalter Gottes die höchste Stufe der menschlichen Vollkommenheit.

Ein Mensch gilt dann als vollkommen, wenn er Besitzer aller Eigenschaften Gottes ist, und zwar unaufhörlich und in dem für den Menschen höchstmöglichen Maße. [12] Zu diesen göttlichen Eigenschaften gehören unter anderem Barmherzigkeit, Gnade, Güte, Geduld, Standhaftigkeit, Großzügigkeit, Gerechtigkeit, Macht und Weisheit.

Das, was einen vollkommenen Menschen in diesem Zustand noch von Gott unterscheidet, sind dreierlei: diese göttlichen Eigenschaften sind lediglich bei Gott

1.       unbegrenzt im Maß,

2.       unabhängig,

3.       und zeitlich uneingeschränkt, da Gott Selbst nicht gezeugt wurde, demnach Seine Existenz und somit Seine Eigenschaften zeitlich nicht einschränkbar sind.[13]

Das bedeutet, dass alle göttlichen Eigenschaften in Bezug auf den vollkommenen Menschen

1.       entsprechend menschlicher Kapazität im Maß begrenzt,

2.       abhängig von Gott,

3.       und zeitlich eingeschränkt sind, da das menschliche Geschöpf nicht immer existent war.

Das Erreichen dieser Vollkommenheit ist dem Menschen durch Gottesanbetung und Wissensaneignung lediglich unter der Voraussetzung möglich, die erwähnten Kräfte der Seele (Zorn, Vorstellungskraft, Begierde und Sexualität) innerhalb genau festgelegter Grenzen zu kontrollieren.

Grenzenloses Ausleben des Zornes führt unausweichlich zu Konflikten zwischen menschlichen Individuen innerhalb der Gesellschaft, geprägt durch Ungerechtigkeit, Schäden und Ruin des kollektiven sowie individuellen Friedens.

Wird die Erfindungsgabe und Vorstellungskraft unkontrolliert praktiziert, entwickelt sich aus dem – im Idealbild realitätsgetreuen – menschlichen Individuum ein Wesen, das Schwierigkeiten hat, Realitäten korrekt einzuschätzen oder sich sukzessiv utopische Sichtweisen aneignet und aufgrund dessen weder für sein Selbst noch für die Gesellschaft einen wertvollen Nutzen hervorbringen kann.

Handelt es sich bei der Zügellosigkeit um die Begierde und Sexualität, die sich in Form von ständig wechselnden Partnern, übertrieben häufigem Geschlechtsverkehr, ständigem Anstarren körperlicher Reize, dem Nachgehen bereits geringster Spuren sexueller Bedürfnisse oder Homosexualität äußert, so ist das Individuum der Dekadenz erhabener Moralwerte ausgesetzt. Psychologische Probleme, die sich darin widerspiegeln, dass der Sexualtrieb weder gesteuert noch unterdrückt werden kann und das ständige Gedenken sexueller Handlungen sind Folge dessen. Das psychologische Gleichgewicht der menschlichen Seele gerät aus den Fugen und das angestrebte erhabene Wesen Mensch nimmt eine bestialische Form an, beispielsweise die eines Schweins oder einer Hyäne, die im Tierreich für ihr übermäßiges Verkehren bekannt sind.

Um genannte Konsequenzen der Wollust zu verhindern, bietet der Islam eine Möglichkeit an, die Kraft der Begierde und Sexualität gesundermaßen auszuüben und sogar zu nutzen, um Erhabenheit zu erreichen. Diese Möglichkeit ist die islamische Ehe, eine Partnerschaft zwischen Mann und Frau, eine Bindung, in der beide Partner gleichwertig und einander gerecht sind.

Der menschlichen Gariza (dt. Instinkte) liegt es zugrunde, das Bedürfnis zu so einer sexuellen Bindung zu hegen. Erst durch die Verschmelzung von Mann und Frau wird - durch beidseitige Ergänzung – das Erreichen der menschlichen Vollkommenheit möglich, denn Mann und Frau sind neben ihren körperlichen Unterschieden auch in ihrem psychologischen Wesen unterschiedlich – keines der beiden dem anderen überlegen. Während dem Mann überwiegend Vernunft und Rationalität zugeschrieben werden, handeln es sich bei der Frau vor allem um emotionale Fähigkeiten, insbesondere in Form von Zuneigung und Fürsorge, die starke Ausprägung finden. Für die Vollkommenheit sind Fähigkeiten beider Arten nötig und beide gleichwertig zu betrachten.

Die Homosexualität steht diesem Ziel, dem Ziel, Vollkommenheit durch die Verschmelzung von Mann und Frau zu erlangen, im Weg.

Um ein genaueres Verständnis für das Thema Homosexualität aus der Sicht des Islam zu entwickeln, bietet es sich an dieser Stelle an, wichtigen Fragen nachzugehen.

 

Wie lässt sich belegen, dass die Praktizierung von Homosexualität im Islam verboten ist?

Aufgrund vieler Kontroversen in der heutigen (pseudo-)islamischen Gesellschaft ist es von Relevanz, an dieser Stelle zu belegen, dass die Praktizierung von Homosexualität im Islam tatsächlich verboten ist.

Dass die homosexuelle Praxis im Islam eindeutig quranisch belegbar als schwere Sünde eingestuft wird, lässt sich mit folgenden Versen erklären:

‚‚Und (wir haben) den Lot (als unseren Boten gesandt). (Damals) als er zu seinen Leuten sagte: ‚Wollt ihr denn etwas Abscheuliches begehen, wie es noch keiner von den Menschen in aller Welt vor euch begangen hat?‘.‘‘ [14]

‚‚Ihr gebt euch in (eurer) Sinneslust wahrhaftig mit Männern ab, statt mit Frauen. Nein, ihr seid ein Volk, das nicht maßhält.‘‘ [15]

Entgegen vieler Behauptungen, dass diese quranischen Verse aussagen, dass das Volk des Propheten Lots lediglich dafür zur Strafe hingezogen worden ist, weil es den Akt der Vergewaltigung zwischen Männern etabliert hat, meinen die oben aufgeführten Verse nicht Vergewaltigung, sondern sprechen allgemein vom einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen Männern. Gerade der Zusatz ‚‚[…] statt mit Frauen.‘‘ zeigt, dass es sich bei der sogenannten abscheulichen Handlung um das Praktizieren des homosexuellen statt des heterosexuellen Geschlechtsverkehrs handelt und nicht von Vergewaltigung unter Männern die Rede ist.

 

Weiterhin gibt es Überlieferungen des Propheten und seiner reinen Nachkommenschaft, dass die homosexuelle Praxis sowohl zwischen Männern als auch zwischen Frauen zu den gewaltigen Sünden gehört.

‚‚Der Geschlechtsverkehr von Frauen unter sich ist Unzucht.‘‘ [16]

- Ausspruch des Heiligen Propheten Muhammed

‚‚Das Verbot des homosexuellen Geschlechtsverkehrs (zwischen Männern) ist größer als das Verbot der Unzucht (zwischen Mann und Frau). Gott vernichtete Gemeinden (Gesellschaften) wegen des Verbots des homosexuellen Geschlechtsverkehrs, doch er vernichtete niemanden wegen der Unzucht.‘‘ [17]

- Ausspruch des sechsten Imams Cafer-Sadiq

s. Zitierverzeichnis [ZV] für weitere Überlieferungen über das Verbot der homosexuellen Praxis

Die aufgeführten Überlieferungen sprechen eindeutig davon, dass die Praktizierung von Homosexualität im Islam nicht nur verboten ist, sondern auch zu den größten Sünden zählt.

 

Warum kann Homosexualität als sexuelle Orientierung nicht von Natur aus bestehen?

Wie bereits in der Einführung erwähnt, existieren beim Menschen Eigenschaften, die in seiner Tabiah (dt. Natur), Gariza (dt. Instinkte) und Fitra (dt. geistige Natur) verankert sind. Außerdem wurde ausgeführt, dass die menschliche Sexualität der Gariza zugeordnet wird. Über die menschliche Sexualität heißt es im Noblen Quran:

‚‚Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für euch aus euch selbst schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Hierin liegen wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.‘‘ [18]

Gott hat also die menschliche Sexualität in die Gariza des Menschen in der Form bestimmt, dass sich Mann und Frau gegenseitig sexuell anziehen. Das bedeutet, dass nicht nur wie bisher erläutert die übergeordnete Eigenschaft Sexualität der menschlichen Gariza entspringt, sondern ganz konkret die Heterosexualität. Ebenfalls wurde erwähnt, dass alle Eigenschaften der menschlichen Gariza, sowie der menschlichen Tabiah und Fitra auch, als Merkmal jenes gemeinsam haben, dass sie jedem Menschen natürlicherweise eigen sind und ausnahmslos bei jedem Menschen beständig existent sind, unabhängig davon, ob sich der Mensch dessen bewusst ist oder nicht. Unter Beachtung dessen ist die Möglichkeit, dass ein Teil der Menschheit heterosexuell und ein anderer Teil homosexuell erschaffen wurde, auszuschließen, da dies im Widerspruch zur Allgemeingültigkeit der Eigenschaften der Gariza wäre.

Die Homosexualität ist demnach eine extern freiwillig oder unfreiwillig erworbene Eigenart, welche beim Betroffenen die ursprüngliche Heterosexualität abschwächt oder verhüllt, sodass diese unter dem Tuch der Homosexualität nicht mehr wahrgenommen wird.

 

Es Bestandteil des Verständnisses des Tauhid – dem Monotheismus – dass nichts, was von Gott erschaffen worden ist, negativ ist – unter anderem im Hinblick auf die zuvor genannten Folgen einer grenzenlosen Wollust. Nichts, was der Erhabenheit des Menschen im Wege steht, kann natürlicherweise vorhanden sein.

‚‚Wir haben den Menschen doch in schönster Gestaltung (bester Form) erschaffen, […]‘‘ [19]

Der aufgeführte Quranvers sagt aus, dass dem Menschen bei seiner Erschaffung keine negativen Eigenschaften zugrunde liegen. Es wäre widersprüchlich, die verderblich geltende Homosexualität den natürlichen Wesenszügen des Menschen zuzuordnen und gleichzeitig alle natürlichen Wesenszüge des Menschen durch Schönheit zu definieren.

 

Wenn Gott nichts Negatives erschafft, wie lässt sich dann erklären, dass es Eigenschaften wie Gier oder auch Krankheiten gibt?

Die menschliche Natur kann nichts Negatives aufweisen oder etwas, das ihrer Vollkommenheit im Wege steht. Jegliche Eigenschaften, die das Erreichen der Vollkommenheit verhindern, sind vom Menschen freiwillig oder unfreiwillig erworbene Eigenarten.

Wie in der Einleitung zur menschlichen Seele erläutert, sind der Seele sowohl die Sündhaftigkeit als auch die Gottesfurcht eingegeben worden. Die Eingebung dieser beiden Seelenzustände ist verschiedenartig.

Die Gottesfurcht ist der Seele auf die Art eingegeben, dass alle göttlichen und gottesfürchtigen Eigenschaften in Form einer Saat in der menschlichen Seele bepflanzt vorliegen. Dem Verstand obliegt es nun, diese Saat durch Wissensaneignung und Gottesanbetung zu bewässern, sodass daraus reife göttliche und gottesfürchtige Charaktereigenschaften gedeihen. [20] Die Gottesfurcht ist also in Form gesäter unreifer Eigenschaften Bestandteil einer jeden menschlichen Seele.

Dagegen finden sündhafte Eigenschaften erst durch unkontrollierte Bändigung der drei seelischen Kräfte (Zorn, Vorstellungskraft, Begierde) Zugang zur Seele, wodurch es zur Einbettung dieser - der Seele fremden - Eigenschaften kommt. Der menschlichen Seele ist also lediglich ein Potential zur Sündhaftigkeit eingegeben. [21]

Beispielsweise ist der Geiz eines Kindes nicht darin begründet, dass auch sein Vater oder seine Vorfahren geizig waren oder die Eigenschaft angeboren ist und in der Familie liegt, sondern ist vielmehr durch den Einfluss der Träger dieser Eigenschaft in unmittelbarer Umgebung auf das Kind in seiner frühen Lebensphase zu erklären.

Ein Einzelkind, welches das Teilen von Spielzeugen nicht gewohnt ist, hat eine stärkere Tendenz zur Forderung nach alleinigem Besitzanspruch im Erwachsenenalter, woraus sich im späteren Lebensverlauf die Eigenschaft Geiz entwickeln kann.

Eigenschaften wie Gier, Habsucht und Hochmut gehören also zu freiwilligen oder unfreiwilligen Erwerbnissen über das Leben hinweg. Ihr Vorhandensein ist keine Angelegenheit, deren Ursprung die Natur des Menschen selbst, sondern viel mehr die Interaktion zwischen Mensch und Umfeld ist.

 

Krankheiten sind der Natur und dem Wesen des Menschen nicht zugehörig, sondern gesundheitliche Aspekte und damit auf die Materie zurückzuführen, sodass sich diese Frage in Bezug auf Krankheiten nicht stellen lässt. Um jedoch vorzugreifen auf eine noch kommende Frage, wird der Begriff des Erschaffens im Nachfolgenden näher untersucht.

Es gibt zwei verschiedene Arten der Erschaffung. Zum einen gibt es die Erschaffung aus dem Nichts – als Beispiel der Mensch, der zwar aus Erde und Wasser erschaffen wurde, diese jedoch, wenn man die Kette zu ihrem Ursprung zurückverfolgt, aus dem Nichts von Gott erschaffen wurden. Zum anderen gibt es die Art der Erschaffung, die das Resultat oder die Folge eines Etwas ist.

Angeborene Krankheiten, die zur zweiten Art der Erschaffung zählen, sind Ursache und Folge von Sünde und Fehler des biologischen Elternpaares oder vorheriger Generationen.
So wie das Rauchen während der Schwangerschaft Ursache für Asthma des Raucherkindes sein kann, so können alle Arten von Sünde und Fehler Ursache angeborener Krankheiten dessen Kindes oder folgender Generationen sein, unabhängig davon, ob sie für die Sündiger selbst biologischen, psychischen oder moralischen Schaden mit sich ziehen. In diesem Falle fungiert also der sündhafte Mensch als Vermittler der Erschaffung – oder vielmehr der Entstehung - der (angeborenen) Krankheit.

 

Wieso kann Homosexualität nicht ebenfalls Folge einer Sünde oder eines Fehlers des Elternpaares sein wie angeborene Krankheiten es sind? Dann wäre sie im Gegensatz zu dem hier Gesagten angeboren. Wo genau ist die Ursache der Homosexualität einzuordnen?

Um diese Frage beantworten zu können, muss sich zunächst über das Wesen des Menschen Gedanken gemacht werden. Diverse Eigenschaften sind unbedingt in die menschliche Natur (Tabiah, Gariza, Fitra) fest integriert. Zum Bereich Gariza gehören unter anderem das Bedürfnis nach Nachwuchs, Empfindungen der Herzlichkeit gegenüber Säuglingen und Kindern, Streben nach Führungsposition und Rolle des (Be-)Schützers seitens Männer, Streben nach Verbreitung von Zuneigung und Fürsorge seitens Frauen und eben auch die sexuelle Orientierung.

Die Existenz von Menschen, die beispielsweise nicht das geringste Bedürfnis nach Nachwuchs und keine Herzlichkeit gegenüber Säuglingen und Kindern empfinden und die Existenz von Männern, die sich zu Männern hingezogen fühlen und Frauen, die sich zu Frauen hingezogen fühlen, bedeutet nicht, dass die zuvor aufgezählten Eigenschaften nicht unbedingt und absolut jedem Menschen von Natur aus eigen sind. Vielmehr kam es bei solchen Menschen zur Verhüllung der natürlichen Eigenschaften nach der Geburt. Was die Zeit nach der Geburt nämlich angeht, so kann es durch äußere Faktoren, wie Erziehung, soziales, politisches, moralisches oder finanzielles Umfeld als auch durch traumatische Ereignisse und persönliche Erfahrungen zur Abschwächung dieser - der ursprünglichen Natur des Menschen entsprechenden - Eigenschaften kommen.

Ein Mädchen, das ohne die Zärtlichkeit und Liebe einer fürsorgenden Mutter aufwächst, wird tendenziell keinen Kinderwunsch oder keine ausgeprägten emotionalen Fähigkeiten in Form von Zuneigung besitzen. Ein Junge, der ohne Vater aufwächst und keine vorbildliche Führungsposition im Hause kennt, wird tendenziell selbst kein Bedürfnis nach dem Streben dieser Rolle hegen. Ein Mädchen, das in jungen Jahren einer Vergewaltigung ausgesetzt ist oder ähnlich schlimme Ereignisse mit Männern in Verbindung bringt, wird sich im Erwachsenenalter tendenziell eher davor scheuen, den Kontakt mit Männern zu suchen und sucht sie stattdessen, um ihr natürliches Sexualbedürfnis zu stillen, bei Frauen. Viele solcher Faktoren, ob man sich ihrer bewusst ist oder nicht, wirken auf einen Menschen besonders in seiner frühen Lebensphase ein und können sehr wohl als mögliche Ursachen einer Homosexualität in Betracht gezogen werden. Faktisch kann nicht davon gesprochen werden, dass jedes Mädchen, das negative Erfahrungen mit Männern gemacht hat, im späteren Leben homosexuell wird. In der Theorie kann immer nur von Tendenzen, wie sie hier auch bezeichnet werden, die Rede sein.

Wichtig ist die Kategorisierung der Homosexualität im Hinblick auf die Eigenschaften des Menschen. Homosexualität kann nicht mit einer biologischen Krankheit, wie es Asthma oder geburtliche Blindheit sind, gleichgesetzt werden. Vielmehr muss Homosexualität isoliert von solchen und vielmehr gemeinsam mit Eigenschaften betrachtet werden, die der menschlichen Natur von Grund auf widersprechen. Beispiele solcher Eigenschaften sind die Abneigung gegenüber sexueller Bindung, Abneigung gegenüber Kindern oder abwesendes Bedürfnis nach Nachwuchs.

Die Homosexualität ist auf der Metaebene als eine Entartung der menschlichen Natur in Form einer Verkehrung der menschlichen sexuellen Orientierung zu betrachten.

 

Homosexualität kommt aber auch bei Tieren vor. Das würde beweisen, dass sie angeboren und natürlich ist.

Viele Beispiele aus dem Tierreich zeigen, dass Weibchen und Männchen in ihrer Schöpfung derartig beschaffen sind, dass sie einander anziehen – und einander anziehen sollen. Männliche Pfauen sind mit einer bunten Federpracht ausgestattet, die sie in Gegenwart eines Weibchens der Aufmerksamkeitsgewinnung wegen entfachen, während das Weibchen lediglich ein unauffälliges bräunliches Federkleid besitzt. Viele solcher Beispiele beweisen, dass es fundamental in der Natur festgesetzt ist, dass Männchen und Weibchen gemeinsam eine Einheit bilden sollen.

Dass homosexuelles Verhalten – unbedingt zu unterscheiden von dem Begriff Homosexualität - bei Tieren beobachtet wird, bedeutet nicht, dass sie natürlich bedingt oder von Geburt an vorhanden ist. Zum einen muss die Sexualität der Tiere von der des Menschen klar differenziert betrachtet werden, da Tiere keine Besitzer eines Verstandes und eines freien Willens sind, so wie es der Mensch ist. Zum anderen kann es aber auch bei Tieren durch äußere Umstände zu homosexuellem Verhalten kommen, die zwar nicht wie beim Menschen eine Dekadenz erhabener Moralwerte mit sich ziehen, da Moralverhalten bei Tieren keine Gültigkeit finden, jedoch die eigentliche Ursache für dieses Sexualverhalten sind.

Homosexuelles Verhalten tritt bei Tieren beispielsweise in Gefangenschaft mit lediglich desselben Geschlechts auf. Zur Befriedigung des natürlicherweise vorhandenen Sexualtriebs kann es dazu kommen, dass das Tier diesen Trieb mit demselben Geschlecht zu befriedigen versucht. Dominanzgefühl oder andere bestialische Triebe können ebenfalls Gründe für homosexuelles Verhalten bei Tieren sein.

Um zu verstehen, warum homosexuelles Verhalten bei Tieren anders zu bewerten ist als beim Menschen, muss zuerst begriffen und akzeptiert werden, dass die Schöpfung des Menschen und die Schöpfung des Tieres grundverschieden sind. Der Mensch wurde erschaffen, um ein Statthalter Gottes auf Erden zu werden. Dazu gehört die Erlangung der Vollkommenheit wie sie mit ihren Eigenschaften im Noblen Quran beschrieben wird. Für den Menschen ist das irdische Leben eine Kette von Prüfungen. Für ihn gibt es Erlaubtes, Verbotenes – genau wie gute Taten und Sünde. Zwar besitzen Tiere ebenfalls eine Essenz, ein geschenktes Leben, jedoch wurden sie weder erschaffen, um Vollkommenheit zu erreichen, noch existieren für sie Erlaubtes, Verbotenes, gute Taten noch Sünde. Sie wurden – wie alles andere auch – für den Menschen erschaffen und haben für diesen in ihrer Vielfalt vielerlei Sinn und Zweck, beispielsweise als Nahrungsquelle.

Wenn dieser Tatbestand erst einmal verstanden worden ist, ist man der Antwort auf die Frage, warum homosexuelles Verhalten bei Tieren nicht als Argument für die Homosexualität beim Menschen gelten kann, viel näher.

Jedoch ist es hier noch einmal wichtig zu erläutern, dass sich die Schöpfung des Tieres von der des Menschen unterscheidet. Mensch und Tier sind zwei grundverschiedene Lebewesen und stammen nicht voneinander ab. Schaut man sich bestimmte Attribute des Menschen an, fällt auf, dass sie bei Tieren gänzlich fehlen. Attribute, die keinen Vorteil für das Überleben gewähren und demnach nicht auf Basis einer Evolutionstheorie begründet werden können. Ein Beispiel eines solchen Attributs ist die Schamhaftigkeit, die in der Fitra des Menschen verankert ist. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich von Natur aus vor Nacktheit scheut. Es ist das einzige Lebewesen, das sich selbst und vor allem seinen Schambereich zu bedecken versucht. Tiere haben dieses Attribut nicht inne, da sie im Gegensatz zum Menschen keine Fitra besitzen.

Schaut man sich Tiere aus Sicht der Verhaltensbiologie genauer an, wird offensichtlich, dass für ihr Verhalten ein anderes Wertesystem gilt als für das des Menschen. Das Suhlen der Schweine in feuchtem Schlamm wird im Hinblick auf den Menschen mit Dreck und Unreinheit, also explizit negativ, bewertet. Für die Schweine selbst jedoch ist diese angeborene instinktive Verhaltensweise für die eigene Gesundheit nützlich - beispielsweise zur Senkung der eigenen Körpertemperatur -, weswegen hier der Einwand ‚‚Gott erschafft doch aber nichts Negatives‘‘ entfällt. Die Wertungen negativ und positiv sind keine Begriffe, die pauschal einer Eigenschaft oder Verhaltensweise zugeordnet werden können. Vielmehr entfalten diese beiden Begriffe ihre tatsächliche Bedeutung erst im Hinblick auf den Träger der Eigenschaft – sind für Mensch und Schwein demnach unterschiedlich zu bewerten.

Geiern wird von Natur aus die Eigenschaft Gier beigemessen, weil sie sich von verwesendem Fleisch ernähren. Für den Menschen ist dieses Verhaltensmuster eindeutig als verwerflich zu deuten, mit Gier und Maßlosigkeit zu bewerten. Für die Natur allerdings sind Geier in ihrer Funktion, die Umwelt sauber zu halten indem sie totes Tier beseitigen, unentbehrlich. Aufgrund ihres immens starken Immunsystems und dem stark sauren Milieu ihres Verdauungssystems wird das Aas mitsamt Bakterien und Krankheitserregern nahezu komplett sterilisiert, für sie nicht von Schaden und demnach für ihre Art der Schöpfung nicht als negativ zu bewerten. Abgesehen von der moralischen Verwerflichkeit wäre diese Verhaltensweise gesundheitlich gesehen für den Menschen zusätzlich als negativ einzustufen, da das Immunsystem des Menschen durch den Aasverzehr stark geschwächt werden würde.

Im Tierreich existieren also angeborene Instinkte und Eigenschaften, die für das Tier selbst nicht, für den Menschen jedoch negativ, mit gesundheitlichen Folgen oder mit moralischer Dekadenz behaftet sind, da sie eine Verhinderung der Erlangung von Vollkommenheit darstellen.

Sind erst einmal angeborene Eigenschaften beim Menschen und beim Tier differenziert betrachtet, kann sich erworbenen und umweltabhängigen Eigenschaften gewidmet werden.
Wenn Homosexualität beim Menschen als etwas Negatives gilt, weil sie unter anderem eine Gefahr für die Erlangung der Vollkommenheit bedeutet und Tieren in ihrem Schöpfungscode keine Erlangung von Vollkommenheit manifestiert ist, so kann geschlussfolgert werden, dass homosexuelles Verhalten bei Tieren allgemein nicht so bewertet werden kann wie beim Menschen.

 

Es gibt aber Menschen, die belegen und bezeugen, dass sie von Geburt an homosexuell sind. Was sagt der Islam dazu?

Kein Mann, der sich als Mann identifiziert, fühlt sich von Geburt an zu Männern hingezogen ohne jeglichen äußeren Einfluss, genau so wenig wie sich keine Frau, die sich als Frau identifiziert, sich von Geburt an zu Frauen ohne jeglichen äußeren Einfluss hingezogen fühlt.

Man beachte in der genannten Aussage zwei Aspekte: die Geschlechtsidentifikation und die äußeren Einflüsse, die tatsächlich seit Anbeginn der Kindheit auf den Betroffenen wirken, bewusst oder unbewusst.

Darüber, welche Einflüsse auf einen homosexuellen Menschen seit seiner Kindheit gewirkt haben und zu seiner verkehrten sexuellen Orientierung geführt haben, lässt sich nicht streiten, da lediglich spekuliert werden kann, was denn nun bei jeder beliebigen Person tatsächlich zur Homosexualität geführt hat. Der Einfluss des Umfeldes sollte jedoch unter keinen Umständen vernachlässigt oder gar als irrelevant betrachtet werden, da diese - vor allem während der sensiblen Phase eines Kindes - gravierende Auswirkungen auf sein zukünftiges psychologisches und seelisches Verhalten haben. Dass Homosexualität in der modernen Zeit außerdem auch zu einem Trend oder einem Kult geworden ist, sollte an dieser Stelle ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Interessanter ist jedoch der Aspekt der Geschlechtsidentifikation. Hier kommt es nämlich zur Konfrontation zwischen Homosexualität und Transsexualität, wovon letztere von Betroffenen häufig als Homosexualität identifiziert wird. Fühlt sich ein biologischer Mann tatsächlich von Kindesalter an zu Männern hingezogen, so handelt es sich dabei nicht um Homosexualität, sondern um Transsexualität. Der Betroffene fühlt sich nicht als Mann zu Männern hingezogen, sondern fühlt sich als Frau zu Männern hingezogen, jedoch im Körper eines Mannes. Damit einhergehend sind bei Männern weibliche und bei Frauen männliche Verhaltensmuster. Wichtig dabei ist: von Kindesalter.

Die Gründe der eigenen Zuordnung zur Homosexualität statt zur Transsexualität können mangelnde Recherche über das sexuelle Wesen des Menschen oder aber viel mehr die wesentlich leichter tragbare Last und Akzeptanz einer Homo- statt einer Transsexualität sein. Transsexualität besteht im Gegensatz zur Homosexualität nur von Geburt an, entwickelt sich also nicht im Laufe des Lebens, wobei natürlich die Möglichkeit besteht, dass diese erst im späteren Leben realisiert und akzeptiert wird.

 

Wieso kann eine Transsexualität angeboren sein, eine Homosexualität aber nicht?

Es muss eine klare Abgrenzung zwischen Trans- und Homosexualität vorgenommen werden. Beide Begriffe besitzen zwar dasselbe Simplex, sind jedoch in ihrer Bedeutung grundverschieden. Während Homosexualität die sexuelle Orientierung, eine ganz klare Unabhängigkeit von der eigenen Geschlechtsidentifikation, meint, dient der Begriff Transsexualität im Kern zur Beschreibung der eigenen Geschlechtsidentifikation, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Die sexuelle Orientierung ist der Menschheit natürlicherweise festgesetzt: nur Mann und Frau fühlen sich zueinander hingezogen.

Fühlt sich nun ein als Mann geborener Mensch nicht als Mann, sondern als Frau und fühlt sich zu Männern hingezogen, so ist dies nicht in seiner sexuellen Orientierung begründet, sondern in seiner Geschlechtsidentifikation, die angeboren und unabänderlich ist. Ein Mann kann sich nicht innerhalb seiner ersten Lebensspanne als Mann und sich ab der zweiten Lebensspanne als Frau fühlen. Die Geschlechtsidentifikation ist also eine von Geburt an unabänderliche Identifikation, unabhängig davon, ob sich der Betroffene ihrer bewusst ist oder nicht.

Während der menschlichen sexuellen Orientierung die Heterosexualität natürlicherweise festgesetzt ist, ist keinesfalls festgesetzt, dass sich jeder biologische Mann auch von Geburt an als Mann oder dass sich jede biologische Frau von Geburt an als Frau fühlt.

Die Geschlechtsidentifikation kann also von Geburt an vom biologischen Geschlecht abweichen, während die sexuelle Orientierung des Menschen von Geburt an nicht von der göttlichen Festlegung abweichen kann, dass sich lediglich Mann und Frau gegenseitig anziehen. Man beachte aber: die entsprechende Geschlechtsidentifikation vorausgesetzt.

 

Wenn Transsexualität angeboren ist, dann kann doch aber eine betroffene Person nichts dafür, dass sie transsexuell geboren wurde und hat darunter ungerechterweise zu leiden.

In der Tat kann kein Mensch selbst bestimmen, ob er transsexuell geboren wird oder nicht. Aber diese Art der Identifikation ist im Islam auch keineswegs eine Sünde oder gar Dekadenz der Moralwerte. Einer solchen betroffenen Person ist es erlaubt, sofern die Transsexualität tatsächlich vorhanden und auch von Kindesalter an vorhanden ist, sich einer körperlichen Geschlechtsumwandlung zur Angleichung des Körpers gemäß der empfundenen Geschlechtsidentifikation zu unterziehen.

Einem biologischen Mann, der sich seit Kindesalter als Frau fühlt, ist es demnach erlaubt, sich körperlich zu einer Frau operieren zu lassen und eine islamische Partnerschaft einzugehen, genauso umgekehrt. Verboten ist jedoch, sich in Form seines biologisch männlichen Körpers auf eine Bindung mit einem Mann einzulassen, aus bereits genannten Gründen. [22]

 

Und was können Homosexuelle dafür, dass sie in einem Umfeld aufgewachsen sind, das dazu beigetragen hat, dass ihre Moralwerte seit Kindesalter einer Verderbnis und ihr sexuelles Orientierungsgefühl einer Entartung ausgesetzt sind?

Kein Kind kann sich aussuchen, in was für einem Umfeld es aufwächst, genauso wie es sich kein Kind aussuchen kann, mit welcher Religion es aufwächst.

Faktisch ist zu sagen, dass ein Kind, das unter atheistischer Weltanschauung aufgewachsen und erzogen worden ist, es wesentlich schwieriger hat, den Weg zur Wahrheit der Existenz allen Seins und zu seinem Schöpfer zu finden, als ein Kind, das unter religiösen Bedingungen groß wird. Demnach hat es auch jedes Kind eines homosexuellen Paares schwieriger, den Kontakt zur Homosexualität und derer Normalisierung zu meiden, als ein Kind eines heterosexuellen Paares. Kinder, die weniger negative Erfahrungen gemacht haben oder Kinder, die nicht den zur Homosexualität führenden äußeren Einflüssen ausgesetzt waren, haben es leichter gehabt, der Homosexualität nicht zu verfallen, als andere.

Wichtig ist zunächst nicht, ob man homosexuelle Gefühle hegt oder nicht. Es kann vorkommen, dass ein Mensch unfreiwillig zur Entwicklung solcher Gefühle gedrängt wurde, es sich also nicht ausgesucht hat. Vielmehr ist der erste Schritt - unter Umständen religionsbedingt - die moralische Verwerflichkeit und die Entartung und Verkehrung der sexuellen Orientierung zu erkennen.

Zu erkennen, dass Homosexualität zwar eine Eigenart ist, die in der heutigen Zeit innerhalb der Menschheit häufig vorkommt, jedoch lediglich zu Verderbnis führt und dem inneren Frieden sowie der Vervollkommnung im Wege steht, selbst wenn ihre Auslebung beim Betroffenen temporäres Scheinglück hervorruft.

Dies kann man vor allem auf die Art und Weise bewerkstelligen, in dem man sich mit dem Menschenbild im Islam beschäftigt. Die Art, wie der Mensch als was für ein Geschöpf in der islamischen Theologie beschrieben wird – als das höchste aller Geschöpfe mit Eigenschaften der Reinheit und Keuschheit – ist eine Wahrheit, deren Erkenntnis erst erlaubt zu verstehen, wie erstrebenswert dieses Idealbild ist. Gerade diese Erkenntnis ist diejenige, mit der alle entarteten Eigenschaften wieder in den natürlichen Zustand gebracht werden können.

 

Also kann jemand, der homosexuelle Neigungen hat, vollständig heterosexuell werden?

Zusammenfassend aus allen bisherigen Antworten: Ja. Genauso wie eine Frau durch die Erkenntnis des wahren Wertes einer Familie die Abschwächung und Verhüllung zärtlicher Muttergefühle rückgängig machen kann, so kann auch jedes andere Laster oder Defizit der menschlichen Natur durch Verständnis der menschlichen Schöpfung behoben werden. Dies bedeutet nicht, dass gegen die eigene Natur angekämpft wird, sondern, dass die entartete Natur zu korrigieren und die ursprünglich reine Natur zu wiedererlangen versucht wird, denn die Heterosexualität ist niemals vollständig abwesend, sondern lediglich unter den Schleier der Homosexualität geraten.

 

Aber ich habe nun einmal diesen Trieb entwickelt, wieso sollte ich meinem Selbst und meinem Trieb nicht folgen?

Es mag sein, dass Homosexuelle den Trieb haben, sich gleichgeschlechtlich zu binden und miteinander zu verkehren. Jedoch ist das Vorhandensein eines Triebs grundsätzlich kein Grund und keine Rechtfertigung für die praktische Umsetzung oder für die freie Auslebung dessen.

Gier, Geiz und Habsucht sind ebenfalls Triebe des Menschen, die jedoch mit Zurücknehmen des Selbst und der eigenen Bedürfnisse gehemmt und beseitigt werden können. Dass diese Triebe (ebenfalls) verwerflich und verkehrt sind und nicht der menschlichen Vollkommenheit entsprechen, ist mit jedem Menschenverstand leicht begreifbar.

Für die Behandlung oder vielmehr Bereinigung dieser Eigenschaften ist ein langer und harter Weg voller Selbstdisziplin erforderlich. Vollkommenheit kann unmöglich dadurch erreicht werden, jedem beliebigen Trieb nachzugehen, einfach nur weil das Bedürfnis dazu existiert.

 

Wie genau aber kann man nun gegen die eigene Homosexualität vorgehen? Was sind praxisrelevante Schritte?

Nachdem man sich mit dem Menschenbild im Islam intensiv auseinandergesetzt hat, ist es individuell wichtig, sich darüber im Klaren zu werden, welche Aspekte bereits sinnvoll erscheinen und welche nicht, bis man dieses Menschenbild mit Verstand und Herz akzeptieren und verinnerlichen kann. Bevor ein seelisches Laster korrigiert werden kann, ist es unabdingbar, dass sowohl Verstand als auch Herz die Theorie in jener Form annehmen, dass das jeweilige Laster auch als solches erkannt wird.

Es ist langfristig nicht erfolgsrührend, jedem Wort irgendeiner Schrift blind Glauben zu schenken oder irgendeinem Wissensschatz bedingungslos zu vertrauen. Auch Hinterfragen des nicht Verstandenen gehört zur wissenschaftlichen Recherche dazu. Wichtig dabei ist bei diesen nicht verstandenen Sachverhalten oder beim Stoß auf Ansichten, die der eigenen Ansicht von Grund auf widersprechen, sich in das Thema stärker zu vertiefen. Fragen zu haben und mit Verstand zu hinterfragen ist nicht verwerflich, sich aber nicht auf die Suche nach Antworten zu machen schon.

Auf der Suche nach diesen Antworten ist es außerdem erfolgsrührend, sich während der Suche von westlichen Gesellschaftsideologien und -ideen loszusagen, um der Antwort – dass es im Islam auf jede Frage eine Antwort gibt kann niemand wahrhaftig leugnen – objektiv und gerecht zu begegnen. Andernfalls kann der wissenschaftlichen Antwortsuche keine wertvolle Bedeutung beigemessen werden.

Der Islam ist keine Religion, die Homosexualität verbietet ohne Gründe zu nennen, die mit Logik und Menschenverstand begreifbar sind. Es existieren abgesehen vom Erhalt der menschlichen Rasse noch weitere Gründe. Um diese ethischen und philosophischen Zusammenhänge verstehen zu können, ist das Verständnis der menschlichen Natur und der Schöpfung eine grundlegende Voraussetzung.

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

 

[1]           Fitrat, S. 29-33, Morteza Motahhari
[2]           Nature in Quran, S.26, Abdollah Javadi-Amoli
[3]           ebd., S.27
[4] [5]       Der Noble Quran, Sure 10 Yunus, Vers 22-23 (Übersetzung nach Rudi Paret)
[6]           Dschihad-un-Nafs: Die Anstrengung der Seele, S. 24, Ruhullah Chomeini
[7]           ebd., S. 25
[8] [9]       Der Noble Quran, Sure As-Sams (Die Sonne), Vers 7-8
[10]         The Stages of Morality in Quran, B.2, S.103-105, Abdollah Javadi-Amoli
[12]         Tasneem Tafsir, B.3, S.55, Abdollah Javadi-Amoli
[13]         Tafsir Al-Mizan, B.20, S.670-673, Mohammad-Hossein Tabatabai
[14] [15]     Der Noble Quran, Sure 7 Al-Araf (Die Höhen), Vers 80-81
[16]         Kanz-ul-Ummal, B. 5, S. 316, Mustradak-ul-Wasa’il, B. 14, S. 353
[17]         Wasa’il-usch-Schi’ah, B. 20, S.329
[18]         Der Noble Quran, Sure 30 Ar-Rum (Die Römer), Vers 21
[19]         Der Noble Quran, Sure 2 Al-Baqara (Die Kuh), Vers 30
[20]            Der Noble Quran, Sure 95 at-Tin (Die Feige), Vers 4
[21] [22]    The Stages of Morality in Quran, B.2, S.61, Abdollah Javadi-Amoli
[23]         Antworten auf Rechtsfragen, Frage 198, Ali Chamenei [ZV]


[ZV]         = s. Zitierverzeichnis

 

Zitierverzeichnis [ZV]

 

[9]           Frage 198:         Es gibt Personen, die äußerlich (zwar) männlich sind, aber von den
                                         psychischen Aspekten her einige Eigenschaften der Weiblichkeit  haben, und
                                         sie haben vollständige weibliche sexuelle Neigungen, so dass, falls sie ihr
                                         Geschlecht nicht umwandeln, sie in Verderbnis geraten werden. Ist es dann
                                         erlaubt, sie durch die Durchführung einer Operation zu behandeln? 

              Antwort:            Die erwähnte Operation ist zulässig, wenn sie für die Aufdeckung und
                                         Offenlegung der tatsächlichen Identität erfolgt, mit der Voraussetzung, dass
                                         diese (Operation) nicht mit einer verbotenen Handlung verbunden ist und
                                         keine Verderbnis daraus folgt.

 

Die oben aufgeführte Rechtsauskunft Ali Chameneis sagt aus, dass es einer transsexuellen Person nach islamischem Recht erlaubt ist, sich einer Geschlechtsangleichung zu unterziehen, sofern keine nach islamischen Rechtlinien verbotene Handlung erfolgt. Selbstverständlich aber unter der Voraussetzung, dass diese Operation nur zur Aufdeckung der tatsächlichen Geschlechtsidentifikation dient. Einer solchen Person ist es ebenfalls erlaubt, eine Partnerschaft nach islamischen Richtlinien einzugehen. Einem Mann, der sich zu einer Frau operieren lässt, ist es demnach gestattet, eine islamische Partnerschaft mit einem Mann einzugehen. Auch der Vorgänger Ali Chameneis, der Anführer der islamischen Revolution, Ruhullah Chomeini, hatte zuvor im Jahre 1963 eine - vom damaligen Schah nicht anerkannte - Rechtsauskunft geäußert, dass korrigierende Operationen von Intersexuellen nach islamischem Recht nicht verboten sind.

 

Weitere Überlieferungen bezüglich homosexueller Praxis im Islam

Imam Ali, der Friede sei auf ihm, sagte:

‚‚Wird der Analverkehr [zwischen Männern] unerlaubt betrachtet vollzogen, zählt diese Handlung [der Analverkehr] zu den großen Sünden. Wird er [der Analverkehr zwischen Männern] erlaubt betrachtet vollzogen, ist dies Unglaube. (Kufr)‘‘

Wasa’il-usch-Schi’ah, B.20, S.339

 

Huzeyfe bin Mensur sagte: ‚‚Ich habe Imam Sadiq über den zu den großen Sünden zählenden Analverkehr [zwischen Männern] befragt. Imam Sadiq antwortete:

Er [der Analverkehr] ist Leugnung des Urteils, das Gott dem Propheten herabgesandt hat.‘.‘‘

Wasa’il-usch-Schi’ah, B.20, S.340

 

Imam Sadiq, Friede sei auf ihm, sagte:

‚‚Gott wird einem Mann, der einen [anderen] Mann mit Begierde küsst, am Tag der Auferstehung einen Zaum aus Feuer anlegen.‘‘

Al-Fusul-ul-Muhimme, B.2, S.341

Imam Riza, Friede sei auf ihm, sagte:

‚‚Hütet euch vor der Unzucht [zwischen Mann und Frau] und dem Analverkehr [zwischen Männern]. Der Analverkehr [zwischen Männer] ist schlimmer als die Unzucht [zwischen Mann und Frau]. Diese beiden Sünden werden diejenigen, die sie praktizieren, im Dies- und Jenseits mit 72 Schwierigkeiten konfrontieren.‘‘

Mustradak-ul-Wasa’il, B.14, S.342

 

Imam Sadiq, Friede sei auf ihm, sagte:

‚‚Gott wird einen Diener, der die Handlungen des Volkes Lots als erlaubt betrachtet (und vollzieht) bevor er [der Diener] die Welt verlässt [stirbt] mit den Steinen, die dem Volk Lots als Qual hinabgesandt wurden, steinigen und wird dessen Tod mit diesen Steinen verwirklichen. Aber die Menschen werden es nicht sehen.‘‘

Mustradak-ul-Wasa’il, B.14, S.343

 

Imam Sadiq, Friede sei auf ihm, antwortete, als man ihn über die Strafe des Geschlechtsverkehrs zwischen Frauen befragte:

‚‚Die Strafe dieser Handlung ist dieselbe Strafe wie für Unzucht [zwischen Mann und Frau].
Ein wenig später sagte er: ‚‚Am Tag der Auferstehung werden homosexuelle Frauen mit Kleiderfetzen aus Feuer, mit Kopftüchern aus Feuer und mit Hosen aus Feuer bekleidet sein. Sie werden - während sie mit Stöcken aus Feuer gegen Bauch und Kopf geschlagen werden - in die Hölle geworfen werden. Und es wird ihnen Folgendes gesagt werden: ‚Oh Frau! Das erste Volk, das diese Handlung praktizierte, war das Volk Lots. Die Frauen sind, weil Männer diese Handlung [Homosexualität] untereinander praktizierten, ohne Männer geblieben, so haben Frauen angefangen, sie [Homosexualität] mit Frauen zu praktizieren.‘.‘‘

Al-Kutub al-Arba’ah, B.5, S.1437

 

Der Prophet, der Friede sei auf ihm und seiner reinen Nachkommenschaft, sagte:

‚‚Jemand [ein Mann], der einen Mann penetriert, wird am Tag der Auferstehung unrein sein. Kein Wasser der Welt kann ihn reinigen. Der Zorn Gottes wird über ihn sein, Gott wird ihn verfluchen und für ihn die Hölle vorbereiten. Was ist dies nur für ein schlimmer Ort.‘‘
Ein wenig später sagte er noch: ‚‚Wann immer ein Mann mit einem Mann Analverkehr praktiziert, zittert aufgrund dieser Handlung der Thron Gottes. Gott wird zornig auf ihn und wird ihn verfluchen und für ihn die Hölle vorbereiten. Gott lässt den Mann, der sich anal penetrieren lässt, am Rande der Hölle warten und wirft ihn nachdem das Urteil aller Geschöpfe gefallen ist in die Hölle und er [der sich penetrieren lassende] wird Qualen jeder einzelnen Stufe der Hölle erleiden bis er die unterste [schlimmste] Stufe erreicht hat und wird dort dann ewig verbleiben.‘‘

Al-Kafi, B.5, S.343

 

Wassalam

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