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Die Hautfarbe Der Ideologien


Yamin Naqvi

Empfohlene Beiträge

Von Muslim-Markt am 19. Juli 2007

 

Die Hautfarbe der Ideologien

 

Muslim-Markt, 19.7.2007 – Welche Hautfarbe ist eigentlich gesund und welche Unterschiede gibt es zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe? Und was sagen die unterschiedlichen Ideologien dazu?

 

Vorweg sei erwähnt, dass es im Islam keine Rassen, kein „völkisches Denken“ und keine „Ethnien“ gibt, wobei letztere beide Begriffe nur die westlich verniedlichenden Begriffssubstitutionen für faktisch Rassismus sind. Im Islam sind alle Menschen gleich und unterscheiden sich ausschließlich in der Demut. Alle anderen Unterschiede sind keine existenziellen Unterschiede sondern Merkmale, mit denen die Menschen zusammenwachsen, sich ergänzen und Einheit anstreben sollen und können. Der bessere Sprachkenner unterstützt den besseren Mathematiker und umgekehrt. Der bessere Sportler hilft auch dem weniger Beweglichen, gesund zu bleiben. Der bessere Manager plant für diejenigen, die besser Auftragsarbeiten durchführen können. Der Intellektuelle ergänzt den Handwerker. Mann ergänzt Frau und Frau ergänzt Mann usw. usf.. Nur in der Demut muss jeder Mensch selbst ein eigenes Optimum anstreben, indem er sich an demütigen Menschen orientiert und die Gemeinschaft der Demütigen sucht. So einfach ist diese Ideologie, und die Herkunft von Adam und Eva, die alle Menschen zu Geschwistern macht, ist politisches Konzept gegen alle Rassisten der Welt.

 

In einer nicht auf Gottesdienst und Demut ausgerichteten Gesellschaft hingegen herrschen vielerorts rassistische Denkmodelle vor. Dieses ist sowohl in angeblich christlich geprägten als auch in angeblich muslimischen geprägten Ländern der Fall. So waren bereits die ersten Kämpfe um die Macht nach dem Ableben des Propheten Muhammad (s.) „ethnisch“ geprägt. Man stritt sich darum, ob der Nachfolger von den Auswanderern aus Mekka oder den Einheimischen aus Medina sein sollte. Jener Machtkampf verlagerte sich später auf Streitigkeiten zwischen Damaskus und Kufa bzw. Bagdad, auf Araber gegen Perser, auf Türken gegen Araber, dann zurück auf Araber gegen Türken, auf Berber gegen Araber usw. usf.. Jene Geißel des Rassismus konnte die muslimische Welt in großen Teilen bis heute nicht abwerfen, obwohl Prophet Muhammad (s.) auch dafür gekommen ist, die Menschen von dieser im wahrsten Sinn des Wortes „beschränkten“ Denkweise zu befreien. Wie sehr jener latente Rassismus in weniger praktizierenden Familien verankert ist (und das ist leider noch die Mehrheit unter Muslimen), bekommen viele muslimische Jugendliche spätestens dann zu spüren, wenn er oder sie jemanden heiraten will, der nicht zu der Wunschethnie“ gehört. Allein das ist ein Hinweis dafür, wie fremd Muslime selbst ihrem eigenen Glauben sind.

 

Der Hinweis auf ein ebenfalls pervertiertes Christentum braucht hier nicht weiter ausgeführt werden. Allein das Beispiel im einstmals rassistischen Südafrika, das im Namen des Christentums erfolgte, ist hinreichendes Beispiel, und Hinweise auf noch drastischere „ethnische“ Missbräuche von Religion gibt es bekanntermaßen auch in anderen Religionen. Dieser Wahn befällt so viele Menschen in allen Kontinenten.

 

Erstaunlicherweise war die Hautfarbe eines der wichtigsten Merkmale der Rassisten über all die Jahrhunderte hinweg. Noch heute haben selbst Deutsche, die sich selbst für weniger rassistisch einstufen würden, echte Probleme mit einem „Schwarzen“ als „echten“ Deutschen. Und der Türke bleibt ein Türke, selbst wenn er in der dritten Generation Deutscher ist.

 

Wie aber ist es mit dem Rassismus und der Hautfarbe in der Ideologie des Kapitalismus bestellt? Kennt auch der Kapitalismus einen Rassismus? Hier muss man sehr unterschiedliche Ebenen unterscheiden. Denn der Kapitalismus unterscheidet Menschen grundsätzlich erst einmal in zwei Arten von Menschen, den Konsumenten und demjenigen der vom Konsum anderer profitiert. Letzterer wird vereinfacht als „Kapitalist“ bezeichnet, obwohl das bei einer detaillierten Betrachtung nicht immer zutreffend ist. Viele Konsumenten können selbst Kapitalisten sein und viele Profiteure von Konsum dennoch antikapitalistisch eingestellt. Wenn wir aber dennoch diese beiden Ebenen zur Vereinfachung eines solchen Textes heranziehen, so kann ebenfalls vereinfachend festgestellt werden, dass es auf der Ebene der „Großkapitalisten“ keine Rassismus gibt. Der indische Großkapitalist hat keine Vorbehalte eine „Westler“ als Manager einzustellen, wenn der befähigt dazu ist, und der Westler wird auch einen Schwarzen einstellen, wenn man sich von ihm Kapitalmehrung verspricht. Und dass Königshäuser (die geschichtlichen Vorreiter des Kapitalismus) gemäß der Sprache eines bekannten deutschen Politikers ziemlich „durchmischt und durchrasst“ sind, kann man allein daran erkennen, dass die Winsors in England eigentlich „Sachsen-Coburg-Gotha“ hießen. König Georg V. änderte 1917 den deutschen Namen nur aufgrund des Weltkrieges. Untereinander gibt es jenen Rassismus bei Großkapitalisten also nicht.

 

Wie aber ist es im Verhalten gegenüber dem Konsumenten bestellt? Hier lässt sich die Frage noch viel einfacher beantworten. So lange jemand zahlt spielt es für den Kapitalisten keine Rolle, welche Hautfarbe er hat.

 

Ist – ausgehen von dieser extrem verkürzen und vereinfachten Betrachtung – also Rassismus und Denken in Hautfarbenkategorien ein eher „religiöses“ Phänomen, wobei die jeweilige Religion pervertiert wurde? Das wiederum ist nicht der Fall. Es ist zum einen ein Phänomen des Teile-und-Herrsche-Systems der Welt schon seit Urzeiten. Aber in Zeiten des Kapitalismus ist es auch ein Aspekt dieses so unmenschlichen Systems, welches direkt mit Konsum zu tun hat.

 

Welche Hautfarbe gilt eigentlich im hohen Norden als „gesund“? Richtig: Eine gewisse bräunliche Tönung! Wer aus dem Urlaub „braun“ zurück kommt, der gilt als gesund; zumindest in der öffentlichen Betrachtung, selbst wenn Hautärzte da anderer Meinung sind. Eine ganze Industrie lebt davon, dass Menschen ihre Hautfarbe „verdunkeln“ wollen. Es gibt Sonnenbanken, Bräunungscremes und vieles andere mehr, was die „weiße“ Haut verdunkeln helfen soll. Das geht dann weiter über die Haarfarbe, wobei insbesondere Frauen eingeredet wird, dass so ziemlich jede Haarfarbe schöner ist, als die ihrige. Und auch die Augenfarbe muss dran glauben. Die Farbe der Lippen und Fingernägel sind da schon ein alter Hut. Dankbarkeit und Demut wirken eher störend gegenüber den Verkaufsstrategien des Kapitalismus. Wenn aber die dunkle Hautfarbe so attraktiv ist, sind dann die Dunkelhäutigen Menschen in Afrika und Asien glücklich mit ihren Aussehen? Natürlich nicht. Dort erklärt der Kapitalismus, dass eine besonders helle Hautfarbe als gesund gilt. Die Cremes zum „bleichen“ der Haut haben dabei teilweise sehr grausame entstellende Wirkungen. Und die „blonden“ Schwarzen, die z.B. in der Bundesliga herumlaufen, wirken auch nicht gerade als mit ihrer eigenen Natur im Einklang stehend. Die Hautfarbe des Kapitalismus ist also weder weiß noch schwarz sondern immer diejenige, welche die Leute nicht haben, aber anstreben sollen durch Konsum, Konsum und noch einmal Konsum.

 

Wie kann man diesem Teufelskreis entrinnen? Vielleicht ist es hilfreich, wenn man sich einmal folgende Gedanken vor Augen führt: Jesus war „ethnisch“ kein „Franke“. Muhammad war weder Türke noch Indonesier. Sein erster Gebetsrufer war ein Schwarzer, und einer seiner ersten Schreiber ein Perser. Und alle Hautfarben, Augenfarben, Haarfarben und sämtliche anderen Merkmale der Menschheit stammen von einem Elternpaar ab! Wir sind alle „durchmischt und durchrasst“ und doch nur eins, da es keine Rassen gibt.

 

Eine Menschheit, die sich wirklich befreien will, muss es lernen die gedanklichen Fesseln des Rassismus abzustreifen. Dann wird man verstehen, dass jede Bombe auf einen Iraker eine Bombe auf seine Geschwister ist, jeder Tornado über Afghanen ein Tornado über die eigenen Häuser ist (selbst wenn Tornados nicht über Heiligendamm geflogen wären). Jede Besatzung anderer ist der Ausdruck der Besatzung der eigenen Seele! Jeder Mord ist ein Mord an der ganzen Menschheit und jedes Leben, das man rettet, ist als wenn man die ganze Menschheit rettet. Die Unterdrückung in der ganzen Welt ist ein Ausdruck der inneren Zerrissenheit aller Völker, Gemeinschaften und Menschengruppen; auch wenn einige mehr leiden als andere. Die Westliche Welt unterdrückt derzeit den Rest der Welt, oder versucht es zumindest, weil sie selbst in den Fesseln des Raubtierkapitalismus gefangen ist.

 

Zurück nach Deutschland, welches ja unsere Heimat ist. Die Zerstörung der Familie ist die Folge der Zerstörung der eigenen Natur, der inneren Herkunft des Menschen. Und der Rassismus in Ostdeutschland ist nur die Spitze des Eisberges der inneren Entfremdung von den eigentlichen Werten der Menschheit verführt durch Rassisten.

 

Wir haben aber nur eine Welt. Und in dieser einen Welt haben wir nur einen sehr begrenzten Aufenthalt. Wir streben nach mehr, und es ist der Menschheit versprochen. Die Fesseln, die wir uns selbst anlegen, werden uns auch später begleiten, und die Fesseln, die wir hier schon abwerfen, befreien uns auch für das Jenseits.

 

So gesehen bekommt die Aussage des Verteidigungsministers Struck, Deutschland am Hindukusch zu verteidigen, eine ganz neue Dimension. So wie wir uns in Afghanistan verhalten, so verhalten wir uns auch hier. Und die Menschlichkeit die wir dort vorleben, wird genau so auf uns zurückfallen, wie die Unmenschlichkeit, der wir uns dort anschließen. Vielleicht hat es Struck ja so gemeint?

 

Demut und Gottesehrfurcht kennen keine Rasse, keine Hautfarbe, keine Ethnie, kein „völkisches Denken“ sondern nur Wahrheit, Wahrhaftigkeit und das Streben nach Vervollkommnung, die in dieser Welt angestrebt werden kann und soll. Aber allein im letzten Satz befinden sich vier bis fünf Begriffe, die faktisch aus dem täglichen Sprachgebrauch gestrichen wurden. Es wird Zeit sie wieder einzuführen. Und Demut ist etwas wunderschönes und Wahrheit auch. Und all jene, die diese Begriffe hassen, hassen sich nur selbst.

 

[Quelle: Muslim-Forum]

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