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Das Blutdoping des Kapitalismus


Yamin Naqvi

Empfohlene Beiträge

Von Muslim-Markt am 09. August 2007

 

Das Blutdoping des Kapitalismus

 

Muslim-Markt, 9.8.2007 – Inzwischen geht jeder davon aus, dass im Sport Höchstleistungen nur noch durch Doping erzielt werden. Wie aber ist es in der Wirtschaft?

 

Altana ist kein Dopingmittel, auch wenn es viele heute glauben, was man dann als Negativ-Marketing bezeichnet. Und T-Mobile ist nicht mobil wegen irgendeinem T-Faktor in einem Dopingcocktail sondern ein Telekommunikationsunternehmen. Was im Radsport dieses Jahr zu einem Medienskandal hochgepuscht wurde, ist in vielen anderen Sportarten nicht anders. So haben die so genannten Großmächte ihre eigenen Leichtathleten immer wieder geschützt, um für die nationale Ehre viele Goldmedaille zu erringen, unabhängig davon, wie gefälscht das Ergebnis war und unabhängig von den gesundheitlichen Risiken. Das nationale „Wohl“ stand immer höher als Anstand, Würde, Gerechtigkeit usw. – Werte die in der modernen Welt kaum noch etwas zu suchen haben. Und die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme haben sich da kaum unterschieden. Die Kapitalisten hatten möglicherweise gewisse „technische“ Vorteil, die durch administrative Vorteile der Kommunisten ausgeglichen werden konnten. Gedopt haben sie alle und tun es heute noch. Es geht dabei nicht darum, gerecht zu sein – schließlich will man gewinnen – sondern nicht erwischt zu werden. Und so mancher Doper wird sich einreden, dass dadurch ein gewisses Maß an Gerechtigkeit gegeben ist, dass alle dopen.

 

Aber an dieser Stelle sei einmal die Frage erlaubt, ob ein System, dass immer „gewinnen“ muss, bzw. „Gewinne erzielen muss“ überhaupt ohne Doping existieren kann. Wie sang die schwedische Gruppe ABBA immer: „The winner takes it all“ (Der Gewinner nimmt alles). Ist das nicht auch in anderen Bereichen als dem Sport so?

 

Da wäre z.B. der Dollar zu betrachten. Eigentlich ist der Dollar kaum noch etwas wert. Die USA drucken den Dollar auf Teufel komm raus, und es gibt niemanden, der sie daran hindert! Würden sämtliche Dollarstützer auch nur einen Bruchteil ihrer Dollarreserven „umsetzen“, so würde die Weltwirtschaft zusammenbrechen – so glaubt man. Aber hat man denn auch das Doping berücksichtigt? Hat man jemals Dopingkontrollen eingeführt? Gibt es irgendeine Instanz der Welt, die in der Lage wäre, das Doping aufzudecken?

 

Eigentlich weiß es Jeder. Der Dollar wird gedruckt und gedruckt und gedruckt und gedruckt. Damit wird nicht nur die halbe Welt mit Krieg überzogen, sondern auch eine Verschuldung aufgebaut, die Dimensionen erreicht hat, bei der selbst US-freundliche Wirtschaftsexperten ins Grübeln kommen. Dennoch fällt der Dollar kaum. Ja sicher, er fällt – aber der Dollarfall steht in keinem Verhältnis zu dem Wertverlust, den der Dollar realistischerweise haben müsste. Da wurde angedroht, dass wenn das Öl nicht mehr mit Dollar gehandelt wird, der Dollar dann stürzen würde, aber inzwischen wird mehr und mehr Energie ohne Dollar gehandelt, aber der Dollar hält sich. Da wurde behauptet, dass der Dollar stürzen würde, wenn die Ölanrainerstaaten ihre Dollarreserven reduzieren. Die haben ihre Dollarreserven inzwischen reduziert, aber es hatte kaum eine nennenswerte Wirkung? Kann es sein, dass der Dollar gar nicht stürzen kann? Kann es sein, dass der Dollar „gedopt“ wird?

 

Immer wenn der Dollar eine kurzzeitigen Abwärtstrend verzeichnet (weil wieder zu viele Dollars gedruckt oder verkauft wurden), gibt es so genannte „Stützungskäufe“ von Zentralbanken und anderen. Aber wer sind jene Andere? Gibt es irgendein übergeordnetes globales System, dass die globalen Finanzflüsse umfassend kontrollieren könnte (und es auch tut?).

 

Stellen wir uns vor, da gibt es Stützungskäufe von „anderen“, die gar nicht stützen könnten! Oder noch einmal einfacher: Stützungskäufe des Dollars bedeuten, dass irgendjemand seine Euros (oder Yen) hergibt, und dafür Dollars haben will. Was wäre wenn jener „Dollarkäufer“, der mit Euros bezahlt, gar nicht die notwendigen Euros hätte? Dann hätte er Euros gedruckt. Moment, wird jetzt der kritische Leser einwenden, das macht doch keiner. Warum denn nicht? Wer könnte das kontrollieren? Und wenn schon Dollars ungebremst gedruckt werden, warum sollten dann keine Euros gedruckt werden? Welche moralische Schranke hat jemand, der Dollar druckt, Euros zu drucken?

 

Beim Doping wird immer so gedopt, dass die Kontrolleure es nicht erwischen sollen. Dazu muss derjenige, der doped, genau die Messmethoden der Kontrolleure kennen. Sind diese ihm aber bekannt, dann haben die Kontrolleure kaum eine Chance, denn er ist den Kontrolleuren immer einen Schritt voraus. Viele heutige Nachweise waren einstmals nicht möglich, und so lange wurden jene Dopingmethoden auch angewandt. Man will ja schließlich gewinnen.

 

Als die Nationalbanken in Europa abgeschafft wurden und die europäische Zentralbank eingeführt wurde, haben zwei Dutzend Länder auch ihre jeweiligen eigenen Kontrollmöglichkeiten über das eigene Geld verloren. Es gibt heute keine Instanz der Welt, die in der Lage wäre, die Finanzströme der Welt ernsthaft und umfassend zu kontrollieren. Und wenn z.B. die FED oder eine andere „Instanz“ Euros drucken sollte, wäre keine Instanz der Welt in der Lage, dieses zweifelsfrei nachzuweisen. Und so verzögert sich der Zusammenbruch des kapitalistischen Finanzsystems womöglich noch um einige Jahre oder Jahrzehnte, da jetzt der Euro den Dollar mitstützt. Aber dafür wird am Ende alles auf einmal zusammenbrechen.

 

Systeme, die nur darauf aus sind, zu gewinnen, und konsequenterweise das Solidaritätprinzip abschaffen, sind unmenschliche Systeme. Sie legen Dogmen fest, an die die ganze Welt zu glauben hat, und die beginnt mit dem dogmatischen Darwinismus in allen Lebensbereichen, bei dem nur der Stärkere gewinnt und nur der Gewinner überlebt. Das Ergebnis ist, dass alle schwachen und alten abgeschoben, Tote verdrängt und Kinder gar nicht erst geboren werden. Sie alle sind „Schwache“ die die Unterstützung des „Starken“ brauchen, der dadurch an „Wettkampfstärke“ verliert und daher nicht mehr konkurrieren kann mit jenen, die dopen und keine Schwachen stützten. Behinderte Lebensfähige werden im Mutterleib ermordet, „unerwünschte“ Kinder abgetrieben und Sozialleistungen gekürzt. Alles hängt miteinander zusammen. Alles ist eine logische Konsequenz des Systems: Wer nicht doped gewinnt nicht, wer nicht gewinnt ist ein Looser, wer ein Looser ist, hat unter Gewinnern nichts verloren.

 

Aber Menschlichkeit sieht anders aus. Menschlichkeit zeichnet sich dadurch aus, dass die Stärksten sich um die Schwächsten kümmern. Solidarität ist das urmenschliche Prinzip. Menschlichkeit bedeutet gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen. Menschlichkeit heißt Mitgefühl für Hungernde, Arme, Durstende, Kranke. Menschlichkeit heißt Ehre, Würde und Respekt für jeden Alten, der selbst nicht mehr „stark“ ist. Menschlichkeit heißt auch die Bereitschaft zurückzustecken, damit andere „gewinnen“.

 

Doch der Kapitalismus kennt keine Menschlichkeit, und der heutige Leistungssport als eines der Ausgeburten des rein materialistischen Kapitalismus (wie auch Kommunismus) macht es uns vor. Entweder wird es den Menschen gelingen, den unmenschlichen Kapitalismus zu überwinden oder aber der Kapitalismus wird den Menschen vernichten, auch die Kapitalisten.

 

Zurück zum Radsport. Der „Skandal“ in den Medien in diesem Jahr kam nicht etwa zustande, weil alle zusammen „anständiger“ geworden sind. Alle Beteiligten, vom Zuschauer über die Medien bis hin zu den Sportlern wussten doch, dass auch früher systematisch gedopt wurde. Und da hat es doch niemanden gestört. Jeder, der behauptet, dass er es nicht wusste, belügt sich doch offenbar nur selbst. Der diesjährige Medienskandal beruht darauf, dass die Tour de France keinerlei „Stars“ mehr hatte und daher kein Interesse beim Publikum bestand. So brauchten diese Mal die Medien ihr Doping, das sie dadurch erzielten, dass sie andere „überführt“ haben. Die Schlagzeilen war somit gesichert. Das ging zwar auf Kosten anderer, und Altana wurde als Dopingmittel bekannt, aber es ist doch ein sauberes Pharmaunternehmen. Ein Schelm der jetzt etwas anderes denkt!

 

Abschließender Hinweis an deutsche Verfassungsschützer, die diesen Text indizieren möchten: Sie sollten einmal in Ihrem und unserem Grundgesetz nachlesen, dass der Kapitalismus kein unabdingbarer Bestandteil des eigenen Systems ist, hingegen die Menschlichkeit und seine Würde schon; auch ohne Doping!

 

[Quelle: Muslim-Forum]

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