Zum Inhalt springen

Bescheinigt Menschenrechtsbeauftragter Urlaubsländern freie Meinungsäußerung?


Yamin Naqvi

Empfohlene Beiträge

Von Muslim-Markt am 15. August 2007

 

Bescheinigt Menschenrechtsbeauftragter Urlaubsländern freie Meinungsäußerung?

 

Muslim-Markt, 15.8.2007 – Bekanntlich ist der Urlaub die wertvollste Zeit der Deutschen, und da lassen sie sich ungern hineinreden. Die Bundesregierung will aber den deutschen Urlauber zum weltweiten Hüter für Menschenrechte einsetzen, schützt ihn aber gleichzeitig, in gefährlichen Ländern die Menschenrechte verteidigen zu wollen.

 

Gestern wurde eine in vielerlei Hinsicht erstaunliche Nachricht verbreitet: Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), hat deutsche Touristen im Ausland aufgefordert, während des Urlaubs in bestimmten Ländern die Menschenrechtslage anzusprechen. Nun ist es zunächst zu begrüßen, wenn Bundesbürger politisch gebildet und die Menschenrechte jederzeit zu verteidigen bereits sind, unabhängig von Land, Leuten, System, Religion und selbst im Urlaub. Allerdings folgte dann eine Auflistung von Ländern, die möglicherweise ein Geheimbotschaft enthält, die man erst verstehen muss!

 

Die aufgezählte und in den Medien wiedergegebene Liste beinhaltet folgende Länder: Kuba, Ägypten, Türkei, Haiti, Dominikanische Republik, Tunesien, Thailand, Kenia, Indonesien und Mexiko. So forderte Nooke Touristen also auf, während des Urlaubs in jenen Ländern die Menschenrechtslage anzusprechen. „Inmitten einiger Urlaubparadiese werden die Menschenrechte mit Füßen getreten“, sagte Nooke, und daher sollten Reisende „auch mal über den Zaun der Ferienanlage schauen“, mit Einwohnern in Kontakt treten und „kritische Fragen stellen“.

 

Das scheint ein wirklich interessanter Vorschlag zu sein. Worüber soll z.B. ein deutscher Urlauber mit einem ägyptischen Einheimischen diskutieren, während jener ihm gerade halbnackt am Strand liegend jedes gewünschte Getränk serviert? Soll der Tourist ihn fragen, warum die einstmalige Kornkammer Afrikas heute ohne Genweizenlieferungen aus den USA nicht mehr überleben könnte und der Quasi-Pharao nur durch massive Militärintervention durch die USA und CIA-Verbrechen an der Macht gehalten werden kann? Soll der deutsche Tourist nachfragen, warum die USA mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln jede Bewegung im Land unterdrückt, die für Freiheit und Demokratie ist? Es könnte ein interessantes Gespräch werden.

 

Oder was soll die Touristin, die oben-ohne an der türkischen Südküste von einem einheimischen Familienvater bedient wird, der mit seinem Gehalt seine Familie von 10 Leuten samt Großeltern zu versorgen sucht, fragen: Warum z.B. ein der Verführung einer 13-Jährigen angeklagter Deutscher immer noch nicht frei ist, obwohl die Bundeskanzlerin sich für ihn eingesetzt hat? Oder soll sie ihn fragen, warum in seinem ganzen Dorf alle Frauen Kopftuch tragen, wo er doch die Freiheit am türkischen Strand inzwischen kennengelernt hat? Ähnliche Gesprächsansätze könnte er auch in den anderen Ländern verfolgen. In jedem Fall scheint Nooke von der Meinungsfreiheit in all den aufgezählten Ländern auszugehen, den sonst hätte er ja sicherlich Bundesbürger nicht in irgendeine Gefahr geschickt; oder?

 

Noch interessanter aber erscheint es, dass Nooke einige Länder mit nachweislichen Menschenrechtsproblemen nicht genannt hat, die für deutsche Touristen erheblich relevanter sind. Wie wäre es, wenn deutsche Touristen auch mal über den Zaun der Ferienanlage in den USA schauen, mit Einwohnern in Kontakt treten und kritische Fragen zu Guantanamo stellen, idealerweise direkt bei der Einreise und den entsprechenden Kontrollen der Heimatschutzbehörde. Der deutsche Tourist könnte auch die Fragen stellen, mit welchem Recht die USA mit Geld, dass sie gar nicht haben, die halbe Welt mit Krieg, Besatzung und Militärbasen überziehen (u.a. Ägypten und fast alle anderen Länder, die Nooke aufgelistet hat). Er muss ja nicht unbedingt gleich fragen, warum schwarze US-Bürger erheblich öfter die Todesstrafe erleiden müssen, als Weiße. Aber er könnte ja einmal versuchen über den Tellerrand der Zwillingstürme hinausschauen und für eine plausible Erklärung zum Einsturz der des WTC-7 Gebäudes bitten und für den Verbleib des Goldes unter den Türmen. Auch könnte er nachfragen, warum bis heute die Filmaufnahmen der Aufzeichnung zu den Einschlägen in das Pentagon unter Verschluss gehalten und die massiven Optionskäufer im Vorfeld der Anschläge geschützt werden. Nebenbei könnte er nachfragen, wann denn endlich die Verantwortlichen der auf erwiesenermaßen Lügen aufgebauten Angriffskriege mit Hunderttausenden von Toten zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn er jene Gespräche dann auch noch mit seiner Urlaubskamera aufzeichnet, könnte es zu Blockbustern in YouTube werden – vorausgesetzt er bekommt die Filme aus dem Land geschmuggelt.

 

Eine Höhepunkt der Menschenrechtsverteidigung im Urlaub könnte der deutsche Tourist in Israels erzielen. Auch hier könnte er ein wenig über den Tellerrand schauen, wobei jener Rand teilweise über sechs Meter hoch ist, und bei den Einheimischen nachfragen, was er den von einer Jahrzehntelange Besatzung der Palästinenser und völkerrechtswidrigen Siedlungen hält. Auch eine Frage zu israelischen Massengefängnissen in der Negv-Wüste mit Frauen und Kindern als Insassen, wird sicherlich auf Interesse stoßen und wären ein aktiver Beitrag zur Verteidigung der Menschenrechte. Themen zu „kritischen Fragen“ böte das Land sicherlich hinreichend.

 

Daher stellt sich also die Frage, warum Nooke eine ganze Reihe von Ländern genannt hat, nicht aber die USA und Israel, wo ja bekanntermaßen mehr deutschen Touristen zu finden sind als auf Kuba und Haiti. Um diese Frage besser verstehen zu können, muss man die hohe Verantwortung berücksichtigen, die ein deutscher Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung für deutsche Bundesbürger trägt, auch für deutsche Touristen. Denn man kann davon ausgehen, dass ein deutscher Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung keine Straftaten begeht und keine deutschen Staatsbürger vorsätzlich oder fahrlässig in bedrohliche Situationen schickt.

 

Tatsächlich kann der deutsche Tourist in den Ländern Kuba, Ägypten, Türkei, Haiti, Dominikanische Republik, Tunesien, Thailand, Kenia, Indonesien und Mexiko die Menschenrechte problemlos ansprechen und wird dafür keinerlei Ärger bekommen. Das liegt nicht unbedingt daran, dass überall die Menschenrechte ideal umgesetzt sind sondern daran, dass man zum einen abhängig ist von den Devisen der Touristen und ihnen daher alles erlaubt, und zum anderen auch zusätzliche andere Faktoren die Kritik hinnehmbar gestalten. Der Eine will in die EU, der Andere braucht deutsche Entwicklungshilfe, der Dritte deutsche Exportgüter und der Vierte hat so wenig deutsche Touristen, dass deren Kritik kaum auffällt usw.. Daher kann und darf der deutsche Tourist in jenen Ländern wirklich über den Tellerrand schauen und Kritik äußern. Es schadet aber nicht, wenn er bzw. sie. sich vorher etwas über den Oberkörper anzieht.

 

Anders sieht es hingegen in den USA oder Israel aus. Dort könnte solch ein Blick über den Tellerrand mit anschließend gestellten „kritischen Fragen“ äußerst unangenehm enden. Abgesehen davon, dass der Urlaub vorzeitig enden und ein weiterer Urlaub in jenem Urlaubsland für absehbare Zeit ausgeschlossen sein könnte, wären auch durchaus schlimmere Konsequenzen denkbar. Die Phantasie der Heimatschutzbehörde in den USA hat da schon so manche Idee entwickelt.

 

So kann aus den Worten des Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung wohl geschlossen werden, dass deutschen Urlaubern ein Urlaub in Kuba, Ägypten, Türkei, Haiti, Dominikanische Republik, Tunesien, Thailand, Kenia, Indonesien und Mexiko weiterhin problemlos angeraten werden kann wie auch die freie Meinungsäußerung. Ein Urlaub in den USA oder Israel hingegen muss offenbar als so gefährlich eingestuft werden, wenn man „kritische Fragen“ stellt, dass solche Fragen in jenen Ländern nicht empfohlen wurden. Wäre es da nicht folgerichtig, wenn deutsche Urlauber jene Länder meiden? Hinreichende Alternativen hat Nooke ja genannt

 

[Quelle: Muslim-Forum]

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Deine Meinung

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Benutzerkonto hast, melde Dich bitte an, um mit Deinem Konto zu schreiben.
Hinweis: Dein Beitrag muss vom Moderator freigeschaltet werden, bevor er sichtbar wird.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

  • Wer ist Online   0 Benutzer

    • Keine registrierten Benutzer online.
×
×
  • Neu erstellen...