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Dankbarkeit in Demut hilft gegen törichten Stolz


Yamin Naqvi

Empfohlene Beiträge

Von Muslim-Markt am 03. September 2007

 

Dankbarkeit in Demut hilft gegen törichten Stolz

 

Muslim-Markt, 3.9.2007 – Einmal mehr gibt es Diskussionen darüber, wie fremdenfreund- oder feindlich Deutschland ist, und einmal mehr ist jemand öffentlich stolz, dass er Deutscher ist. Wie kann aber jemand, der einen anderen Menschen als „Fremden“ betrachtet, stolz auf irgendetwas sein?

 

Da ist immer von der christlich-abendländischen Kultur die Rede, die gegen die angebliche „Islamisierung“ geschützt werden müsse. Merkwürdig dabei ist nur, dass die Vertreter jener zumeist in Hass gegen die Muslime ausartenden Propaganda sehr deutlich die eigenen Werte mit Füßen treten, und so viele machen mit! Doch selbst wenn es jene geheuchelten Werte nicht gäbe, so sollte es doch die menschliche Vernunft geben und den Verstand, und man muss beides Verneinen und den eigenen Verstand ausschalten, um manche Äußerungen von sich zu geben.

 

Was würde man über jemanden denken, der behauptet, dass er stolz ist, weil er braune Augen hat. Abgesehen davon, dass es „nichts Besonderes“ ist, braune Augen zu haben, und es nicht den geringsten Unterschied macht, ob man braune, grüne, blaue, graublaue, graugrüne, grünblaue, dunkelbraune, hellbraune oder sonstwie Augen hat, gibt es keine zwei Augen von Menschen, die exakt gleich wären, selbst wenn es Zwillinge wären. Zu einmalig ist jeder Mensch! Aber über solch einen eingebildeten Menschen würde man wohl denken, dass er etwas narzisstisch orientiert ist. Wenn er damit aber auch die Öffentlichkeit treten würde und in den Zeitungen verkünden würde, dass er stolz darauf ist, braune Augen zu haben, dann wäre der Gedanke nicht fern, dass hier eine krankhafte Idiotie vorliegen könnte. Zumindest würde man es als töricht einstufen können.

 

Was würde man über einen Menschen denken, der dann öffentlich behauptet, dass er stolz auf seinen Urgroßvater 250. Grades ist, weil das der Herrscher soundso war, der soundsoviele Menschen ermorden ließ, einen Krieg nach dem anderen anzettelte, mehrere Frauen kaufte und deswegen heute soundso der Große genannt wird. Erste Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit jenes Menschen wären angebracht.

 

Was würde man dann über einen Menschen denken, der nicht nur über seinen eigene Augenfarbe, Körperstatur, Sprache, Region der Welt, in die er hineingeboren wurde und sämtliche Urahnen – unabhängig davon, wie gut oder verbrecherisch sie waren – stolz ist. Das gilt dann als „nationalistisch“, oder wie es besonders „Rechte“ nennen, als „völkisches Denken“; oft eine verklausulierte Formulierung für rassistisches Gedankengut.

 

Und dafür will man stolz sein? Will man als Deutscher wirklich stolz sein, auf alles, was die Urahnen getan haben? Und will man als Deutscher wirklich stolz sein auf alles, was die heutige Generation tut, unabhängig ob in der großen Politik oder auf den nächtlichen Straßen irgendwelcher Problemviertel; einmal abgesehen davon, dass er selbst wenig dazu beigetragen hat Deutscher zu sein und an der Geschichte genau so wenig mitgewirkt hat, wie an vielem, was heute auf deutschen Straßen geschieht?

 

Jetzt mag der eine oder andere Deutsche kommen und fragen, warum denn ausgerechnet der Deutsche als Einziger nicht stolz auf das alles sein darf, und Engländer, Franzosen und sogar Türken in Deutschland stolz sein dürfen? Die Frage scheint berechtigt. Aber folgende Gegenfrage kann hilfreich sein: Wird etwas dadurch richtig, dass alle anderen diese törichte Denkweise ebenfalls praktizieren? Und merkt den niemand, dass jener „Stolz“ ein Spiegelbild der Fremdenfeindlichkeit ist?

 

Zunächst einmal sei die Frage erlaubt, wie den ein christlich-abendländisch denkender Mensch überhaupt stolz auf irgendetwas sein kann, wenn doch Stolz als eine der Todsünden im Christentum gilt? Aber selbst wenn das Christentum nur als heuchlerisch Maske missbraucht wird, um gegen das „Fremde“ zu agieren, stellt sich die Frage an jeden denkenden Geist, wie man auf etwas stolz sein könnte, woran man absolut keinen Anteil hat? Welchen Anteil hat ein heute Geborner daran, dass vor 1000 Jahren irgendwelche Urahnen irgendetwas Gutes oder Schlechtes getan haben? Die heutigen Deutschen sind auch nicht an den Verbrechen der Nazis Schuld! Kann man aber geschichtliche „Schuld“ abwerfen aber geschichtlichen „Ruhm“ für sich vereinnahmen? Und was soll dieses ganze Gerede on Tradition, die gegen das „Fremde“ bewahrt werden müsse?

 

Ist es nicht eher so, dass eine Tradition menschenwürdig und wahrhaftig sein kann oder aber menschenverachtend und falsch mit allen Schattierungen dazwischen? Wenn sie menschfreundlich ist, dann ist sie gut für alle Menschen. Und wenn sie menschenfeindlich ist, dann wird sie nicht dadurch besser, das es Tradition ist. Und ist nicht genau jene Lehre die Lehre Jesu, für die er verachtet und vertrieben wurde?

 

Jesus speiste mit den Sündern und den Zöllnern. Zöllner galten zur jener Zeit als Verräter am eigenen Volk, wenn sie nicht gar Fremde waren. Sie waren Geschäftspartner der verhassten Römer und manchmal waren sie sogar Römer, eben Fremde in Jerusalem. Und Jesus nahm solch einen Menschen, einen Fremden, mit auf und er sollt nicht der einzige bleiben! Jesus selbst war jüdischer Herkunft. Seine Mutter Maria stammt von Isaak ab. Aber es waren nur wenige Juden, die ihm und seiner Lehre folgten. Die Meisten der damaligen Juden wollten ihre Tradition bewahren – unabhängig davon, wie falsch oder richtig sie praktiziert wurde. Jesu Lehre war es, die Tradition zu überwinden und der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen. Und viele Nichtjuden, also „Fremde“ nahmen seine Lehre an.

 

Auch Muhammad erging es 6 Jahrhunderte später nicht anders! Im Zentrum der arabischen Welt, selber ein Araber, verkündete er, dass es keinen Unterschied gibt zwischen einem Araber und einem Nichtaraber; einen „Fremden“. Dafür wurde er gehasst und vertrieben. Die einheimischen Araber wollten nicht den fremden Perser als Schreiber und den fremden schwarzen Abessinier als Gebetsrufer und gleichwertigen Menschen akzeptieren, der eben kein „Fremder“ ist. Sie wollten ihre Tradition bewahren, völlig unabhängig davon, ob sie menschlich oder unmenschlich war. Und zu allem Übel waren sie auch noch stolz darauf du verjagten daher den Propheten des Islam. Denn er hatte verkündet, dass stolz eine Krankheit und Dankbarkeit in Demut die Heilung ist.

 

Zurück ins heutige Deutschland. Wo bleiben die Elementen der christlich-abendländischen Kultur, die wirklich hilfreich sein könnten? Dankbarkeit und Demut sind leider zu Fremdworten im materialistischen Kapitalismus verkommen. Aber nicht der materialistische Kapitalismus sondern Dankbarkeit und Demut sind die Kultur Jesu, der im übrigen nicht aus dem Abendland stammt! Will man ihn deshalb hier vertreiben?

 

Wie wäre es, wenn wir heute in Deutschland gemeinsam dankbar dafür wären, in einem Land zu leben, von dem derzeit direkt kein Krieg ausgeht und aufbauend darauf demütig alle Tendenzen verhindern, die von Seiten der Politik dagegen wirken? Wie wäre es, wenn wir heute in Deutschland dankbar wären über die unglaublich ausgebaute Infrastruktur des Landes, die wir allesamt zusammen aufrecht erhalten und ausbauen müssen, damit wir uns diesen so wichtigen Elementen für das menschliche Wohlbefinden widmen und nicht unsere Kräfte an der Seite von Imperialisten der Unmenschlichkeit beugen. Wie wäre es mit Dankbarkeit für das Sozialsystem, das Krankensystem das Rentensystem und viele andere im Vergleich zur restlichen Welt vorbildhafte Systeme, um in Demut diese Systeme zu optimieren und auszubauen, und nicht abzubauen während wir gleichzeitig an der Seite von Besatzungsmächten Gelder indirekt in Kriege stecken?

 

Es gäbe wirklich viel in diesem Land, worüber man dankbar sein könnte; dankbar in dem Sinn, dass man die bestehenden Schwächen erkennt und abbaut; dankbar in dem Sinn, dass man in Demut die eigene Begrenztheit erkennt und sich der unbegrenzten Wahrheit widmet. Den Gott braucht keinen von uns, aber wir können in Dankbarkeit teil haben, an dem

Plan, die Welt zu verbessern, gemeinsam, mit friedlichen Mitteln, mit Geist und in Demut.

 

Und wie wäre es, wenn Deutschland als erstes Land der Erde das Wort „Fremde“ abschafft? Jesus kannte keine Fremden. Muhammad kannte sie auch nicht. Es sind antireligiöse Tendenzen und Ideologien, die den „Fremden“ kennen. Für den demütigen Menschen hingegen ist er selbst fremd in dieser Welt, da er im Paradies seine Heimat sieht. Und gemeinsam mit allen anderen fremden Reisenden in dieser Welt könnte er sich dafür einsetzen, eine menschfreundliche Reise zu gestalten, eine Lebensreise, die menschenwürdig für alle gestaltet wird, für die Hungernden, die Dürstenden, die Kranken, die Schwachen und alle jene, denen man auf dieser Reise unter die Arme greifen kann.

 

Für einen dankbaren demütigen Menschen gibt es keine „fremden“ Menschen, außer denjenigen, die Demut bekämpfen. Und tut das nicht ein „Stolzer“? Das einzig wirklich Fremde, sind teuflische Gedanken im eigenen Herzen eines Menschen. Und die gilt es wirklich zu vertreiben!

 

[Quelle: Muslim-Forum]

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As Salam Aleikum,

 

ich bin nicht stolz auf irgend etwas, allerdings freue ich mich,

wenn ich etwas schaffe, wo Andere gesagt haben, das schaffst du nie.

 

Mir ist es egal ob ich Deutsche bin oder nicht. Wenn ich forschen würde

wie viele Nationalitäten würden sich wohl finden?

 

Bei mir zählen weder Rasse noch Nationalität,

 

wichtig ist der Mensch.

 

Wir können stolz sein, dass wir Weltenbürger sind

und gutes tun.

 

 

Salam

Anna

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