GdM-Artikel: Über die Kostenlosmentalität bei vielen Schiiten

[Gem. der Mitte]

 

Es gibt leider unter vielen schiitischen Geschwistern eine Mentalität, dass sie gerne alles umsonst haben möchten. Sie sind gewöhnt, auf Veranstaltungen mit bestem Essen, Geschenken und anderem verwöhnt zu werden. Eine Teilnahmegebühr oder manchmal gar ein kleiner Spendenaufruf wirken bereits wie ein rotes Tuch auf sie.

 

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>>Zu Teil 2<< (Veröffentlicht am 11.03.2016)

 

[Fatima Özoguz]

 

Leider ist das bei vielen wenigstens absolut zutreffend. Sei es nun Veranstaltungen, Bücher etc., an allem wird herumgemäkelt, dass es zu teuer sei.

Allerdings betrifft das mitnichten nur islamische Veranstaltungen. Manche erwarten eine kostenlose Dienstleistung, nur weil der Dienstleister, z.B. Friseurin, Muslim (a) ist.

Bei einem Nichtmuslim käme man überhaupt nicht auf so eine Idee.

 

[ismael_nbg]

 

Leider ist das bei vielen wenigstens absolut zutreffend. Sei es nun Veranstaltungen, Bücher etc., an allem wird herumgemäkelt, dass es zu teuer sei.

Allerdings betrifft das mitnichten nur islamische Veranstaltungen. Manche erwarten eine kostenlose Dienstleistung, nur weil der Dienstleister, z.B. Friseurin, Muslim (a) ist.

Bei einem Nichtmuslim käme man überhaupt nicht auf so eine Idee.

 

Salam alaikum,

 

geehrte Schwester, mitnichten hast du geschrieben. Da gibt es noch ganz andere Bereiche und habe selbst einige Dinge erlebt, das man sich fragt -geht's noch.

Das mit Friseur ist lustig, da ich mich selbst schon dabei erwischt habe, wie ich mir im Kopf Vorteile ausgemalt habe, und das bei einem nichtmuslimischen Friseur.

Estagfirullah.

Ja, das ist ein wichtiges Thema finde ich. Ich denke es gibt einige bis sehr viele" Menschen" die das " ich würde mich freuen alles umsonst zu bekommen Syndrom haben und wenn nicht, dann gibt es ärger und du bist Schuld- Fieber.

In deutscher Kultur gibt's einen Spruch der besagt :" Zahle deine Ware, dann brauchst du nicht Danke sagen".

 

Wasalam, vergebt mir bitte

[AbbasHusain]

Salam aleikum

Interessanter Gedanken Geld verdienen mit Veranstaltungen für Imam Husain? Wie soll man sich in Zukunft vorstellen? Vip Tickets du kannst an vorderer Reihe sitzen und normal Ticket hinter denn VIp sitzen.

Eine Veranstaltung für Imam Husain (as) sollte keine Eintritsgebühren haben.

[mahdi_mohajjer]

Salam aleikom,

da wären wir wieder beim altbekannten Problem- wir leben in einem nichtislamischen Land- alle Veranstaltungen kosten daher Geld und keiner ist da der das Geld zur Verfügung stellen kann. Daher werden entweder Spenden benötigt, und wenn keiner spendet dann eben ein Eintrittsgeld.

 

Keiner nimmt Geld für die Veranstaltung- das wird ausgegeben für Essen, für Strom, für Säuberung von Toilettenräumen und/oder für die Anmietung von Hifi Anlagen, Kameras, Aurüstung und vielleicht Strom und Wasser- zu erwarten dass das Geld einfach so irgendwo her kommt ist naiv (ohne in Frage stellen zu wollen woher das geld kommt- es kommt gewiss von Allah SWT)

 

Aber es muss auch gesagt werden, dass es in der Regel junge Gemeinden sind die keine Rückenstärkung erhalten, die darauf angewiesen sind Preise zu erheben- verständlicherweise.

 

Wsalam,Mahdi

[Jasmina]

As Salamu aleikum,

 

es ist traurig, dass es solche Ausmaße angenommen hat. Die Fixierung auf das Materielle bzw. Essbare auf religiösen Veranstaltungen deutet auf unser derzeitiges geistiges und spirituelles Niveau.

 

Aber ich würde dennoch einen Unterschied machen, ob man für etwas Materielles wie Essen, Zoobesuche usw. bezahlt oder für Angelegenheiten, die die Seele betreffen.

Man kann und darf mit Angelegenheiten, die die Seele betreffen, nicht wirtschaften. Religionen bzw. ihre Begründer haben eben kein Geld oder ähnliches von ihren Anhängern genommen. Der Prophet Muhammad (sas) bspw. überlebte wirtschaftlich mit der Religion des Islam aufgrund des Vermögens seiner Frau Sayyida Khadija (as) und dass er einen Stadtstaat gegründet hat, in der es eine weltliche Wirtschaft gab.

In zahlreichen Versen heißt es: "Ich verlange von euch keinen Lohn." (11:29,51; 26:109, 127, 135, 164, 180; 34:47)

 

Steuerliche Abgaben, wie Zakat, Khums, fallen nicht darunter, weil sie u.a. Armen zugute kommen, die für die Gesellschaft von sich aus nichts erbringen und eben etwas weltliches darstellen. Bei Khums ist es eher so, dass damit u.a. zwar Gelehrte (aus der Linie des Propheten) unterstützt werden, aber auch damit der Reichtum umverteilt wird, wie es im Quranvers heißt. Und außerdem obliegt die Bezahlung der Gelehrten ja dem Staat.

 

Jedenfalls sollte man Wissen, was die Seelen der Menschen weiterbringen würde, nicht durch weltliche Preise bemessen, und somit vielleicht vorenthalten.

 

 

wassalam

[3aliy]

Bismillah

 

Was mit Veranstaltungen die die Seele betreffen in denen jedoch Verpflegungskosten anfallen?

[Fatima Özoguz]

Jedenfalls sollte man Wissen, was die Seelen der Menschen weiterbringen würde, nicht durch weltliche Preise bemessen, und somit vielleicht vorenthalten.

 

 

Mit der Logik müsste man alle Bücher umsonst drucken. Und ein Gelehrter , der irgendwo vorträgt, hat auch Fahrtkosten, die er in einem islamischen Land nicht hätte, weil es dort Gelehrte vor Ort gibt, anders als hier. Man kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass der von Luft und Liebe lebt? Der Wille, diese Gelehrten auch zu unterstützten, ist leider nicht allzu ausgeprägt bei den deutschen Muslimen. Statt dessen ruft man gern nach Spenden oder gar nach der Unterstützung aus islamischen Ländern, die weitaus armer sind als Deutschland.

In einem islamischen Staat ist es völlig anders, da dort das Stiftungswesen sehr verbreitet ist, das vieles finanziert.

 

[Jasmina]

As Salamu aleikum,

 

ich wollte damit nicht sagen, dass ein Gelehrter von Luft und Liebe leben soll oder dass andere materielle Unkosten nicht entstehen. Schließlich gibt es ja diese Kosten. Und auch wenn man einen Buchhandel betreibt, wo ja sehr viele Kosten entstehen, muss dies ja irgendwo bezahlt werden. Auch von denen, die das nachfragen, also die Kunden.

Ist es nicht so, dass aber die Dienste der Gelehrten vom Staat bezahlt werden? Das hat ja einen Grund. Nur sind wir hier in Europa in der "ungünstigen" Lage, dass wir das nicht so einfach in Anspruch nehmen können. Da es aber so ist, dass wir vermehrt in Gefahr der "geistigen Armut" sind, haben wir es sehr nötig, gefördert zu werden. Ich verstehe daher nicht, warum es so schlecht angesehen wird, wenn man von islamischen Ländern subventioniert wird. Der Islam ist eine globale Religion und die Großgelehrten haben eine Verantwortung gegenüber allen Muslimen. Und die islamischen Länder sind zwar ärmer als Deutschland, aber sie sind nicht ärmer als die Moscheegemeinden hier. Der deutsche Staat unterstützt uns ja finanziell nicht, sodass dieses Argument greifen könnte.

Ich sehe es einfach aus der Sicht des Einzelnen. Wenn wir religiöse Dienste nur jenen anbieten, die zahlungsfähig sind, dann vernachlässigen wir in gewisser Weise die zahlungsunfähigen Personen. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Bücher umsonst angeboten werden sollen, oder dass die materielle Verpflegung absolut kostenlos wird. Aber wenn wir anfangen, alles mit Preisen zu anzubieten, wird die "Kundschaft" auch vielleicht irgendwann mal ausbleiben.

Nochmal: Ich bin nicht dagegen, dass wir Gebühren erheben für Kosten, die unweigerlich aufkommen. Dass die auf alle Beteiligten oder auf den Großteil abgewälzt werden, ist ja ok.

Das Bedürfnis in der Aufklärung der Menschen über die Religion, muss aber gestillt werden, und das unabhängig vom Portemonnaie. Und es muss auch den Menschen wert sein, für etwas zu bezahlen, was sie weiter bringt. Das sollte man auch vermitteln. Der Islam bspw. erhält das Geld bzw. die Spenden der Menschen deswegen, weil er ihnen was dafür versprochen hat, das Wohlgefallen Gottes, das Paradies, die Reinigung der Seele. Er erklärt also in angemessener Weise, wozu das alles, also Tranzparenz in gewisser Weise. Er erklärt ihnen aber auch, wohin ihr Geiz sie führt, und das macht er so, dass die Menschen es verabscheuungswürdig finden. Eine recht effektive Methode, wie ich finde, weil es sie einerseits dazu bewegt, es aus Liebe zur Belohnung zu machen, und aus Abscheu, schlecht zu sein. Diese Kombination ist gut. Dass er das aus Freiheit und Liebe zu Gott macht, so weit sind wir noch nicht, leider. Denn ansonsten müssten wir so eine Diskussion nicht führen.

 

wassalam

[Fatima Özoguz]

 

Nein, die Gelehrten werden nicht vom Staat bezahlt im islamischen System. Das ist in der Türkei so, die sich so ihre Hofmullahs züchtet. Im Iran ist die Gelehrsamkeit stets vom Staat unabhängig gewesen und ist es noch heute. Dort sind es wie gesagt die Stiftungen, die vieles finanzieren, und nicht nur die Gelehrten, auch viele soziale Projekte. Die allerwichtigste ist meines Wissens die Stiftung "Astan -e quds al radhawi", aber das können die Iraner besser beantworten.

 

Und hier wird man, wenn auch in geringem Maße, schon vom Staat unterstützt. Nicht als Muslim, aber als Bürger. Auch wenn ich gegen die ganzen Hartz IV-Sanktionen bin, aber es kann durchaus als eine Art Grundeinkommen betrachtet werden.