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Beziehungen aus islamischer Sicht


Yare Rahbar

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#bismillah#

Salam,

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Aller Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein Frieden und Segen seien mit unserem Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), seinen reinen Nachkommen (Friede sei mit ihnen) und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

 

In den vergangenen Ansprachen wurde erwähnt, dass Nächstenliebe für alle notwendig ist. Es wurden auch andere Punkte besprochen, die mit zwischenmenschlichen Beziehungen aus islamischer Sicht zu tun hatten. Es wurde gesagt, dass das Ausmaß der Verantwortung jeder Person hierbei in direkter Verbindung mit seinen Kenntnissen über Gut und Schlecht steht. Laut der islamischen Denkschule hat man also mehr Verantwortung, je mehr man weiß. Doch was tun, wenn die Rechtleitung in der Öffentlichkeit oder auch nur bei gewissen Personen nicht hilft, und sie weiter Korruption verbreiten, oder ihre Pflichten vernachlässigen? Mit anderen Worten: Kann ein Muslim anderen gegen ihren Willen dazu zwingen, ihre Pflichten zu tun und die Sünde zu unterlassen? Heutzutage spricht die politische Philosophie dabei von „Gewalt."

In einer Gesellschaft müssen Unrecht und Korruption zweifelsohne bekämpft und Anarchie verhindert werden. Doch die wichtige Frage lautet, wer ist hiermit beauftragt?

 

Im Laufe der Geschichte gab es verschiedene Überzeugungen und Theorien, die versucht haben, diese grundlegende Frage zu beantworten. Es wurden dafür schon die verschiedensten Kriterien gewählt, Dinge wie Rasse, Alter oder Kapital in Form von Reichtum oder Grundstücken. Anhand dieser Kriterien wurde dieses Recht jeweils verschiedenen, kleineren Gruppen der Gesellschaft gegeben, und später erklärten Individuen wie Machiavelli die Machtannahme für einen Grund, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen. Auch heute sind liberaldemokratische Ströme und Individuen wie Kant, Montesquieu, Hubbs und andere versucht, eine Antwort auf diese Frage zu geben indem sie die Meinung der Menschen als Grundlage einer Ordnung darstellen.

Im Islam aber bauen die Beziehungen auf Verstand und Wissen. Er benützt in dieser Hinsicht zunächst attraktive Methoden, und sollten diese nicht wirken, sieht er die Gewalt als Mittel dafür, die Menschen zum Guten zurückzubringen und vom Übel zu entfernen. Da Gewalt aber immer und überall zu einem Instrument des Unwissens, der Triebseele etc. werden kann, setzt der Islam dabei stets die Gerechtigkeit voraus, wenn er von Beziehungen spricht. Nur wenn ein Individuum über einen ausreichend geprägten Verstand und Kenntnis über das wahrhaftig Gute und Gerechtigkeit verfügt, darf es, bzw. ist gar dazu verpflichtet, andere dazu zu bringen, das Verdorbene zu meiden. Sollte jemand diese Voraussetzungen nicht erfüllen, so sollten sich alle bemühen, ihn aufzuhalten und nicht zuzulassen, dass sich eine ungerechte oder unwissende Person in das Leben anderer einmischt.

 

Die öffentliche Sphäre der Beziehungen ist ein wichtiges Gebiet, und die Rechtleitung ist darin nur mit ausreichender Kenntnis und Gerechtigkeit erlaubt.

Der Islam lässt niemals zu, dass die Öffentlichkeit sich ohne weiteres gegenseitig in ihre Angelegenheiten einmischt. Er verbietet dies unabhängig davon, über wie viel Macht eine Person verfügt. Wenn der Islam vom Geheiß des Guten und dem Untersagen des Unbilligen spricht und die Menschen dazu verpflichtet, erlaubt er niemals, dass die Menschen gegenseitig in ihr Leben oder ihren Besitz eingreifen oder sich gegenseitig einschränken. Vor allem wenn gewisse Individuen über Macht verfügen, besteht die Gefahr umso mehr, dass sie sich in die Angelegenheiten anderer einmischen. Sollten sich Staaten und ihre Menschen in der Öffentlichkeit so verhalten, dass sie Verderben verbreiten und das Gute in Vergessenheit geraten lassen, dürfen nur solche eingreifen, die eine weitere Eigenschaft namens Gerechtigkeit besitzen. Wenn macht also bedeuten soll, dass man seine Ziele erreicht, seine Interessen verfolgt und andere gegen ihren Willen davon abhält, etwas zu tun, was sie tun wollen, so ist die einzige, im Islam zulässige Macht im Besitz der Weisen und Gerechten. Sie verfügen über Wissen, Verstand, Gottesfurcht und Gerechtigkeit und können andere dazu einladen, Gutes zu tun oder vom Schlechten abhalten, doch dies ist keineswegs eine öffentliche Pflicht. Selbst wenn die Menschen über ein gewisses Ausmaß an Kenntnis verfügen, haben sie nicht das Recht gegen den Willen anderer in das Leben, Besitztum oder Verhalten anderer einzugreifen. Die Menschen sind also dann befugt, „sanfte Macht" auszuüben, wenn es nicht bedeutet, dass sie in das Leben und in das Besitztum anderer eingreifen. Sie können also höchstens Versuchen, andere davon zu überzeugen, dass sie schlechtes Verhalten unterlassen. Selbst wenn gesagt wird, dass der amerikanische Politologe Joseph Nye zum ersten Mal diesen Begriff eingeführt hat, hat der Islam bereits vor 1400 Jahren eine sehr wichtige, Strategie und Politik auf „Soft Power" basiert. Und wenn die Rede beim Geheiß des Guten und der Untersagung des Unbilligen von irgendeiner Macht ist, dann ist damit eben diese „Soft Power" gemeint.

 

Soft Power bedeutet, auf andere zu wirken, indem man sie anzieht und nicht indem man Gewalt ausübt. Soft Power beinhaltet also Argumente, korrekte Logik, die Fähigkeit, durch die Ausdrucksweise eine Wirkung zu hinterlassen. „Hard Power" hingegen hat mit Gewalt und dessen Androhung zu tun, und dies erlaubt der Islam nur einer gerechten und weisen Person und sonst niemandem.

Er verbietet Menschen die nicht über ausreichende Kenntnis verfügen, Gewalt anzuwenden und schreibt allen vor, solche Eingriffe von Seiten unwissender Machtbesitzer oder auch bewanderter aber ungerechter Personen zu verhindern, was wir heutzutage weltweit in hohem Ausmaß beobachten. Wir sind dazu verpflichtet, jede bewusste menschliche Bewegung zu unterstützen, die nach Gerechtigkeit und Aufklärung strebt. Jeder Widerstreit gegen solche, islamische Bewegungen ist ein Widerstreit gegen das Gute, gegen die Vernunft und die menschliche Freiheit.

Wir beten zu Gott, dem Erhabenen, dass er uns Tag für Tag mehr Erfolg darin beschert, dem Islam und den Muslimen dienlich sein zu können.

http://izhamburg.de/freitagsgebet/Beziehungen-aus-islamsicherer-Sicht-Teil-8

w salam

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