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Splittungen der Christlichen Richtungen im ostblock


Zahra

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Hallo zusammen

 

vielleicht könnt ihr mir einen Unterschied erklären:

 

was ist der Unterscheid zur Serbisch-Ortodxen Kirche in Glaubensgrundsätzen

zu

a) russisch Orthodox

B) griechisch Orthodox

 

c) RK

 

Danke!

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Liebe Zahra,

theologisch gesehen unterscheiden sich die, von dir genannten, ortodoxen Kirchen meines Wissens überhaupt nicht. Selbst ihr Ritus ist im Grunde genommen identisch. Lediglich in der Liturgiesprache gibt es hier Unterschiede. Außerdem hat jede dieser Kirchen einen eigenen Patriarchen, der für seine jeweilige Kirche eine ähnliche Rolle einnimmt, wie der Papst in der römischen Kirche.

Zwischen der orthodoxen Tradition und der römischen Lehre gibt es schon Unterschiede. Diese sind allerdings im großen und ganzen sehr geringfügig. Die wichtigsten Glaubensgrundsätze wurden noch vor der morgenländischen Kirchenspaltung gemeinsam verfasst. Die entscheidenden Differenzen wurden in den letzten Jahrzehnten durch Theologen weitestgehend aus dem Weg geräumt. Heute steht vor allem die Rolle des Papstes bzw. die der Patriarchen als Hindernis der Einheit im Wege. Eine wichtige Rolle spielt aber die Jahrhunderte währende Feindseligkeit, mit der die beiden Blöcke sich noch heute in der Erinnerung herumschlagen.

 

Dass die Einheit im Grunde genommen schon heute machbar wäre, zeigt die Tatsache, dass es einen orthodoxen Zweig innerhalb der römischen Tradition gibt, die sogenannte "unierte Kirche". Deren Praxis,Theologie und Liturgie sind zwar identisch mit den von dir genannten Kirchen. Sie anerkennen aber den Papst als Oberhaupt an. Zentral ist daher die Frage, ob der Nachfolger von Petrus eine herausragende Rolle in der Kirche spielen soll, oder eben nur eine gleichberechtigte. Die orthodoxe Kirche würde ihm zwar eine Art Ehrenprimat zugestehen, aber keinen Entscheidungsprimat. Die römische Kirche hingegen sieht in der Papstfunktion einen klaren Auftrag von Jesus selbst. Daher ist sie eben auch der Meinung, dass sie diesen Anspruch nicht um der Einheit willen aufgeben darf.

 

Es gibt übrigens noch ein paar orthodoxe Zweige, die sich etwas deutlicher von den genannten abgrenzen. Man nennt sie Monophysiten. Dazu gehören meines Wissens die armenische Kirche und die nordafrikanischen Kopten. Was das allerdings bedeutet kann ich dir jetzt nicht aus dem Stegreif erklären. Googel doch einfach mal unter "Monophysiten" nach. Wikipedia hat da bestimmt was.

LG

Simeon

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theologisch gesehen unterscheiden sich die, von dir genannten, ortodoxen Kirchen meines Wissens überhaupt nicht.

 

Zwischen der orthodoxen Tradition und der römischen Lehre gibt es schon Unterschiede.

 

Heute steht vor allem die Rolle des Papstes [...] als Hindernis der Einheit im Wege.

Guten Morgen Simeon,

 

diese drei Sätze stimmen, was die orthodoxen Kirchen betrifft. Der Rest leider nicht. Ob die Diskussion darüber den christlich-islamischen Dialog hier weiter bringt, bezweifel ich zwar, ein paar Punkte kann ich als Orthodoxer aber so nicht einfach stehen lassen:

 

 

Die entscheidenden Differenzen wurden in den letzten Jahrzehnten durch Theologen weitestgehend aus dem Weg geräumt.

Die römische Kirche versucht momentan mit aller Gewalt eine oberflächliche Einheit aller Religionen zu erreichen, allein dadurch, dass der Papst den einen Tag eine orthodoxe Liturgie besucht, den anderen Tag in einer Moschee betet und am dritten Tag den Dalai Lama im Vatikan empfängt.

 

Ein Muslim stelle sich einmal vor, dass z.B. der König von Marokko dem Heiligen Qur'an noch 30 Suren hinzufügt, in denen er selbst als Prophet geehrt werden möchte. Denkst du die anderen islamischen Länder würden das akzeptieren? Oder sich auf den Kompromiss einigen, dass 15 der neuen Suren über den marokkanischen König wieder entfernt werden, aber 15 für alle Muslime verbindlich bleiben?

 

Nach der Trennung von den orthodoxen Kirchen vor etwa 1000 Jahren haben die römische Päpste eigenmächtig unzählige neue Dogmen dem ursprünglich gemeinsamen christlichen Glauben hinzugefügt (die orthodoxe Kirche übrigens nichts). Nenne mir doch bitte nur ein einziges dieser Dogmen, das die römische Kirche "in den letzten Jahrzehnten" wieder zurückgenommen haben soll.

 

 

die Tatsache, dass es einen orthodoxen Zweig innerhalb der römischen Tradition gibt, die sogenannte "unierte Kirche". Deren Praxis,Theologie und Liturgie sind zwar identisch mit den von dir genannten Kirchen. Sie anerkennen aber den Papst als Oberhaupt an.

Das ist absolut falsch. Orthodox (wörtlich "rechtgläubig") kann man nur in vollkommener Einheit mit allen anderen orthodoxen Kirchen sein. Diese mit Rom "unierten" Ostkirchen haben aber die komplette römische Theologie annehmen müssen (sonst wäre die katholische Kirche ja auch in sich gespalten). Sie dürfen zwar weiterhin die byzantinische Liturgie feiern und Priester dürfen auch heiraten, trotzdem sind das alles Katholiken und keine Orthodoxen (andersherum gibt es übrigens auch Orthodoxe in Frankreich und Amerika, die den lateinischen Ritus feiern. Der Ritus ist nicht kanonisch festgelegt, jedoch gilt die byzantinische "Göttliche Liturgie" als vollendet).

 

Eine solche "Union" wollte Rom übrigens auch 1439 der byzantinischen Kirche auferlegen als Bedingung, dass sie von den Katholiken militärische Unterstützung gegen die anrückenden Osmanen bekämen. Die Orthodoxen haben aber lieber auf die Truppen verzichtet als auf ihren orthodoxen Glauben. Daher kommt der Spruch: "Lieber unter dem Turban des Sultans stehen als unter der Mitra des Papstes", denn die Muslime hatten ja schon die orthodoxen Patriachate von Alexandria, Antiochien und Jerusalem erobert, den Orthodoxen aber dort weitgehend Glaubensfreiheit gelassen.

 

Die päpstlichen Kreuzritter dagegen, die eigentlich aufgebrochen waren, um in Jerusalem gegen Muslime zu kämpfen, hatten es sich 1204 anders überlegt und das näher gelegene Byzanz (heute Istanbul), die Hauptstadt der orthodoxen Christen, angegriffen und ein bis dahin noch nie dagewesenes Massaker von Christen an Christen veranstaltet. Alle orthodoxen Bischöfe wurden vertrieben und durch papsttreue Lateiner ersetzt. Die wurden von den Orthodoxen zwar später wieder erfolgreich vertrieben, bis heute haben sich die Päpste aber noch nicht richtig für die in ihrem Namen begangenen Grausamkeiten entschuldigt.

 

Wieso sollten die Orthodoxen Kirchen, die ihren Glauben in 400-jähriger muslimische Besatzung und 70 Jahren Unterdrückung durch den Kommunismus hindurch unverfälscht bewahrt haben, jetzt ohne Not den römischen Papismus einführen? Nur weil Ökumenismus momentan in den Medien gut ankommt? Statt den Anschluss anderer Kirchen zu fordern sollten sich die meisten Katholiken erst einmal selbst besser über ihre "Schwesterkirchen" und deren Glauben informieren. Vielleicht kommen die dann selbst irgendwann auf die Idee, ihr Papsttum abzuschaffen, anstatt es anderen aufdrücken zu wollen.

 

 

Außerdem hat jede dieser Kirchen einen eigenen Patriarchen, der für seine jeweilige Kirche eine ähnliche Rolle einnimmt, wie der Papst in der römischen Kirche.

Den einzelnen autonomen orthodoxen Kirchen stehen zwar gewählte Bischöfe als Erzbischöfe, Metropoliten und Patriarchen vor, sie sind aber in erster Linie Bischöfe wie alle anderen auch. Sie können vor allem auch nicht den anderen Bischöfen in ihren Diözesen reinreden, sondern übernehmen Aufgaben, die über die einzelnen Bistümer hinausgehen. Ein gesamtorthodoxes Oberhaupt gibt es nicht. Fragen, die alle orthodoxe Kirchen beteffen, können nur auf einem gemeinsamen Konzil (griechich Synod) entschieden werden.

 

Mehr darüber steht z.B. in dem wirklich hervorragenden Aufsatz

 

"Primat und Katholizität in der orthodoxen Tradition"

von Bischof Hilarion von Wien und Österreich.

 

(Er führt momentan auch für die russisch-orthodoxe Kirche den ökumenischen Dialog mit Rom.)

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Hallo Zahra!

 

was ist der Unterscheid zur Serbisch-Ortodxen Kirche in Glaubensgrundsätzen

zu

a) russisch Orthodox

B) griechisch Orthodox

 

Der Hl. Irenäus von Lyon (135 - 202) schrieb schon 400 Jahre vor Mohammeds Geburt:

Obwohl die Kirche über die ganze Welt verstreut ist, bis zu den Enden der Erde, hat sie den Glauben an den einen Gott den Allmächtigen Vater empfangen, ... und an den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, ... und an den Heiligen Geist, ... Indem sie eine solche Predigt und solch einen Glauben empfangen hat, bewahrt die Kirche, obgleich sie, wie wir gesagt haben, über die ganze Welt verstreut ist, sorgfältig den Glauben, als wohne sie in einem einzigen Haus. Sie glaubt dieses (überall) in derselben Weise, als hätte sie eine einzige Seele und ein einziges Herz, und sie predigt dies, als hätte sie einen einzigen Mund. Obwohl es viele Dialekte in der Welt gibt, ist die Kraft der Überlieferung dieselbe. Keiner der die Kirche Leitenden wird dem widersprechen, noch wird irgendeiner, ganz gleich ob mächtig des Wortes oder darin ungeschickt, die Überlieferung abschwächen.

 

Damals gab es noch gar offiziellen Kirchenstrukturen, da die Kirche im römischen Reich verfolgt wurde, und jeder Bischof leitete die Gemeinde einer Stadt unabhängig, aber alle im selben überlieferten Glauben. Als das Christentum 200 Jahre später vom Kaiser nicht mehr verfolgt wurde und später sogar Staatsreligion wurde, wurden auch mehrere Städte zu Erzbistümern und Metropolien zusammengefasst, die jedoch selbstständig nebeneinander blieben. Daneben bekamen die Bischöfe der fünf bedeutensten Metropolien den Ehrentitel "Patriarchen":

Das Patriarchat von Rom und dem Westen

Das Patriarchat von Alexandria und ganz Afrika

Das Patriarchat von Antiochien und dem Osten (Sitz heute in Damaskus)

Das Patriarchat von Jerusalem

Als der römische Kaiser Konstantin seinen Amtssitz nach Byzanz (nach ihm auch Konstantinopel genannt, heute Istanbul) verlegte, wurde

Das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel dem des alten Rom gleichgestellt (ökumenisch heißt "die ganze Erde betreffend", das ist aber nur ein Ehrentitel, er hatte außerhalb seines Patriarchats nichts zu sagen, wie alle anderen Patriarchen auch).

 

Die römische Kirche spaltete sich vor etwa 1000 Jahren von den anderen orthodoxen Patriarchaten ab, dazu kamen durch Mission dafür u.a.:

Das Patriarchat von Moskau und ganz Russland

Das Patriarchat von Georgien

Das Patriarchat von Bulgarien

Das Patriarchat von Serbien

Das Patriarchat von Rumänien usw.

 

Heute gibt es 19 selbstständige orthodoxe Kirchen weltweit, die für ein Land (z.B. die orth. Kirche von Japan) oder mehrere, oder gar einen ganzen Kontinent (wie die orthodoxe Kirche von Amerika) zuständig sind. Die kleinste autonome orthodoxe Kirche des Sinai hat nur 1000 Mitglieder, die russisch-orthodoxe dagegen weit über 100.000.000.

 

Alle diese Kirche haben wie oben beschrieben seit fast 2000 Jahren den gleichen Glauben bewahrt (oder neu gefunden), sind aber unabhängig, d.h. keine kann über eine andere bestimmen.

 

Es gibt noch keine eigenständige deutsch-orthodoxe Kirche Kirche. Die hier ansässigen Bischöfe und Priester gehören nominell den russisch-, griechisch-, serbisch-, bulgarisch-, usw.-orthodoxen Kirchen an, auch wenn darunter viele Deutsche sind. Gottesdienste werden je nach Bedarf in deutscher oder der entsprechenden Landessprache gehalten oder auch mehrsprachig.

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