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Gemeinsame Ziele (LANGER TEXT)


Airam

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Hallo zusammen!

Ich wende mich hier an euch, weil ich mittlerweile schon ziemlich frustriert und verzweifelt bin.

Ich bin gebürtige Deutsche und bin vor sieben Jahren eine Beziehung mit einem Moslem eingegangen. Ich selbst wurde zwar traditionell römisch katholisch erzogen, die Religion selbst spielte aber in meiner Familie nie eine Rolle. 
Mein Partner ist Moslem, hat dies aber zu Beginn der Beziehung nie klar ausgesprochen und hat sich auch damals nicht  wirklich so verhalten als sei er gläubig (Alkohol konsumiert, Sex gehabt).

Nun waren wir damals schon zweieinhalb Jahre ein Paar und Religion spielte bei uns nie eine Rolle. Er betete nie und fastete nie. 
Damals war ich in einer sehr emotional angespannten Lage, da mein Vater verstorben ist und meine Mutter auch todkrank war. Natürlich sehnte ich mich nach Sicherheit und Halt und so wurde das Thema Ehe und Familienplanung immer präsenter in unserer Beziehung. Da mein Partner schon im Vornherein andeutete, dass er mich heiraten möchte und Kinder haben will, war ich dementsprechend erstmal entsetzt, als er von heute auf Morgen von mir forderte, dass ich zum Islam konvertieren muss, damit er mich heiratet. Natürlich war das in meiner damaligen Situation ein schwerer Schlag, da ich zuvor nie mit solchen Anforderungen zu tun hatte. Ich versprach ihm, dass ich mich näher mit dem Islam auseinandersetzen werde und wenn ich es für gut empfinde auch konvertieren würde.

Ich bat ihn mir beizubringen, wie man betet. Diesem Wunsch ging er nur zögerlich nach, da er selbst ja nur in seiner Heimat gebetet hat, in Deutschland nie. Insgesamt haben wir in diesen sieben Jahren dreimal gebetet und das nur auf mein Nachfragen.

Die Jahren verstrichen und ich besorgte mir einen heiligen Koran und fing an ihn zu lesen. Immer wenn ich etwas nicht verstand oder Fragen hatte, wendete ich mich an meinen Partner, der mich grundsätzlich dann ablehnte und sagte, er wisse es selbst nicht. Je mehr ich mich mit der Religion auseinandersetzte, umso weniger hielt mein Partner sich an die religiösen Regeln. Obwohl ich ihn darauf aufmerksam machte, zeigte er sich gleichgültig. Irgendwann kam ich für mich persönlich zu dem Entschluss, dass für mich diese Religion nicht zu 100% das ist, was ich glaube. Ich glaube schon, aber ich würde mich eher den Agnostikern zuordnen als dem Islam. 
Letztes Jahr fing er urplötzlich an, Schweinefleisch zu konsumieren und als ich ihn darauf ansprach (ich koche schweinefleisch frei und habe selbst während unserer Beziehung nie Schweinefleisch konsumiert), sagte er, er will das einfach mal probieren wie das schmeckt. Er hat danach noch öfters Schwein konsumiert. 
Eines Tages kam das Thema heiraten wieder ins Gespräch (wir waren zu dem Zeitpunkt bereits 4 Jahre verlobt obwohl ich nicht einmal konvertiert bin) und er forderte erneut, dass ich konvertieren muss zum Islam. 
 

Nun stellte ich meine Denkweise klar, dass insbesondere nach dem Tod meiner Mutter mir Dinge widerfahren sind, die mich davon überzeugten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, jedoch nicht in der Art und Weise wie es der Koran schildert. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass es etwas „Übermächtiges“ gibt, ähnlich wie Allah, aber dass ich persönlich Teile des Islams als „zu menschengemacht“ empfinde und ich der Meinung bin, wir Menschen sind noch nicht so weit, die Gottesfrage eindeutig beantworten zu können. Liebe Muslime hier in der Community! Bitte! Das ist meine ganz persönliche eigene Auffassung über Religion. Ich verurteile keinen Moslem für seinen Glauben und will auch niemanden seinem Glauben schlecht reden. Ich möchte nur klarstellen wie meine persönliche Denkweise ist. 
 

Mein Partner sah die Art wie ich über Alllah/Gott denke, als Beleidigung an. Ich habe ihm klar gemacht, dass es ja in Ordnung sei, dass er an Allah glaubt, es ist ja schließlich sein Glaube. Aber dass ich grundsätzlich nicht mit allem (zwar vielen, aber nicht allem) Inhalt des Korans zustimme.

Mein Partner sagte dann ich sei eine Ungläubige und er wünschte er hätte mich nie kennengelernt, gestand mir im gleichen Atemzug aber auch wieder seine Liebe und war selbst den Tränen nahe. Ich selbst war total vor den Kopf gestoßen. Er sagt er findet seine Religion hat die höchste Priorität, hält sich aber absolut an keine einzige religiöse Regel. Ich verstehe nicht wirklich, warum es okay sei, Alkohol zu trinken, mit mir Geschlechtsverkehr zu haben, mit mir seit 5 Jahren in einem Haushalt zu leben, Schweinefleisch zu konsumieren und nie zu beten, nie zu fasten, nie islamische Feste zu feiern (ich könnte die Liste endlos fortführen), aber es würde einen Unterschied machen, wenn er die Frau heiratet die er liebt. Ich spreche von einer standesamtlichen Hochzeit! 
Irgendwie ergibt das ganze nicht wirklich Sinn. 
Die Diskussion ist nun über ein halbes Jahr her, damals sagte er noch, er bereue es, diese Sünden (Sex, Alkohol, Schweinefleischkonsum) begangen zu haben. Komischerweise ist er noch immer mit mir in der Beziehung, trinkt nach wie vor ein Feierabendbier und hat nach wie vor Sex mit mir. Eigentlich alles beim Alten.

Ich leide sehr unter diesem Umstand, habe ich doch Jahre lang dafür gekämpft eine gute „Frau“ für ihn zu sein, habe ich mich um seine Aufenthaltserlaubnis gekümmert, damit er einen Job bekommt, ich hab ihm eine Zuhause ermöglicht, ihm geholfen an allen Ecken und Enden und obwohl er mich liebt, bin ich es nicht wert geheiratet zu werden.

Ich hatte die letzten Jahre den Heiligen Koran öfters in der Hand als er, hab mich intensiv damit befasst und bin zu dem Entschluss gekommen, dass im Islam die guten Taten und ein guter Charakter mehr wert seien als leere Worte. An diese Regel halte ich eisern fest und bin davon überzeugt! Er hingegen macht den Eindruck, als seien leere Worte mehr Wert als Taten.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich will meinen Partner hier nicht einfach ins schlechte Licht rücken! Er ist ein unglaublich liebevoller Partner und wir harmonieren optimal miteinander (trotz seiner begangenen Sünden)
Ich kann nicht verstehen, wenn es Allah wirklich gibt, warum er uns zusammengeführt hat und so aneinander geschweißt hat. Es muss doch irgendwo einen Grund haben, warum er uns „lieben“ lässt?

Vielleicht hat hier jemand einen Ratschlag was ich noch tun könnte oder wie aus islamischer Sicht diesbezüglich der Stand der Dinge ist. Ich wohne mitten auf dem Land und die nächste Moschee ist 200 Kilometer entfernt.

Ich bedanke mich für alle die diesen Text bis zum Ende gelesen haben und die mir konstruktive Antworten schreiben.

Liebe Grüße 


 

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  • 2 Wochen später...

Salam 

Dein Partner verhält sich leider wirklich nicht sehr muslimisch und wird sich irgendwann vor Allah swt dafür verantworten müssen. Er benutzt deine Konvertierung nur als ausrede um dich nicht heiraten. Es ist dir bestimmt bewusst das eurer gemeinsames Leben so nicht richtig ist und im Islam nicht akzeptiert wird. Dazu kommt das Er dich sehr wohl auch als katholisch getaufte Christin heiraten dürfte wenn Er das wirklich will. Ich selbst komme aus einer katholischen Familie und bin seit über 20 Jahren mit einem Schiiten verheiratet. Mein Mann hat eine Konvertierung nie verlangt oder von mir erwartet.  Ich bin aus freien Stücken zum Islam konvertiert. 

 

ws Makina 

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